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Ausgabe:

1934 Nr. 17

Spalte:

319-320

Autor/Hrsg.:

Richter, D. Julius

Titel/Untertitel:

Tanganyika and its future 1934

Rezensent:

Merkel, Franz Rudolf

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Seite 1

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319

Theologische Literaturzeitung 1934 Nr. 17.

320

thers Erklärungen zu den zehn Geboten afrikanischen ; „Appendix VIII: Christian Literature" zusammengestellt,

und chinesischen Bauernvölkern viel leichter verständ- i besonders auch die schon auf S. 21 aufgezählten Werke

lieh seien als uns Städtern des 20. Jahrhunderts. Vor i des Leipziger Missionars D. Bruno Gutmann ,Das Recht

allem haben wir doch in den zehn Geboten an und für 1 der Dschagga' (1Q26); ,Die Stammeslehren der Dschag-

sich Forderungen, denen unabhängig von Raum und | ga' (1932); ,Volksbuch der Wadschagga' (1914); ,Den-

Zeit sich das sittliche Gewissen beugt, haben darin den | ken und Dichten der Dschagganeger' (1909) aufgeführt,

Totalitätsanspruch Gottes, der aus keinem Volksnomos | sowie die ethnographisch äußerst wertvollen Monogra-

sich erklären läßt, phien von W. Blohm ,Die Unyarfiwezi' (1931) und E.

Hinsichtlich des Kirchenstreits in Preußen, über des- ' Kretschmer ,Die Safwa' (2 Bde., 1926) genannt. Es wäre
sen Anlaß wir heute doch ganz anders orientiert sind I wertvoll gewesen, wenn J. Richter als ausgezeichneter
als damals Stapel, stellt sich Verf. ganz auf die Seite des j Kenner der Missionsliteratur auch die zuweilen sehr zerStaats
. Er bringt da allerdings Aussprüche von Luther I streut erschienenen religionsgeschichtlich bedeutenderen
über das Verhältnis von Kirche und Staat, aber es gibt I Aufsätze der Missionare z. B. über die Mysterien der
doch auch ganz anders klingende Aeußerungen Luthers j Schambala u. a. mitgeteilt hätte — in diesem prächtig
über diese Fragen. Zudem läßt sich eine vierhundert- j gedruckten Buch würde es auf eine Seite mehr oder weni-
jährige Entwicklung nicht einfach überspringen. Unmög- j ger nicht angekommen sein und wäre doch der Forschung
lieh ist es, wie es bei St. und vielen andern geschieht, I damit ein großer Dienst geleistet worden. Im Schlußab-
Aeußeres und Inneres im Leben der Kirche völlig zu j schnitt: ,The unfinished Task' kommt er auf ein von der
trennen und die Autorität des Kirchenregiments als nur i Mission bisher vernachlässigtes Gebiet zu sprechen: „the
vom Staat her begründet zu sehen. Es ist ein großer ! growing Hindu population — no mission is planning
Unterschied, ob man die Frage Kirche und Staat vom j work among them. There is a distinet call for missions

nationalsoz. Staat oder — nun nicht von der Kirche,
sondern vom Evangelium her sieht. So sehr der Verf.
sich müht, beiden gerecht zu werden, der Nachdruck
liegt bei ihm doch auf dem Ersteren.

Halle/Saale. Wilhelm Usener.

Richter, Prof. D.Julius: Tanganyika and its future London:
World Dominion Press 1934. (112 S.) gr. 8°. = World. Dominion
survey series

In beneidenswert schöner Ausstattung kam diese das
Tanganyika-Gebiet behandelnde Arbeit des ehemaligen
Vertreters der Missionswissenschaft an der Universität
Berlin heraus, die in gedrängter Kürze zunächst Land
und Leute sowie die Geschichte der christlichen, sowohl
der evangelischen wie der katholischen Mission, schildert.
Der wachsenden Ausbreitung des Islam wendet er sein

in India to concern themselves more with the emigrant
Hindus, especially in British colonies and Mandated
territory" (S. 90 f.). Die einzige Frage, die auf religiössozialem
Gebiet heute in diesem wie im ganzen afrikanischen
Land brennende Aktualität hat, ist die: „Will they
become Christians, or Muslims, or detribalized proleta-
rians?"

