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Ausgabe:

1935 Nr. 20

Spalte:

356

Autor/Hrsg.:

Brierre-Narbonne, Jean-Joseph

Titel/Untertitel:

Exégèse talmudique des prophéties messianiques 1935

Rezensent:

Duensing, Hugo

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355

Theologische Literaturzeitung 1935 Nr. 20.

356

chen den starren Imperativ des Vernunftgesetzes gegenübergestellt
hatte, verschieden ist. Panaitios, dem das
warme Leben mehr gart als blutlose Dogmen, rechnete
mit dem Vorbandensein der Triebe, sah aber in der
Sopbrosyne ein Mittel zur Herstellung der inneren Harmonie
, er setzte an die Stelle der Apathie die Euthymie,
er empfand das sittlich Gute wie etwas ästhetisch Schönes
. Panaitios war zugleich aber, obwohl ein Kind des
hellenistischen Zeitalters, auch darin ein echter Hellene,
daß sich ihm die sittliche Persönlichkeit im Dienst an
der Gemeinschaft vollendete. In der Gestalt des Großgesinnten
, des Führers, lebt hier das Ideal der staatgebundenen
Persönlichkeit auf. In einem Manne wie Sci-
pio, mit dem er auch in der Verurteilung des Reform-
planes des Tiberius Gracchus einig war, mochte dem
Panaitios dieses Ziel erreicht zu sein scheinen, und für
Römer wird Panaitios auch, wie Pohlenz im Gegensatz
zu v. Wilamowitz betont, sein Werk geschrieben haben.
In dem Gedanken der staatlichen Gebundenheit des Individuums
liegt die erzieherische Kraft, die noch heute j
oder vielmehr gerade heute wieder von Ciceros Bearbei- I
tung ausgeht, und insofern ist Pohlenz' Buch in der Tat
ein „Neuer Weg zur Antike", für dessen Freilegung ihm j
die Schule zu Dank verpflichtet ist.

Northeim. O. Breithaupt.

Goldschmidt, Lazarus: Der babylonische Talmud. Neu

übertragen. Synhedrin (2. Hälfte) / Makkoth / Sebuöth / 'Edijoth /
'Aboda Zara / Aboth / Horajoth. Berlin: Jüdischer Verlag 1934.
(V, 756 S.) 8°. = Der babylon. Talmud. Nach d. ersten zensurfreien
Ausg. u. handschriftl. Materials neu übertragen. 9. Bd.

In Subskr. geb. RM 18—.

--Zebahim / Menahot. Berlin: Ebda. 1935. (V, 753 S.) 8°. =

Der babyion. Talmud. 10. Bd. In Subskr. geb. RM 18—.

Mit erstaunlicher Schnelligkeit ist dieser neunte Band i
dem achten gefolgt. Mit ihm, der den Schluß von Synhedrin
, Makkoth, sebuöth, 'Edijouth (sie!), 'Aboda Zara,
Aboth und Horajoth bringt, ist die vierte Ordnung, die
Ordnung Neziqin, vollendet. Mit ebenso bewundernswerter
Schnelligkeit fügt der zehnte Band die ersten
beiden Traktate der fünften Ordnung hinzu. Man kann i
mit einer gewissen Genugtuung feststellen, daß in unserer
Zeit solch sachliche Stoffdarbietungen auf diesem
Gebiete noch erfolgen können, die der Sache einen guten
Dienst leisten. Einrichtung, Ausstattung und innerer
Charakter sind dieselben geblieben wie in den bisher erschienenen
und hier angezeigten Bänden. Bei dem zu- |
letzt erschienenen Bande fällt auf, daß nach dem ersten
Traktat Zebahim nicht, wie in der ersten zensurfreien
Ausgabe, „der Bombergiana", nach dem doch diese
Ausgabe gestaltet sein soll, gleich Bekhoroth, sondern
wie gewöhnlich Menahoth folgt.

Im ersten Bande findet sich eine Ungleichmäßigkeit in den Namen.
S. 231 wird in Makkoth III 16 R. Hanina B. 'Aqasja citiert, eine I
Lesart, die die erste Bombergsche Ausgabe wie auch die Mischna des
palästinischen Talmuds hat. S. 233 steht dagegen die gewöhnliche Lesart
R. Hananja und der Fehler B. 'Azasja. S. 426 wird R. Papjas angeführt.
Der aus Phrygien stammende Name wäre besser Papias zu schreiben
gemäß seiner griechischen Form Hfuria? S. 66 hätte zu fol. 97 a / b
„In der Schule des Elijahu wurde gelehrt" u. s. w. die Parallele Rosch |
haschschana 31a citiert werden können, wie das in der Ausgabe von
Berditschew geschieht und wie es für wissenschaftliche Arbeiten wünschenswert
ist. S. 67 Z. 11 v. o. und Bd. X S. 408 ist der undeutsche
Ausdruck „herangereicht" zu ersetzen durch „herangekommen" oder |
„genaht" wie S. 64 „Sättigkeit" durch „Sattheit" oder „Sättigung".
Warum wird S. 68 Z. 9 v. o. der Text so vernachlässigt, daß in dem j
relativen Finalsatz „der sie" das im Text stehende „Israel" einfach unterdrückt
wird. ? Und warum läßt man ebenda den durchaus verständlichen
Fragesatz „Und ist nicht bereits gesagt?" nicht stehen und übersetzt
stattdessen „Es heißt ja bereits"? Dadurch wird ja das Kolorit des Textes
verwischt. S. 70 Z. 9 v. o. ist das im Text stehende „viele" vor Leiden
nicht mit übersetzt. Ebenda Z. 23 werden ohne Not die Worte „ich
will" vor beschleunigen weggelassen. Ebenda ist in dem Danielcitat das
'arü = „Siehe" des Textes weggeblieben. Ebenda Anin. 404 muß es
„Den" statt „Dem" heißen. S. 75 Z. 3 v. u. ist ohne Kenntnis des
Textes der Ausdruck „Kreis" (Text: Familie) nicht verständlich. In dem
Citat Jes. 62, 5 auf. S. 75 Z. 6 v. o. wäre 'al besser mit „über" als mit
„mit" (seiner Braut) übersetzt worden. S. 438 Z. 12 v. u. müßte es statt

