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Ausgabe:

1933 Nr. 7

Spalte:

126-127

Autor/Hrsg.:

Anwander, Anton

Titel/Untertitel:

Die allgemeine Religionsgeschichte im katholischen Deutschland während der Aufklärung und Romantik 1933

Rezensent:

Merkel, Franz Rudolf

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Theologische Literaturzeitung 1933 Nr. 7.

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nem engbegrenzten Stadtgebiet im Süden des deutschen
Reiches.

München. ' Paul Schattenmann.

über Spiritus in cruce carnis für die praktische Verkün- dern auch ein lebendiger Ausschnitt aus dem großen
digung der Sanctificatto zu lernen haben. Oerade hier i Ringen der Reformation und Gegenreformation auf ei
zeigt sich, wie dem Verfasser alles darauf ankommt, die
reformatorische Linie in der Theologie der Gegenwart
für die Erörterung frei zu legen als Iustitia Dei, extra
nos, aliena, de ooelo, abscondita sub contraria specie,
fidei — novitas vrtae, spiritualis, eterna, in gloria et
iustitia, abscondita cum Christo in Deo, per fidem —
Spiritus Sanctus, Creator, vivificator, consolator, in cruce
carnis et societate crucis (S. 209 f.). — Aus rein sachlichen
Gründen ist so ausführlich, auch inhaltlich auf
die Feststellungen Ellweins hingewiesen. Von ihnen
aus scheint eine Auseinandersetzung der verschiedenartigen
Theologen und Theologien der Gegenwart ergiebiger

Anwander, Anton: Die allgemeine Religionsgeschichte im
katholischen Deutschland während der Aufklärung und
Romantik. Salzburg: A. Pustet 1932. (160 S.) gr. 8°. = Salzburger
Abhandlgn. u. Texte a. Wissenschaft u. Kunst hrsg. v. d.
Salzburger wiss. Vereinigung. Bd. IV. RM 8.90.

Der Münchner Spiritual A. Anwander hat mit dieser
Arbeit an ein Gebiet sich herangewagt, dessen langsame
Aufhellung nur mit reinstem Dank zu begrüßen ist. Denn
wenn auch das bereits in der 3. Aufl. veröffentlichte zwei-
als von noch so durchdachten psychologischen und reit- | bändige Werk von H. Pinard de la Boullaye .L'Etude com-

gionsphilosophischen u. a. Gedanken gegenwartiger Be- j paree des Religions' (Paris 1929/31) auf dem Gebiet der

sinnung. Will doch Ellwein nicht zur Anerkennung Geschichte der Religionswissenschaft einen erstaunlich

seiner oder der Reformatoren Theologie, sondern ■ umfaSsenden Anfang darstellt, so werden bei näherer

durch die Besinnung auf ihr Hauptanliegen zur pauli- ! Prüfung gerade auf dem Gebiet der deutschen Wissen

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machen Theologie selber führen, wie seine Schlußbe^
merkungen, wie sein Aufsatz über Schlatters Kritik an
Luthers Römerbrief (in Zw.d.Z. 1927 Nr. 6, S. 530 ff.)
deutlich zeigen. Sollte dieser Beitrag Ellweins zur Geschichte
und Lehre des Protestantismus eine weitere
Auflage erfahren, so wird der Verfasser die Bitte recht
verstehen und damit auch einem Bedenken F. W. Schmidts
gegenüber Herrmann entgegenkommen, wenn er seinen
Ausführungen eine theologie-geschichtliche, nicht aber
systematische Einführung voranstellt. Dort könnten dann
auch noch die offiziellen röm.-kathol. Theologen unter
den Gegnern der Reformatoren zu Worte kommen, ohne
allerdings die gegnerische Anschauung wesentlich abzuändern
. In dem Kapitel de lege et evangelio wären die
Gedanken der Reformatoren in ihrer nicht immer ganz
übereinstimmenden Haltung und Wandlung bzw. Vertiefung
ausführlicher wiederzugeben. Hier allerdings
wäre dann die Möglichkeit gegeben, zur Stellung und
zur Spannung von Gesetz und Evangelium, Sünde und
Gnade, Rechtfertigung und Heiligung im Rahmen der
Bibel selbst im exegetischen, theologie - geschichtlichen
und systematisch-ordnenden Sinne vorzudringen. Doch
das würde die Ellwein'sehe Zielsetzung überschreiten
und neue Untersuchungen erfordern.

Ellensen i. Hannover._M. Nöldeke.

Alt, Dr. Karl: Reformation und Gegenreformation in der
freien Reichsstadt Kaufbeuren. München: Chr. Kaiser 1932.
(XVI, 139 S. u. 1 Taf.) gr. 8°. = Einzelarbeiten a. d. Kirchengeschichte
Bayerns, hrsg. v. Verein f. bayr. Kirchengesch. u. verantw.
Schriftleitung v. K. Schornbaum, Bd. XV. RM 5—.

