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Ausgabe:

1935 Nr. 21

Spalte:

376-377

Titel/Untertitel:

Gesetz und prophetische Geschichte : (Genesis bis 2. Könige) 1935

Rezensent:

Beer, Georg

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Theologische Literaturzeitung 1935 Nr. 21.

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ten über Arabien. Diese erstrecken sich von den assy- i
risch-babylonischen Nachrichten über griechische Quel- '
len hinweg bis hinein in einheimische Inschriften wie
die Inschrift von Teima.

Die 5. Vorlesung bietet eine Schilderung des Landes
Arabien unter dem Titel „Arabia deserta". In dieser 1
Vorlesung werden zugleich zwei Probleme erörtert, näm- j
lieh das Problem des physischen Wechsels und das i
Problem der sozialen Degeneration. Zum 1. Problem
nimmt der Verfasser die Stellung ein, daß er einen !
erheblichen Klimawechsel in geschichtlichen Zeiten ab- j
lehnt, wohl aber ein Vorrücken der Wüstenbildung an- i
nimmt. Die Ursache des sozialen Abstiegs findet der
Verfasser darin, daß durch die Verlegung des Handels j
auf den Arabien durchziehenden Handelsstraßen auf
die Seeroute des Roten Meeres in römisch-byzantinischer :
Zeit der Wohlstand Südarabiens untergraben wurde, j
Einen anderen Grund findet er in dem Auftreten des ;
Islam, das politische und moralische Folgen nach sich
zog.

Die nächste Vorlesung behandelt Südarabien, das anschaulich
unter Heranziehung neuester Veröffentlichungen
geschildert wird. Das 6. Kapitel trägt die Überschrift
„Südarabien und die Bibel" und erörtert zunächst
Rassenverwandtschaft auf Grund der Namenbildung, wie
sie sich in den älteren westsemitischen Gruppen in Palä- !
stina und Syrien und unter der ersten Dynastie von Ba-
bylon um 2000 v. Chr. findet, und stellt fest, daß dieselbe
Bildung in südarabischen Namen sich findet. Den
Ursprung der südarabischen Gruppe, genauer ihrer re- j
gierenden Klassen, sucht der Verfasser im Norden. Berührung
mit den Hebräern findet er auch auf dem Gebiete
der Religion bis dahin, daß mit Zimmern Tendenzen
zum Monotheismus als in der arabischen Halbinsel
wirksam angenommen werden. Die Bildlosigkeit des
Kultus ist auch ein verbindendes Glied zwischen Südarabien
und der nördlichen Gruppe, zu denen die He-
bräer gehören. Es kommen noch Einzelheiten hinzu
wie das Auftreten von Leviten und die Gleichheit in der
Bezeichnung von Tempelgeräten. Hier ist eine Einzelheit
für den Alttestamentler erwägenswert, nämlich der !
in Hiob 30, 5 als gew vorkommende Ausdruck für „Ge- :
meinschaft" entsprechend dem südarabischen gw.

Die letzte Vorlesung behandelt die Beziehungen Arabiens
zur Geschichte und Kultur Palästinas. Darin werden
erörtert das Alphabeth und einzelne orthographische
Varianten, wie sie in den Eigennamen Abraham
und Sarah vorliegen. Diese meint der Verfasser am besten
vom Südarabischen her erhellen zu können. Auch
nimmt er den Namen Jakob als Verkürzung von
Ja'kob-'el und versteht ihn nach dem Äthiopischen als
„Gott bewahrt". Weiter wird die Weisheit Arabiens besprochen
, der israelitische Handel mit Arabien, das Vorkommen
der Minäer und Sabäer in der Bibel, und endlich
werden die hebräischen und die arabischen Religio- j
nen einander gegenübergestellt mit ihrer Tendenz zum
Monotheismus, wobei als Ergebnis registriert wird, daß
unsere westlichen Religionen nicht aus der Weisheit der
ägyptisch-babylonischen und griechischen Zivilisation,
sondern aus Arabien gekommen sind.

Die Darlegungen des Verfassers beruhen auf vollen-
deter Sachkenntnis und können, obwohl unbeschwert
von gelehrtem Ballast, doch auch dem Kenner Anregung
gewähren, auch da, wo das Urteil vielleicht einmal eine
andere Bahn einschlägt und bestenfalls unbewiesene
Möglichkeiten feststellen wird, wo der Verfasser feste
Verbindungslinien sieht. Die Vorlesungen sind zwar
schon 1930 gehalten, aber da sie erst 1934 erschienen
sind, war Gelegenheit gegeben, auch neueste bis in das i
Jahr 1933 hineinreichende Literatur in den Anmerkungen
anzugeben und so ein Weiterstudium an der Hand neuerer
Resultate zu ermöglichen. Zu der Literatur ist nachzutragen
die ausgezeichnete Abhandlung von Hermann
Wißmann in der „Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde
zu Berlin" 1932 Nr. 9—10 Seite 335—357-.„Übersicht
über Aufbau und Oberflächengestaltung Arabiens"
mit Angabe weiterer Literatur und mit wertvollen Kartenbeigaben
, besonders einer geologischen Karte von
Arabien, ein Aufsatz, der leicht übersehen werden kann.

