Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1933 Nr. 7

Spalte:

119

Autor/Hrsg.:

Rybinski, Joseph

Titel/Untertitel:

Der Mal‘akh Jahwe 1933

Rezensent:

Noth, Martin

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

119

Theologische Literaturzeitung 1933 Nr. 7.

120

des Dekalogs Exod. 20, 2 f. anders übersetzen zu müssen
, nämlich nicht, wie bisher allgemein üblich war:
„Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus dem Lande
Aegypten (aus dem Diensthause) herausgeführt hat.
Du sollst nicht andere Götter neben mir haben", sondern
„Neben mir, Jahwe, deinem Gott, der ich dich aus dem
Lande Aegypten herausgeführt habe, sollst du nicht
noch andere Götter haben". So bilden die Worte mrr ■oa«
nur eine emphatische Prolepsis des Pronomens der
1. Pers. Sing. -1 in ,» „mein Angesicht" (S. 55). Auf
diese Weise sei der Aufbau des Dekalogs ein vollkommen
einheitlicher und stilistisch einwandfreier geworden,
da nach der Beseitigung des angeblichen Behauptungssatzes
„Ich bin Jahwe" (usw.) der Dekalog tatsächlich
nur noch Gebote und Verbote enthält. Er beginnt jetzt
mit einer Formel des Herrscher- und Urkundenstils.
„Jahwe's Rede muß mindestens ebenso majestätisch sein,
wie die eines irdischen Königs, wenn dieser in einem
Erlaß oder in einer Urkunde zu seinem Volke redet."
Das ist sehr erwägenswert. Jedoch kann man bei einigen
der übrigen alttestamentlichen Stellen, welche Poebel
noch behandelt, zweifeln, ob er im Rechte ist, besonders
da, wo er genötigt ist, Textänderungen vorzunehmen. In
jedem Falle ist Poebels Untersuchung höchst anregend
und trägt auch in vielen Punkten zur Einzelerklärung
der Inschriften bei.

Hiddensee._Arnold Gustavs.

Rybinski, Prof. Dr. Joseph: Der Mal'akh Jahwe. Paderborn:
F. Schöningh 1930. (123 S.) gr. 8°. RM 6-; geb. 7.50.

Der (katholische) Verf. behandelt zunächst die Gestalt
des „Mal'akh Jahwe" im Alten Testament und
kommt zu dem Schluß, daß es sich hier durchweg um
einen „geschaffenen, kreatürlichen Engel" handle, der
je und dann als Bote Jahwes aufgetreten sei und den
man als Repräsentanten Jahwes im Laufe einer Erzählung
auch kurzerhand als „Jahwe" (nach anfänglichem
„Mal'akh Jahwe") habe bezeichnen können. Die
gleiche Auffassung sucht der Verf. dann im Neuen
Testament, bei den Apologeten und altkatholischen
Schriftstellern, bei Augustin und Thomas von Aquino
nachzuweisen. Dabei ist formell die Auslegung des alt-
testamentlichen Befundes der Ausgangspunkt der Erörterung
, in Wirklichkeit aber scheinen von vorn herein
die Angaben des Augustin und des Thomas die Grundlage
der Arbeit zu bilden; diese in dem gesamten biblischen
und nachbiblischen Material als schon vorhanden
und einheitlich feststehend nachzuweisen, ist das eigentliche
Anliegen der Arbeit. Da der Verf. in richtiger Einschätzung
der Sachlage auf eine Auseinandersetzung
mit „den neueren rationalistischen Exegeten" verzichtet,
so werden auch wir gut tun, nicht erst in eine doch
fruchtlose Erörterung von Einzelheiten einzutreten.
Königsberg i. Pr. M. Noth.

Dal man, Gustaf: Arbeit und Sitte in Palästina. Bd. 2: Der

Ackerbau. Gütersloh: C. Bertelsmann 1932. (XV, 384 S. m. 81 Abb.)
gr. 8°. = Schriften d. Deutschen Palästina-Instituts hrsg. v. G. Dalman,
5. Bd. Beiträge z. Förderung christl. Theologie hrsg. v. A. Schlatter
u. W. Lüttgert. 2. Reihe. Sammig. wiss. Monographien. 27. Bd.

RM 21 — ; geb. 24—.
Über die beiden ersten Halbbände dieses großen
kulturgeschichtlichen Werkes habe ich ThLZ 1928, 388f.
und 1929, 244 f. berichtet. Der jetzt vorliegende 2. Band
führt das Thema der Ackerbauwirtschaft, das schon im
1. Bande bei der Besprechung der palästinischen Wirtschaft
in den verschiedenen Jahreszeiten berührt wurde,
in großzügiger Darstellung durch. In den Mittelpunkt
hat Vf. die Themen Ackerbaugeräte und Feldbestellung
(S. 64—241) und Feld- und Gartenpflanzen (S. 242 bis
303) gestellt. In den voraufgehenden Abschnitten wird
von den natürlichen Bedingungen des Ackerbaus gesprochen
, die im geologischen Aufbau des Landes, in
den klimatischen Verhältnissen und in der dadurch bedingten
verschiedenen Güte des anbaufähigen Bodens
gegeben sind. Die Nutzfläche für die Getreidewirtschaft
beträgt übrigens zur Zeit nach der Statistik des Palestine

