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Ausgabe:

1934 Nr. 22

Spalte:

402-404

Autor/Hrsg.:

Plinval, G. de

Titel/Untertitel:

Recherches sur l'oeuvre littéraire de Pélage 1934

Rezensent:

Koch, Hugo

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Theologische Literaturzeitung 1934 Nr. 22.

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dem Menschen einerseits und der Wirklichkeit Gottes andererseits." Das
prophetische Wort stellt uns vor den lebendigen Gott. Die prophetische
Gottesverkündigung schützt auch die neutestamentliche Offenbarung
Gottes als Liebe davor, wie eine menschliche Liebe verstanden zu werden
, gehört also als Voraussetzung des Verstehens mit dazu. Darum
kann das A. T. nicht aufgegeben werden.

3. Das Ergebnis des vorexilischen Geschichtsprozesses will der
dritte Vortrag vorführen. Das Leben in dem geschichtsloscn Raum nach
Exil erzeugt eine Zuwendung zum Erbe der Vergangenheit, die zur Aufnahme
und Verarbeitung des ganzen großen Glaubenserbes führt. Die
Ausdeutung des Wirkens Jahwes bis hin zur Schöpfung des Universums
, das Aufhören, weil Entkräftetwerden jeglicher Vergötzung eines
Geschaffenen sind Folgen solcher Verarbeitung. Vielleicht stand die Prophetenrede
Jes. 44, 16 f; 41, 7 mit ihrem Spott noch über uns, die wir
»bestenfalls in einem erbitterten Kampf gegen die Vergötzung von Eros
oder Staat oder sonst eines Geschöpfes stehen". Die Geschichte wird
noch als Wirkung Gottes verstanden, aber in ruhiger Weise, der Glaube
ist (Dan 2) „der felsenfesten Zuversicht, daß Gott sein Reich über
alle Widerstände hinweg verwirklicht". Die Chronik formt die Geschichte
von diesem Glauben aus, hält dabei durch das Mittel der Genealogien
an dem Anspruch fest, das Recht an der einst ergangenen Verheißung
zu besitzen. Prediger Salomonis und Hiob zeigen eine Zuspitzung und
Verschärfung der Glaubensgedanken, die über sich hinausweisen auf Lösungen
, die jenseits des A. T. liegen. Das zeigt Vf. an dem Mittlergedanken
. Wenn das A. T. aber über sich selbst hinausweist, was ist dann
die genuine Fortsetzung? Das Judentum oder das Christentum? Die
Frage nach dem Recht unseres Anspruches an das A. T. ist damit aufgeworfen
. Sie entscheidet sich an der Stellung zu Jesus, ist er der
Christus, dann ist die Christenheit Erbe der Verheißung.

So ist in diesen Vorträgen in weiten Konzeptionen versucht, diebleibende
Bedeutung des A. T. aufzuzeigen. Zu verwundern ist, daß zweierlei nicht
wenigstens gestreift ist, nämlich einmal die Weltbedeutungs- und Missionsgedanken
des Deuterojesaja und zum andern die Spitzen alttesta-
mentlicher Frömmigkeit, wie sie am deutlichsten In Psalm 73 zutage
treten. „Dieser Individualismus konnte im Judentum seine Befriedigung
nicht finden, im Christentum, das ihn dauernd begründet, hat er sich
von der jüdischen Gemeinde geschieden." Solche Stellen sind auch
Führer zum N. T. durch das A. T.

Goslar a. Harz. Hugo Du en sing.

Schumacher, Prof. Heinrich: Kraft der Urkirche. Das „Neue

Leben" nach den Dokumenten der ersten zwei Jahrhunderte. Freiburg

i. Br.: Herder & Co. 1934. (X, 172 S.) 8°. RM 3.60; geb. 4.80.
Der katholische Neutestamentier Schumacher, besonders
durch sein großes Werk über die Kenosis-Stelle I der Brief an die Jungfrau Demetrias, das dem Papst

ihm nicht in Verbindung mit der Kirchenidee gesetzt,
wie man nach dem Titel vermuten könnte und von einem
halb erbaulichen Buch eines katholischen Theologen erwarten
würde. Das „neue Leben" ist hier sehr individualistisch
aufgefaßt als die Wandlung des einzelnen
Christen.

Bei der Behandlung des N.T. vermißt man die escha-
tologische Beleuchtung des „neuen Lebens". Die Escha-
tologie ist bei Schumacher ein Appendix, obschon er
gelegentlich von der Vollendung des „neuen Lebens"
spricht. Die Behandlung der Zeugnisse des 2. Jh. leidet
darunter, daß alle Texte (die kirchlichen, denn die Ketzer
sind nicht mitgenommen, obwohl der Gedanke des
„neuen Lebens" z. B. bei Marcion sicher eine größere
Rolle spielt als bei gewissen Apologeten) für den Verf.
sich in derselben Ebene befinden. Besonders will er
nicht Windisch darin Recht geben, daß der Durchschnittschrist
des 2. Jh. sich als „armer Sünder" fühlt und sich
ziemlich weit von der paulinischen Auffassung der x.aivi]
x-uois und der Freiheit von der Sünde befindet (61 f.),
aber gesteht doch später, daß in I. Clern. andere Töne
klingen als in „den frohlockenden Zeugnissen" (102),
und zitiert in seinem rein praktischen Nachwort die Bemerkung
Windisch's unter Zustimmung: auch der Christ
des 20. Jh. ist ein armer Sünder wie der des 2. Jh. (169).