Die vorliegende Schrift stellt sich die Aufgabe zu
zeigen, wie sich in der Geschichte der kleineren ehemaligen
oberschwäbischen Reichsstadt Kaufbeuren „doch
die Wellen des Weltgeschehens in eigener Weise bra-

schaftsgeschichte verschiedene Lücken fühlbar, die auszufüllen
von hohem Wert ist. In dieser Hinsicht bedeutet
die vorliegende Arbeit einen erfreulichen Fortschritt,
da sie uns mit verschiedenen Werken der Aufklärung
und Romantik bekannt macht, die eigentlich bisher beinahe
völlig der Vergessenheit anheimgefallen waren.
Der Verfasser versucht es, eine „Synthese der katholisch
-deutschen Bestrebungen und einen Vergleich mit
den Fragen und Lösungen der außerdeutschen und nichtkatholischen
Religionswissenschaft der Zeit zu wagen"
und gibt daher im ersten analytischen Teil eine Beschreibung
der wichtigsten Erscheinungen jener Epoche,
die sich mit religionsgeschichtlichen Fragen befaßten und
die zeigen sollen, „in welchem Maße und in welcher
Weise die deutschen Katholiken an der Religionsforschung
des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts teilgenommen
haben". Der Verfasser bekennt offen, daß
„sie auf diesem wie auf anderen Gebieten nicht führend1
waren, obwohl es nicht an Arbeiten mangelte, die über
einen örtlichen und zeitlichen Rahmen hinaus Bedeutung
gewonnen haben". Dogmatisch-autoritative Gebundenheit
der katholischen und protestantischen Orthodoxie
hemmte eine einfühlende Wertung fremder Religionsstufen
, da man fast ausschließlich den Religionskreis des
Mittelländischen Meeres nach biblischen Richtlinien beurteilte
; höchstens gaben die neueren Reiseberichte über
Naturvölker und ostasiatische Kulturvölker den Anlaß
dazu, diese Mitteilungen den üblichen Kategorien der
Heilsgeschichte einzuordnen. Vielleicht hätte hier der
Verfasser das bahnbrechende Verdienst der Aufklärung
deutlicher herausheben dürfen. Im zweiten synthetischen
Teil wird das erschlossene Material unter die
Abschnitte: „Grundlagen der Religionsforschung"; „Na-
uie weiten aes wengtsc™.. ... «™,■ ™c ^.a- türlkh und übernatürliche Religion"- Religionstheo-

regungen hingewiesen, die von protestantischer Seite
(z. B. Chr. Meiners, F. V. L. Plessing u. a.) ausgingen,
doch hätten hier die Verbindungslinien noch straffer ge

zieht in überaus wechselvollen und farbenreichen Bildern
ein zwei Jahrhunderte erfüllendes geistiges Ringen
an uns vorüber, das sich des öfteren zu erschütternder

Tragik erhebt: die ,g£U"«qE*r kf^'JZ zoS€n werden könn€n> d^n gerade die zahlreichen überallem
durch ein Rel«gjpnsg€sprach vom 30 /31. Januar setzungen außerdeutscher Literatur sind der deutlichste

1525 und durch die Annahme der Augustana (1545)
die dreimalige Verdrängung und vorübergehende Ver

Beweis dafür, wie „das allgemeine Interesse der Gebildeten
für Religionsvergleichung und die daraus entstehen-

mentung der jungen evangelischen Gemeinde, zuletzt d€n philosoph-theolo|ischen Probleme schon im 18. Jahr-

durch das Restitutionsedikt 1629 dessen praktische . hund'ert erwacht war<( Sdne Ausführu hatJ An-

Durchfuhrung hier zum ersten Mal erprobt wurde die i wander in den Anmerkungen durch zahlreiche Literatur-

W.ederherstellung der evangelischen' ^ememde durch aben be, t dk natuflkh da und, ^ könnten ^

Gustav Ado fs Einschreiten (1632), schließlich der Weg ■ änzt werden. SQ fuhrt er über MeitKrs nur dk Preis.

zur Paritat (1699). schritt K.Wenzels an, ohne die jüngste Arbeit von A. J hie

Bemerkenswert sind Zwingiis Einfluß, besonders in der Bilderfrage, rl ayi 1]n.i H; iz.]rPrl.u,uLu /ino.i ^„arilL.,

der etwa ein Jahrhundert (!) sich erstreckende Einfluß Schwenckfelds und , ^3? °'e, ^ll^t l?l S l ] Z" .er>Vahneni

seiner Anhänger, der vorübergehende Aufenthalt des Tendenzdramatikers , «*n*> ™J, ^Cine kleine Schrrft über Mission Und

der Reformationszeit M. Thomas Kirchmaier gen. Naogeorgus, die Ver- ! Wissenscliatt (Herrnhut, 1921) einzelne Nachtrage ge-

wendung der neuerbauten ev. Kirche als Schultheater der Jesuiten (1628) j boten haben. Bemerkt sei auch noch, daß das von dem

u. andere Einzelzüge. Verfasser (S. 128, Anm. 46) vergeblich gesuchte Buch:

So ist die packende Untersuchung nicht nur ein j D. Heynig .Theorie der sämtlichen Religionsarten' (Leip-

wertvoller Beitrag zur Kirchengeschichte Bayerns, son- | zig 1799) auf der Universitätsbibliothek in Würzburo-