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Ausgabe:

1935 Nr. 10

Spalte:

183

Autor/Hrsg.:

Moog, Willy

Titel/Untertitel:

Hegel und die Hegelsche Schule 1935

Rezensent:

Hoffmann, E.

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183

Theologische Literaturzeitung 1935 Nr. 10.

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bis 1565 umfaßt, sind sechs kurze eigenhändige Berichte
der Heiligen aus den Jahren 1560—1581 über ihr Gebetsleben
beigefügt, ferner eine sehr interessante, auf
ihren eigenen Aufzeichnungen beruhende Liste der ihr
zuteil gewordenen „Gunstbezeugungen Gottes" und
schließlich zwei Gutachten ihres Beichtvaters P. Petrus
Ibanez. Noch deutlicher als aus der Lebensbeschreibung
der Heiligen geht aus diesen Gutachten hervor, welche
Schwierigkeiten den Theologen jener Zeit das Verständnis
solcher mystischer Zustände bereitete. Daß das auch
heute noch der Fall sein kann, zeigen einige Anmerkungen
des P. Aloysius, wo er durch gewaltsame Umdeu-
tungen des Textes von der Heiligen den Verdacht mangelnder
Orthodoxie abzuwenden versucht (z. B. S. 13S,
Anm. 1, oder S. 473, Anm. 1). Es handelt sich dabei
vor allem um ihre Überzeugung, mit der Menschheit
Christi Verkehr zu haben. An zwei Stellen des spanischen
Textes sind offenbar Versehen der Heiligen, die
ihr Manuskript nicht noch einmal überlesen hat, stehen
geblieben. S. 180, Abschn. 1, Z. 2 von oben ist „der
(einfachen) Verzückung" als Doublette zu streichen,
der ganze Abschnitt wird dann ohne die vom Übersetzer
vorgenommenen Interpolationen klar. S. 322, Z. 5 von
unten ist „nicht" zu streichen, wie sich aus dem Zusammenhange
ergibt.

Das Buch weist kaum Druckfehler auf, ist aber leider
außerordentlich schlecht gebunden.

z. Z. Swansea, Wales. Otto Piper.

Moog, Prof. Willy: Hegel und die Hegeische Schule. München:

E. Reinhardt 1Q30. (491 S. m. 1 Bikinis) 8°. = Geschichte d. Philos.

in Einzeldarstellgn. Abt. VII. Die Philos. d. neuesten Zeit I. Bd.

32/33. RM 10.50; geb. 12.50

Die verschiedenen Bearbeiter der 37 Bände der von
Gustav Kafka herausgegebenen ,Geschichte der Philosophie
in Einzeldarstellungen' haben ihre Aufgabe so
verschieden aufgefaßt, daß der Leser schließen muß,
auf eine einheitliche Zielsetzung sei von Anfang an verzichtet
worden. Joseph Bernhart etwa hat den 14. Band
(Die philosophische Mystik des Mittelalters) in einer
Weise bearbeitet, daß man von einer durchaus originalen
, von starker Subjektivität getragenen Leistung sprechen
muß. Moog hingegen scheint seine Aufgabe darin
erblickt zu haben, daß er in einer fast selbstlos anmutenden
Weise über Hegels Leben, die Schriften, die Sy-
stemform, die Systemgliederung, die Anhängerschaft und
die Gegnerschaft zu berichten und aller Aufrollung
oder gar Vertiefung von Problemen fern zu bleiben habe.
Selbst die Literaturauswahl beschränkt sich auf die Angabe
der Textausgaben und die dreizehn bekanntesten
Bücher über Hegel, angefangen mit Rosenkranz, endend
mit Haering. Die Darstellung selber ist eine solide Inhaltsangabe
, aber überall nur Paraphrase, nirgends Exegese
; überall nützlich für den, der Gelesenes wiederholen
will, nirgends für den, der Einführung oder Wegweisung
sucht. Sicher eine entsagungsvolle Arbeit, so
Band für Band mit gleichmäßig ablesendem Auge und
mit gleichmäßig exzerpierender Hand durchzuarbeiten!
Aber lohnt das, wenn der Stoff nachher nur äußerlich
disponiert, nicht aber wahrhaft philosophisch analysiert
wird ?

Heidelberg. E. Hoff mann.

Besson, Bischof Marius: Nach vierhundert Jahren. Deutsche
Übersetzg. nach d. 4. französ. Aufl. hergestellt von Dr. P. Leutfried
Sign er, O. M. Cap. Luzern: Räber &Cie. 1934. (366 S. m. Abb.) 8°.

