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Ausgabe:

1934 Nr. 17

Spalte:

299-300

Titel/Untertitel:

Novum Testamentum graece et latine 1934

Rezensent:

Schütz, Robert

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299

Theologische Literaturzeitung 1934 Nr. 17.

300

Bedeutung des Hauses für Volksglauben und Volkssitte
dargelegt wird. Ein an sich wertvolles Register der vielen
arabischen termini technici erleichtert die Benutzbar-
keit der Arbeit, und zehn Tafeln mit durchweg guten
Bildern bieten ein sehr willkommenes Anschauungsmaterial
. Zunächst für die Palästina-Wissenschaft bedeutsam
, hat das Buch doch auch dem Theologen und
Bibelfreund mancherlei zu geben. Denn wenn man sich
auch vor voreiliger Gleichsetzung der heutigen Bauweise
mit der aus biblischer Zeit hüten muß, so ist doch manches
ganz deutlich so geblieben, wie es damals war; die
'ariseh, die aus Zweigen gefertigte Sommerhütte (S. 5.
63. 92 und Tafel IX), etwa ist dasselbe wie die alttesta-
mentliche Laubhütte. Besonders aber sind es die mit
Hausbau und Haus verbundenen religiösen und abergläubischen
Vorstellungen und Bräuche — Bemalung
der Oberschwelle mit allerlei Zeichen und dem Namen
Gottes und Koransprüchen (S. 87); Darbringung von
Opfern an die Djinnen vor dem Einzug in ein neues
Haus (S. 89 f.) usw. —, die dem Leser ein besseres
und anschaulicheres Verständnis der entsprechenden alt-
testamentlichen Anschauungen und Sitten vermitteln
können.

Halle/Saale. Otto Ei ß fei dt.

Münk, Dr. Michael: Esra ha Sofer. Ein Lebensbild nach der

Überlieferung dargestellt. Frankfurt a. M.: Verlag d. Israelit 1933.

(II, 92 S.) 8°. = Sonderdr. a. d. Jahrbüchern d. Jüd. Lit. Ges. XXI u.

XXII. RM 2—.

Der Grundgedanke dieser fleißigen Arbeit ist, „ohne Berücksichtigung
anderweitiger Forschungen ein Bild von Esras Tätigkeit zu geben,
wie sich diese auf Grund der alten jüdischen Tradition darstellt" (S. 6).
Als Quellenmaterial dienen somit vor allem Bibel, Talmud, Tosefta und
Mischna, das Geschichtswerk Seder Olam, Midrasch rabba und Jalkut
Schim'oni. Es lag nicht in der Absicht des Verfassers, dieses Material
kritisch zu verarbeiten, sondern nur „in fortlaufender Erzählung" nach
Talmud und Midrasch Esras Leben und Wirken zu schildern. Gleichwohl
darf diese Arbeit Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erheben, nicht
nur wegen des großen Materials, das in den Anmerkungen sorgfältig
gesammelt ist, sondern vor allem darum, daß der Verfasser in Bemerkungen
und Exkursen die Probleme herausstellt und die erforderliche
Literatur notiert. Drei Exkurse handeln über die chronologischen Daten
des Talmuds für die Zeit des Exils und über die Quadratschrift (S. 67
bis 70). Ein Anhang „Erzählungen und Legenden über Esra Hasofer"
(S. 72—92) dient zur willkommenen Abrundung und ist, weil hier die
„typischen Merkmale populärer Menschen" auftreten, besonders für den
Folkloristen von Wert.

Berlin-Frohnau. Curt Kühl.

Novum Testamentum graece et Iatine apparatu critico instructum
edidit P.Augustinus Merk, S.J.Rom: Instituto Biblico Ponteficio
1933. (36*, 852 latein., 852 griech. S. u. 4 Ktn.) geb. L. 18—.
Was an dieser Ausgabe des Neuen Testaments auffällt
, ist ein klarer großer Druck, der von den üblichen
Taschenausgaben absticht, auf gutem Dünndruckpapier
gesetzt.

Es war zu erwarten, daß nach Brandscheid, Hetzenauer
und Vogels eine neue katholische Ausgabe des
Neuen Testaments kam, die der 14. und 15. von E. Nestle
nicht mehr nachstehen will. Gegenüber H. J. Vogels ist
der Textzeugenapparat auf der griechischen Seite erfreulich
reichhaltig. Der Benutzer soll sich ein Bild von
den Textentscheidungen machen und zu eignem Urteil
gelangen können. Geschöpft ist teils aus Reproduktionen
der Hauptkodices — neue Kollationen sind wohl kaum
nötig gewesen — teils aus der editio octava critica maior
Tischendorfs und aus H. G. Hoskiers Textausgabe der
Apokalypse; besonders aber aus Herrn, von Sodens Ausgabe
1902—13. Dies letztere gibt der vorliegenden Ausgabe
ihren eigentümlichen Charakter, auch gerade im
Gegensatz zu Vogels, der kein positives Verhältnis zu
H. v. Sodens Neuem Testament und dessen Textgestal-
tung hatte. Aug. Merk möchte den Zugang zu dieser
und zu v. Sodens Handschriftengruppen wieder öffnen.
Daher sind die Handschriften in einem catalogus nicht
nur in den eignen sondern auch in den Sodenschen
Siglen aufgeführt. Auch die J-H-K-Rezensionen kommen
zur Geltung!