„das Gebot" genauer „sein Gebot" heißen. In Zebahim 11 b in Bd.
X S. 42 müßte es genau und richtig und auch verständlich heißen:

„Wenn sie gestritten hätten......dann würde ich sagen".

Die obigen Ausführungen berühren nicht den Sinn
der Übersetzung. Dieser wird sich dem Laien auf jeden
Fall in den wesentlichen Zügen erschließen. Es würde
aber diese Übersetzung einen noch weiteren Kreis von
Interessenten gewinnen, wenn Genauigkeit bis in alle
Kleinigkeiten hinein angestrebt würde. Dann würde sie
ein vollwertiger Ersatz des Urtextes auch für den Mann
der Wissenschaft sein, und sie würde, soweit Deutsch
verstanden wird, als die deutsche Talmudübersetzung
angesprochen werden dürfen. Druck und Ausstattung
sind ebenso gut geblieben, wie die vorangegangenen
Bände sie boten.
Goslar. Hugo Duensing.

Brierre —Narbonne, Jean-Joseph: Exegese Talmudique
des Propbeties Messianiques. Paris: P. Geuthner 1934. (IV 120
S.) 4". Fr. 50-.

Dieses vom Autor selbst in Kalligraphie hergestellte
Werk bildet den ersten Teil einer Serie, welche die rab-
binische Exegese der messianischen Prophetien des Alten
Testamentes, wie sie im Talmud — davon handelt
vorliegender Band — in den Midrasehim, den Targumim,
den Apokryphen und schließlich der Kabbala vorliegt,
vorführen soll. Das Unternehmen ist verdienstlich, und
schon dieser erste Band erweckt den Wunsch, daß dasselbe
zu Ende geführt werden möchte. Der Begriff
„messianisch" ist hier ganz eng gefaßt, nämlich allein
auf die Person des Messias beschränkt. Alles was dessen
Zeit und Auftreten vorhergebt oder damit zusammenhängt
wie z. B. die Auferstehung der Toten, ist ausgeschieden
. Nach allgemeineren, den Laien auf diesem
Gebiet orientierenden Bemerkungen über Sprache, her-
meneutische Regeln, die in Frage kommende Literatur
usw. wird ein Überblick über das Vorkommen des Mes-
sianismus im Talmud einschließlich der Tosephta und
der kleinen Traktate gegeben mit dem Resultat S. 37,
daß die Rabbinen einig sind in der Frage, welches die
messianischen Prophetieen der Bibel sind, aber uneinig
werden in der Interpretation, wenn es sich also beispielsweise
um die Frage handelt, wann er kommen wird, ob
er in Herrlichkeit oder in Armut kommen wird, auf
einem Esel oder auf den Wolken des Himmels, ob es
nicht zwei Messiasse gäbe, einen leidenden, der im Kriege
getötet werden wird, den Sohn Josephs, und den
Sohn Davids, den siegreichen und ewiglebenden, ob der
Messias Kriegshaupt oder Schulhaupt sein werde u. a. m.

Der zweite Teil der Arbeit bringt die Zusammenstellung
der in Frage kommenden Texte. Unter den unpunktierten
hebräischen bzw. aramäischen Texten steht
die französische Übersetzung, datunter folgen Anmerkungen
, die vor allen Dingen Parallelstellen enthalten. Diese
Zusammenstellung ist von bleibendem Wert. Der
Text enthält aber zuviel Fehler.

Z. B. S. 73, Z. 1 v. in der Foliobezeichnung der Talmudstelie lies
2 statt N, gleich darauf TPTBtt statt rfTOS, letzte Textzeile lies rrWB
statt TYtBWB. S. 77 Textzeile 4 v. u. schreibe iTrai statt rrroi, letzte
Zeile tilge HN vor frönt*. S. 78 Z. 3 v. o. schreibe tTPOTI statt NTDn,
Z. 4 v.u. ist tPSWTI ausgefallen. S. 79 Z. 3 v.o. ist •'NbfiTS verschiedentlich
doppelt geschrieben, Z. 4 v. u. muß das 5. letzte Wort ron heißen.
S. 81, Z. 7 v.o. muß das erste Wort QTH statt DTH heißen.

Aber auch in der Ubersetzung kommen Fehler vor. S. 79, Z. 4.
v. u. ist zweimal nous statt vous übersetzt. S. 90 wird zweimal das Citat
smchnu aus Psalm 90, 15 falsch sämachnu statt sammechenü punktiert
und dementsprechend falsch Nous nous sommes rejouis übersetzt.

Die angeführten Stichproben zeigen, daß diese nützliche
Zusammenstellung für die Benutzung von Wissenschaftlern
nicht exakt genug ist. Man muß schon an
Talmudausgaben Kontrolle üben.
Goslar. Hugo Duensing.

Mereschkowskij, D.S.: Jesus der Kommende. Frauenfeld:
Huber & Co. [1934]. (423 S.) 8°. Geb. RM 8.50

Ein solches Buch kann ein deutscher Forscher nicht