München. R. F. Merkel.

Soeben erschien in sechster, überarbeiteter Auflage:

Theologie

des Neuen Testaments

besonderes Interesse zu, deren soziologische und rassen- i Von Prof. D. Dr. Paul Feine, Halle a. S. (f).

politische Gründe er aufzeigt. Auch das schwierige, von i XVI, 456 Seiten. Lex. 8°. RM 10—; geb. RM 12.50.
S. Knak in seinem Buch: ,Vom Kap zur Tafelbai' und

J. H. Oldham in ,The Remaking of Man in Afrika' I Drei Besonderheiten sind es vor allem, denen Feines

einsichtsvoll erörterte Problem der Bildung volkstümlich , Neutestamentliche Theologie ihre unvergleichliche und

verankerter Eingeborenenkirchen, namentlich im Hinblick j noch immer wachsende Popularität verdankt: Hier

auf die ethisch - rassischen StammeseigentÜinlichkeiten i ist ein theologi sehe s Buch, nicht eine Geschichte

(Initiationsriten, Heiratsbräuche) wird berührt, um dann
über das Schulwesen und die ärztliche Tätigkeit in
diesen bevölkerten Distrikten des einstigen deutschen
Kolonialgebiets nähere Mitteilungen zu machen. Ein besonderes
Kapitel ist der Arbeit an der Entstehung einer
einheimischen christlichen Literatur und der zahlreichen
Versuche einer Übersetzung der Bibel in die Eingeborenensprachen
gewidmet. Hier gedenkt auch der Verfasser
der gründlichen Mitarbeit deutscher Missionare und Forscher
auf dem Gebiet der Eingeborenensprache, wie
vor allem des Afrikanisten Prof. K. Meinhof in Hamburg
(„Th. Schumann has written a grammar of Ki-
nyakyusa-Konde, Wolff a grammar of Kinga, R. Stern
a grammar and Dahl a dictionary in Nyamwesi, Löbner
a text-bock for native helpers, a group of Moravian
missionaries a hymn-book in Nyamwezi, Raum a grammar
in Chagga"), vor allem aber hat sich K. Rochl
als „real literary genius" große Verdienste um die Über-

der urchristlichen Religion, sondern eine Geschichte
der theologischen Denkarbeit, die im N. T. geleistet
ist, nicht aus dem Geist irgend einer Zeit, sondern
aus dem Glauben der Kirche heraus geschrieben.
Hier ist ein s a ch I i ch e s Buch, hier hat nicht Feine,
sondern Jesus, Paulus, Johannes (auch Johannes!) das
Wort. Eine möglichst subslanzreiche und möglichst
hypothesenfreie Darstellung — mit jeder Auflage tritt
dieses Hochziel deutlicher zutage. Hier ist ein
brauchbares Buch, nicht für die Fachgelehrten,
sondern für die Studenten geschrieben, klar im Aufbau
, zielbewußt in der Problemstellung, fest in der
Führung, umsichtig in den Literaturverweisen — die
in der Staufferschen Bearbeitung der 6. Auflage durchgreifend
erneuert und durch Berücksichtigung von
über 400 Arbeiten der jüngsten Zeit auf den Stand

Setzung des Neuen Testaments in das „non-Arabized j der gegenwärtigen Forschung gebracht worden sind.

Swahili" (im Anschluß an Krapf und M. Klamroth) erworben
. Derselbe K. Roehl besorgte auch mit E. Jo-
hanssen und P. Wohlrab 1930 eine Revision der Übersetzung
des Neuen Testaments in die Shambalasprache.
Wie vielseitig die Mitarbeit deutscher Missionare an der i
wissenschaftlichen Erschließung dieses Gebiets in zahl- I „?Et.. ~. .i ..^ .ii . t^Xf^ J> *

reichen Veröffentlichungen ist, hat der Verfasser in buchhandlung in leipzig c1

3HC

Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 1. September 1934.

Verantwortlich: Prof. D.W.Bauer in Göttingen, Düstere Eichenweg 14; für den Anzeigenteil: C. Kunze, Leipzig.
Verlag der J. C. Hinrich s'schen Buchhandlung in Leipzig C 1, Scherlstraße 2. -- Druckerei Bauer in Marburg.