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Ausgabe:

1934 Nr. 13

Spalte:

239

Autor/Hrsg.:

Schian, Martin

Titel/Untertitel:

Evangelische Kirche und Politik 1934

Rezensent:

Goltz, Eduard Alexander

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Seite 1

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239

Theologische Literaturzeitung 1934 Nr. 13.

240

ein „Ganz Anderes" ablehnt. Dabei hat es keinen Sinn,
in die Einzelkritik zu treten, wo das Ganze in Frage
steht.

Hamburg. Kurt Leese.

Althaus: „Der Gottesdienst stellt uns dahin, wo alle
Arbeit und alle Feier in einem begründet werden, in ein
Jenseits der Trennung von Arbeit und Feier, in der unser
Leben sonst verläuft." Das Sakrament faßt das Evangelium
in einem kurzen sichtbaren Akt zusammen. Das
Abendmahl muß „der Brennpunkt des Lebens der Gemeinde
" werden. — Heute reden viele von einer „Ver-
leiblichung" des Wortes in einer neuen evangelischen
Symbolik. Die wichtigste, dringendste Leibwerdung des
Wortes ist nach Althaus die Opfertat der Kirche, neue
echte Stellvertretung und Lasttragen nach dem Gesetze
Christi. — Diese Schrift über das Wesen des evangelischen
Gottesdienstes, ein Wort der Mahnung und Besinnung
, verdient gelesen und beherzigt zu werden.

Minden i. W. W. Rahe.

Schi an, D. Dr. Martin: Evangelische Kirche und Politik.

Berlin: Säemann Verl. 1930. (58 S.) gr. 8°. RM 1.50.

Durch ein Versehen und längere Erkrankung des
Rezensenten ist die Anzeige der kleinen aber sehr verdienstvollen
Schrift D. M. Schians ungebührlich verzögert
worden. Man könnte jetzt meinen, daß unter den
gänzlich veränderten staatlichen und kirchlichen Verhältnissen
die Anzeige der Schrift überflüssig geworden sei.
Gewiß paßt heute manche Einzelheit nicht mehr. Aber
Schian behandelt die Frage grundsätzlich und seine

klaren Ausführungen haben grade darum ihre beson- |--

dere Bedeutung, weil sie noch ohne Ahnung der heu- j Soeben erschien:

tigen Verhältnisse geschrieben sind. Was er über Kirche q.... mc iiKirt ^uniDTi i f>
und Politik, Kirche und Vaterland schreibt, hat heute : rAULU5 UND UMKIO I Uo

grade doppelte Bedeutung Es ist alles sorgsam bei ihm , E|n blbllsch-religlonsgeschlchtlicher Vergleich

abgewogen. Vielleicht hatte der empirische Charakter I *

der Kirche als der menschlich-geschichtlichen Werdeform ! Von Professor D.Dr. Hans WindlSCh, Kiel,
zum Aufbau des Reiches Gottes noch stärker heraus- j VIt5 319 Seiten. 8o_ Prei8 RM 15_. geb RM 17 50_
treten können. Aber seine grundsätzlichen Erörterungen
haben grade heute ihren besonderen Wert und ich möchte
allen, die sich mit Kirchenpolitik beschäftigen, empfehlen
, seine Ausführungen grade jetzt zu lesen, wo es
gilt zur Kirche einerseits, zu Volk und Vaterland eine
grundsätzliche Stellung zu finden. Natürlich konnte

Untersuchungen zum NT. Herausg.: Hans Windisch. Heft 24.