kart. RM 3.80; geb. 5.50.
Besson, der römisch-katholische Bischof von Lausanne
-Genf-Freiburg, hat die große ökumenische Tagung
in. Lausanne 3.—21. August 1927 für Glaube und Kirchenverfassung
(faith and order) fast vor seinen Augen
abrollen sehen. Ebenso wird er von der Allgemeinen
Konferenz der Kirche Christi für praktisches Christentum
(life and work) in Stockholm 19.—30. August
1925 mehr als nur vom Hörensagen erfahren haben.
Aber für ihn gab es keine Beteiligung an diesen Gesprächen
, weder persönliche Anwesenheit, noch teilneh-
! mendes und mittragendes Gebet. Für ihn waren die
päpstlichen Erlasse und die Beschlüsse der Kongregation
des heiligen Offiziums, die eine wahre Einigung der alle
christlichen Kirchen umfassenden Menschheit unter gegenseitiger
Anerkennung bezw. Duldung der Unterschie-
: de unmöglich machten, maßgeblich und allein entscheidend
. Wie die Ablehnung der anglikanischen (16. September
1864) und der puseyistischen (8. November 1865)
Unkmsbestrebungen, so hat auch die starre Weigerung
der Teilnahme an den Wiedervereinigungsbestrebungeti
! der Nachkriegszeit (4. Juli 1919 und 8. Juli 1927) sei-
: tens der römischen Kurie viele Hoffnungen zerstört,
' bis dann die päpstliche Kundgebung „Mortalium ani-
mos" vom 6. Januar 1928 alle etwa denkbaren Verbindungsfäden
im Vorhinein durchschnitt (vgl. dazu N. S ö-
derblom: Christliche Einheit, 1928, S. 1—48).

B. hat aber nicht nur als Theologe und als römischkatholischer
Kirchenführer diese Jahrzehnte der vergeblichen
, im Wesentlichen durch Roms Einseitigkeit, Hart-
, näckigkeit und Überheblichkeit unfruchtbaren Wiedervereinigungsbestrebungen
durchlebt, sondern er ist vor allem
seinem Volke und seinem Lande mit Leib und Seele
; verbundener Schweizer. B. gehört aber nach Sprache,
Rasse und Kultur, sowie auch nach der Konfession zu
: einer Minderheit der Schweiz. 71,9o/0 Deutschen stehen
20,4<>,o Franzosen gegenüber, und zu 57,10/0 Protestanten
kommen 41,10/0 Katholiken. Im Waadtlande, B.'s
Sprengel, haben wir nun insofern eine merkwürdige Umkehr
bezw. Abwandelung dieser allgemein schweizerischen
Zahlen festzustellen, als hier unter 275 000 Protestanten
nur 55 000 Katholiken leben, also nur ca. 170/0
gegenüber dem Schweizer Durchschnitt von 41,1 o/o. Diese
Protestanten aber sind fast ausschließlich französisch:
leben doch nur ca. 38 000 Deutsche unter ca. 275 000
Franzosen — also nur ca. 12o/o gegenüber dem Schweizer
Durchschnitt von 71,9°/o Deutschen. B. gehört also
hier rassisch-sprachlich zu einer Majorität innerhalb der
Minorität und konfessionell zu einer Minorität innerhalb
der Minorität. Bei seinem scharfen Verstände und seiner
hohen Bildungs- und Kulturstufe ist immerhin ein Abgleiten
der Minderheitszugehörigkeit in die Minderwertigkeitsstimmung
für ihn nicht zu befürchten. Jedoch ergibt
sich ohne Weiteres für den Bischof von Lausanne-
Genf-Freiburg vom Standpunkt des Patrioten ein unmögliches
Gefühl: in diesem von Gottes Gnade sichtbar gesegneten
Lande sollte es nicht zu einer nationalen und
konfessionellen Einigung kommen!? In nationalpolitischer
Hinsicht hat sich der kleinere französische Bevölkerungsteil
seit längerer Zeit in wichtigen Fragen dem
großen Ganzen untergeordnet, während als Ausgleich
dagegen in örtlichen Angelegenheiten eine etwaige welsche
Mehrheit zur Befriedigung eigener Wünsche kommt.
Da gibt es also keine Schwierigkeiten, und da kommt
man im Allgemeinen auch über die kühle Neutralität
des Aufeinanderangewiescnseins hinaus. In konfessioneller
Hinsicht ist man aber über diese kühle Neutralität nicht
hinweggekommen, und man wird sich nach der päpstlichen
Ablehnung aller Einheitsbestrebungen („Mortalium
animos") mit dem kühlen Nebeneinander begnügen
müssen.

Das vorliegende Buch B.'s, dessen französisches Original
schnell vier Auflagen nacheinander erlebte (1933
bis 1934), hat anscheinend in Deutschland bisher noch
wenig Beachtung gefunden. Es handelt sich um eine
Folge von 50 aneinandergereihten Briefen, Briefen eines
römisch-katholischen Pfarrers Favre an seinen Bischof,
an eifernde Gemeindemitglieder, an einen Priester-Seminaristen
, an Konvertiten, an mit der Konversion ringende
Protestanten, und sonst allerlei seelsorgerliche Schreiben
. Den Hauptbestand des Buches aber macht der
Briefwechsel zwischen Pfarrer Favre und einem protestantischen
Pastor Curchod aus. Der ganze Briefwechsel
als solcher ist frei erdichtet und sachlich
aufgebaut auf folgenden Schriften Bessons: