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Ausgabe:

1935

Spalte:

193-194

Autor/Hrsg.:

Clemen, Carl

Titel/Untertitel:

Altgermanische Religionsgeschichte 1935

Rezensent:

Schröder, Edward

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, beide in Göttingen

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften. Bearbeitet v. Bibliotheksrat Lic.Dr.phil. REICH, Bonn, u.Lic.H. SEESEMANN, Göttingen

Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

.Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sinri auPBchliefilich an Professor D. BAUER in Gottingen, Düstere Eichenweg 14, zu senden,
ReiensionNexemplare ausschließlich an den Verlag. Gewähr für Besprechung oder Rücksendung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Gottingen, wird nicht übernommen.
Printed in Germany.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1

60. JAHRGANG, Nr. 11_ 25. MAI 1935

Spalte

Adam: Jesus Christus (Rahe).......197

Bonus: Islanderbuch (Krause).......194

Clernen: Altgermanische Religionsgeschichte

(Schröder)..................193

Clemens Alexandrinus (Koetschau).....199

D i 11 m e r: Evangelischer Konfirmandenunter-

richt (Katz).................207

Spalte

Götz: Die erste Einführung des Kalvinismus
in der Oberpfalz 1559—1576 (Lerche) . 200

Hensel: Religionsphilosophie (Kesseler) . 203

Hoff mann: Das Johannesevangelium als
Alterswerk (Seesemann)..........197

Kiefer: Die beiden Formen der Religion
des Als-Ob (Kesseler)...........202

Spalte

Leese: Rasse-Religion-Ethos (Schulze) . . 206
Lohoff: Ursprung und Entwicklung der

Religiösen Volkskunde (Uckeley).....205

Die Ostkirche betet (Mensching)......207

S c h i a n : Grundriß der Praktischen Theologie
(v.d. Goltz).................204

Cl emen. Prof. D Dr. Carl: Altgermanische Religionsgeschichte. | fiös.en Zustände welche die christliche Mission vorge-
Bonn: Ludw. Röhrscheid 1934. (121 S. m. 29 Abb. auf 14 Tat'., gr. 8°. fanden hat. Und da scheint mir vor allem ein Ge-

RM 6.80. , Sichtspunkt nicht genügend berücksichtigt zu sein: die
Das neue Buch von Prof. Cfcmen ist auf Anregung Erschütterung von altern Glauben und religiösem Brauch
des Verleo-ers eeschrieben, und diesem verdankt es auch ■ unserer naturverbundenen Vorfahren, welche sich aus
wohl seinen anspruchsvollen Titel, den der Verfasser ; den weiten Wanderungen und totalen Siedlungsverschie-
gleich im Vorwort zurücknimmt, indem er das Ganze bungen der ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung
eine Untersuchung' nennt, die ,vor allem zu den neuern ergeben mußte. Wenn in der Geschichte des germani-
und neusten Darstellungen der altgermanischen Religion sehen Christentums die Goten und die Angelsachsen die
Stelluno- nimmt' Allein auch das Wort .Untersuchung' führende Rolle spielen, so hangt dies doch ganz gewiß
ist hier nicht am Platze, wo es sich nur eben um ein 1 damit zusammen, daß jene in wenigen Jahrhunderten
mehr referierendes als scharf und konsequent durchgrei- von Sudschweden bis zum Schwarzen Meere gelangt
fendes Räsonnement über den in einige dreißig Ab schult- sind, diese innerhalb von ein paar Menschenaltern sich
te eingeteilten Stoff handelt. Den Quellenbestand, speziell i von ihrem festländischen Heimatboden total losgelöst
den des deutschen Festlandes, kennt Cl., wie wir wissen, j haben.

recht gut, die neuere nur zum kleinern Teil erfreuliche Die jetzt mit soviel Eifer betriebene Flurnamenfor-

