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Ausgabe:

1934

Spalte:

209-211

Titel/Untertitel:

Recherches de Science Religieuse; Tome XXIII, 1-5 1934

Rezensent:

Koch, Hugo

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES und Prof. D. Dr. GEORG WOBRERMIN, beide in Göttingen

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften. Bearbeitet v. Bibliotheksrat Lic.Dr.phil. REICH, Bonn, u.Lic.H. SEESEM ANN, Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

Mannskripte and gelehrte Mitteilungen sind n u e h c h 1 i e ß 1 i ch an Professor D. BAUER in Göttingen, Düstere Eichenweg 14, zu senden,
Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. Gewähr für Besprechung oder Rücksendung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, wird nicht übernommen.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1
59. JAHRGANG, NR. 12 9. JUNI 1934

Spalte

Acta conciliorum oecumenicorum (Koch) . . 216
Hartenstein: Die Mission als theologisches
Problem (Witte)...........222

Koch: Quellen zur Geschichte der Askese
und des Mönchtums in der alten Kirche
(Dörries)..................215

Spalte

K o c h h e i m : Faust im Zeichen des Kreuzes

(Knevels)..................224

Rccherches de Science Religieuse (Koch) . . 209

Repertorium Germanicum (Lerche).....219

Schulthess-Rechberg: Professor Dr.
Gußav v.Schultheß-Rechberg (Kattenbusch) 222

Spalte

Spinka: A History of Christianity in the
Balkans (Hofmann)............221

S t a u f f e r: Grundbegriffe einer Morphologie
des neutestamentlichen Denkens (Bultmann) 211

Völker: Quellen zur Geschichte der christlichen
Gnosis (Dörries)..........215

Recherches de Science Religieuse. Tome XXIII, 1—5. Paris [Vlle,
Rue Monsieur 15]: Bureaux de la Revue 1933. (640 S.) gr. 8°. Fr. 32—.

Religionsgeschichtliches. A. Bremond bringt in seinen
Notes et Documents sur la religion neoplaticienne

S. 102_112 einen kürzlich veröffentlichten Text des Proklus „Über die

hieratische Kunst der Griechen" und Bemerkungen über das Gebet bei
Porphyrius. — A. d'Ales erläutert S. 325—328 eine Stelle bei B asi-
lius im Kommentar zu Ps. 7 (MG 29, 232 C), wonach der „Fürst
der Welt" (6 äqywv xoö alwvoc) die Sterbenden oder Gestorbenen
„prüft", worauf sie entweder „zurückgehalten" oder „als Freie von
Christus zur Ruhe gebracht" werden. Er erinnert an die Rolle der drei
Totenrichter im Mythus des Gorgias. Im genannten Psalm ist aber auch
vom „Löwen" die Rede, und das hätte d'A. wohl auch auf die bekannte
Stelle in der römischen Totenmesse führen können, wo um Errettung
des Verstorbenen „de ore leonis" gebetet wird und um Schutz durch
den „signifer sanctus Michael". — P. Joüon gibt S. 81-101, um
den Lesern einen Begriff vom mandäischen Schrifttum zu verschaffen
, eine Übersetzung des Traktates Shoum Koushta aus dem
Johannesbuche nach der Ausgabe Lidzbarskis und an der Hand
seiner deutschen Übersetzung und der mandäischen Grammatik Nöldekes,
mit einer Einleitung und Anmerkungen. —

Biblisches. J. Bonsirven beginnt S. 513—541 eine Untersuchung
über „Allegorische Exegese bei den tannaitischen
Rabbinen" in Palästina, die von den Gelehrten teils zugegeben teils
bestritten ist: er selbst findet, daß wirkliche allegorische Erklärungen
(von Erzählungen und besonders von Gesetzesvorschriften) nicht häufig
seien, und zahlreiche Erklärungen, die zunächst allegorisch erscheinen,
bei näherem Zusehen es kaum oder gar nicht seien. — D. Buzy,
„Pagne ou ceinture? ä propos de saint J ean - B ap t i s te"
S. 589—598, weist überzeugend nach, daß die Bekleidung des Täufers,
wie die des Elias, in einem aus Kamelhaaren gefertigten Obergewand
und einem ebensolchen Untergewand mit einem ledernen Riemen um die
Hüften bestand, wie die älteren Schrifterklärer stets Mk. 1,6 u. Mt. 3,4
verstanden haben, nicht in einem Mantel aus Kamelhaaren und einem
Lendenschurz, wie neuere Schrifterklärer meinen. —