Auf Einzelheiten kann ich hier nicht eingehen. Nur eine Bemerkung:
Die Auffassung, daß Iren. adv. haer. V 10, 1 (Massuet, V 10 1—2
Harvey) von einer Buße nach der Taufe die Rede sei (128), wird kaum
haltbar sein.

Die Zitate und Hinweise sind oft ungenau und fehlerhaft. In dem
Harnack-Zitat S. 62 f. sind drei sinnstörende Fehler, davon zweimal konsequent
„Kulturanstalt" für „Kultusanstalt". S. 110 steht UnTQOVsinnlos für

/.OUTQÖV.

Oslo. E. Molland.

Plinval, G. de: Recherches sur l'oeuvre litteraire de Pelage.

Paris: C. Klincksieck 1934. (33. S.) 8°. = Extrait de la Revue de
Philologie LX, 1934.

Zum sicheren Bestand des vom ,Häresiarchen' Pela-
gius hinterlassenen und uns erhaltenen Schrifttums zählen
der Kommentar zu den (13) paulinischen Briefen

bekannt, will mit diesem Buch nicht rein historische Ziele Innocenz I. eingereichte Glaubensbekenntnis, sowie Brach'

verfolgen. Er will das Wesen des Christentums der stücke einer Abhandlung über den freien Wüten ™n7r

be.den ersten Jahrhunderte bestimmen, aber besonders solchen über die Natur, und spärliche Reste ein aer Brie

seine Gegenwartsbedeutung lebendig machen. Das Buch fe und seiner nach dem Vorbild CypriansSelrten

soll „Anregung und bescheidener Beitrag zur geistigen Testimonia oder Eclogae. Umstritten sind der unter den

Erneuerung" des gegenwartigen religiösen Lebens sein ( Briefen des Hieronymus und unter den Werken SuH^

(6) Diese apologetische und praktBch-theolog.sche Sei- von Nola überlieferte Brief an die Matrone CelantJa über

% dur A[b*ist *tsiTk hervor^etend In Einleitung und die Art und Weise fromm zu leben und die ps" uausti

Nachwort treten Namen wie D. F. Strauß, H St. Cham- . n.sche, von Caspar, dem britischen BteSöf]pKJ"2t

berlain, Harnack, Karl Adam und andere „Stimmen der ; gesprochene Schrift De vila Christiana, aus der ein S-ft/

Gegenwart auL i , . . J den all^dings Pelagius nicht als von ihm stammendI nn

9er JÜel ^kra? dr Lirk'rchk 2 SChr b^e'Ch"fnd i Rannte, schon auf der Synode von DiosSs 415eine"

für den Charakter des Buches aber etwas irreführend m ' Rolle gespielt hat. Nun ist PI. in seiner gedr. neten ab"?

Bezug auf den Inhalt. Denn die Probleme der Urkirche methodisch vorzüglich angelegten und dufchSrten u5-

werden überhaupt nicht berührt, weder Organisat.ons- tersuchung darangegangen, nicht bloß die HeSt der

Probleme noch die Kirchenidee Der Untertitel ist zu- 1 beiden genannten Werke von Pelagius sicher zlTstell-n

treffender denn was der Verf beabsichtigt und auch ge- , sondern ihm auch eine Reihe anderer Schriften zurückz^'

tan hat ist Grundgedanken über das Größte und Kost- j geben. Er kennzeichnet zunächst an den uT^ifelhlf"

barste des Christentums das „Neue Leben", aus den ten Werken seine Grundhaltung und seine ScSbweise

Schatzkammern des chns liehen Altertums bis zum Ende , findet diese im Briefe an Cekntia und im Werke ffi

des 2 Jh. zu sammeln" (166). Er hat eben Stellen das christliche Leben wieder, stellt en«? BertihhinS

über Bekehrung, Buße Taufe, Wiedergeburt, Geistes- auch in den mit diesem Werke unter d^m Äen des

empfang und ewiges Leben zusammengestellt, paraphra- Papstes Sixtus überlieferten, von Solanufs in, 16 lahr

s.ert und durch Ubergange in hom.tet.schem Stil mit- hundert entdeckten und herausgegebenen vön CV cZ'

einander verbunden Auf wissenschaftliche Kon royerse spari 1890 neu herausgegebenen und dem britisch™

will er mch eingehen, polem.siert nur gelegentlich ge- , Bischof Fartidius zugewiesenen drei Schriften de Hvtn

gen Harnacks Auffassung von dem Wesen des Chri- { de operibus fidei und de castitate eTs^r J"t Ä

stenrums und gegen Windisch in ein paar historischen weiter zu der teils unter dem Namenl des1^ Hiero^mu

FragDeans „Wesen des Christentums" ist nach Schumacher

Teilnahme an der göttlichen Natur" (60) - eine reich- (ML 30 5~Ub) PI ft* divinae

lieh anthropozentrische Bestimmung. Und sie wird bei ^. vielmehr findet S'^ÄÄXLÄ "

an