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Ausgabe:

1935 Nr. 21

Spalte:

377-378

Autor/Hrsg.:

Strathmann, Hermann

Titel/Untertitel:

Was soll die 'Offenbarung' des Johannes im Neuen Testament? 1935

Rezensent:

Schlingensiepen, Hermann

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Seite 1

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377

Theologische Literaturzeitung 1935 Nr. 21.

378

dem Studierenden keine rechte Freude aufkommen. Und laufe der Kirchengeschichte immer wieder unter Iebhaf-

bei den Einleitungen ins AT. und NT. überkommt gar
manchen ein leises Gähnen! Hier könnte eine moderne
Bibelkunde zwar nicht den Kommentar oder die Einleitung
ersetzen, aber den Stoff verdaulicher machen und
das Verlangen nach tieferem Verständnis und den Trieb

tem Für und Wider erörterte Frage nach dem sachlichen
Recht der Zugehörigkeit des letzten Buches des Neuen
Testamentes zur Heiligen Schrift als Kanon. Er sucht
zu zeigen, daß in dem Festhalten der Christenheit an
dem ihrer Frühzeit entstammenden, rätselvollen prophe-

zum eignen Forschen wecken helfen. Der Erfolg wird , tischen Buch nicht nur „eine vergangene Entwicklung

der Bibelkunde nur beschieden sein, wenn sie zur heu
tigen Bibelwissenschaft in einem freundlichen Verhältnis
steht.

Im Allgemeinen ist O. Webers Bibelkunde des
AT. eine erfreuliche Erscheinung der Gegenwart.

Der Verf. ist mit den geschichtlichen Fragen über
das AT. vertraut. Er kennt sich in der niederen und

stufe ihre Spuren zurückgelassen hat", daß in ihm vielmehr
„dauernd an die christliche Gemeinde ein Wort
Gottes ergeht, das sie nicht überhören darf". Ein solches
Verständnis hat sich — mehr noch als mit der
außerordentlich verwickelten literar-kritischen und religionsgeschichtlichen
Problematik der Apokalypse — mit
der weitverbreiteten religiösen Zurückhaltung ihr gegen-

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höheren Kritik aus und betont ihre Notwendigkeit. Bei I über auseinanderzusetzen, die durch ihren von der söri-
der Analyse der Genesisgeschichten unterscheidet er ! stigen Art des N.T. stark abweichenden Sondercharak-
verschiedne Quellen. Für Deut. 12 wird (S. 199) zuge- ter nahegelegt erscheint. Durch die Beigabe zweier gegeben
, daß mit der Forderung der Verehrung Jahwes an schichtlich bedeutsamer Zeugnisse, der bei Euseb erhal-
einem Ort etwas Neues verlangt wird. Grundlage für tenen noch heute beachtenswerten Kritik des Dionysius
alles Wissen vom AT. bleibt das gründliche Studium von Alexandrien und der umfangreichen, nur wenig be-
des Urtextes. Das sind Binsenwahrheiten, es ist aber 1 kannten zweiten Vorrede Luthers auf die Offenbarung
gut, daß sie in einer Bibelkunde ausgesprochen werden, des Johannes v. J. 1530, in der Ja und Nein im Unter-
Überhaupt gehört, was zur Einführung S. 13—44 ge- schied zu der berühmt gewordenen Äußerung von 152"?
sagt wird, mit _zum Lesenswertesten. Der Seitenhieb | merkwürdig nebeneinanderstehen, erhärtet der Verf.

gegen Friedrich Delitzsch wäre aber besser unterblieben.
Ist es so sicher, daß Friedr. Delitzsch (S. 30) „Halbjude
" war?

Behandelt sind im ersten Halbband das Gesetz und
die „vorderen Profeten"; der zweite soll den Rest
bringen.

Jedem biblischen Buch geht unter „Allgemeines"
in faßlicher Form das Wichtigste über Einteilung des
Stoffes, auch mit praktischen Winken für die gedächtnismäßige
Einprägung voraus. Durch Streiflichter auf
die orientalische Gesamtgeschichte wird besonders die

selbst die kirchliche Ernsthaftigkeit dieser Stellungnahme
. So sichert er zugleich seinen eigenen Versuch gegen
den Verdacht oberflächlicher Apologetik. Die Verirrun-
gen und das Versagen der mancherlei gewalttätigen
Theorien, mit denen man sich immer wieder der bunten
Bilderfülle der Apokalypse zu bemächtigen suchte, lassen
einem keinen Zweifel darüber, daß nur eine Deutung, die
das Ganze wie das Einzelne in aller Unbefangenheit zu
sehen vermag, dem sachlichen Befund gerecht wird.
Zeitgeschichtliche, endgeschichtliche und traditionsge-
schichtliche Auslegung werden einander dabei notwendig