Kirchen- und D o gm e n gesch i ch 11 i ch es, Altertum.
In seinem Aufsatz „Le de>eloppement d'une the'ologie: pres-
sion et aspiration" S. 411—429 zeigt R. Cadiou, der Verf. einer
Introduction au Systeme d'Origene 1932, im Anschluß an Bigg, Lebre-
ton und W. Voelker, an sechs Beispielen, wie Origenes dem Einfluß des
Piatonismus entsprungene anstößige Lehren seiner Frühzeit in seinen
späteren Kommentaren christlicher Erfahrung und christlichem Empfinden
gemäß umgebildet oder geradezu aufgegeben und widerrufen hat, und
er gewinnt daraus Fingerzeige für die Dogmengeschichte. — G. Bardy
handelt S. 430—450 „Sur la reiteration du concile de Nic£e
(327)" und sucht nachzuweisen, daß weder die beiden Stellen Euseb.
De vita Const. III, 23 und Äthan. Apol. contra Arian. 59, noch das
„äußerst verdächtige" ßißWov uetavoiag des Eusebius von Nikomedien
und Theognis von Nicäa (bei Socrat. Hist. eccl. I, 14 und Soz. H. E.
II, 16) uns zwängen, mit neueren Historikern in das Jahr 327 ein zweites
Konzil von Nicäa oder eine „zweite Sitzung" des nicäaischen Konzils
anzusetzen. - P. Galtier, „Les anathe'matismes de saint
Cyrille et le concile de Chalcddoine" S. 45-57, weist nach,
daß der Brief Cyrills an Nestorius, den das Konzil von Chalcedon zu
den auf dem Konzil von Ephesus bestätigten Glaubensurkunden rechnete
, nicht der Brief Toü ccottiqoc, mit den Anathematismen (Schwartz,
Concil. Eph. I, 1, 33 ff.), sondern der Brief KaTcuptajapovoi (I, 1,25 ff.)
gewesen ist, die Anathematismen Cyrills also zu Chalcedon nicht bestätigt
worden sind (Vgl. dazu auch A. Deneffe, Scholastik 1933,
S. 64 ff. u. 203 ff.). — Der Evagriusforscher J. Hausherr erläutert
S. 321- 325 den Sinn des „Rätsels" bei Evagr. Cent. II, 50
„Wenn die Gebärenden aufhören werden zu gebären, dann werden die
Wächter des Hauses wanken, seine Säulen schwach werden und einstürzen
; und dann werden die beiden Häupter gekrönt werden mit
Rosen und Leinen", aus Anhaltspunkten bei Evagrius selbst und bei
Clemens von Alexandrien (Ägypter-Evangelium). — L. Meyer, „L i-
berte et moralisme chritien dans la doctrine spirituelle
de S.Jean Chrysostome" S. 283 —305, ist ein Auszug
aus dem vom Verf. erscheinenden Werke S. Jean Chrysostome, maitre
de perfection chretienne (Paris, Beauchesne). — A. d'Ales, „Un texte
eucharisti que de S. Jean Chrysostome" S. 451—462, zeigt
überzeugend, daß in Horn. 9 de paen. (PG. 69, 345) mit den Worten
v6|xi^e rruvavodiaxEoftou xa ivav!Qia x%] toü awu-atoc, ovaia. der
Leib Christi gemeint ist, wie Franzelin und Naegele annahmen, nicht
der Leib des Kommunionempfängers, wie Batiffol und Bardenhewer
meinen, daß aber anderseits nicht an den Augenblick der Konsekration,
sondern an den der Kommunion gedacht ist, da der Dativ mit der
Präposition cruv zusammenhängt, also übersetzt werden muß: daß die
Mysterien (d. h. die hl. Gestalten) zugleich mit dem Wesen des Leibes
aufgezehrt werden (d. h. verschwinden). Zu den S. 453 A. 6 angeführten
Beispielen vgl. auch im Schreiben Cyrills Kaxatp^vapovoi an
Nestorius (bei Schwartz. Concil. Eph. I, 1, p. 28, 3): ov>x <!><; dvtrocojtov
cn)u.jiQoa5cvvowTE; xtp Wycp, iva^ri Tou,Tjc, (pavraota jtaoEiaxQtvri-
xai öiä xov Xiyeiv xö rrüv, äkX w; xxX- — Derselbe handelt
unter der Überschrift „De Incompreh em ibi 1 i" S. 306—320 von
den Reden, die J oh. C h r y sos to m us 386/87 in Antiochien über
das Unbegreifliche im Wesen Gottes hielt (PG. 48, 701ff., vgl. dazu auch
G. Wunderle in Philosophia Perennis [Festgabe für J. Geyser 1930],
I, S. 69—82), und vom 15. Buch des au g us t i n i s ch en Werkes De
Trinitate (PL. 42, 1057 ff.), ihrer Übereinstimmung in der Grundhaltung
und ihrer Verschiedenheit hinsichtlich der „pr&iccupations intellectuelles
et ambitions", und zieht daraus Folgerungen für den heutigen Stand
der theologischen Frage, namentlich auch bezüglich des Personenbegriffs.
— Auf dem Gebiete der abendländischen Kirchengeschichte befaßt sich
derselbe A. d'Ales S. 1—44 u. 129—175 mit Priscillian: er läßt
im 1. Teil die „Stimmen der katholischen Überlieferung" zu Wort kommen
, schildert im 2. Teil die „Tragödie von Trier", d. h. die Verurteilung
und Hinrichtung des spanischen Ketzers und seiner Genossen,
gewinnt im 3. Teil aus den 11 Traktaten — die er mit G. Morin nicht
dem Pr., sondern dem Bischof Instantius zuschreibt — eine Bestätigung
der gegen die Ketzer erhobenen Anschuldigungen wegen Irrtümer hinsichtlich
der Dreieinigkeit, der Person Christi und des Menschenwesens
und des Gebrauchs apokrypher Schriften, auch wegen eines gewissen
„enkratitischen Geistes" und einer gewissen Selbstüberhebung. Dagegen
betrachtet er die Abweisung des Manichäismus in den Traktaten als
aufrichtig und glaubt auch nicht, daß man dem Haupte selbst die
„turpitudes et fourberies" zuschreiben dürfe, die sonst auf Rechnung
des Priscillianismus gesetzt werden. Im 4. Teil handelt er von den
„Schriften Pr.s", nämlich den 90 canones, die aber nur in einer mildernden
Bearbeitung des Bischofs Peregrinus auf uns gekommen sind,

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