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Ausgabe:

1934 Nr. 17

Spalte:

315-316

Autor/Hrsg.:

Neiiendam, Michael

Titel/Untertitel:

Erik Pontoppidan ; 2 1934

Rezensent:

Achelis, Thomas Otto

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Seite 1

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315

Theologische Literaturzeitung 1934 Nr. 17.

316

wird eine zusammenfassende Darstellung unmöglich sein,
und deshalb mußte der Versuch des Verf.'s, mit so
gutem Willen er auch in Angriff genommen war, trotz
mancher gelungenen Einzelabschnitte nur zu einer un- ].
befriedigenden Lösung führen.

Göttingen. Adolf Hasenclever.

Neiiendam, Michael: Erik Pontoppidan. II: 1735—1764. Studier
og Bidrag til Pietismens Historie. Kopenhagen: G. E. C. Gad I
1933. (343 S.) 8°. Kr. 7.50.

M. Neiiendams Biographie von Erik Pontoppidan,
deren 1. Band an dieser Stelle (1931, Sp. 211—212) angezeigt
wurde, ist mit dem vorliegenden 2. Bande zu
Ende geführt. Die Vorzüge, welche wir dem 1. Bande
nachrühmen durften, eignen auch dem abschließenden:
Gründliche Benutzung des zerstreuten Quellenmaterials
— ganz besonders gilt das für die Bischofszeit in Norwegen
— und Berücksichtigung des zeitgeschichtlichen j
Hintergrundes.

Nach einer kurzen Einleitung über die Darstellungen
der Geschichte des dänisch-norwegischen Pietismus (S. [
15—20) begleiten wir Pontoppidan zunächst nach Kopenhagen
, wo er 1735—1747 Hofprediger war (S. 21
bis 139). Wir werden mit den kirchlichen Verhältnissen
der Hauptstadt bekannt gemacht, lernen die Volksbewegung
kennen, welche das religiöse Leben der Stadt
in diesen bewegten Jahren prägte, und die Männer, mit
denen Pontoppidan zusammen wirkte — besonders sei
hingewiesen auf die Charakteristik des Württembergers
Jeremias Reuss, des späteren Generalsuperintendenten
in Schleswig-Holstein, hingewiesen (S. 50—52) —, bekommen
aber namentlich eine gründliche Schilderung
von Pontoppidans vielseitigem Wirken als Pastor, als
Reformator des Schulwesens und als Schriftsteller. Namentlich
sein Katechismus (eine Bearbeitung von Spe-
ners „einfältiger Erklärung"), sein Gesangbuch, seine
historisch-topographischen Werke (Marmora Danica, Ge-
sta et vestigia Danorum, Annales ecclesiae Danicae) und
sein Roman Menoza seien hervorgehoben.

Nach dem Tode des pietistisch eingestellten Königs
Christian VI. folgte 1747 die Berufung Pontoppidans
nach Bergen, „eine Versetzung im Interesse des Dienstes
" möchte man es mit einem modernen Ausdruck
nennen. Die kurze Wirksamkeit als Bischof des nor-
wegianischen Stiftes (1748—1754) erhält eine ausführliche
Darstellung und Würdigung (S. 140—187). Begabt
für die Verwaltung, reich an Initiative hat er in kurzer
Zeit für sein Stift vieles erreicht: Gründung eines katechetischen
Seminars nach dem Vorbilde von Franckes
Seminarium praeceptorum, Schaffung des Seminarium
Fridericianum (einer höheren Realschule) in Bergen und
manches andere. Dazu trat wieder eine umfassende
schriftstellerische Tätigkeit, von der nur die norwegische
Topographie hier genannt sei (Det forste Forsog paa
Norges naturlige Historie, 1752/3).

1755 kehrte Pontoppidan nach Kopenhagen zurück
und wurde Prokanzler der Universität (S. 188—231) ;
viel Freude und Erfolg sind ihm in dieser Wirksamkeit
nicht beschieden gewesen. Um so eifriger setzte er seine
schriftstellerische Tätigkeit fort; seine Hauptwerke in
dieser letzten Periode seines Lebens — er ist 1764 gestorben
— sind die Origines Hafnienses und Danske
Atlas, erst 1781 abgeschlossen.

Den Abschluß der Darstellung bildet ein kurzes !
Kapitel über Pontoppidans Nachruhm (S. 232—237). Auf i
die Anmerkungen (S. 239—314) folgen noch einige ur- I
kundliche Beilagen (S. 315—333), und endlich schließt j
das Register die wohlgelungene Darstellung ab.

S. 19 Z. 13 muß es „Historiske" statt „Kirkehistoriske" heißen. —
S. 112 : Die neueren Bearbeitungen von Pontoppidans Gesangbuch i
sind in Nordschleswig durch das vom Kieler Konsistorium 1889 heraus-
gegebene „Evangelisk-luthersk Psalmebog for de dansktalende Meniglieder j
i Slesvig" verdrängt worden. — Ueber Petrus Marinus Marinus (S. 184
bis 186) vgl. Chr. Villads Christensen, En Jydes Oplevelser in Jydske
Samlinger, 3. Reihe. 1. Bd. (1896/8,) S. 409 ff.; S. 302 Anm. 126

bedarf darnach der Berichtigung. — Ueber Pontoppidans Katechismus,
der bis nach Siiddeutschland gedrungen ist, vgl. F. M. Rendtorff, Die
schleswig-holsteinischen Schulordnungen (1902,) S. 304 ff., über das-
Gesangbuch C. E. Carstens in den Jahrbüchern für die Landeskunde, Bd.
2 / 1859 /, S. 51 ff.

