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Ausgabe:

1933 Nr. 7

Spalte:

127

Autor/Hrsg.:

Völker, Karl

Titel/Untertitel:

Das Zustandekommen des österreichischen Protestantenpatents vom 8. April 1861 1933

Rezensent:

Nöldeke, Martin

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Seite 1

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127 Theologische Literaturzeitung 1933 Nr. 7. 128

ermittelt wurde. Die religionswissenschaftlich orien- Freidenker eintragen lassen", wobei die religiöse Her-
tierte Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts ist j kunft nicht angegeben ist. „Auch in Aegypten opfert
noch völlig unbebautes Brachland; umso mehr be- ein neues Körpergefühl seine Stadionspflichten nicht
deutet jede derartige Studie, auch wenn sie „Voll- | willig mehr einem dreistündigen dreiteiligen Gottesständiges
und Abschließendes" schon um der äußeren j dienst." Der letzte Abschnitt zieht sich von den Vor-
Materialschwierigkeiten willen nicht zu bieten ver- < gängen in und an den Randgebieten auf das eigene

mag, eine wesentliche Förderung, damit es mit der
Zeit möglich wird, auch auf deutschem Boden eine dem
französischen Werk Pinard de la Boullaye's gleichwertige
Geschichte der Religionswissenschaft und ihrer
Probleme zu schreiben.
München._R. F. Merkel.

Völker, Karl: Das Zustandekommen des österreichischen
Protestantenpatents vom 8. April 1861. Zum 70. Gedenktag.
Wien: Manz'sche Verlagsbuchhdlg. 1931. (68 S.) gr. 8°. = Sonderheft
2 d. „Jahrbuches d. Ges. f. d. Gesch. d. Protestantismus i.
ehem. u. i. neuen Osterreich".

Die vorliegende Schrift des Wiener Kirchengeschicht-
lers gibt eine quellenmäßig genau belegte, anschauliche
Darstellung der Vorbereitung und Ausgestaltung des
österr. Protestantenpatentes mit all den vorhergehenden
Schwierigkeiten, Quertreibereien und deren schließlicher
Überwindung durch besonnene Vertreter von Kirche und
Staat. Trotz verschiedener Mängel wurde durch den Erlaß
des Patentes grundsätzlich zweierlei gewährleistet:
das Selbstbestimmungsrecht der evangel. Kirche in Österreich
und die Befreiung des Einzelnen von dem niederdrückenden
Gefühl, „Staatsbürger zweiter Güte" zu sein
(S. 63). Die Beschäftigung mit dieser Schrift ist allen
an der Kirchengeschichte des 19. Jhdts. Interessierten
zu empfehlen, ebenso natürlich denen, die ein Stück
Diasporageschichte der uns eng verbundenen evangel.
Kirche Deutsch-Österreichs genau zu kennen wünschen.
Ellensen i. Hannover. M. Nöldeke.

Strothmann, R.: Die Koptische Kirche in der Neuzeit.

Tübingen: J. C. B. Mohr 1932. (VI, 167 S.) gr. 8°. = Beiträge z. histor.
Theologie, 8. RM 9.60; geb. 11.40; in Subskr. 8.70; geb. 10.50.

Aus dem Fluß lebendigen Geschehens schöpfend1,
führt diese wertvolle Skizze den Leser von der Napoleonischen
Zeit bis in die Gegenwart, der vorsichtig der
Puls gefühlt wird, ohne daß eine Prognose für die Zukunft
gestellt wird. Immer auf die Selbstaussagen der
koptischen Kirche zurückgreifend, entwirft der Vf. das
Bild eines Geschehens, das, wenig bekannt, doch des
allgemein menschlichen Interesses nicht ermangelt. Der
Vf. führt das Objekt seiner Studie aber nicht isoliert
vor, sondern beschreibt, eine Art biologischer Betrachtung
einschlagend, auch die Umwelt, mit der sich die
870 877 Kopten auseinanderzusetzen haben, von der sie
beeinflußt worden sind und noch werden, in der sie
manchmal aufgehen. Diese Umwelt ist nicht nur die
muhammedanische einheimische oder fremdstämmige Bevölkerung
, sondern auch die zahlreichen andern christlichen
Kirchen in ihren oft nur undeutlich sich abhebenden
Schattierungen. Von den glaubensverwandten syrischen
monophysitischen Jakobiten anfangend, stellt Str.
das meist freundliche Verhältnis zu den übrigen alten
Ostkirchen, den (Alt-)Armeniern und Alt-Nestorianern
fest. Etwas anders ist die Stellung zur orthodox-griechischen
und zur katholischen Kirche. Neben diese ihrem
alten Bekenntnis treugebliebenen Kirchenkörper treten

die unierten Ostkirchen, als da sind die „Chaldäer" d. h. j theologie", die alles Historische mit dem Schlagwort

Innenleben der koptischen Kirche zurück, wobei zunächst
richtigerweise an die Grenzen europäischer Berichterstattung
erinnert und dankenswerterweise auf 13
Seiten „Neuere Literatur" besprochen wird, wodurch der
Eindruck einer Stagnation als falsch dargetan ist. Dann
ziehen in einzelnen Abschnitten an uns vorüber: das
koptische Museum, die Schulen, neue Organisatoren,
Heilige, der Klerus, das Mönchtum, die Gemeinde. Zum
Schluß wird die Gegenwart behandelt unter den Überschriften
: Stille im Patriarchat, Landeskirche und Staat,
Patriarchenwahl, der 113. Patriarch Johannes XIX., dessen
Hirtenbrief in Übersetzung mitgeteilt wird, die Amtsführung
, schleichende Krise. Man wird sich den quellenmäßig
begründeten Darlegungen des Verfassers gegenüber
, dem außerordentlich viel Einschlagendes von neuerer
Literatur, auch Tagesliteratur zugänglich gewesen
ist, meist als Lernender zu verhalten haben. Vielleicht
darf man aber doch einige Randbemerkungen wagen.

