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Ausgabe:

1934 Nr. 23

Spalte:

431-432

Titel/Untertitel:

Die Tätowierung in den deutschen Hafenstädten 1934

Rezensent:

Vorwahl, Heinrich

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Theologische Literaturzeitung 1934 Nr. 23.

432

Heyne, Über die Anfänge kirchlicher Für- ! Sterne, Schlange auf ein hohes Alter hin und stellt weitsorge
für die ausgewanderten evangeli- gehend Glückssymbole dar, wie sie Berufe mit der stän-
schen Deutschen in Nordamerika. Ihre Aus- digen Ungewißheit des Schicksals verständlich machen,
gangspunkte liegen in Langenberg (Rheinprov.). Bremen Todesgedanken und Lebenshunger stehen eng neben-
und bei J. H. Wiehern, von ihm ein Entwurf zu einer : einander. So beansprucht einen breiten Raum das Liebes-
Pastorallehre für Kolonistenprediger, manche fruchtbaren ; leben, das ungehemmte Sinnlichkeit und brutale Rach-
Ansätze sind leider durch Überbetonen des confess. Lu- | sucht für Untreue ausdrückt, während Hakenkreuz und
thertums nicht zur erwünschten Entfaltung gekommen ! Sowjetstern seltener vorkommen. Spamer zieht daraus
(Missourisynode!). Löhes Missionswerk wird ein wei- 1 den Schluß, daß die politischen Ideologien in den breiten
teres Zentrum der Arbeit, er betreibt auch Ansiedlung ! Schichten des Volkes nur selten in die Tiefe des Erdeutscher
Auswanderer; ihm verdanken wir auch die j lebens dringen (77). Dagegen gehören Kruzifixe und
erste Stellungnahme von kirchlicher Seite zum Auswan- j Golgathaszenen zu den beliebten Motiven der „Rückendererproblem
. 60 Jahre Ev.-luth. Aus wände- | stiebe", sodaß sich die Motive wesentlich mit den aus
rermission Hamburg läßt uns Hermann Wag- | der ländlichen Volkskunst bekannten decken. Die Aufner
miterleben. Nach England führt der Beitrag von j zeigung der religionsgeschichtlichen Zusammenhänge ge-
Julius Rieger, Die deutschen evangeli- schieht sehr vorsichtig und mit guter Literaturkenntnis,
sehen Gemeinden in England nach dem nur vermißt man zu Gal. 6,17 die von Lietzmann zuKrieg
, von bescheidenem, aber fröhlichem Wiederauf- sammengetragenen Belege.

bau berichtend. Deutsch-evangelisches Leben Im Gegensatz zu den älteren Darstellungen unseres
in Norwegen schildert der Pfarrer von Oslo, Her- Gebietes von Lacassagne, Joest, Lauffer, Cattani und
mann Günther, gut geschichtlich orientierend. Den Riecke, die zumeist einseitig unter einem Spezialgesichts-
nordisch-protestantischen K u 1 tu r k re i s un d punkt (Strafanstaltsinsassen, Dermatologische Praxis,
die baltischen Lande behandelt Werner Has- Prostitution) geschrieben sind, geht die vorliegende Un-
selblatt, die augenblickliche Lage ohne Schönfärberei tersuchung von dem Bildgut der Produzenten aus. Nicht
darstellend und in die politischen Gegenwartsprobleme nur durch den Umfang des Materials, das in Bremen,
einführend, einen Teilausschnitt aus den Ostseeprovinzen I Bergedorf, Danzig, Emden, Hamburg-Altona, Harburg,
Rudolf Abramowski, Die Deutsch-refor- Königsberg, Lübeck, Stettin, Wesermünde von Spamer
mierte Gemeinde in Riga, die im vorigen Jahr gesammelt ist, sondern auch durch die methodische
ihr 200 jähriges Jubiläum feiern durfte. Wir bleiben Sicherheit des geschulten Volkskundlers ist der vorlie-
im Osten bei A. O. Meyer, Eindrücke von der gende Versuch außerordentlich ertragreich auch für all-
s c h l e s i s c h-p o 1 n i s c he n G r e n z e, die erschütternd gemeine Fragen der Volkskunde, wie die nach dem
sind, bei Hermann Ullmann, Das Südost-, Verhältnis von primitivem Gemeinsehaftsgut und ab-
deutschtum, bei Hans Koch, Konfession und gesunkenem Kulturgut der Oberschicht, vor allem aber
Nation in Osteuropa, auf knappem Raum einen für die Kenntnis der geistig-seelischen Haltung der oben
umfangreichen Stoff in anregendster Form darbietend, genannten Bevölkerungsschicht.

