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Ausgabe:

1935

Spalte:

210-211

Titel/Untertitel:

Das Alte Testament : Teil 1. Die geschichtlichen Bücher 1935

Rezensent:

Jonat, Friedrich Karl

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, beide in Göttingen

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften. Bearbeitet v. Bibliotheksrat Lic.Dr.phil. REICH, Bonn, u.Lic.H. SEESEMANN, Göttingen

Jährlich 26 Nrn.— Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

Manuskripte ontl gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. BAUER in Göttingen, Düstere Eichenweg 14, zu senden,
Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. Gewähr für Besprechung oder Rücksendung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, wird nicht übernommen.
Printed in Germany.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1

60. JAHRGANG. Nr. 12__8. JUNI 1935

Spalte

Das Alte Testament (Jonat).........210

Arendt: Die Predigten des Konstanzer

Konzils (Laasen)..............212

B e n c k e r t: Ernst Troeltsch und das ethische

Problem (Konrad).............219

Eiert: Bekenntnis, Blut und Boden (Stelter) 223
Engelhardt: Das Bayreuther Ordinations-

buch (1612 — 1821) (Laasch).......216

Pascher: Der Gott der Christen und

Heiden (Witte)...............219

Spalte

Leisegang: Litther als deutscher Christ

(Stelter)...................215

Mandel: Nordisch-deutsches Seelentum

(Witte)...................209

May: Die Volksdeutsche Sendung der Kirche

(Schomerus) ................220

Melzer: Kirche und Literatur (Katz) ... 217
Schottenloher: Erasmus im Ringen um

die humanistische Bildungsform (Wolf) . 213

Spalte

Die Schrift (Wendel).............211

Steege: Ludwig Harms (Jelke)......216

Traue: DerKatechismusunterrichtim Lichte
der Heimat (Katz).............222

Volz: Die Eschatologie der jüdischen Gemeinde
(Fiebig)..............212

W a t s o n : The early Iconography of the
Tree of Jesse (Stuhlfauth).........223

Wilkens: Otium Kalksburgense (Katz). .215

Mandel, Prof. D. Hennann: Nordisch-deutsches Seelentum im ist da diese Liebe? Und andere Quellen für seine Kennt-
Qegensatz zum morgenländischen. Ein Schlüssel zur Religionsgeschichte. , nis der nordischen Seele, als wir sie haben, hat Mandel
Ein Maßstab zur Religionsgestaltung. Stuttgart: K. Gutbrod 1934. doch ^uch nicht. So wird ferner behauptet, nach be-
(Viii, ii2 S.) 8°. RM 3.60. rührnten Vorbildern, daß dem Oermanen Unduldsamkeit

„Unverbildete, zu sich selbst kommende deutsche völlig fremd war (S. 51). Das ist natürlich ein ganz unWesensart
will die Religion als Leben der Seele ver- | haltbarer Satz. Weiß Mandel nicht, daß die Schweden
stehen und üben, selbst wenn sie zu keinem klaren | und Norweger das Christsein der Könige Inge und Haken
nicht dulden wollten und sie zwingen wollten, die
heidnischen Opfer zu vollziehen? Nur an diese beiden
Beispiele sei erinnert. Daß Mandel den § 24 des Programms
der N.S.D.A.P. einer ganz unmöglichen Auslegung
unterzieht, sei nur noch zum Schluß erwähnt.
Auf den Inhalt näher einzugehen, ist überflüssig. Dies
Buch wird sich selbst begraben. Denn es gibt weder
einen Schlüssel zum Verständnis der Religionsgeschichte
noch ist es ein Maßstab zur Religionsgestaltung. Wir
können es getrost sich selbst überlassen. Ich hatte mich,
als ich den Titel las, auf das Lesen gefreut. Ich habe
selten ein Buch so enttäuscht aus der Hand gelegt wie
dies.