Literatur 'fast zu gut. Daß unsere Quellen nicht ausrei- schung, die für die innere Siedlungsgeschichte gewiß als
chen und niemals Ausreichen werden, um, auch bei pein- 1 ergiebig anerkannt werden muß, geht doch in ihren An-
lichster Ausschöpfung, eine wirkliche „Geschichte der i fängen auf Männer zurück, welche aus ihr wichtige Aufgermanischen
Religion" zu schreiben, darüber ist sich klärung für die Religion und den Kultbrauch unserer
Cl. gewiß klar, und er durfte es getrost deutlicher her- Vorfahren erwarteten. Und diese Erwartung, das darf
vortreten lassen. Auch darüber, daß ein großer Teil der man schon jetzt aussprechen, ist auf das gründlichste
Autoren, die er unter Meidung aller persönlichen Schärfe enttäuscht worden: ganze Bände von wohlgesichteten
zurückweist, aus einer ernsthaften wissenschaftlichen Dis- ! Sammlungen liegen jetzt vor, die nichts, ganz und gar
kussion von vornherein oder nach flüchtiger Kenntnis- j nichts von solchen Hinweisen enthalten, oder von vernähme
ausscheiden müßte, daß man sich aber bei einem j blaßten Erinnerungen, die auch nur den Versuch einer
Gelehrten wie H. Kummer mit seinem Hauptwerk ,Mid- : sakralen Ausdeutung nahelegen. Und auch für die Orts-
gard' begnügen und die ihm nachgesandten Pamphlete j namen des nördlichen Frankreichs, wo das junge Chri-
unberücksichtigt lassen könnte, dürfte für ihn wie für ; stentum sofort hunderte von neuen Bezeichnungen schuf,
die Leser dieser Zeitschrift kaum ein Zweifel bestehn. j ist der fast gänzliche Mangel heidnischer Reminiszenzen
Aber diese Sorte Literatur ist nun einmal da, und sie i durch die Arbeiten von Mawer und Gröhler ausdrücklich
macht sich sehr anspruchsvoll geltend: so verstehn wir : betont worden.

den Wunsch des Verlegers, daß zu ihr von gut orien- j Göttingen. Edward Schröder

tierter Seite Stellung genommen werde, und lassen uns

eine solche Revue von Torheiten und! Unverautwort- Bonus, Arthur: Isländerbuch. Sammlung altgermanischer Bauern-

Henkelten immerhin als lehrreich gefallen, da sie uns ; und Königsgeschichten. Neue, Ul. Ausg. in einem Bande. München •

durch reichliche Zitate die eigene Lektüre erspart. Wie j Qeorg d. W. Callwey 1935. (382 s.u. eine Karte) 8°. geb RM4 80

CL selbst denkt, darüber hat er uns selten im Unklaren ; Daß Bonus' Isländerbuch nach längerer Pause (4.'

gelassen, wobei er sich aber gleichfalls gern mit wort- 1 auflage 1919/20) in neuem Gewände, doch inhaltlich

liehen Zitaten aus den von ihm anerkannten Gewahrs- , kaum verändert) wieder erscheint, wird jeder begrüßen

mannern begnügt. j der gute Kenntnis von wirklichem, echtem Altgermanen-

Die Abbildungen bieten naturgemäß kaum etwas, tum in unserm Vaterland verbreitet sehen möchte. Mir

was wir nicht in den letzten Jahren an einem Dutzend erscheint dies Isländerbuch noch immer das bei weitem

Orten gesehen hätten. beste Mittel dafür; denn Bonus versteht es wie kein

Die Kirchengeschichte (und nicht nur die), das muß anderer, den spröden und unaufdringlichen Stoff dem
einmal mit Nachdruck betont werden, hat das allerstärk- j modernen Leser schnell zugänglich zu machen und ihn
ste Interesse nicht an einer ,Geschichte der altgermani- 1 die innerste, blutmäßige Verbundenheit mit der seelischen
Religion', sondern an der Ermittelung jener reli- ! sehen und geistigen Haltung der Isländersaga begreifen

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