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Ausgabe:

1935 Nr. 14

Spalte:

264

Autor/Hrsg.:

Schuster, Hermann

Titel/Untertitel:

Freies deutsches Christentum 1935

Rezensent:

Feigel, F.

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Seite 1

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263 Theologische Literaturzeitung 1935 Nr. 14. 264

geschichtsphilosophisehen Probleme englischen Lesern einen verlornen Posten nach Pommern geschickt wurde,

deutlich zu machen. In der Tat wird in dieser Richtung 1 Der Schluß faßt die drei Motive zusammen, die ent-

der Nutzen des Buchs liegen: von der Tatsache her, daß j scheidend den „Lebensweg durch eine Zeitenwende"

das Christentum ein geschichtliches Faktum ist, gibt es ! bestimmten: (S. 446) „Einen Glauben, der für uns Men-

eine Popularisierung einiger wichtigen Fragen der reli- ! sehen des 20. Jhdts. unsre Aufgabe sinnvoll mit unserm

giösen Geschichtsphilosophie. Obwohl reichlich auf theo- j Gott zu verbinden und gestaltend in das Chaos der Zeit

logische Literatur Bezug genommen wird, ist das Buch j einzugreifen vermag" ...

doch keine die theologische Entwicklung weitertreibende „Eine auf lebendigen innerlich freien Menschen auf-

Arbeit; vielmehr macht der kritisch Geschulte zu vielen i gebaute Volksordnung" ...

Sätzen Vorbehalte und Fragezeichen, mehrfach sogar ! „Den organischen Einbau der Formkräfte der Frau in

zu der Art, wie gewisse Thesen, die keineswegs unum- | das Gemeinschaftsleben."

stritten sind, als Axiome behandelt werden. Gewiß, j Göttingen. L. Frankel.

jede religionsphilosophische Betrachtung ist subjektiv; ■-.-.--

aber W.s Ausführungen zeigen jedem oft einen tradi- ! Schuster, Prof. D. Hermann: Freies deutsches Christentum.
tionalistisch*ungesicherten Grundcharakter. Für uns ist
der Einblick in englisches theologisches Denken, den die
Vorlesungen geben, von Wert.

Breslau-Sibyllenort. M. Schi an.

Wege und Irrwege. Gotha: L. Klotz 1933. (104 S.) 8°. = Erweit.
Sonderdr. a. d. Zeitschr. „Christliche Welt" 1933. H. 19—24.

RM 2

Im kirchlichen Kampf der Gegenwart und seinen
Dunkelheiten ist die Öffentlichkeit gemeinhin nur über
das eine „klar": daß Deutschchristen und Bekenntnisfront
einander gegenüberstehen. Es ist ein Verdienst der
vorliegenden Schrift, das Vorhandensein eines von die-

B äu m e r, Gertrud : Lebensweg durch eine Zeitenwende. 8.

Aufl. Tübingen: Rainer Wunderlich 1933. (447 S.) 8°.

RM 4.30 ; geb. 6.80.

_ . , , , . , . ... | sen beiden Gruppen völlig unabhängigen „freien deut-

Das Erinnerungsbuch der jetzt über sechzigjahr geu ^ Christentums„ eindrucksvoll zu zeigen.
Vorkämpfern der Frauenbewegung zerfallt in zwei deut- Auch dj Deutsche Glaubensbewegung" wird

ich von einander verschiedene Teile Solange die Verf. dieser fre1e Protestantismus mit grundsätzlicher Klar-

£re K'^it u"d, J^end Schl^rt'7°u YS e . f heit abgegrenzt.

Berufstätigkeit als .Lehrerin erzahlt und ihr Umvers. ats- £s ^dringend zu wünschen, daß diese vorzügliche,

Studium darstellt, ist ihr Buch wirk liehe Lebensgeschich- im b ^ s- * volkstümliche 'Schrift in viele Hände

te. Von da an aber wo berichtet wird wie Gertrud kommt; das Verbot öffentlicher Behandlung der kirchen-

Baumer nach Abschluß der Promotion in die Frauenbe- politischen Streitigkeiten gibt Möglichkeit genug, Zeit

wegung eintritt^ in der sie bald als Vorsitzende des Bun- und Kraft jn den ^rundsätzficher Au£lär1£g un_

des deutscher Frauenvereine die erste Stelle einnahm, an- , sergs Volkeg m ^ frä heit und Unwissenheitsind

dert s.ch der Charakter des Werkes. Zwar will die auch auf reIigiösem Gebiet immer noch schlimmere

Verf. auch in ds. Teil nicht eine Geschieh e der Frauen- Fcjnde alg Ba«arei und ß(>sh v k^ch_

bewegung geben ; trotzdem ist aber hier ihr Blick wem- ,ichen Bedrängnissen der Gegenwart zeigt sich erschüt-

ger auf die persönlichen Erlebnisse gerichtet a s auf d e ternd die reH|iö Unmündi|keit unser^s Volkes.
Fragen und Aufgaben, wie die jeweilige Situation sie 1
stellte, die Meinungen, die geltend gemacht wurden, die
Ziele, die man sich steckte, die Schwierigkeiten, die sich
ergaben, und die Ergebnisse, die erreicht wurden. Zwei
große Freundesgestalten treten in der II. Hälfte des
Buches bedeutsam hervor: Helene Lange, die praktisch
am meisten dafür getan hat, daß sich den Frauen das
Universitätsstudium erschloß, und Friedrich Naumann,
der unvergeßliche Begründer der national-sozialen Partei.