Zu Seite 123. Die Uebersetzung von ghibtatuh mit Sa beatitude
ist zutreffend. Die Griechen reden Ihren Patriarchen mit rrajcapiortaTe
an. Zu Seite 118*. Die zweite Jahreshälfte des koptisch-arabischen
Synaxars liegt in der deutschen Uebersetzung Wüstenfels auf der Universitätsbibliothek
in Göttingen als Handschrift. Zu Seite 96. Welchen
Schwierigkeiten die Pilgerfahrten ins heilige Land begegneten, ist in
anschaulichster Weise aus abbesinischen Quellen, gerade auch solchen
des 18. Jahrhunderts zu ersehen. Zu Seite 118. Daß Muhammedaner
an Wundertagen christlicher Gnadenorte teilnehmen, beschränkt sich nicht
auf Aegypten. Zu Seite 102. Die Zeit des Kyriakos von Bahnassa ist
nicht ganz sicher. — Es bleiben auch noch Fragen unbeantwortet. Sind
z. B. keine Spuren der Epiphaniastaufe, die in Abessinien so lebhaft
begangen wurde und die Lane auch als koptische Sitte beschreibt, mehr
vorhanden ? Was ist überhaupt von den durch die alten Kirchenordnungen
und durch sonstige Ueberlieferung festgesetzten Bräuchen noch
in Uebung? Gerade diese Dinge geben ein farbiges, anschauliches Bild
und tragen zur Charakteristik der Höhenlage dieses Christentumes Wesentliches
bei. Ist, wie Hermannsburger Nachrichten sagen, eine Trennung
der abessinischen von der koptischen Kirche eingetreten, was nach
Seite 143 begreiflich wäre?

Erführe man auch über das eine oder andere Gebiet
gern noch etwas, so wird man dem Verfasser
für das Gebotene einen vollen Dank zollen. In Summa:
Eine ausgezeichnete Detailarbeit zu einer zukünftigen
Symbolik und zwar nicht nur im Hinblick auf die koptische
Kirche selbst, sondern auch auf andere christliche
Denominationen.
Goslar._ _Hugo Duensing.

Bartmann, Prof. Dr. Bernhard: Lehrbuch der Dogmatik. 8. Aufl.

Sonderdruck der Ergänzungen zur 7. Auflage. Breisgau: Herder & Co.
1932. (26 S.) gr. 8°. RM —-80.

B. ergänzt durch reichliches Anführen und teilweise
kurze Besprechungen der seither erschienenen Literatur
die 7. Aufl. seiner 1928/29 erschienenen Dogmatik. Auf
Titius' „Natur und Gott" wird kurz hingewiesen. Die
dialektische Theologie wird in einem freilich so, wie er
dasteht, nicht ganz verständlichen Satz charakterisiert.
„Die neue dialektische Schule von Karl Barth,
Gegarten u. a. hat mit prophetischer Energie im
schroffen Gegensatz gegen die idealistische „Erlebnis-

unierte Nestorianer, katholische Armenier, Melchiten oder
Rum-Katholiken-Unierten aus den Orthodoxen, die Ma-
roniten, die Syrianer, endlich die unierten Kopten. Dazu
kommen dann als z. T. aggressiver Faktor die Westkirchen
: die Katholiken, die Anglikaner, die Evangelischen
mit etwa 17 Gesellschaften, darunter ungefähr 10
amerikanischen und 3 britischen. Als letzte der christlichen
Denominationen marschieren noch die Sekten auf.

„Historismus" (das auch Katholiken bisweilen sehr unbedacht
gebrauchen) eliminiert". Ich vermute, daß das
Relativum „die" samt vorhergehendem Komma wegfallen
muß. Dann wird der Satz verständlich. — Natürlich
ist die römisch-katholische Theologie eingehender
berücksichtigt. Ich erwähne hier, daß nach B. Maria
eine Mitwirkung bei dem Werk der Erlösung zugeschrieben
wird; ja sie sei „in Abhängigkeit von Christus"

Das schwierige und leidbedingende Verhältnis zu den „Austeilerin aller und jeglicher Gnaden". Doch hat B.
Muhammedanern erfährt eine gesonderte Darstellung. Bedenken, den Ausdruck corredemptrix von ihr zu ge

Daran schließt sich eine kurze Erwähnung der Religions- | brauchen, zumal er nicht biblisch ist.

losen. „Nur 40 einheimische Aegypter haben sich als j Basel.____J. Wendland.