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Ausgabe:

1935 Nr. 1

Spalte:

347-348

Titel/Untertitel:

Tracts on liberty in the Puritan revolution 1935

Rezensent:

Hall, Thomas Cuming

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Seite 1

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347

Theologische Literaturzeitung 1935 Nr. 19-

348

1553 gegen die spanische Heirat Marias rebellierte und
hingerichtet wurde, war nicht der berühmte Dichter,
sondern dessen Sohn gleichen Namens. Die Niederwerfung
des Aufstandes kostete somit der englischen
Dichtung wenigstens nicht: „einen ihrer glänzendsten
Poeten". Der Sonettist war schon im Herbst 1542 einer
plötzlichen Krankheit erlegen (zu s. 129—130).

Güttingen. Hans Hecht.

Hai ler, Prof. William : Tracts on liberty in the Purilan Revolution
1638—1647. 3 Bände. New York: Columbia Univ. Press,
u. London: Oxford University Press Humphrey Milford 1934. (XV,
197, 339, 405 S.) gr. 8°. = Records of Civilization. Sources and
Studies, Nr. XVIII. 63 sh.

Diese drei Bände enthalten zunächst einige geschichtliche
und biographische Erläuterungen aus der Feder
des Professors Haller, der sich mit Milton-Forschungen
sehr viel beschäftigt hat. Dann folgen genaue Wiedergaben
von 19 Flugschriften, die in der Thomason Sammlung
des British Museums und der Me Alpin Sammlung
des Union Theological Seminary enthalten sind. Diese
Flugschriften bilden einen wertvollen Beitrag zur Geschichte
der religiösen Duldsamkeit. Die Werke Mil-
tons und Roger Williams auf diesem Gebiet sind absichtlich
weggelassen, weil sie anderswo leicht zu finden
sind. Die Flugschriften sind hauptsächlich von John
Goodwin, John Lilbourne, William Walwin, Robert Grevel
le (Lord Brooks), Henry Parker und Richard Overton
verfaßt. Die Ausstattung der drei Bände läßt nichts
zu wünschen übrig, und die biographischen Erläuterungen
sind sorgfältig gearbeitet und gut belegt. Die Vorzüge
der genauen Wiedergabe der Flugschriften sind
offensichtlich. In dem Kommentar vermißt man einige
Warnungen, die der Durchschnittsleser sehr nötig hat.
Zunächst sind die genannten Schriftsteller keine Puritaner
. Goodwin war ein ausgesprochener Gegner des
Puritanismus, und ein tapferer Vorkämpfer des Dissi-
dententurns. William Walwin und Lord Brooke waren
Humanisten, die sehr wenig Fühlung mit dem Puritanismus
hatten. Und weder Parker noch Overton hatten
mehr als einige Gesichtspunkte mit dem Puritanismus
gemeinsam. Der geschichtliche Puritanismus hat in der
Tat sehr wenig für religiöse Duldsamkeit getan. Weder
Milton noch Roger Williams sind Puritaner gewesen.
Die religiöse Unduldsamkeit lag in der hochkirchlichen
Art des Puritanismus, der grundsätzlich verlangte, daß
die Kirche vom Staate unterstützt würde und in religiösen
Fragen dem Staate übergeordnet werden sollte. Auf
diesem Standpunkt steht aber keiner von den Verfassern
dieser Flugschriften. In dem Kampf gegen die Anglo-
Katholische und Römisch-Katholische Überlieferung standen
zusammen drei sehr verschiedene Richtungen; das
Dissidententum, der Humanismus und eine sozial-politische
Richtung. Alle diese hatten eine gewisse Freiheit
nötig und alle drei Richtungen sind in diesen Flugschriften
vertreten. Die Trennungslinien sind nicht immer
scharf zu ziehen. Die sogenannten „Levellers" sind
z. B. nie eine rein politische Partei geworden, sondern
hatten immer einen religiösen Hintergrund. Sämtliche
Schriftsteller in dieser Sammlung sind stark beeinflußt
von den Humanisten, wie der beständige Gebrauch der
klassischen Sprachen zeigt. Es wäre aber doch zu wünschen
, daß der Klarheit wegen die Flugschriften der
beiden großen Sammlungen in London und New York
nach diesen verschiedenen Grundbegriffen verteilt würden
. Professor Haller spricht von der puritanischen Frei-
heitslehre, aber es gab keine puritanische Freiheitslehre.
Im Gegenteil der echte Calvinische Puritanismus war
beinahe eben so unduldsam wie die katholische Überlieferung
. Überall wo für kurze Zeit in Genf, in Boston
und Schottland der Puritanismus die politische Macht
besaß, war er genau so unduldsam wie der Katholizismus
. Die Union Theological Seminary-Sammlung umfaßt
übrigens ungefähr 15 000 Schriften, zum Teile allerdings
Dubletten und daher bilden diese 19 Flugschriften

hoffentlich nur die Vorläufer zu weiteren Veröffentlichungen
die wir bisher vermissen, und die sehr lohnend
sein werden.

Göttingen. Thomas C. Hall.

Schulz, Pfarrer I.ic. Dr. Walter: Die Bedeutung der vom angelsächsischen
Methodismus beeinflußten Liederdichtung für

unsere deutschen Kirch engesänge, illustriert an den Liedern von Ernst
Gebhardt. Ein Beitrag z. Geschichte der Frömmigkeit. Greifswald :
L. Bamberg 1934. (160 S.) gr. 8°. = Greifswalder Theol. Forschungen
i. Auftr. d. Pomm. Ges. z. Förderung d. ev.-theol. Wiss. hrsg. von D.
Deißner u. D. Freiherr v. d. Goltz. Bd. 3. RM 4.20.

Den Kern dieser Schrift bildet eine Untersuchung
über die 66 Lieder, 55 Übertragungen und 11 Originallieder
, die der deutsche Methodistenprediger Ernst Gebhardt
verfaßt hat und die in die Zahl der „Reichslieder"
aufgenommen sind. Voraus geht eine Einleitung, die
über Verbreitung der vom angelsächsischen Methodismus
beeinflußten Liederdichtung handelt. Verflochten in die
Untersuchung sind die Abschnitte: VI. Verhältnis der
Gebhardtschen Übersetzungen (die vorzugsweise berücksichtigt
werden), zu den fremdsprachlichen Vorlagen,
VII. Nähere biographische Angaben über die Dichter
der Originale, VIII. Stellung der Vorlagen der Gebhardtübersetzungen
in der angelsächsischen Hymnologie. Und
hier bietet Sch. wenig Bekanntes und Neues, da bisher
weder die deutsche noch die englisch-amerikanische Hymnologie
die Aufgabe gelockt hat, die neueren Lieder des
Methodismus sowie die der Heiligungsbewegunig um
1875 und der Erweckungsbewegung von Wales 1904/5
näher zu erforschen. Sch. gibt zunächst eine Übersicht
über die wichtigsten Liedersammlungen methodistischen
Geistes seit dem ersten Gesangbuch der beiden Brüder
Wesley, stellt tabellarisch Herkunft und Erstdruck der
von Gebhardt übersetzten Reitlings- und Heiligungslieder
fest, kann, gestützt auf persönliche Erkundigungen, frühere
Angaben berichtigen und insbesondere dartun, daß
jene Vorlagen keineswegs nur aus methodistischen Kirchen
, sondern aus fast allen Denominationen hervorgegangen
sind, soweit diese unter methodistischem Einfluß
stehen. Hierdurch hat er der Hymnologie einen Dienst
getan, zu dem sich sonst noch niemand hatte bereit finden
lassen. Als eine Art Ergänzung zu seinem Text,
nur daß der Rahmen viel weiter gespannt ist, wie ja das
deutsche Reichsliederbuch einen Teil des kirchlichen Liederguts
sich angeeignet hat, kann sein Schlüssel zum deutschen
Reichsliederbuch gelten, die „Liederdichter" deutscher
, englischer, französischer, niederländischer, schwedischer
Zunge in Einzelbildern sowie die „Melodienschöpfer
" (P. Ott, Gotha 1930) umfassend.

Die Würdigung der Gebhardtschen Lieder wird durch
ein Kapitel „Theologie und Frömmigkeit der Gebhardtlieder
" (wenn man bei einem ausschließlichen Praktiker
von „Theologie" reden kann) vorbereitet. Als wichtig
und charakteristisch hebt Sch. das Glaubenszeugnis der
Gebhardtlieder hervor. Die religiösen Einwände gegen
diese, die besonders Petrich und Zauleck erheben, erkennt
Sch. teilweise an, so die methodistische Unterschätzung
der Sünde im Leben des Gerechtfertigten und
die Gefährdung des reformatorischen Verhältnisses von

| Rechtfertigung und Heiligung. Aber auch weitere Einwände
treffen zu: der überspitzte Jesuskult, durch den
Gott der Vater in abnormer Weise zurückgedrängt wird
(Schulz: „wir haben oben zu zeigen versucht, daß Gott
der Vater auch in den Gebhardtliedern vertreten ist"
S. 156), die Beziehungslosigkeit zum Erdenleben und
das einseitige Drängen auf Bekehrung, in dem der synergistische
Einschlag im Methodismus offenbar wird. Dazu
kommt die unbestreitbare Minderwertigkeit so vieler

| Texte und Vertonungen der aus der Heiligungs- und Erweckungsbewegung
stammenden Lieder. Zu Hause auf
der englisch-amerikanischen Plattform sind sie ein Fremd-

I körper auf dem Boden des deutschen Luthertums. Dieses
hat von Luther her einen agrarischen Hintergrund, jene
kommen aus der technisierten Welt der Großstädte mit
ihren Massenversammlungen, Sensationen und Alltäg-