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Ausgabe:

1934 Nr. 9

Spalte:

159-162

Autor/Hrsg.:

Baynes, Norman Hepburn

Titel/Untertitel:

Constantine the Great and the Christian church 1934

Rezensent:

Opitz, Hans-Georg

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Theologische Literaturzeitung 1934 Nr. 9.

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Weinen der Kinder bei der Geburt siehe auch meine „Cyprianische Untersuchungen
" 1926, S. 305 u. 479f., ferner Dölger, Antike und Christentum
2 (1930), S. 37. — Zu 19,9 (S. 80 u. 231) ist auf Mt. 21, 16 u.
2, 16 ff. zu verweisen. — Wenn die Seele 22,2 (S. 86 f.) efflgkaa genannt
wird, so bedeutet das nicht „von bildungsfähiger Gestalt", sondern
: von umrissener Gestalt (weil corporate). Dagegen ist sie nach
24, 1 (S. 88) bei Plato ineffigiabilis, weil incorporalis. — S. 99, Z. 8
v. o. lies Luft st. Kuft. — 26, 2 (S. 100 u. 242): die populi duo im
Leibe Rebekkas sollten mit Hinweis auf Gen. 25, 21ff. und Rom. 9, lOff.
erklärt sein, vgl. adv. Jud. 1, de pud. 8, 8, Barn. 13, 2, Cypr. Testim. 1,19,
Ps.-Cypr. de monte Sina et Sion 3. — 26,4 (S. 100): semini stunida,
„unfruchtbar", das ist zu farblos, ist Erklärung, nicht Übersetzung. —
29, 2 (S. 108): defecerat ille . . . quicumque est, origini fons ? Vgl. Min.
Fei. Oct. 21, 11 u. Cypr. idol. 3; nisi forte . . . partus in Junone defe-
cit? - 29,3 (S. 110 u. 246): die Bedeutung von reformare sollte erklärt
sein, vgl. 32,4. 34,2, siehe auch Th. Stud. Krit. 1932, S. 131 A. 1
und Sehrla in den Wiener Stud. 1931, S. 102 ff Wie 29, 2 f. mutare
und reformare gleichbedeutend sind, so auch bei Cypr. de mort. 22
(311,1 Härtel): mutari et reformari. — Zu 30, 4 (S. 112) wegen der
Überfiillung der Welt mit Menschen vgl. Cypr. ad Dem. 3. — 33,2
(S. 123) muß es st. „aber" heißen „sondern". — 33,5 (S. 124) die
mora finis auch im Apol. 39,2. — Zu sab titulo 34,3. (S. 130 u. 252)
vgl. auch de pud. 1,7 sab ipsis Ubidinam titulis. Bei dem anzüglichen
nescio umeris an feminibus ist vielleicht auch an die Geschichte von
Diogenes und Lais zu denken, vgl. etwa Ps. - Clem. Homil. 5,18
(S 69 16 de Lagarde). - 37,4 (S. 137) muß es heißen „dieselbe,
wie" st. „als", und „Ehe" st. „Hochzeit", 39,1 (S. 143) „Wochenbett"
st. „Gebärung". — Zu 38,2 (S. 140 u. 257) wegen der flculnea contagio
siehe jetzt meinen Aufsatz in Th. St. Krit. 1933, H. 1, S. 39—50. -
40,1 (S. 144 u. 259): an dieser vielverbesserten Stelle ist Rom. 5,14
(richtiger 5,12) sicher nicht „zitiert", sie schwebt dem Schriftsteller
höchstens vor. — 42, 2 (S. 148) ist das praeter nos und extra nes mit
„ohne daß wir es merken" nicht ganz sinngemäß wiedergegeben, richtiger
„ohne daß es uns berührt" (oder „betrifft"). - 43,9 (S. 152) hat
das principaliorem rein zeitliche Bedeutung (vgl. apreimordio), ist daher
besser mit „Vorsprung" als mit „Vorrang" zu übersetzen. — 45, 3
(S. 156) bedeutet stupri visionem nicht das „Sehen einer unsittlichen Tat",
sondern das Begehen einer geschlechtlichen Sünde im Traume, und
martyrii visionem das Erleiden des Martyriums im Traume. — 50, 4
(S. 170 u. 275): zu baptizator und baptista siehe Th. Stud. Krit.
1929 S. 464 ff. — 52,2 (S. 174): condicionali comminatione saspendens,
„nicht genau ausspricht", besser: in der Schwebe läßt. — 55, 1 (S. 180):
vgl. dazu Mt. 12,40. — 55,2 (S. 180f.): legi = Gesetz, nicht „Satz".
Das Jungt ist wieder Lieblingswort T.s. — 55,5 (S. 182 f.) hospitio =
Herberge, nicht „Empfang". Gleich darauf ist das Sätzchen tota paradis
elavis tuus sanguis est in der Übersetzung ausgefallen. - 57, 4 (S. 188
und 283): das advivere außer hier und de cor. 7 auch noch adv. Marc.
4,19. — 57,5 (S. 190f.): iudiciam hier = Gericht, nicht „Urteil".

