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Ausgabe:

1935

Spalte:

379-380

Autor/Hrsg.:

Nolte, Ernst

Titel/Untertitel:

Quellen und Studien zur Geschichte des Nonnenklosters Lüne bei Lüneburg 1935

Rezensent:

Meyer, Philipp

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37!»

Theologische Literaturzeitung 1935 Nr. 21.

380

lieh den Text seiner eigenen Ausgabe mit Kapitel- und
Paragraphenangabe, er nimmt aber bei strittigen Stellen
auch auf die Handschrift (cod. Agob.), auf frühere Ausgaben
und auf Verbesserungsvorschläge in den Studien
verschiedener Forscher Bezug. In einem Anhang bringt
er Verbesserungen und Ergänzungen zum Text und kritischen
Unterbau, zur Übersetzung und Erläuterung in :
seiner Ausgabe.

S. 259 verweist jetzt W. zu de an. 29, 2 (S. 108) auf Cypr. ep. [
69, 5 (754, 10—14) als einen „analog gebauten Satz". Das trifft aber
nicht zu, denn Tertullian sagt einer aufgestellten Behauptung gegenüber '
dem Sinne nach : sie ist irrig, vielmehr müßte sich die Sache entweder
so oder so verhalten. Cyprian aber will die Unmöglichkeit einer An- j
nähme dadurch erweisen, daß er sie nur in dem Falle als möglich be-
zeichnet, wenn etwas anderes, offenkundig Unmögliches, möglich wäre,
vgl. ep. 69, 2 (751, 15-17), 69, 15 (764, 22), de un. 6 (214, 24).
München. Hugo Koch.

Nolte, Dr. Ernst: Quellen und Studien zur Geschichte des ;
Nonnenklosters Lüne bei Lüneburg. 1. Tl.: Die Quellen. Die j
Geschichte Lünes v. d. Anfängen bis z. Klostererneuerung i. Jahre
1481. Oöttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1932. (8*, 136 S. u. 5 j
Abb.) gr. 8°. = Stud. z. Kirchengesch. Niedersachsens i. Verbindg.
m. D. Wagenmann u. D. Cohrs hrsg. von D. Dörries, 6. RM 5—,

Von den im ehemaligen Fürstentum Lüneburg noch
heute bestehenden lutherischen Frauenklöstern (Ebstorf,
Lüne, Medingen, Isenhagen, Wienhausen, Walsrode) hat
bisher keines eine den heutigen wissenschaftlichen Forderungen
entsprechende Darstellung seiner Geschichte gefunden
. Nur einzelne Abschnitte, wie etwa Gründung,
ausgehendes Mittelalter, Einführung der Reformation
und besonders die klösterlichen Kunstschätze sind neuerdings
behandelt worden. Da das von Hodenberg auch
für Lüneburg geplante Urkundenbuch nur für Isenhagen
und Walsrode zur Ausführung gekommen ist, liegt für
die Mehrzahl von ihnen nicht einmal ein Urkundenwerk
vor. Diese stiefmütterliche Behandlung ist nicht nur im
Interesse der Erforschung des mittelalterlichen Klosterwesens
Niedersacbsens zu bedauern. Auch die Siedlungsund
Wirtschaftsgeschichte zahlreicher Orte, in denen die
Klöster begütert waren, würde durch die volle Erschliessung
der Klosterquellen mannigfach bereichert werden.
Schließlich sollte auch die nachreformatorische Klostergeschichte
stärkere Beachtung finden. Hat auch v. Lenthe
(1863) mancherlei wertvolles Material dafür gesammelt,
so bedarf doch das innere Leben dieser lutherischen
Klöster, in denen Luthertum und altklösterliche Tradition
eine eigenartige Synthese bildeten, noch einer verständnisvollen
geschichtlichen Behandlung, die auch eine
Lücke in der Geschichte des niedersächsischen Luthertums
auszufüllen hat.

Nach dem Gesagten wird man es mit Freude begrüßen
, daß ein junger, in Lüneburg beheimateter Historiker
die Geschichte des vor den Toren Lüneburgs gelegenen
Klosters Lüne zum Gegenstand seiner Forschungen
macht, deren erstes Ergebnis in einem Heft
der von Hermann Dörries herausgegebenen Studien zur
Kirchengeschichte Niedersachsens vorliegt. Die Arbeit
führt zunächst in die mittelalterlichen Quellen zur Lüner
Geschichte ein. Von 763 Urkunden, die das von E. H.
Volger aufgestellte Urkundenrepertorium aufweist, ist
der größte Teil im Original erhalten, ein kleinerer nur
in den von Nolte nach Entstehung und Zusammensetzung
sorgfältig untersuchten beiden Kopialbüchern.
Zahlreiche weitere Urkunden werden von dem Verfasser
in anderen niedersächsischen Archiven nachgewiesen. Un- I
ter den reichen literarischen Quellen, die außer den Scha- I
perschen Prozeßakten meist aus der Zeit Mechtild Wildes
, der bedeutendsten unter den Lüner Priorissen (1504 (
bis 1535), stammen, nehmen neben einem Statutenbuch,
von dessen ersten Teil allerdings nur das Register er- |
halten ist, einem Registrum bonorum, einem liturgie- I
geschichtlich bedeutsamen Amtsbuch der Sacrista und j
verschiedenen chronikalen Aufzeichnungen besonderes In- I
teresse drei Briefbücher in Anspruch. Unter ihnen befin- |