| Handbook 21930 ungefähr die Hälfte des Landes, d. i.
i 10116, 75 qkm. Sie wird im Altertum eher noch kleiner
j gewesen sein (S. 13). In Kürze wird das Besitzrecht am
| Boden und die Grundsätze seiner Aufteilung und Abmessung
berührt, S. 36 ff. und abschließend wird vom
i Wachstum des Getreides und seinen Gefahren durch
I Witterung, Unkraut, Krankheiten und Ungeziefer ge-
| sprechen, S. 304 ff. Mit dem Schlußkapitel über Grün-
j schnitt S. 349 ff. öffnet sich noch einmal ein Blick
auf die so gänzlich verschiedene natürliche Grundlage
der agrarischen Wirtschaftsweise des heiligen Landes.

Die Anlage der Darstellung ist diesmal insofern
etwas anders als Vf. jeweilen das archäologische Mate-
j rial besonders zusammengestellt hat, während es in den
i früheren Bänden geschickt in die Beschreibung der heu-
j tigen Verhältnisse des heiligen Landes verwoben wurde,
i Das hat für den, der vom A. und N.T. aus schnelle
Orientierung über Fragen der alten israelitischen Agrar-
wirtschaft sucht, seinen Vorteil. Man kann auch diesen
Band des Werkes, in dem die erstaunlichen Kenntnisse
I des Verfassers auf den naturwissenschaftlichen Gebieten,
die das Thema berühren, immer wieder Bewunderung
erregen, nur mit Dank aus der Hand legen. Möchte ihm
die Muße gegeben sein, den versprochenen 3. Band
bald vorzulegen!

Jena. W. Staerk.

Schumacher, Heinrich: Das Ehe-Ideal des Apostels Paulus.

München: M. Hueber 1932. (X, 129 S.) gr. 8°. RM 4.30; geb. 5.80.

Nach den ausführlichen Monographien von Tischleder
über „Wesen und Stellung der Frau nach der
Lehre des Heiligen Paulus" (Münster 1923) und von
Delling über „Paulus Stellung zu Frau und Ehe"
(Stuttgart 1931) vermutete man, daß dieses Thema
für längere Zeit genügend behandelt worden sei. Jetzt
sieht sich jedoch Schumacher (offenbar durch Dellings
Untersuchung) veranlaßt, die Frage noch einmal
aufzurollen und die wichtigsten Punkte noch einmal zu
besprechen, um dann auch zu einem den Ergebnissen
Dellings diametral entgegengesetzten Resultat zu gelangen
. Nach seiner Ansicht darf von einer Ehefeindlichkeit
des Paulus in keinerlei Weise gesprochen werden. Im
Gegenteil — der Apostel vertritt eine „erhabene" Eheauffassung
, die möglich ist „auf Grund seiner Doktrin,
daß die Sarx, die Trägerin der Sündlichkeit, im Christen
wohl noch existiert, aber nicht wesentlich böse, sondern
erlösungs- und heiligungsfähig ist. . . Die christliche
Ehe ist (nach Paulus) etwas Überweltliches, etwas objektiv
und subjektiv Heiliges, darum Ehrfurcht Gebietendes
, die lebendige, wesenhafte Nachbildung der Vereinigung
Christi mit seiner Kirche und als solche wahrhaft
ein .großes Mysterium'" (S. 122f.).

Es fällt schwer, diesem Buch gerecht zu werden.
Zu oft hat man den Eindruck, daß das Resultat so werden
mußte, wie es oben wiedergegeben wurde. Es lag
dem Verf. daran, die hohe Einschätzung der Ehe bei
Paulus zu erweisen. Und so geht er über Vieles hinweg,
worüber nicht hinweg gegangen werden durfte. Er
stützt sich fast ausschließlich auf Eph. 5, 22—33. Nur
aus dieser Stelle (und I. Thess. 4, 3—5) erarbeitet er
die grundsätzliche Stellung des Paulus zur Ehe. I. Kor. 7
wird kaum erwähnt!

In vielen einzelnen Fragen ist der Verf. durch sein
katholisches Bekenntnis gebunden. Das ist nicht anders
zu erwarten; so ist es auch selbstverständlich, daß er den
Eph. als paulinisch ansieht. Aber in der Exegese, z. B. von
Eph. 5, 32, weicht er doch auch davon ab, was man sonst
auf katholischer Seite hört: die Worte Äyö) ös )lyw sollen
hier nach Sch. ,weil* bedeuten. „ ,Weil' scheint den wesentlichen
Sinn von ,ich sage aber' wohl zu treffen" (S.
92). Mit einer solchen Exegese kann man sicherlich
alles, was man wünscht, aus Paulus herauslesen. Das
Ehe-Ideal des Paulus kann aber so nicht gezeichnet
werden.

Göttingen. H. Seesemann.