Hadersleben. Th. O. Achelis.

Koppelmann, Prof. Dr. Wilhelm: Logik als Lehre vom wissenschaftlichen
Denken. 1. Bd.: Erkenntnislehre. 2. Bd.: Formale Logik.
Berlin-Charlottenburg: Pan-Verlagsges. 1932 u. 1933. (VIII, 116 u. IV,
116 S.) gr. 8°. = Pan-Bücherei. Gr. Philosophie Nr. 12 u. 13. je RM3—.

Seinen „Untersuchungen zur Logik der Gegenwart"
(2 Bände, Verlag Reuther u. Reichard, Berlin 1913 bis
1918) läßt der Verfasser in den vorliegenden 2 Bänden
(I. Erkenntnislehre, II. Formale Logik) einen Abriß
seiner eigenen Logik folgen. Der Vorzug, der den bisherigen
Schriften von W. Koppelmann (z. B. „Kritik
des sittlichen Bewußtseins vom philosophischen und historischen
Standpunkt", 1904, „Weltanschauungsfragen",
2. Aufl. 1922) nachgerühmt wird, tritt auch in dieser
neuesten Veröffentlichung stark hervor: leichtfaßliche
Darstellung und stete Bezugnahme auf das Leben und
auf die konkrete Wissenschaft. Kants Erklärung der
Philosophie als der „Lehre vom höchsten Gut, sofern
die Vernunft bestrebt ist, es darin zur Wissenschaft zu
bringen", beherrscht auch diese „Logik" und bewahrt
den Verfasser vor dem Abirren in graue Theorie. Daß
neben dem empirischen und neben dem rationalen auch
dem metaphysischen Denken ein Platz eingeräumt wird,
das liegt durchaus in dieser Richtung der Lebensnähe;
denn auch hier handelt es sich um Lebensfragen. Und
der Theologe wird es dem Logiker danken, daß er das
Theo - log i s c h e wieder zu Ehren bringt gegenüber
den Irrationalisten und Geniemännern (vgl. die Ausführungen
über Intuition I, S. 3, Irrationales II, S. 43.69,
Offenbarung I, S. 112ff. II, S. 100, über Rud. Otto I,
S. 85, II, S. 77, Max Scheler I, S. VII).

Duisburg. Fr. K. Fei gel.

Würtenberg, Gustav: Wirrnis und Ewigkeit. Aus der religiösen
Dichtung der Gegenwart. Witten : Westdeutscher Lutherverlag
1934. (XII, 274 S.) kl. 8°. geb. RM 6—.

Das Buch ist eine Art Fortführung der von mir
herausgegebenen Sammlung religiöser Lyrik „Brücken
zum Ewigen" (Woüermann, Braunschweig, 8. Aufl.
1932, — eine veränderte Neuauflage ist im Erscheinen)
und bezieht sich ausdrücklich auf sie, wenn auch ohne
ihren Titel zu nennen: „. . . mindestens eine sehr verdienstvolle
Sammlung religiöser Lyrik ist vorhanden:
die von Wilhelm Knevels, der ich großen Dank schuldig
bin." „Trotzdem glaubt diese Sammlung nicht überflüssig
zu sein." Dem kann ich zustimmen. Da nur
etwa 20 der von W. gebrachten Gedichte auch in meiner
Sammlung stehen, und auch die Verfasser bei weitem
nicht übereinstimmen, ist es jedenfalls eine ganz andere
Auswahl und gibt an anderen Beispielen einen
Eindruck von dem inneren Reichtum der lyrischen Dichtung
unserer Zeit. Auch ist die Anordnung eine andere
: während ich nach Dichtern angeordnet habe, ordnet
Würtenberg inhaltlich nach den Überschriften: Aus der
Tiefe, Bruder Mensch, Über allen Gipfeln, Von Heimat
und Vaterland (hier übrigens nicht viele, wir haben da doch
wohl schon mehr Gutes), Wanderschaft: Weg und Ziel,
Das Gottesjahr, Der Heiland, Und alles Drängen, alles
Ringen ist ewige Ruh in Gott dem Herrn. Eine solche
Anordnung ist vor allem für den dienlich, der das Werk
als Erbauungsbuch benutzt, — wenn auch natürlich
viele Gedichte doch nicht recht unter die betreffende
Überschrift passen. Es ist jedoch sehr unrecht, die
Anordnung nach Dichtern, wie W. das tut, als „individualistisch
" (was heute fast zu einem Schimpfwort geworden
ist, zu bezeichnen. Wenn ich nach Dichtern
anordnete, wollte ich dadurch nicht „den einzelnen
Dichter in erster Linie hörbar werden" lassen, — dazu
wären ein oder zwei Gedichte wirklich auch zu wenig —,