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Ausgabe:

1934 Nr. 17

Spalte:

301-302

Autor/Hrsg.:

Seesemann, Heinrich

Titel/Untertitel:

Der Begriff Koinonia im Neuen Testament 1934

Rezensent:

Schneider, Johannes

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Seite 1

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301

Theologische Literaturzeitung 1934 Nr. 17.

302

„Putatisne omnia aptius componi, si opinemur tres 1 der Ausdruck xoivoma xoü dyiou nvEiMiatoc Anteilhaben

evangelistas communem fontem (M) libere nec inter t am heiligen Geist" bedeuten muß. Aber so zwingend

se imitando (excepta dictorutn partitionis quadam Lucae wie der Vf. meint, sind seine Argumente nicht. Der Vf'

a Mc dependentia) retractasse?" glaubt seine These durch einen Hinweis auf die Theo-

„Putatisne nativam illam vim *) et quasi rerum elo- logie des Paulus stützen zu können (Glaube an zwei

quentiam' in Mc solo inveniri, non vero in Mt et prae- nicht an drei wirkende göttliche Personen). Aber solche

sertim in L?" Hinweise leiden immer an der Schwierigkeit daß wir

„Putatisne in Marci evangelio non pauva apparere letzten Endes doch zu wenig von der Theologie des

retractionis vestigia ut in ceteris synoptieis?" Paulus wissen; wir haben in den Paulusbriefen nur

„Putatisne Marcum nullo adhibito libro evangelium Fragmente seiner theologischen Anschauungen Ich vcr

suum exarasse, an potius illum dicendum esse Matthaei, , kenne nicht, daß die These des Vf.'s eindrucksvoll ist"

id est graecae ex hebraeo Matthaeo factae versionis, I und daß seine Argumente von nicht o-erino-em Gewichte

pedisequum et, quoad sermones, breviatorem ?" J sind, aber voll überzeugend sind sie& m. E. nicht Die

Kiel. R- Sc Ii fitz. äußere und innere Gleichartigkeit der Aussagen in 2 Kor

--■- J 13,13 bleibt auch dann gewahrt, wenn man xoivoma tot)

Seesemann, Lic. Heinrich: Der Begriff KOINQNIA im Neuen | UY«,U jrvei5fiaToc. als die Gemeinschaft verstellt, die der

Testament. Gießen: A. Töpelmann 1933. (IV, 108 S.) gr. 8°. = ! heilige Geist schenkt. Auch so kommt die Koordination

Bein. z. Zeitschr. f. d. neutestamentl. Wissenschaft u. d. Kunde d. älteren zustande, auf die der Vf. bei den Worten vdäpic cwin und

Kirche hrss. v. H. Lietzmann u. W. Eltester, 14. RM 6-. xoivoma mit Recht Wert legt. Bei Phil. 1, 5 "würde ich

Die Untersuchung von Seesemann gehört in die Reihe den Ausdruck xowaria sie t6 etavy&iov nicht mit dem in

der Arbeiten, die seit einiger Zeit stark im Vordergrunde diesem Zusammenhange ein wenig blassen Wort Glau-

der nt. Forschung stehen. Die Studien über nt. Be- ben" übersetzen. Das dynamische Moment das in der

griffe haben ihre große Bedeutung darin, daß sie der vollen Übersetzung „Anteilhaben am Evangelium" steckt

klaren und sachgemäßen Herausarbeitung der nt. Gedan- ! kommt auf diese Weise nicht voll zur Darstellung. Auch

kenweit dienen. Sie sind die unbedingt notwendige Voraus
Setzung für die Erarbeitung der nt. Theologie in ihrem
ursprünglichen Wesen und Gehalt. Die Untersuchung
von S. reiht sich würdig in die Reihe der begriffs- und
bedeutungsgeschichtlichen Arbeiten zum NT. ein. Sie
zeichnet sich bei aller Knappheit durch die sichere, sachentsprechende
und wohlbegründete Methode aus. Erfreu

- . . . . ■ 1 • _• I. 1 " 1. _ 1 T_________1______ -1 _ .

Philemon 6 scheint mir die Übersetzung von xoivoma xfjc,
m'<tt60)c: „der gute Glaubensstand" nicht ganz den verneinten
Sachverhalt zu treffen. Dieser Ausdruck ist ein
wenig zu farblos. Der Vf. hat ganz recht, wenn er auf
S. 82 xotvrovfa xf]c jiürmoc mit „Anteilhaben am Glauben
" übersetzt und juWc als objektive Größe versteht.
Aber er verwischt diese richtige Erkenntnis dann wieder

lieh ist auch die reichliche Verwendung der patristischen durch die für die Kraft nnH x/„rh.i
Literatur. Die Arbeit ist so aufgebaut, daß in einem er- I Ausdrucks zu schwSeiw^cht de! Püschen
sten Teil xomovm im nichtchristlichen Sprachgebrauch und stand'" schwache Ubersetzung „guter Glaubens-

in einem zweiten Teil xoivoma im Neuen Testament be- i In dem SchlnRah<:ri1n;++ d u

handelt wird. Der Gebrauch von Komrvfa in der LXX ! daß die K"irche,^tepJh^iJPSZ***!?. Vf»
wird im ersten Teil verzeichnet. Das ist methodisch 1 Ub Sldl mcht von dem Be-

wohl möglich. Ich würde es aber doch für richtiger
halten, wenn dem Gebrauch von notvama in der LXX
ein besonderer Abschnitt gewidmet würde. Bei dem
engen sprachlichen Zusammenhang zwischen LXX und

