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Ausgabe:

1934 Nr. 21

Spalte:

392

Titel/Untertitel:

Lehrbuch des Kirchenrechts 1934

Rezensent:

Schoen, Paul

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Theologische Literaturzeitung 1934 Nr. 21.

392

über den Nomos und einen Vortrag aus der Zeit der . Eichmann, Prof. Dr. Eduard: Lehrbuch des Kirchenrechts
deutsch-polnischen Bewegung 1916 angefügt hat. — Er I auf Grund des Codex Juris Canonici. I. Bd.: Einleitung, Allgemeiner
verlangt im Widerspruch zu K. Barth, daß die Kirche Teil> Personen recht, Sachenrecht I.j II. Bd.: Sachenrecht II, Prozeßsich
nicht bloß das Evangelium, sondern auch das Qe- recht, Strafrecht. 4. verb. u. verm. Aufl. Paderborn: F. Schöningh 1934.
setz und die Ordnungen befohlen sein lasse, den Ge- (543 u. 493 S.) gr. 8 . = Wissenschaft!. Handbibliothek,
danken der „Uroffenbarung" neben der Heilsoffenbarung I kT . _ ., . * , ,• . ' .' ^e ' ,
nicht aufgebe. In den Ordnungen, die unser Leben tragen ! . , Nur ein Zeitraum von 4 Jahren liegt zwischen der

„ . . __B. - '..... . „ ° Pt'Hpn rni- ri t-i fron nnH Hot- i q(--/I 11 o i i * rr»r i nrr.cxrt H A .. ■£

und fordern, trifft uns die Wirklichkeit Gottes. Darum
können Menschen, die nichts von Gott wußten, im Durchleben
der Geschichte mit der lebendigen Wirklichkeit
der Ordnungen vor Gott gestellt werden, auch ohne
seinen Namen zu kennen. Die Kirche hat diese Erfahrung
in das Licht des biblischen Gotteszeugnisses zu
stelleii; sonst droht die Erfahrung heidnischer Deutung
zu verfallen. — Zur rechten Deutung unsrer Geschichte
braucht die Kirche eine neue vertiefte Auswertung des

letzten, der dritten, und der jetzt neu vorliegenden Auflage
des E i c h m a n n sehen Kirchenrecht, Beweis genug,
welcher Anerkennung und Verbreitung dieses Buch sich
in den Kreisen der Wissenschaft wie der Praxis nach wie
vor zu erfreuen hat. Die neue Auflage, welche an Umfang
gegenüber der vorangehenden ca. 80 Seiten zugenommen
hat, unterscheidet sich im übrigen äußerlich
von djeser durch eine andere Stoffverteilung auf die beiden
Bände: das Sachenrecht, welches in der dritten

A.T., bezüglich dessen sie aus der Defensive in die | Auflage ganz im 2 Bande behandelt war ist jetzt auf

Offensive übergehen muß. Gott will in der Geschichte
des bestimmten Volkes mit seiner bestimmten Lage,
seinem bestimmten Gericht, seiner bestimmten Gnade
gesehen werden; in diesem Sinn ist politische Predigt
heute notwendig. Schlimmer als konkretes Irren bei Deutung
der Geschichte von Gottes Offenbarung aus ist die
Abstraktion. — Das notwendige Nein der Theologie
zum politischen Messianismus genügt nicht. Die Predigt
vom Reich Gottes ist das Wort, das die Kirche
unsrer Zeit schuldet.

J. Eger will nicht Staat und Kirche in ein reibungsloses
Verhältnis zueinander bringen, was doch nur auf
dem Papier möglich ist, sondern die Belange des Staates
gegenüber der Kirche vom Nationalsozialismus aus und
die Belange der Kirche gegenüber dem Staat vom Evangelium
aus zu verstehen suchen, aufgrund der Voraussetzung
, daß sowohl Staat wie Kirche ihr Existenzrecht
von Gott her in sich selber tragen. — Der seiner selbst
bewußte Staat muß die Kirche in erster Linie als organisierte
Kirche, als Faktor des öffentlichen Lebens
sehen. In der nationalsozialistischen Bewegung liegt notwendig
als letztes Ziel die Reichskirch e. Da di

beide Bände verteilt, was wohl nur geschehen ist, um
den Umfang beider Bände möglichst auszugleichen. Inhaltlich
ist das Buch in allem wesentlichen dasselbe geblieben
. Die neue Rechtsentwickelung ist ungefähr bis
März 1933 sorgfältig berücksichtigt und an entsprechenden
Stellen verarbeitet, insbesondere auch das Konkordat
mit Preußen von 1929, auf das in der dritten Auflage
nur im Nachtrag zum ersten Bande verwiesen ist. Das
unterm 20. Juli 1933 abgeschlossene und am 10. September
1933 ratifizierte Konkordat mit dem Deutschen
Reich konnte dagegen, da der Druck des Werkes wohl
schon zu weit vorgeschritten war, nur noch in einem
Nachtrage zum zweiten Bande berücksichtigt werden.
Zweckmäßiger Weise ist aber am Rande des Textes, wo
jetzt Bestimmungen des Reichskonkordates Platz greifen,
auf diesen Nachtrag hingewiesen, sodaß man sie bei der
Lektüre des Buches nicht übersehen kann. Erweiterungen
und Vertiefungen der Ausführungen begegnen uns besonders
im allgemeinen Teil, im Personen- und im Eherecht,
während die Darstellung des Staatskirchenrechts, auf
deren Dürftigkeit wir schon bei Besprechung der dritten
Auflage hinweisen mußten, leider solche nicht erfahren

zwangtmäßige Herstellung einer einheitlichen Staatskir- hat:, Verfasser hat sich damit begnügt in ein paar Andre
heute aus inneren Gründen nicht mehr in Frage
kommt, kann der Weg zu jenem Ziel nur der der Schulung
in nationalsozialistischer Weltanschauung unter Bagatellisierung
der konfessionellen Unterschiede in Richtung
der Religion, die allen Deutschen gemeinsam ist,
sein.