Ferner sind beachtenswert die im „Tag" vorigen
Jahres erschienenen Aufsätze von Hans Helfritz, der
quer durch Hadramauth und Jemen gereist ist. Diese
vermitteln einen guten Eindruck von der dortigen Landschaft
. Helfrich hat inzwischen eine dritte Forschungsreise
nach Südarabien in diesem Jahre unternommen.
Goslar. Hugo Duensing.

Möhlenbrink, Kurt: Die levitischen Überlieferungen des
Alten Testamentes. ZAW Bd. 11 1934 Heft 3 S. 184—231.

Es handelt sich bei diesem Zeitschriftartikel um die
gekürzte Habilitationsschrift K. Möhlenbrinks-Königs -
berg, weshalb entgegen dem gewöhnlichen Gebrauch,
der Aufsätze unberücksichtigt läßt, hier ein Wort über
ihn gesagt sein mag. Die Arbeit knüpft bewußt an die
Untersuchungen Alts und Noths an, die fortlaufend zitiert
sind, und will eine grundlegende historisch-kritische
Untersuchung der levitischen Traditionen des AT.
darbieten. Eine solche scheint dem Verf. durch die
Wichtigkeit der Geschichte des israelitischen Priester-
tums geboten.

Verf. teilt zum Zweck seiner Untersuchung die Levitentexte
in 4 Gattungen, nämlich Listen, Geschichten,
Satzungen und poetische Stücke. Von diesen 4 Traditionsarten
wird vor allem die erste, die die Levitenlisten
umfaßt, einer genauen und sorgfältigen Betrachtung unterzogen
. Es ergeben sich dabei eine Reihe z. T. ursprünglich
unabhängiger genealogischer Schemata (Ex.
6,16—19; 6,21f.; 6,24; Nu. 3,2; 26,58 usw.), von
denen Nu. 26, 58 als das älteste bezeichnet und in die
Zeit zwischen Landnahme und Davids Königtum verlegt
wird. Erst später ist das dreigeteilte Schema von Ex. 6,
16—19 an seine Stelle getreten, das M. in den Jahrhunderten
von der Reichstrennung bis zu Josia entstanden
sein läßt. Die Zeit der anderen Schemata ist nach M.
nicht zu ermitteln. Die Frage nach der Geschichte der
Korachiter, der Aaroniden und Zadokiden beleuchtet
der Verf. von den sog. Levitengeschichten (Nu. 4, 34ff.;
7; 10,21 usw.) her, von denen er auch beachtliche Verbindungslinien
zu den genealogischen Levitenschemata
zieht. An Hand der Levitensatzungen von Nu. 4 zeigt
M., wie nur das Schema von Ex. 6,16—19 in ihnen
noch weiter lebt; sie sind zudem einem engeren Zeitraum
zugehörig, als dies bei den übrigen Levitcnüber-
lieferungen der Fall ist und stehen am Ende der ganzen
Traditionsentwicklung. Die Levitenlieder werden in „Lieder
über die Leviten" (Gen. 49,5—7; Dt. 33, 8) und
„Lieder, deren Überlieferung den Leviten zugesprochen
wird" geteilt. Von den ersteren will M. Dt. 33 in die
Zeit kurz nach der Landnahme verlegen, sicher mit
Recht; Gen. 49, 5ff. läßt er als unverwendbar beiseite,
worin man ihm kaum wird folgen können. Die levitischen
Psalmen schließlich werden für das Problem der
Sängerklassen ausgewertet.

Man vermißt zuweilen die klare Linienführung von
der Einzelbetrachtung der Texte hin zu dem im Mittelpunkt
stehenden Problem der levitischen Traditionen.
Im Ganzen aber liegt hier eine fleißige und subtile, gelegentlich
vielleicht etwas zu stark in die Breite geratene
Einzelforschung vor, die durch sorgfältige Vergleichung
teilweise zu bemerkenswerten Ergebnissen führt. Ob
diese freilich immer stichhaltig sind und vor allem für
die weitere alttestamentliche Forschung fruchtbar sein
werden, muß die Zukunft lehren.

Breslau. H. Schmökel.

Weber, Prof. Otto: Bibelkunde des Alten Testaments. 1. Halbband
: Oesetz und prophetische Geschichte. (Genesis bis 2. Könige)
Berlin: Furche-Verlag 1935. (307 S.) gr. 8°. RM 4.80 ; geb. 5.80 .

Die Zeit ist für die „Bibelkunde" günstig. Die Kommentare
und exegetischen Vorlesungen lassen meist bei