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Ausgabe:

1934 Nr. 2

Spalte:

29-30

Titel/Untertitel:

Israelitische und altorientalische Weisheit 1934

Rezensent:

Rost, Leonhard

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 1934 Nr. 2.

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keda) zu unterscheiden. 149. Der Merom-Sieg ist so zu verstehen:
Naphtali und Zebuion haben sich im galil. Bergland niedergelassen
(Hasor); dann stoßen sie in die Ebene Jesrel vor (Sisera). 159. Die
Stämme sind gesondert eingewandert und haben ihren Besitz selbständig
erobert. 167. Es sind 3 Stämme-Gruppen zu unterscheiden, die durch
kanaanitische Qebietsstreifen von einander getrennt sind: Im Süden Juda
und Simeon, zunächst auch Dan.; in der Mitte Benjamin, Ephraim und
Manasse; im Norden Issacher, Zebuion, Aser und Naphtali. 168 f. Dem
Sonderleben der auf die drei Gebietsteile verteilten Stämme hat erst
David ein Ende gemacht. 182. — Die Einzelnotizen über die Gleichsetzung
der antiken mit modernen Orten lassen sich natürlich hier nicht
registrieren ; eine Auswahl zu bringen, hätte aber auch keinen Sinn.

Das in schlichtem Stil gehaltene Buch empfiehlt
sich als Nachschlagewerk für die einzelnen Orte der
Einwanderungsgeschichte. Bringt es doch in fleißiger
Registrierung zu einem jeden die modernen Auffassungen
und archäologischen Befunde. Seinen Wert hat es
außerdem darin, daß es Ortsbeschaffenheit, Entfernungen
und Identifikationen an Ort und Stelle nachprüfen
konnte. Es ist prinzipiell durchaus richtig, daß den
Nachrichten über die Väterzeit (vergl. F. M. Th. Böhl:
Das Zeitalter Abrahams 1930) wieder mehr historischer
Wert beigelegt wird. Die Heranziehung von Parallelen
aus der modernen arabischen Stammesgeschichte
ist dienlich; es hätten nur noch solche aus der altklassischen
Zeit hinzutreten dürfen.

Für die eigentlichen Probleme der Einwanderungsgeschichte
-Forschung ist der Ertrag nicht so groß, wie
man ihn sich bei dem ansehnlichen Buche zunächst
verspricht. Bringt es doch weithin nur Inhaltsangabe
alttest. Berichte mit mutmaßlichen Deutungen. Nicht
selten vermißt man auch bei dem ausgiebigen Referieren
über vorhandene Thesen anderer das eigene Urteil.
Ober-Breidenbach i. Hessen/Marburg._Adolf Wendel.

Baumgartner, Prof. D. Dr.: Israelitische und altorientalische
Weisheit. Tübingen: J. C. B. Mohr 1933. (34 S.) 8°. = Sammig.
gemeinverst. Vorträge u. Schriften a. d. Gebiet d. Theologie u. Re-
ligionsgesch. 166. RM 1.50; in Subskr. 1.20.

Der Verfasser geht hier in klaren, knappen, feinsinnigen
Ausführungen dem Wesen, Werden und Vergehen
israelitischer Weisheit und ihrer Beziehung zur
altorientalischen Weisheit nach. Der erste Teil sucht
die Eigenart dieser teils aus profaner Lebenserfahrung,
teils aus religiös fundierter Erkenntnis erwachsenden
„Klugheitsmoral" zu ergründen, der zweite Teil geht
dem Werden der Chokma in ihrem Wachsen aus dem
ursprünglichen Einzelspruch über die Gruppenbildung
und die Sammlung zum Buch nach, versucht die schließ-
liche Aufnahme anderer literarischer Gattungen in die
Weisheitsbücher, und umgekehrt das Eindringen von
Elementen der Chokma in andere Gattungen nachzuweisen
, zeigt den Gegensatz zwischen Weisen und Propheten
und Weisen und Priestern auf und betont mit
Nachdruck, daß die Anfänge der Weisheitsliteratur weit
vor dem Exil liegen. Ein dritter Teil stellt die Zusammenhänge
zwischen israelitischer und ägyptischer, aramäischer
und assyrisch-babylonischer Weisheit heraus,
wobei für die letzten beiden als Eigenartiges auf die
Pflanzen- und Tiersprüche, für die aramäische auf die
Zahlensprüche hingewiesen wird. Der vierte Abschnitt
weist als Hauptzentren der für den ganzen vorderen
Orient wesensgleichen Weisheitsliteratur Aegypten und
Babylonien-Assyrien nach, sieht den Ursprung dieser
Literatur in dem Schreiberstand, der in dieser Form anfangs
seine Standesethik niedergelegt habe. Dieser internationale
Charakter hafte weitgehend auch an der israelitischen
Weisheit; doch zeigen sich in der Wertung der
Frau, weniger in der Religiosität Unterschiede, die erst
in der späteren israelitischen Weisheitsliteratur durch
die Verschmelzung von Weisheit und Gottesfurcht, in
der Hypostasierung der Chokma, im Ringen des Hiob
mit seinem Gott und um seinen Gott so vertieft worden
sind, daß die israelitische Weisheit im alten Orient
kein Gegenstück mehr findet.