— i- -t- ---w----I---i------____, ,

griff Kowmla aus „beleuchten" läßt. Ich kann das auch
nach den Ausführungen des Vf.'s in seinem Buch nicht
einsehen, glaube vielmehr, daß sich, recht verstanden,
gerade von dem Begriff der xoivoma aus sehr viel für das
Verständnis der „Kirchenidee" des Paulus ergibt. Wieso
NT. scheint mir ein solches Vorgehen besser und rieh- | das der Fall ist, kann nicht an dieser Stelle ausgeführt

tiger zu sein als das von dem Vf. geübte. Dann wird
auch der Nachteil überwunden, daß die LXX-Stellen zu
mechanisch an den Schluß der einzelnen Abschnitte im
ersten Teil gesetzt werden. Also: eine zusammenhängende
Darstellung des Gebrauchs von xoivwvia in der
LXX wäre lebendiger und plastischer gewesen. Die Bedeutung
der LXX kommt bei dem Verfahren des Vf.'s
nicht voll zu dem Recht, das sie doch gerade bei solchen
Untersuchungen verdient.

Der Vf. kommt, nachdem er durch eine sorgfältige
Untersuchung von xoivoma im nichtchristlichen Sprachgebrauch
die Grundlage für seine eigentliche Aufgabe
geschaffen hat, zur Feststellung des nt. Tatbestandes.
Er findet drei Bedeutungen von xowwOa im NT.: 1) Mitweiden
- das muß in einem Zusammenhange erörtert
werden, in dem die paulinische „Kirchenidee" eingehend
dargestellt wird. Man kann hier aber sagen, daß bei
dem Vf. selbst in seinen Ausführungen zu 1. Kor. 10,16
wertvolle Hinweise gerade auf diesen Sachverhad liegen.
Die schönen Ausführungen des Vf.'s zu 1. Kor. 10,16
/eigen doch daß der Begriff der xoivoma Bedeutung für
die paulinische „Kirchenidee" hat. Es kommt nur darauf
an, diese Gedanken des Paulus an ihrem rechten Ort

zur Darstellung zu bringen. _

Nach diesen kurzen kritischen Einwanden sei noch
einmal gesagt daß wir in der vorliegenden Arbeit eine
methodisch und sachlich gleich wertvolle Untersuchung
haben Ein Begriff, der besonders bei Paulus seine große

teilsamkeit, 2) Teilnahme, Anteilhaben, 3) Gemeinschaft, j Bedeutung hat, wird in seiner Eigenart erfaßt Neben
Mit großer Sorgfalt und Umsicht und unter steter Be- ! dem philologischen Interesse steht bei dem Vf das
rücksichtigung der entgegenstehenden Auffassungen be- j theologische Interesse, das durch die ganze Untersuchung
handelt der Vf. die einzelnen Aussagen des NT. Beson- hindurchgeht. So sucht der Vf. überall, auch da wo es
ders klar und eindringlich ist die exegetische Behandlung nicht besonders ausgesprochen wird, zu dem entschei-
von 1. Kor. 10, 16. Der Vf. bahnt sich in sorgsamer denden theologischen Sachverhalt und damit zu dem

Untersuchung den Weg durch die verschiedenen Mei
nungen der Forscher und legt dann mit gewichtigen
Argumenten seine eigene Erkenntnis des in der Stelle
ausgesprochenen Sachverhaltes dar. Ich glaube, daß die

letzten Anliegen des NT. vorzudringen.
Berlin. Johannes S ch ne i der.

Ergebnisse, zu denen der Vf. in seinem Buche kommt" I L°hnieyert Professor D tost: Das Urchristentum, i. Bnch:

richtig sind. Sie werden mit die Grundlage für de ! mVZ^t 1932'

weitere Arbeit am NT. bilden. Für sehr fruchtbar halte ^ V rw=t*M„„ a ., u ' geb- 13~-

S auch die Auseinandersetzung des Vf.'s mit ^S^T&SSl^Ä?^*

EB&gs SfasKltrung des Begriffs z' er* ss figÄ„nrsgn Äe„ Tis

Gemeinschaft im NT bringt. gegenüber den einschlägigen Werken schon '

Nicht wirklich uberzeugend ist m E. die Exegese ' dem Thema des ersten BucheT ihre besondere Fi

von 2. Kor. 13,13 Der Vf. sucht meiner scharfsinnigen art. Tritt die Gestalt Johannes des T W

Analyse den Nachweis für seine These zu fuhren, daß I der deutschen Forschung überhaupt zurück so

in
erst