Zeit der Könige beleuchtet. Freilich passieren dabei j begrenzen müssen. Über solcher nüchternen Schau aber
gelegentliche Seltsamkeiten. Von der Mesa-Inschrift heißt I tritt nach Str. „das Wort in monumentaler Deutlichkeit

es S. 297, sie sei, „neuerdings aufgefunden" — es ge
schah 1868! Oder S. 296: „Seit 700 ist Assur wieder
weniger aufgetreten". Aber 670 wurde Ägypten von
Assur unterworfen und welche Bedeutung hatte grade
Assur, das damals auf den Gipfel seiner Macht stieg,
für die Regierung Manasses? In der geschichtlichen Umschau
vermisse ich prinzipielle Rücksichtnahme auf die
nordischen Völker, Hetiter etc. Welche gewaltige Umwälzung
ist damals in der Kultur Israels erfolgt! Israel
wird ein Militärstaat, ritterliches Wesen erwacht, jedoch
auch Großmannsucht, Unterdrückung der wirtschaftlich
Schwachen etc. wird gefördert.

Wenn mir eins an dem nützlichen Buch nicht sonderlich
gefallen will — vielleicht aber hält der Verf. und
auch gar mancher Leser es für einen Vorzug — so ist
es ein gewisser zu starker theologischer Ton, der zur
Verteidigung des A. T. als Wort Gottes und Heilige
Schrift des öfteren angeschlagen wird. Für mich ist das I

A.T. eine unschätzbare Quelle für die altorientalische ? U,, "k: 1 ";' ,ndex verb°rum et locutionum quae Ter-

tulliani de anima hbro continentur. Accedunt Addenda et Corri-
genda ad editionem libri eiusdem. Bonn: Hanstein 1935. (IV, 263 S.)

hervor, das in diesem Buch an die christliche Gemeinde
ergeht". Str. sucht es inhaltlich in zwei Sätzen zusammenzufassen
, von denen der erste, negative, dem 4. Evangelium
entlehnt ist: „Mein Reich ist nicht von dieser
Welt"; den anderen, positiven, bietet die Offenbarung
selbst: „Siehe, ich mache alles neu". Die in diesen
Formeln wiedergegebene, von Gott herkommende escha-
tologische Tiefendeutung des Weltgeschehens und die
aus ihr unmittelbar erwachsende siegesgewisse Mahnung
zur Geduld und zur Treue sind von einer Aktualität, die
sich nicht nur in früheren Jahrhunderten bewährt hat,
sondern sich gerade auch im gegenwärtigen Zeitpunkt
auf's Neue bezeugt. — Es ist dem Verf. der kleinen
Schrift m. E. gelungen, ohne übertriebene Ansprüche
Entscheidendes zu sagen.
Ilsenburg. H.Schlingensiepen.

Gesamtgeschichte, die sich in den östlichen Mittelmeerländern
und den Grenzgebieten abspielt. Das A.T. hat
aber auch bleibende Bedeutung für die Religion. Bei
einer Bewertung des A.T. für Vergangenheit, Gegen-

gr- 8°. RM 10.80.

Da der Index verborum der Oehlerschen Ausgabe
Tertullians äußerst mangelhaft ist und das Wiener Cor-

warten läßt, abgeben lassen.

Heidelberg. Oeorg Beer.

wart und Zukunft tun wir Theologen gut, wenn wir I ^"SÜS^ää- «SSidte SOWtol*'Afrik-^
möglichst vom theologischen Schulgaui h«nii*rSteigot Jocll irg<.^wekne Indiees gebrach hat, so ist ede Ab-

255ru& £ÄS "kht «* «* Skh , "en, «fÜTÄt

de paenitentia in mustergültiger Weise geleistet (siehe
diese Ztg. 1932, Sp. 588 ff.). Und nun schenkt uns
ein anderer junger Gelehrter aus Holland einen Index
Strathmann, D. H.: Was soll die „Offenbarung" des Jo- ; der Wörter und Redensarten zur umfangreichsten ter-
hannes im Neuen Testament? Mit 2 Beilagen: l. Dionysius von tullianischen Schrift De anima, als Ergänzung zur AusAlexandrien
über die Offenbarung d. Johannes. 2. Luthers Vorrede a. j gäbe mit deutscher Übersetzung, die er 1933 vorgelebt
d. Offenbarung d. Johannes v. J. 1530. Gütersloh: C. Bertelsmann i hat Und die ich in dieser Ztg. 1934 Sp 157ff anee-
1934. (42 S.) 8°. RM 1.20. j xigt habe. Wie die von Borleffs, sö kann man auch

Dem Verfasser der kleinen, tur einen weiteren Kreis i diesen vorzüglich ausgestatteten Index von Waszink nur
gedachten Schrift geht es um Antwort auf die im Ver- j als musterhaft bezeichnen. Zu Grunde legt er ihm natür-