— 57,7 (S. 190 f.) gegen Schluß hat das „jene" in der Übersetzung
keine rechte Beziehung. — 57, 8 bedeutet post deum mortuos consulente
Saale nicht „nachdem er Gott verlassen hatte", wiewohl ähnliche
kurze Wendungen bei T. und andern Schriftstellern vorkommen, sondern
„nach Gott", da Saul ja nach I. Sam. 28,6 zuerst Jahwe befragt hatte.

— Zu 58,5 (S. 194 u. 285) morsus Jerarum etc. vgl. ad mart. 5
certe ad Jeras etc. Übrigens einer der nicht seltenen Fälle, wo Ter-
tullian Gedanken und Wendungen aus einer früheren Schrift wiederholt.
Deshalb kann man aus solchem Zusammentreffen nicht sicher auf Gleichzeitigkeit
schließen, wie das z. B. Nölderchen bezüglich de anima und
de pallio (siehe S. 9) getan hat. - 58,6 (S. 194) behält der Herausgeber
das (omnia opera) optima des cod. Agob. und der ed. princeps
bei, das auch Hoppe, allerdings nur bedingt und zurückhaltend, annimmt
. Die Hauptschwierigkeit liegt aber m. E. darin, daß T., nachdem
er vorher von Empfindungen und Leidzuständen gesprochen hat,
die beim Leib und bei der Seele durchaus nicht immer gleich seien,
nun plötzlich nicht einfach zu den opera, d. h. den Tätigkeiten, überhaupt
übergehen soll, die die Seele nicht mit dem Leibe teilt, sondern
sofort zu guten Werken (indem er diese noch optima nennt) und dann
doch sofort von bloßen Gedanken und Willensregungen spricht, die
Gott verbiete (Mt. 5,28), also von bösen Gedanken und Begierden.
Das optima wird also kaum zu halten sein. — 58, 8 (S. 196 f.)
paracleuus, „der hl. Geist", ist wieder Erklärung, nicht Übersetzung.

München. Hugo Koch.

Baynes, Norman H.: Constantine the Great and the Christian
church. The Raleigh Lecture on history. From the Proceedings of
the British Academy, Vol. XV. London: H. Milford, Oxford Univer-
sity Press o. J. (107 S.) gr. 8°. 6 sh

Wie B. mit Recht zu Beginn seiner Studie betont,
ist Konstantin eine der Persönlichkeiten der Geschichte,
die man nicht umgehen kann; darum ist er eine der
am meisten behandelten Menschen. Dieser Gesichtspunkt
rechtfertigt sicher auch diese neue Studie. Gewiß
heute wird man gern mebT als je sein geschichtliches
Bewußtsein an den Ereignissen der Epoche orien-