Gottesgedanken vorzudringen vermögen sollte. Sie bleibt
religiös, sie bleibt fromm auch ohne Dogma und Kult,
auch ohne Gottesvorstellung und Kirchlichkeit. Und sie
Wird (mit dem klassischen Künder der Erlebnisfröminig-
keit, Schleiermacher) Gottesanschauung und Kulthandlung
nur als Ausdruck und Niederschlag der Frömmigkeit
betrachten, die ihr eine Grundbestimmtheit des Gemütes
ist und bleibt" (S. 71). Diese Worte kennzeichnen
diese Schrift. Der Mensch ist das Maß aller Dinge.
Mandel sieht überhaupt das tiefste Anliegen jeder ernsten
Frömmigkeit nicht, nämlich die Frage, wie Gott
zu uns steht und wie wir in eine Beziehung zu ihm kommen
können, daß wir nicht vor ihm verloren sind. Das
ernste, echte Heidentum weiß um diese Frage überall
auf der Welt. Mandel weiß in seinem Unernst nicht
darum. Nach ihm macht alles der Mensch, und nur auf
den Menschen kommt es an, wie er „fromm" ist in
seinem Gemüt. Was aber ist das für eine Frömmigkeit,
die nicht einmal weiß, daß es nicht um Gottesvorstellung
geht, sondern um die Stellung Gottes zu uns und um
unsere Stellung zu ihm? Der Titel des Buches, namentlich
die beiden Untertitel, sind eine gewaltige Überschätzung
dessen, was die Schrift wirklich bietet. Der
Hauptteil derselben ist nämlich nichts weiter als eine
Rassen-Theorie, die natürlich nichts Selbständiges hat,

Berlin. Johannes Witte.

Das Alte Testament aus dem Grundtext übersetzt von P. Dr. Lic.
Bibl. Eugen Henne, O. M. Cap. 1.Tl.: Die geschichtlichen Bücher.
Paderborn: F. Schöningh 1934. (1143 S. u. 3. Ktn.) kl. 8°. = Die
Heilige Schrift des Alten u. Neuen Testamentes übers, u. erläutert
von E. Henne n. K. Rösch. 1. Bd. geb. RM 3.80

Im Unterschied von Rießler hält sich Henne treu an
den überlieferten hebräischen Text. Während Rießler oft
höchst eigenwillige textkritische Wege geht, für die man
gern eine Begründung hätte, scheint in Hennes Übersetzung
durchweg die Massora durch. Das gibt dieser
sondern die sich aus Zitaten der verschiedenen Schrift- 1 Übersetzung ihren besonderen Wert. Sie liest sich auch
steller, die die Rassenkunde treiben, zusammensetzt, j flüssiger als die Rießler'sche. Man hat oft die Vermu-
Auch wird in keiner Weise einleuchtend oder überzeu- ; tung, Verf. habe seine Übersetzung sich und anderen
gend der Gegensatz der nordisch-arischen Seelenart zur ; laut vorgelesen; denn hier ist nichts gemachtes und ge-
morgenländischen nachgewiesen. Mit erstaunlicher Si- j schraubtes, sondern alles ist natürlich. Bei sexuellen
cherheit sucht der Verfasser die Seelenart der ostischen, ; Wendungen (z. B. Lev. 13,6; 20,16) ästhetisiert der
fälischen, dalischen und nordischen Gruppen Deutsch- ; Übersetzer. Das werden wir ihm nicht übelnehmen, zu-
lands zu kennzeichnen. Eigentlich müßte dann jede die- | mal da der Leserkreis in der großen Masse gesucht wird,
ser Gruppen dann wieder ihren eigenen „Gott" haben, j die für das Menschliche-Allzumenschliche nicht reif ist.
ihre eigene artgemäße Frömmigkeit. Und was wird i Sodann befinden sich die Anmerkungen unter dem Text,
nicht alles nun in diese nordische Seele hineingeheim- j nicht wie bei Rießler hinter der Gesamtübersetzung. Es
uißt! So wird gesagt, den nordischen Menschen kenn- ist wohltuend, nichts von konfessioneller Engherzigkeit
zeichne der Grundsatz: Liebe deinen Nächsten mehr als in den Anmerkungen zu spüren und immer wieder auf
dich selbst! Nun lese man einmal die Island-Sagas! Wo j neutestamentliche Beziehungen aufmerksam gemacht zu

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