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Ausgabe:

1934 Nr. 3

Spalte:

56

Autor/Hrsg.:

Bornhak, Otto

Titel/Untertitel:

Staatskirchliche Anschauungen und Handlungen am Hofe Kaiser Ludwigs des Bayern 1934

Rezensent:

Würtenberg, Gustav

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55 Theologische Literaturzeitung 1934 Nr. 3. 56

dung sind die Wunder zwar nicht von den großen vertraut zu machen, ohne die Veröffentlichung durch
Alexandrinern, aber vor und nach ihnen gewürdigt. Das zusammenfassende Untersuchungen und gelehrte Beischon
beregte Problem von dem Miteinander der Wun- i gaben zu belasten und zu verzögern. Was die Wissender
und des Leidens in den Evangelien beschäftigt die schaff aus dem neugewonnenen Out kirchen-, dogmenalte
Exegese viel. Seine Lösung liegt in der Zweinaturen- j liturgie- und auslegungsgeschichtlich oder wie immer
lehre mit allen .ihren Freiheiten, bei Athanasius und j machen will, bleibt ihr vorbehalten. Daß sie entschlossen

ist, sich dankbar zu erzeigen, beweist die Tatsache, daß
sie bereits zur Bearbeitung des neugelieferten Stoffes
übergegangen ist: Adolf Rücker, Ritus Baptismi et Mis-
sae, quem descripsit Theodorus ep. Mopsuestenus 1933.
Hans Lietzmann, Die Liturgie des Theodor von Mop~
suestia, Sitzungsber. der Berl. Akad. 1933. XXIII.
Göttingen. Walter Bauer.

Born hak, Otto: Staatskirchliche Anschauungen und Handlungen
am Hofe Kaiser Ludwigs des Bayern. Weimar: H.
Bühlau 1933. (XII, 145 S.) gr. 8°. = Quellen u. Stud. z. Verfassungs-
gesch. d. Deutschen Reiches i. Mittelalter u. Neuzeit. Begr. v. K-
Zeumer, hrsg. v. F. Härtung, K. Rauch, A. Schultze, E. E. Stengel.
Bd. VII, H. 1. RM 8.80.

Die antikuriale, staatskirchliche Theorie und Praxis
der kaiserlichen Kanzlei Ludwigs des Bayern und der
beherrschende Anteil der Minoriten an ihr sind seit
langem bekannt und vielfach wieder und wieder durchforscht
. Soviel ich sehe, fügt dieses Buch kaum wesentliche
Züge zu dem eben in den Grundzügen
festliegenden Bilde jener Zeit hinzu. Verschiedene Einzelbetrachtungen
lagen allerdings bislang noch nicht
in dieser übersichtlichen Form vor, namentlich der Nachweis
der Nachwirkung des (ja gerade in der Frage der
Dauer seiner Wirkung umstrittenen) Wormser Konkordates
zur Zeit Ludwigs d. B. und auch des Einflusses
spätstaufischer Argumentationen (Petrus von Vinea).

Darüber hinaus muß anerkannt werden, daß B. eine saubere und
sehr fleißige Arbeit in der Sichtung und Zusammenstellung des gesamten
Materials geleistet hat. So empfiehlt er sich durchaus als Führer durch
die äußeren Tatsachen.

Im übrigen aber bleibt das Buch in mancher Beziehung
doch noch zu sehr „Materialsammlung". Das gilt zumal
für die Erörterung der minoritischen Einflüsse. Hier
müßten die geistigen Fundamente entschieden breiter
und eindringender sein. Im Tatsächlichen zuverlässig
und treu, versagt die Schrift überhaupt vor dem
Anspruch einer eigentlichen Auseinandersetzung
mit den großen Problemen, die das Tatsachenmaterial
in so reicher Fülle aufwirft. Sie kann schwerlich als
zureichende „Darstellung" des ludwigisch-minoritischen
Staatskirchentums gelten, sondern nur als ein — als
solcher unverächtlicher — Baustein zu einer derartigen
„Darstellung".

Düsseldorf. Gustav Würtenberg.

Chu r chi 11, Irene Josephine, D.Phil.: Canterbury Administration.

The administrative Machinery of the Archbishopric of Canterbury illu-
strated from original Records. Vol. I u. II. London: S. P. C. K.
1933. (XV, 615 u. XV, 367 S.) 8°. geb. ',2 sh.

Eine umfänglich angelegte, mit peinlicher Sorgfalt
und großem Fleiß durchgeführte Studie. Die Verfasserin
gibt an, daß sie 8 Jahre, im weiteren Sinn 14 Jahre bis
zur Vollendung der Arbeit gebraucht hat. Möglich wurde
die Studie dadurch, daß sie völlig frei die Bibliothek
des Lambeth Palace benutzen konnte; denn die Grundlage
boten die erzbischöflichen Register, die in einigen
Teilen veröffentlicht sind, sonst nur im Original benutzt
werden konnten. Sie bilden eine Quelle ersten
Ranges und höchsten Wertes. Die Verf. benutzte aber
außerdem Dokumente aus anderen englischen Archiven
und Bibliotheken; hierüber geben die Fußnoten näheren
Nachweis. Daß der Inhalt dieser Quellen, vor allem der
Archiepiscopal Registers, auch den Inhalt der Darstellung
bestimmen mußte, ist deutlich. Er gab den eigentlichen
Binsatzpunkt; die genannten Register sind
erst vom späten 13. Jahrh. ab vorhanden; nur vereinzelte
Dokumente, aus anderen Quellen stammend,
reichen in eine ältere Zeit zurück; das älteste ist eine
Bestallung zum Generalvikar aus dem Ende des 12.