j tieren lassen, der K. den Namen gegeben hat. Denn
! diese Zeit ist eine des Umbruchs und der Entstehung
i eines neuen Themas der Weltgeschichte. Die glänzenden
Darstellungen von Jacob Burckhardt, Otto Seeck
und Eduard Schwartz haben uns die einprägsamsten
Konstantinbilder geschenkt. Bs. Konstantin ist nun durchaus
verschieden von den genannten Entwürfen. Bewußt
| lehnt B. die These Burckhardts ab, der ehrgeizige Konstantin
sei irreligiös, habe kein inneres Verhältnis zur Kirche
gehabt, ebenso wie Seecks Unechtheitserklärungen der
überlieferten Urkunden, und schließlich E. Schwartz'
,' Darstellung, die den „Willen zur Macht" in Konstantin
j aufgezeigt hat. Zwar bekennt sich B. dazu, in erster
Linie die Urkunden zur Beantwortung der Frage heranzuziehen
. Aber das Resultat sieht dann so aus (S.
29): 1. „Die Briefe und Edikte Ks. sind nicht die
Schriften eines Mannes, der nur philosophischer Monotheist
ist, dessen Glaube aus dem religiösen Synkretismus
seiner Tage abzuleiten ist... Der Kaiser hat
sich entschieden mit dem Christentum, mit der christlichen
Kirche und dem christlichen Glauben identifiziert
." 2. ,,K. ist ein Fürst mit der Überzeugung seiner
persönlichen Mission, die ihm von dem Christengott
I übertragen ist, — eine Mission, die Pflichten auferlegt;
i sie ist ein Auftrag, dem er sich nicht nach seinem
Belieben entziehen kann." 3. „K. ist der Überzeugung,
; daß die Wohlfahrt des römischen Staates zu innerst,
i man kann sagen, notwendig verbunden ist mit der Sache
I der Vereinigung mit der christlichen Kirche." Als Be-
i weis für seine These zieht B. die bekannten Urkunden
zum donatistischen Streit und die Edikte heran, die die
Verfolgung des Licinius liquidierten (Euseb Vita II
48 ff.). Es fällt sofort auf, daß Bs. Entwurf der kon-
stantinistischen Religionspolitik durchaus mit dem konfessionellen
Konstantinbild der Legende und der Kirche
übereinstimmt. Es wird nicht deutlich, ob B. bewußt
daran anknüpft. Das Resultat seiner Studie ist jedenfalls
das Gleiche. Merkwürdig, schon J. Maurice, der
verdiente Erforscher der konstantinischen Münzen, hat
kurz nach dem Kriege ein Konstantinbuch geschrieben,
in dem er Konstantin, wenn nicht mit der konfessionellen
Gloriole umgibt, so doch als Begründer der europäischen,
i d. h. französischen Zivilisation darstellt, um seinen wütenden
Ausfällen gegen uns Deutsche ein historisches
Gewand zu geben. Es ist sehr schön, daß B. scharfe
ablehnende Worte für diese skurrile Schrift Ms. findet.
Aber im Innersten verrät Bs. Konstantinstudie auch
eine weltanschauliche Voreingenommenheit, die in Bs.
Worten gegen den „Willen zur Macht", offenbar für
B. ein typisch deutscher Begriff, zum Ausdruck kommt.
Die Betrachtung der großen Persönlichkeit birgt die
Gefahr in sich, über die tatsächlichen Ereignisse und
ihre innere Folge und Bedeutung hinwegeilend die wirkliche
Geschichte einer Epoche oder eines Menschen zu
einem Gedanken zu gestalten und damit in ein Allgemeines
zu verflüchtigen. Die Tat aber steht immer
vor dem Gedanken. Den nachträglichen Charakter der
Legende, ebenso wie des Konstantinbildes Eusebs und
der Urkunden erwiesen zu haben, war der unleugbare
Fortschritt der Darstellungen von Burckhardt und
I Schwartz. Und so hätte B. das von ihm aus den so
, unerhört geschickt stilisierten Urkunden gewonnene Konstantinbild
zunächst den unumstößlich feststehenden
Fakten der konstantinischen Politik gegenüberstellen
müssen. Kurz gesagt, man vermißt bei
| B. die Auseinandersetzung mit der Darstellung von
Schwartz, wenn auch B. ausdrücklich eingangs
sich von diesem distanziert. Wer sich mit K. und
! seiner Zeit beschäftigt, muß sich Seite um Seite mit
Schwartz auseinandersetzen. Und ferner scheint B. wirklich
der Propaganda der konstantinischen Kanzlei bei
der Interpretation der Urkunden zum Opfer gefallen zu
sein. Gerade von Schwartz ist die propagandistische
| Tendenz vieler Urkunden ans Licht gerückt worden.

Mit Recht hat schon Laqueur in seiner Eusebstudie
| die These von Schwartz aufgenommen. Um wieviel