det sich ein Briefkopiar, das, bis in die achtziger Jahre
des 15. Jahrhunderts zurückgehend, die Abschriften von
über 400 im Kloster eingegangenen Briefe enthält, und
ein Briefregister der von Lüne abgesandten Briefe, das
über 900 Briefe in Abschrift ihres entscheidenden Teils
oder in Regestform für die Jahre 1508—46 bringt. Mit
viel Liebe und Sorgfalt geht Nolte auch den Resten der
mittelalterlichen Klosterbibliothek und den Nachrichten
über sie nach. Sie muß nicht unbedeutend gewesen sein.
Freilich bleibt das Bild nur unvollkommen, da Verzeichnisse
fehlen. Ein Abschnitt über Lüne in der Heimatforschung
schließt den 1. Hauptteil. Im weiteren
bringt das Heft den Anfang der historischen Darstellung,
die Klostergeschichte bis zum Jahre 1481. Für die Darstellung
der Gründungsgeschichte gewinnt der Verfasser
durch eine (im Anhang gebotene) eingehende Untersuchung
und zuverlässige Edition der in zwei Kopiar-
abschriften erhaltenen Gründungsurkunde von 1172 die
feste Grundlage. Trotzdem bleibt hier manches unsicher
, wie z. B. die Herkunft des ersten Kiosterkon-
vents, die Motive zu der Gründung. Für die Erscheinung
des Einsiedlers Rethard, der seit etwa 1140 in Lüne
wohnte, wird man nicht fernerliegende Parallelen zu
suchen brauchen. In der Einsamkeit lebende Inklusen
waren auch bei uns in jener Zeit keine seltene Erscheinung
. Dafür, daß auch sonst ein Einsiedler den Ort
seiner Niederlassung wieder verließ, bietet der auch in
das Nekrologium von St. Michaelis in Lüneburg aufgenommene
Guntherus sölitarius einen Beleg. Aus der
folgenden Darstellung der Klosterentwicklung, deren Zäsuren
zwei Klosterbrände bilden, sei an erster Stelle die
auf mühevoller Kleinarbeit ruhende Zusammenstellung
des Klosterbesitzes erwähnt, für die vor allem der Ortshistoriker
dem Verfasser Dank wissen wird. Mit nicht
endendem Erstaunen über das, was bei einem geistlichen
Würdenträger des 15. Jahrhunderts möglioh war, folgt
man der eingehenden Darstellung, die Nolte aufgrund
der umfangreichen Prozeßakten von der Rolle des berüchtigten
Propstes Schaper im Lüneburger Prälatenkrieg
gibt. Ein Anhang bringt noch den Abdruck wichtiger
Quellenstücike und die Listen der Pröpste und der
Vorsteherinnen des Lüner Konvents. Den Schluß macht
ein ausführliches Literaturverzeichnis. Von den beigegebenen
Bildern sei besonders das schöne Bildnis des
Propstes Weigergang an der Außenwange des Propstsitzes
genannt. Nach allem Gebotenen wird man nur
wünschen dürfen, daß der Verfasser bald Zeit und Muße
findet, in einer Fortsetzung seiner Arbeit die reichen
Quellen für die Geschichte des inneren Klosterlebens im
ausgehenden Mittelalter und in der Reformationszeit zu
erschließen und vor allem diese Klostergeschichte auch
einmal bis zur Gegenwart durchzuführen.
Adelebsen. Ph. Meyer.

Aus der Geisteswelt des Mittelalters. Studien und Texte Martin
Grabmann zur Vollendung des 60. Lebensjahres von Freunden und
Schülern gewidmet. Hrsg. von A lbert Lang , Joseph Lech ner,
Michael Schmaus. 2 Bde. Münster i. W.: Aschendorff 1935.
(XXXV, 1475 S.) gr. 8°. = Beitr. z. Gesch. d. Philosophie u. Theologie
d. Mittelalters.
Die hervorragende Bedeutung Grabmanns innerhalb
der katholischen Theologie und Philosophie, seine
trotz Denifle, Ehrle, Jeiler und Bäumker unbestrittenen
Verdienste auf dem Gebiete der Forschung und Aufhellung
um Thomas von Aquin und Albert den Großen
sind zu bekannt, als daß sie hier noch ausdrücklich hervorgehoben
werden müßten. Aber wie der Aquinate und
der große Kölner Lehrer für ihre Zeit Enzyklopädisten
von eigenster Prägung waren, so ist auch das Lebenswerk
Grabmanns in gewissem Sinne enzyklopädisch, und
die vorliegende Festschrift umfaßt so unerhört viele Gebiete
, daß es ganz ausgeschlossen ist, ihr in einer
fachlichen Besprechung gerecht zu werden. Auch mit
dem billigen Ausweg einer vollständigen Anführung der
Titel der Beiträge wäre hier wenig gewonnen. Das