Kyrill besonders in der Ergänzung derselben durch den
Gedanken, daß das Leiden seinen Grund im Eintreten
für die sündige Menschheit hat. Die Begrenztheit des
Wissens Jesu, die die Evangelien deutlich berichten,
können die Theologen der alten Kirche nur als Anbequemung
Jesu verstehn. Hier zeigt sich noch einmal,
wie sehr das evangelische Bild Jesu überwuchert ist
von der heidnischen Vorstellung eines Übermenschen,
dem nichts unmöglich oder verborgen ist. Die Ab-
zweckung des Wunders auf den Glauben ist nicht scharf
genug gesehn. Die Wunder werden zu allgemein einsichtigen
Beweisen der Gegenwart Gottes und der
Glaube zur bloßen Anerkennung übernatürlicher Machtäußerung
, zur verdienstlichen Tugend. Die Möglichkeit
des Ärgernisses, die im NT. gerade gegenüber dem Wunder
bleibt, kommt nicht zur Geltung. Ein Ausblick auf
das Wunderverständnis der reformatorischen und nach-
reformatorischen Theologie macht den Schluß.

Die Studie ist mit großer Sorgfalt und ausgebreiteter
wie eindringender Kenntnis der Quellen und der Literatur
geschrieben, dazu mit einem zurückhaltenden, aber
durchaus selbständigen Urteil über gegenwärtig in der
Theologie herrschende Männer und Meinungen. Dem
Zusammenhang seiner Theologie mit der A. Schlatters
gibt Schlgsp. mehrfach Ausdruck. Formell verdient besondere
Anerkennnung die Geschicklichkeit, mit der die
z. T. recht weit auseinanderliegenden Einzelheiten zu
einem Gesamtbilde zusammengefügt sind. Das konnte
nur gelingen, weil die Hauptaufgabe, die der Theologie
der alten Kirche mit den neutest. Wundern gestellt war,
von Schlgsp. lebendig erfaßt ist. Noch bedeutsamer ist
aber, daß bei Schlgsp. ein tiefes Verständnis des neutest.
Wunders vorliegt, weshalb freilich die Grenzen in dem
Verständnis, das die alte Kirche vom neutest. Wunder
hatte, besonders deutlich werden mußten.

Rostock.__F. Bfichsel.

Mingana, A: Commentary of Theodore of Mopsuestia on

the Nicene Creed. Cambridge: W. Heffer & Sons 1932. (VII,

240 S.) 8°. - Woodbrooke Studies Vol. V.
Ders.: Commentary of Theodore of Mopsuestia on the Lord's

Prayer and on the Sacraments of Baptism and the Eucharist. Ebda.

1933. (XXV, 265 S.) 8°. = Woodbrooke Studies Vol. VI.
Die beiden neuesten Bände des Woodbrooke Studies
enthalten Schriften des Theodor von Mopsuestia, die
bisher als verloren gegolten haben, die aber, dank rechtzeitiger
Übersetzung Jns Syrische, doch erhalten geblieben
sind, und die der unermüdliche Mingana der gelehrten
Welt hiermit vorlegt. Er darf des Dankes aller
gewiß sein, die unter irgendeinem Gesichtspunkt auf
diesem Gebiete arbeiten.

Mingana folgt in beiden Bänden einer Handschrift,
dem Kod. syr. 561 seiner Sammlung. Dieser Umstand
ist darin begründet, daß es sich, wenn auch einige
ostsyrische Theologen zwei selbständige Schriften annehmen
, doch in Wahrheit offenbar um ein einheitliches
Werk handelt, um eine Belehrung der Katechumenen,
zunächst über das Nicänische Glaubensbekenntnis, sodann
über das Vaterunser und die Sakramente, d. h. die
Taufe und die Eucharistie.

In der Ausgabe beider Hälften geht dem Text eine
Zusammenstellung derjenigen Abschnitte voraus, die in
die Akten des 5. ökumenischen Konzils von Konstantinopel
, auf dem die „Drei Kapitel" verdammt wurden,
eingegangen sind. Für die erste Hälfte gibt es auch
Erwähnungen in einem Briefe des Papstes Pelagius,
sowie bei Facundus von Hermiane und Marius Mer-
cator. Sie werden ebenfalls abgedruckt.

Auch diesmal ist M. seinem alten Grundsatz treugeblieben
, uns möglichst schnell mit den neuen Texten