bei den Reiseeindrücken aus Siebenbürgen | Quakenbrück. H.Vorwahl,
von Freiherrn von Wilmowsky, Die Bauern-
bürg. Dann geht es nach Rom, Gottfried Niemeier
erzählt uns in Resur re ctur i s die hochin- Soeben erscheint

teressante Geschichte des dortigen protestantischen Friedhofs
unter Beigabe guter Bilder, und schließlich schreibt

Orient Und OCCident. Staat — Gesellschaft - Kirche.

Propst Gott lieb Funcke, der Ständige Vertreter In Verbindung mit Nicolai Berdjajew und Erwin Reisner und einer

des Deutsch-evangelischen Kirchenbunds in Brasilien Über Arbeitsgemeinschaft von Deutschen und Russen herausgegeben von

Lage und Aufgabe des Deutschtums in Süd- Fritz Lieb. Heft 17:

brasilien, diesem für die deutsche Einwanderung so . _

wichtigen Land, an dem die Heimat viele Versäumnisse j [jQ ©UTclSISCh© I TclßfB

gut zu machen hat. ....

Der Anhang bringt ein Verzeichnis der für das Ev. A us dem Inhalt:

Auslanddeutschtum in Deutschland tätigen Organisatio- N. N. Alexejew, Die Geschichte und der heutige

nen, der dem Deutsch-Evangel. Kirchenbund und ein- Zustand der eurasischen Bewegung,

zelnen Landeskirchen angeschlossenen Gemeinden und Fürst N. Trubetzkoy, Die Ideokratie als Gesell-

Pfarrer sowie der Auslanddeutschen Pfarrkonferenzen schaftsordnung der nächsten Zukunft nach der Lehre

und Gemeindeverbände. der Eurasier.

Halle, Saale. Wilhelm Usener. P. Savickij, Die geographischen und geopolitischen
__,__- Grundlagen des Eurasiertums.

Spamer, Adolf- Die Tätowierung in den deutschen Hafen- j N. N. Alexejew, Die geistigen Voraussetzungen der

Städten. Ein Versuch zur Erfassung ihrer Formen und ihres Bild- eurasischen Kultur.

gutes. Bremen: G. Winter 1934. (111 S.) gr. 8°. RM 3.60. ! A. V. Issatschenko, Der eurasische Sprachbund.

Der Brauch, Zeichen und Bilder in die Haut zu N. Berdjajew, Zur Kritik des Eurasiertums.

stechen, ist über die ganze Erde verbreitet und uralt. L. Schestow, Martin Bubers „Zwiesprache".

Als Stammes- und Standeszeichen, apotropäisches Amu- F. Höntzsch, Die Tragödie Rußlands im Lichte des

lett, Körperschmuck und Zeichen zur Kenntlichmachung postrevolutionären Bewußtseins.

wichtiger Lebensabschnitte und Eigentumsmarke in der j preis deg 17 hefte9..........rm 2.—

Völkerkunde bekannt, beschränkt sich die Tätowierung «_T TU

in den heutigen Kulturländern fast allein auf die „unte- II II Prospekt (P. 1001) mit Übersicht über den Inhalt

ren" Volksschichten, speziell der mit dem Seemannsleben -II |l§ der früheren Or-O-Hefte steht zur Verfügung,
in Verbindung stehenden und Schwerarbeiter (Transportarbeiter
, Schlosser, Fleischer und Bergleute), während
die Schausteller das Gewerbe des Tätowierers zu neun
Zehnteln bestreiten.

Das Bildgut weist mit seinen Motiven Sonne, Mond,

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN
BUCHHANDLUNG IN LEIPZIG C1

Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 24. November 1934.

Verantwortlich: Prof. D.W.Bauei in Göttingen, Düstere Eichenweg 14; für den Anzeigenteil: C. Kunze, Leipzig.
Verlag der J. C. H i n r i c h s'schen Buchhandlung in Leipzig C 1, Scherlstraße 2. — Druckerei Bauer :n Marburg.