Obgleich sich aus der Bezogenheit des Evangeliums
auf den Glauben gegen ein organisiertes Kirchen-
tum immer wieder Bedenken ergeben, muß doch die
Kirche, die nach Gottes Willen in der Welt auf die

merkungen die neuere Literatur vollständiger anzugeben.
Oöttingen. Paul Schoen.

Theologische Blätter

herausgegeben von

Professor D. Karl Ludwig Schmidt

13. Jahrgang 1934. Jährlich (12 Nummern) KM 10—
Aus dem Inhalt der Juli-, August- u. September-Nummer 1934:

Welt wirken soll, organisierte Kirche sein. Wäll- j Anfechtung und Sakrament in Martin Luthers Sermon vom Sterben. (Fr.

rend der religiös neutrale Staat von der Kirche bei ihrem Qerke) — Die Lehre von Gott und die Lehre von Christus bei Albert

Wirken in der Welt nur ZU verlangen braucht, daß sie Schweitzer. (K. Meili) — Die Lehre von Christus bei Sergej N. Bulgakov.

nicht Staatsgefährlich ist, muß der nationalsozia- j Vorbemerkung von F. Lieb. Selbstanzeige seines Buches „Das Lamm

listische Staat fordern, daß sie nicht v olks gefähr- i Gottes> über die Gottesmenschheit, Teil I" von S. N. Bulgakov - Aus

lieh, sondern volksverbunden und volkstümlich ist. Da I Wissenschaft und Leben;- Theologische Thesen (O. Grether) - Aus

,. v- u j er 1- ..f ™v,;;„f,,„__so: i den Vorlesungsverzeichnissen. — Oekumenisches Seminar in Genf. —

die Kirche das Evangelium auf schopfungsmaßlger LutherakademIe mld Apologetisches Seminar. - Abermals der Sinai und
Grundlage zu verkundigen hat, muß Sie auch von Sich : sejn Codex. (R. strothmann) — Herr, wohin sollen wir gehen?
aus dem Volk mit dem Evangelium dienen wollen, muß Das Alte Testament als Wort Gottes. (R. Preß) - Der Eigenwert des
Volkskirche sein. Dabei hat die Kirche mit ihrem Jakobusbriefes in der Geschichte des Urchristentums. (H. Preisker) -
Bekenntnis nichts anderes zu verkündigen als das Wort ' Wandlungen in der Kirchengeschichtsschreibung. Zu W. Nigg, Die
Gottes, das die Bibel uns ZU Gehör bringt, das Wort i Kirchengeschichtsschreibung. (G.Krüger) — Die Frequenz der Deut-
VOm Reich, von der Königsherrschaft Gottes über die sehen Evangelisch-theologischen Fakultäten. — Aus den Vorlesungs-
Welt und den Menschen, sein Tun und Lassen, sein Le- Verzeichnissen für das WS 1934/35.

ben, Leiden, Sterben, sein Denken, Fühlen, Wollen, es Zur Auslegung von Rom 2, 13ff. (W. Mundle) — Trinitarischer Glaube

sei richtig oder falsch, es sei gut oder böse. Dies Wort : und christliche Geschichtserkenntnis. Geschichtsverklärung und Geschichts-

VOn Gottes rechtfertigendem Tun als die letzte Wahr- ■ Verneinung. Zu Emanuel Hirsch, Die gegenwärtige Lage im Spiegel

heit, die Über diesem Leben Steht Und in Jesus Christus Philosophischer und theologischer Besinnung und Erwin Reisner Die

offenhirt ist der Welt tu verkündigen das ist der Kirche des Krellzes und das deutsche Schicksal. (O. Kuhler). - Noch
°3 t"A k , f verkunaigen, uas ist der Die reformatorische Grundlage der Erziehung. (H. Schlemmer),

göttliche Auftrag der Kirche. „Es ist nicht einzusehen, _ Aug wissenschaft und Leben.
warum der nationalsozialistische Staat, der das Leben
seines Volkes will und des Volkes Bestes sucht, den
Dienst einer Kirche, die dies Evangelium wirklich verkündigt
, nicht dankbar hinnehmen wird."

Halle a. S. Karl Eger.

Probenummer kostenfrei

VERLAG DER J. C. HINRICHS'schen
BUCHHANDLUNG IN LEIPZIG C1

Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 27. Oktober 1934.

IvWg — Verantwortlich: Prof. D.W.Bauer in Göttingen, Düstere Eichenweg 14; für den Anzeigenteil: C. Kunze, Leipzig.
Verlag der J. C. Hinrich s'schen Buchhandlung in Leipzig C 1, Scherlstraße 2. — Druckerei Bauer in Marburg.