Das Buch will von zwei verschiedenen Gesichtspunkten aus
den Vergleich Paulus und Christus durchführen. Es zeigt
einmal die Christusähnlichkeit des Apostels Paulus und den
Apostelcharakter des Christus Jesus. Bei aller Überordnung

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pheten, Lehrer, Schriftgelehrte, als Mystagogen und Heilige
auch nebeneinandergestellt werden. Der Vergleich rechtfertigt
sich aber auch durch den zweiten Gesichtspunkt,
die gemeinsame Beziehung von Christus und Paulus zu
dem antiken Begriff des „Gottesmannes" und des „theios
aner". Da die Entwicklung dieser wichtigen Gestalt der
griechisch-römischen Religionsgeschichte unter Theologen
noch wenig bekannt ist, gibt der Verfasser eine umfassende
Uebersicht über die Lehre vom „theios" bei Pinto und
den Stoikern, über die bedeutendsten „theioi" der Antike
(Pythagoras, Empedokles, Apollonius, Alexander, Augustus
u. a.) und schließlich einen Vergleich mit dem biblischen
„Mann Gottes". Die Synthese des griechischen „theios"
und des biblischen „Gottesmannes" wird in Plato aufgewiesen
. Das Buch hinterläßt einen starken Eindruck
von der Größe des Apostels Paulus.

der Verfasser sich mit dem Totalitätsanspruch des heu- ^TJ^ GotteT Mg' a s™

tigen Staates noch nicht auseinandersetzen. Dieser
findet aber ganz von selbst seine Grenze darin, daß er
nicht in die Ewigkeit hineinreicht, was auch der werdenden
Kirche immer als ihr Auftrag und ihr letztes
Ziel vor Augen stehen muß. Möchte diese kurze Anzeige
dazu dienen, die schon fast vergessene Schrift von
M. Schian grade für die Gegenwart in Erinnerung zu
bringen. Nur grundsätzliches klares Denken kann
uns vor den Irrtümern der Zeit bewahren.

Greifswald. Ed. von der Goltz.

Althaus, Paul: Das Wesen des evangelischen Gottesdienstes.

2. erweit. Aufl. Gütersloh : C. Bertelsmann 1932. (58 S.) gr. 8°.

RM 1.60.

Es ist sehr zu begrüßen, daß eine 2. Auflage dieser
wertvollen Schrift erscheinen konnte, die ein Wort der
Besinnung zumal an die liturgische Bewegung darstellt.
Althaus scheint mir richtig zu sehen, wenn er behauptet
(S. 9): ein gut Teil liturgischer Geschäftigkeit in den
letzten Jahren ist aus Predigtmüdigkeit geboren. Durch
den Glaubenssatz: „Gott hält Gemeinschaft mit der
sündigen Menschheit durch Jesus Christus" gewinnt
der Verfasser seinen Ausgangspunkt zur Beurteilung
des katholischen Gottesdienstbegriffs und seiner evangelischen
Nachahmungen bzw. Abschwächungen. — Mit Recht
wird ausgeführt: der öffentliche Gottesdienst ist etwas
ganz anderes als die zusammengelegte Privaterbauung
einzelner. Die Versammlung der Gemeinde ist Gottesdienst
, „indem sie Versammlung durch das Wort,
um das Wort ist" (S. 22). Bei der Predigt kommt es
auf Echtheit und Einfalt an. Die Gemeinde muß hören
können, d. h. hören auf das Menschenwort mit der
Frage nach dem Gotteswort. Der Gottesdienst soll
der Gemeinde zu einem rechten Ausdruck ihrer Antwort
helfen, die ihrem Wesen nach Gebet und Bekenntnis ist.
Dazu kommt das Opfer heiligen Schmucks als Ausdruck
der Gottesliebe. Die Feier-Theorie, die von den
Fehlern der pädagogischen Gottesdiensttheorie lebt,
konnte den Satz aufstellen: je zweckfreier der Gottesdienst
ist, desto mehr „wirkt" er (S. 47). Ganz anders

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buchhandlung in leipzig c1

6 neben erf djien:

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SJßrcbtgt über bte Aufgabe ber 3ttneren SOliffion

bei ber kirchlichen 3uf)resfcter am 17. 2h)ril 1934 in ber
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Beiliegend das 2. Heft (Jahrg. XIII) des „Bibliographischen Beiblattes"
Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 7. Juli 1934.

Verantwortlich: Prof. D. W. Bauer in üöttingen, Düstere Eichenweg 14; für den Anzeigenteil: C. Kunze, Leipzig.
Verlag der J. C. H i n r i c h s'schen Buchhandlung in Leipzig C 1, Scherlstraße 2. — Druckerei Bauer in Marburg.