Für den lateinischen Text war maßgebend die 2.

1 Ausgabe der Sixto-Clementina von 1592 nach der Form
von Wordsworth-White. Es sind auch Kollationen aus
Handschriften verarbeitet. Der Raum, der durch den

i Fortfall des griechischen Apparats gespart wird, ist geschickt
für Perikopenübersehriften zwischen den Text-

| Zeilen und für Parallelen unter dem zweiten Strich ausgenutzt
. Freilich kehren die letzteren am Rande des
griechischen Textes bisweilen ungenau und garnicht übereinstimmend
wieder. Das bedarf noch einer Durcharbeit.
Nestle ist darin viel weiter. Ein Zeichen von Exaktheit

! ist es, daß Merk im Text Mt. 10,28 mit dem Vaticanus

| uri (poßTiflfjxB liest, nicht {poßeiaOs wie Tischendorf, v. Soden,

I Vogels.

Auf die Versionen hat er besonderes Augenmerk gerichtet
, Vogels Studien fortsetzend. Herangezogen sind:
vetus latina, vulgata, syriaeae versiones, armenica, cop-
ticae, für die Evangelien auch die georgica. Tatians
Diatessaron schätzt er als alte Übersetzung hoch und
zieht sie gern heran wie v. Soden.

Einige kritische Bemerkungen seien erlaubt: Für
den Sinaiticus ist aus irgend einem Grunde statt « das
Signum S gewählt. Aber die Folge ist, daß der Herausgeber
für den vatikanischen Codex S des 10. saec. (v.
Soden e 1027) Gregorys O 28 einsetzen muß.

Merkwürdig nimmt sich syvi im Apparat aus. sy v
bedeutet die syriaca. utriusque (sin. und cureton.), sy i
bedeutet versio syropalaestinensis; und beides ist zusammengezogen
.

> ist das Zeichen für omissiones, bei Vogels für
inversiones. Warum die unnötige Erschwerung?

'iEQouoaXi'ui sollte mit Spiritus lenis geschrieben werden,
nicht mit asper; denn es kommt vom hebr. e.?"^"^

In Schwierigkeit gerät Merk mit dem Görna Johari-
neum. Gehört es nun in den Text oder nicht? Wenn
es aus dem griechischen ausgeschaltet bleibt und unter
I den Strich verwiesen wird, ist die Konsequenz auch für
den lateinischen zu ziehen und nicht das Verhältnis umzukehren
. — Ähnlich ist es mit Matth. 21,31, wo der
griechische Text: oeaxaxoc, der lateinische: primus bietet.
Der eine kann dann nicht die Übersetzung des andern
sein!

Es hatte sich bewährt, die Abbreviaturen und Siglen
an den Rand hinauszurücken. Man würde sich in den
Prolegomena schneller zurechtfinden, wenn das auch
hier beachtet würde. Auch Vogels ist in seiner kurzen
Anordnung übersichtlicher.

Zu rühmen sind schließlich die 4 Karten von Palästina
, Jerusalem, See Genezareth mit Umgebung und
dem imperium Romanum, aus dem Instituto Italiano
d'Arti Grafiche, die gefällig fürs Auge sind.

Kiel. R.Schütz.

Vannutelli, Sac.-Primus: Quaestiones de synopticis evange-
liis. Rom Fr. Ferrari 1933. (107 S.) gr. 8°.
Der Verf. legt das Resultat seines langjährigen Studiums
vor, mit dem er die synoptische Frage von Grund
auf ändern will. Zurück zu Augustin! Das ist seine Meinung
, die er gegen die heutige neutestamentliche Wissenschaft
setzt.

In 2 Teilen behandelt er das Problem; 1. handelt er
von der mündlichen Tradition, 2. von der gegenseitigen
Abhängigkeit der Synoptiker untereinander, speziell von
Augustins Satz: Marcus Matthaeum subsecutus, tamquam
! pedisequus et breviator eius videtur (de consensu evang.
I 2). Das Ganze ist ein gutgemeinter Versuch, die Forschung
zu einer Revision zu veranlassen, was ihm kaum
gelingen wird. Wie eine Bitte klingen die Fragen des
alternden Priesters an die Forscher:

„Putatisne, si auetor primi evangelii canonici ex Mc
j synopticas suas cum illo partes sumpsisse credatur ad-
I dendum esse; ,et ex L', quoniam saepe Mt cum L contra
Mc consentit?"

„Putatisne, si Lucas ex Mc synopticas suas cum illo
partes sumpsisse credatur, addendum esse: ,et ex Mt',
quoniam saepe L cum Mt contra Mc consentit?"