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Ausgabe:

1934 Nr. 11

Spalte:

204

Autor/Hrsg.:

Farner, Oskar

Titel/Untertitel:

Das Zwinglibild Luthers 1934

Rezensent:

Nöldeke, Martin

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203

Theologische Literaturzeitung 1934 Nr. 11.

204

armenischen Timotheus Aelurus, so auch für die
syrische, vielfach abgewandelte Nebenüberlieferung eine
ausführliche Übersicht zu dogmengesehichtlichen Texten
des frühmonophysitischen Zeitabschnittes der nachcyrillischen
alexandrinischen Erblehre in griechischer Wiederherstellung
geben. Schwartz war es auch, der die
Veröffentlichung des bisher nur in verschiedenen Auszügen
zugänglichen Florilegs der fol. 69—80 anregte,
dem Herausgeber die Lichtbildblätter zur Verfügung
stellte und die Ausgabe der Bayer. Akad. d. Wiss. vorlegte
. Die lediglich Übersetzungen aus dem Griechischen
enthaltende syrische Handschrift ist ein altes Widmungsstück
vom Jahre 562 an die Kirche von Edessa, die
syrische Sammlung als solche aber ist nach 483, d. h.
nach Papst Simplicius von Rom (468—483), entstanden
(Schwartz). Die ursprüngliche griechische Sammlung
des Florilegium Edessenum gehört wohl dem Jahrfünft
oder Jahrzehnt nach dem Konzil von Ephesus an,
und die syrische Übersetzung mag aus der Schule des j
Rabulas von Edessa (f 435) und wahrscheinlich aus
der Mitte des 5., möglicherweise aber auch erst des
6. Jahrhunderts stammen. Das hervorstechendste Merkmal
des Florilegs ist die Reihe von Seltenheiten, die
immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich lenkten,
und wie das Florileg des Timotheus Aelurus an der
Spitze der ersten Hälfte des Codex in der syrischen
Übersetzung über die armenische hinaus bemerkenswerte
Besonderheiten bietet, so und noch mehr auch das gegen
den Nestorianismus gerichtete Florileg in der zweiten
Hälfte. Vorausgeschickt sind fünf Titel, die in den
nachfolgenden Stellen ihren Beweis finden sollen und
die durch die einseitige Betonung der Gottheit und der
Einheit Jesu Christi und seines Gottlogos-Wesens deutlich
die apollinaristisch-monophysitische Verkürzung der
menschlichen Seite in Christus verraten. Wie mir
scheint, will selbst die Hervorhebung des Oeotöxoc. im
1. Titel und in den entsprechenden Väterstellen nicht
allein gegen den Nestorianismus Stellung nehmen, sondern
zugleich die Gottnatur des „fleischgewordenen Logos
" einseitig zur Geltung bringen.

Nachdem R. in der Einleitung über Ursprung, Zweck
und Bedeutung des Florilegium Edessenum und sein
Verhältnis zu anderen Sammlungen unterrichtet hat,
druckt er die 86 Väterstellen syrisch ab und gibt dazu
die bisherigen Fundstellen, eine griechische Rückübersetzung
, soweit die Texte nirgends griechisch vorliegen,
Hinweise auf ähnliche Stellen und Fingerzeige zum
Verständnis und zur theologischen Verwandtschaftsbestimmung
. S. XXIIf. sind die vom Florilegium auf-

ferufenen Traditionszeugen, S. XXIII f. die angezogenen
chriftstellen verzeichnet. Beil. I zeigt die wenigen
Spuren, die das Florilegium in der Überlieferungsgeschichte
der syrischen Florilegien hinterließ und die
sich auf das ebenfalls gegen den Nestorianismus gerichtete
Florileg des Britischen Museums Cod. syr. 798
addit. 14 535 Cap. 6 fol. 12—15 beschränken. Beil. II
(zu Buchstück Nr. 61) bringt die vier angeblichen Stellen
des Papstes Julius I. im Severusflorileg Cod. syr.
688 addit. 12157 fol. 204. Es ist wieder eine hervorragende
wissenschaftliche Leistung des abseits der Wisse
nschafts sitze und ihrer Büchereien wohnenden emsigen
Forschers, die Altmeister Schwartz mit Recht in
die Veröffentlichungen der Bayer. Akad. d. Wiss. aufgenommen
hat. Sie wird auch da, wo das Urteil vielleicht
von dem R.s abweichen sollte, reiche Anregung
geben und dankbar benutzt werden.