Duisburg. F. K. Feigel.

Soeben erschien:

Der Heilige in den
chinesischen Klassikern

Eine Untersuchung über die Erlöser-Erwartung im

Den Höhepunkt "des Buches bildet die Schilderung Konfuzianismus und Taoismus.

der Kriegszeit, die mit einem Male die Frauen Deutsch- ; Von Missionsinspektor

lands vor die Aufgabe stellte, in nahezu allen bürger- ! Dr. theol. Gerhard Rosenkranz, Heidelberg
liehen Berufen Männerarbeit zu leisten. Gertr. Bäumer jgg ge,ten go

zeichnet ein deutliches Bild nicht nur von den äußeren <

Verhältnissen dieser Zeit, sondern sie berichtet auch sehr Missionswissenschaftliche Forschungen, herausgegeben von der

eindrücklich von dem seelischen Leben der deutschen < °eu*sc^e" 1Qese',SC1!'a,ft für Missionswissenschaft durch Professor

,. , „ • ■ c u- Li • i D. M. S ch 1 u nk, Tubingen. 9. nett.

Frauen aus verschiedenen Kreisen und Schichten im 5

allmählichen oder jähen Stimmungs - Umschwung der | das klassische Chinesentum wirkheh rel.gios oder lebt es nur von
k-ripox und ersten Narhkripo-siaW ' einer human-moral.schen Lebensauffassung? Die Frage hat bisher keine
Kriegs- Und ersten NacnkriegSjarire , einheitliche Antwort gefunden. Der Verfasser zeigt nun an Hand der
Stets beweist G. Baumer ihre besondere Fähigkeit ; klassischen Urkunden des Konfuzianismus und Taoismus, daß darin volltypische
Lebensformen darzustellen, wie sie Sich aus den i gültige religiöse Werte enthalten sind. Es kommt in ihnen die Erlöserinneren
und äußeren Voraussetzungen des Daseins er- | Sehnsucht zum Ausdruck, die gegenüber einseitigen Urteilen zur Vorsicht
geben. Die Lebens- und Denkart ländlicher und Städti- j mahnt. Der Erlöser — der Heilige in den chinesischen Klassikern
scher Kreise, Östlicher und westlicher Gegenden Deutsch- I erlaubt keine unmittelbare Beziehung zu dem Heilandsbild der christlichen
lands, bäuerlicher, proletarischer und bürgerlicher Men- ; Religion, aber er gibt der Mission die Möglichkeit, mit ihrer Christus-
schen, sei es in den ruhigen Vorkriegszeiten, sei es unter dort erfüUend einzusetzen wo in China wieauch sonst in der

j '. . ,. . r__P , '. i <ni> We t die Erlosungssehnsucht des Menschen und die Erkenntnis, ihr aus

den einzigartigen Anforderungen seit dem August 1914, ; ejf,ener Kraft nic* Kenügen zu ^ wird. Die Arbeit ist

Wird gemäß dem Gang von Gertr. Baumers Lebensbahn i ZUgleich eine willkommene Ergänzung zu dem bekannten Buch von
mit sprechender Deutlichkeit geschildert. Manchmal baut t Rudolf Otto: Das Heilige

ein Satz eine ganze Menschenwelt vor uns auf. Man erkennt
sofort, wie der Einsatz bei der Verf. ein elementar
sozialer war. Ebenso bedeutsam ist für ihr ganzes Leben
die Religion. Religiöse Haltungen und Tatsachen
werden eindrucksvoll dargestellt. Gleich die ersten Kapitel
berichten von dem früh verstorbenen Vater, der,
selbst von Haus aus Geistlicher und fromm von Gemüt,
in der Ära Falk als erster weltlicher Schulinspektor auf

Preis geb. RM 9.80; in Subskription 8.80

Verzeichnis der Missionswissenschaftlichen Forschungen
(P 1000) steht zur Verfügung.

3HCbeu'

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN
CHHANDLUNG IN LEIPZIG C1

Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 20. Juli 1935.

I. v. W. g. — Verantwortlich: Prof. D.W.Bauer in Qöttingen, Düstere Eichenweg 14; für den Anzeigenteil: C. Kunze, Leipzig.
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig C 1, Scherlstraße 2. — Druckerei Bauer in Marburg.