Man folgt gern den fein abgewogenen Ausführungen
und scheidet mit Dank für das Gebotene. Schade ist

es nur, daß Hertzberg's Prediger und Galling's Aufsatz
in ZAW. 9 (1932), S. 276 ff. vom Vf. noch nicht haben
berücksichtigt werden können.

Berlin. L. Rost.

Clark, Prof. Albert C.: The Acts of the Apostles. A critical
edition with introduction and notes on selected passages. Oxford:
Clarendon Press 1933. (LXX1I, 427 S.) gr. 8°. sh 30—.

Wieder beschäftigt sich ein Philologe (Prof. des
Lateinischen in Oxford) mit der Apg. und widmet sein
Werk dem Andenken von Friedrich Blaß. Schon früher
(The Primitive Text of the Gospels and Acts. Omis-
sions dealt with by an arithmetical test. Oxford 1914)
suchte er die meisten Auslassungsvarianten so zu er-

I klären, daß aus einer Normalhandschrift von bestimmter
Zeilenlänge 1 oder mehrere Zeilen versehentlich
weggeblieben seien; vgl.freilich dazu v. Dobschütz-
Nestle, Einführung4 S. 4 u. ö.! In einem späteren Buch
(The Descent of MSS. 1918) legte er an Beispielen aus
Cicero und Demosthenes dar, wie gelegentlich eine kürzere
Textform absichtlich dadurch hergestellt worden
sei, daß einfach ganze Zeilen gestrichen und, wo
nötig, durch weitere Änderungen der Rest zu einem Sinn-
ganzen zusammengeflickt worden sei. So will er jetzt
das Verhältnis des kürzeren und des längeren Textes
in der Apg. erklären. Mit Ropes (The Text of Acts
1926, vgl. dazu Dibelius Th. L. Z. 1927, Nr. 24) ist

j er darin einig, daß die beiden Formen nicht, wie Blaß
wollte, 2 Ausgaben desselben Verfassers seien; aber
gegen Ropes — mit dessen Werk er sich dauernd auseinandersetzt
— ist er überzeugt, daß der längere
„westliche" Text der ursprüngliche ist. (Den Ausdruck
Western Text lehnt er übrigens als einseitig mit Recht
ab; wenn er dafür als neutrale Bezeichnung Z-text
sagt und den Text der Unzialen x ABC als r bezeichnet,
so sind das willkürliche Bezeichnungen, die sich kaum
durchsetzen werden.) r ist nun nach ihm das Werk
eines Abkürzers, der eine D ähnliche Vorlage zusammenstrich
und dann hie und da flickte, um wieder einen Zusammenhang
zu bekommen. Gestrichen wurden For-

I mein wie „im Namen Jesu Christi", örtliche und zeitliche
Einzelheiten (die 7 Stufen, die 5.—10. Stunde)
u. a. Dabei wurde manchmal der Sinn verdunkelt bis
zum Widersinn (24,7) oder verändert (20,4 gegen
19,29).

Anschaulich macht Clark seine Theorie dadurch,
daß er (S. 1—171) den griechischen Text, einer alten
Anregung von R. Harris folgend, in den Zeilen von D
abdruckt (nur wo dieser nicht erhalten ist, in fortlau-

, fenden Zeilen); einige Ausnahmen sind LXXI f. ge-

l nannt, aber im Text selbst nicht kenntlich gemacht.
Dabei druckt er fett, was D (und Genossen) über r

! hinaus mehr hat; fett in [ ], wo die betr. Worte zwar
nicht in D, aber in Begleitern desselben sich finden:
umgekehrt werden Stücke, die bei r sich finden, für
den Sinn notwendig sind, aber bei D usw. fehlen, in

! gewöhnlicher Schrift zwischen Sternchen gedruckt.

Die Textherstellung trifft häufig mit der von Blaß

1 zusammen; ob dessen Abweichungen sämtlich im Apparat
verzeichnet sind, ist nicht ausdrücklich ausgesprochen
; auch wäre es erwünscht gewesen, wenn Kon-

'. jekturen (z. B. Vertauschung von Judas und Theudas

j in 5,36 f., wegen Josephus) im Text kenntlich gemacht
worden wären, während sie jetzt nur aus dem Apparat
erkenntlich sind. Dieser bringt die Einzelangaben über
die verschiedenen Zeugen von Z und r, während die
Ä Lesarten weggelassen sind; es sind allerdings nicht
alle Varianten der r-zeugen gebucht, auch ab und zu
die Zeugen für den Text nicht genannt; bei D ist manch-

i mal, aber nicht immer, zwischen 1. Hand und Korrekturen
unterschieden. Text und Apparat sind leider oft
nicht seitengleich; statt der undeutlichen Kürzung Luc

, (=Lucifer) wäre besser Lcf gesetzt. Es sind nun allerdings
häufig gerade 1 oder mehrere Handschriftenzei-

; len, die sich so herausheben. Aber ob nun das Zei-

1 lenprinzip von Clark wirklich so weit gilt, wie er glaubt,