Beim Buchstück Nr. 5 (S. 4) Ps.-Clemens De virg.
1,5f. fehlt Diekamp Patres Apostolici II, 1913 S. 7
und 9. — Zu S. 11: mit dem salva igitur proprie-
tate utriusque naturae im Tomus Leonis hat
das Buchstück 14 wohl nichts zu tun. S. 14 Z. 6
des Griechischen (Nr. 18) lies — Zu eJxo'iv und

,«>n<(,,'| S. 23 (Nr. 25) vgl. Loofs in ThStKr. 1927, S.
1—102. — Zu den „Traditionszeugen" S. 24 vgl. Vin.
Lerin. Commonit. 30 (42), S. 48 ed. Julicher2 1925. —

Zu dem xaivov in Nr. 73 (S. 67) vgl. 11 und 12(S. 8 f.),
Nr. 17 (S. 13), Nr. 77 (S. 76); zu T6v fldvarov üavaxü-
oa? dbtexTEivev in Nr. 77 (S. 76) vgl. Nr. 15 (S. 11),
Method. adv. Porphyr. 3 (S. 507,1 Bonwetsch). —
Zu S. 73: die ps.-cyprianische Schrift adv. Judaeos
stammt nicht von Novatian. — Aufmerksam machen
möchte ich auf die Zusammenlegung von Auferstehung
und Himmelfahrt im Buchstück Hippolyts Nr. 13 S.
10 (deutsch bei Bonwetsch I. 1897, S. 350,21 ff.),'wo
das Zwiegespräch zwischen den Engeln und Frauen nach
Luk. 24,4 f. lautet: ,xi yäg t^xelxe xöv ^wvta nEtd xtöv
vexqwv'; — ,oi>x eü00^ «üxöv Evfta'. — ,ov yaq 6 xäyoc, iaxi
xovxov TOJto?, äXX 6 ovQavöq. xi £nrEiTE ejii (xfg) yf$ xov
r)öt] ibu To>v %£Qovß'm xaöi'ii-iEvov'; Das tJ8t| weist auf einen
eben eingetretenen Zustand, und so gehört die Stelle in
die dankenswerte, aber auch sonst unvollständige Zusammenstellung
bei U. Holzmeister in der Zeitschr f
kath. Theol. 1931, S. 54 ff. In der Absicht des Florilegs
will auch damit die Gottnatur Christi unterstrichen
sein, die nicht rasch genug dahin zurückkehren kann,
woher sie gekommen ist und wohin sie gehört (vgl.
das äMLeoöai in Nr. 12 S. 9).

München. Hugo Koch.

Farn er, Lic. Oskar: Das Zwinglibild Luthers. Tübingen: J. C.

B. Mohr 1931. (27. S.) gr. 8°. = Sammig. gemeinverst. Vorträge u.

Schriften a. d. Gebiet d. Theologie u, Religionsgesch., 151.

RM 1.80; in Subskr. 1.50.
Lic. Farner versteht es in dieser, seiner Züricher
Antrittsvorlesung die bislang üblichen Feststellungen
über Luthers Zwinglibild in ihrer eigentlichen Bedeutung
zu würdigen. Vorhandene Gegensätze werden auf ihre
eigentlichen Ursachen hin untersucht. Vor allem aber
werden die wenigen, meist in Vergessenheit geratenen,
günstigen Urteile Luthers über Zwingli aus Briefen und
Tischreden zusammengestellt (S. 21). Auch in seinen
Urteilen über Zwingiis Lebensende ist Luther nie mit
deren Überprüfung fertig geworden (S. 22ff., besonders
S. 25).

Allen, die sich über das Verhältnis Luthers zu
Zwingli genauere Kenntnis verschaffen wollen und sich
mit der landläufigen, oberflächlichen Beurteilung desselben
nicht begnügen können, bietet diese klare Arbeit
eine gute, erste Einführung. —

Ellensen i. Hannover. Martin N ö 1 d ek e.

Bebermeyer, Prof. Dr. Gustav: Deutsche Literaturdenkmäler
des 16. Jahrhunderts. I.: Martin Luther. Ausgew. u. m. Einleitungen
u.Anmerkungen versehen. Berlin: W. de Gruyter & Co. 1933.
(128 S.) kl. 8°. = Sammlung Göschen 7. RM 1.62.

Schon die Reihe, als deren Glied Bebermeyer diese
Lutherauswahl herausgibt, würde Ziel und Anspruch
des Büchleins begrenzen, auch wenn der Begleitzettel
nicht hervorhöbe, daß es in erster Linie für den höheren
Schulunterricht bestimmt sei. Wir haben also nach seiner
Notwendigkeit und Brauchbarkeit auf diesem Gebiet
zu fragen.

In der Tat springt der Band in eine vom Deutschlehrer
vielfach empfundene leere Stelle ein. Textausgaben
lutherischer Schriften sind noch immer teuer.
Modernisierungen sind für die eigentliche Arbeit des
Deutschunterrichts unbrauchbar. Es ist also besonders
gutzuheißen, daß hier eine textlich einwandfreie Auswahl
vom sprachlichen Gesichtspunkte aus gegeben
wird. Daß dieser der bestimmende ist, sieht man schon
an der Anlage der Auswahl, die auf den ersten Blick
gefährlich extensiv ist. Bebermeyer gibt Proben aus
dem übersetzerischen Werk Luthers (die mit der Einleitung
etwa die Hälfte des Gesamtumfanges ausmachen
), ein exegetisches Beispiel, zwei Flugschriftenauszüge
, einige Nummern aus den Tischreden, den Briefen
, fast ein Drittel der Lieder. Wenn bei dieser
Vielzahl der Gebiete unsere an sich bei der Schule
schon hinreichend verderbliche Kostprobenliteratur nicht
um ein neues Stück vermehrt wurde, so liegt es eben