Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1933

Spalte:

113-115

Autor/Hrsg.:

Keyßner, Karl

Titel/Untertitel:

Gottesvorstellung und Lebensauffassung im griechischen Hymnus 1933

Rezensent:

Breithaupt, G.

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, beide in Göttingen

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsbeften. Bearbeitet von Lic. Dr. phil. REICH und Mag. theol. H. SEESEMANN, beide in Güttingen.

Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

Manuskripte and gelehrte Mitteilungen iind «nstchliefilich an Profeaaor D. BAUER in Göttingen, Düstere Eichenweg 46, au senden,
Resensionsexemplare auaschlie&Iich an den Verlag. Gewtthr für Besprechung oder Rücksendung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, wird nicht übernommen.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1

58. JAHRGANG, NR.7 1. APRIL 1933

Spalte

Alt: Reformation und Gegenreformation in
der freien Reichsstadt Kaufbeiren (Schattenmann
)....................125

Anwander: Die allgemeine Religionsge-
schichte im katholischen Deutschland während
der Aufklärung u. Romantik (Merkel) 126

B a r t m a n n: Lehrbuch d. Dogmatik (Wendland
) ....................128

Beth: Die Krisis d. Protestantismus (Schian) 129

Catalogue of Sumerian Tablets in the John
Rylands Library (Gustavs).........116

Cordes: Die soziale Aufgabe der Kirche
(Herz)...................133

D a 1 m a n : Arbeit u. Sitte in Palästina (Staerk) 119

Spalte

E i 1 e r s: Die Gesetzesstele Chammurabis

(Gustavs)..................115

Ell wein: Vom neuen Leben (Nöldeke) . . 123

Erbt: Midgard (Nöldeke)..........115

Festschrift. Edmund Husserl (Siegfried) . . 131
G r a b e r t: Religiöse Verständigung (Merkel) 129
K e y ß n e r: Gottesvorstellung und Lebensauffassung
im griechischen Hymnus (Breithaupt
)....................113

Luther: Die sieben Bußpsalmen (Nöldeke) 122

Plog: Das Ewig-Eine (Benckert)......130

P o e b e 1: Das appositioneil bestimmte Pronomen
der 1. Pers. sing, in den westsemitischen
Inschriften und im Alten Testament
(Gustavs)..................118

Spalte

Rybinski: Der MaTakh Jahwe (Noth) . . 119

Schlunck u. Wibbeling: Ein Pfarrer
im Kriege (Usener)............134

Schomerus: Parallelen zum Christentum
als religionsgeschichtliches und theologisches
Problem (Merkel)..........116

Schumacher: Das Ehe-Ideal des Apostels
Paulus (Seesemann)............120

Strothmann: Die Koptische Kirche in
der Neuzeit (Duensing)..........127

T h u 1 i n : Johannes der Täufer im geistlichen
Schauspiel (Kamiah)............121

Völker: Das Zustandekommen des österreichischen
Protestantenpatents v. 8. April
1861 (Nöldeke)..............127

Keyflner, Karl: Gottesvorstellung und Lebensauffassung im
griechischen Hymnus. Stuttgart: W. Kohlhammer 1932. (XVI,
172 S.) gr. 8°. = Würzburger Stud. z. Altertumswissenschaft. Hrsg.
v. K. Hosius, F. Pfister, J. Vogt. 2. H. RM 12 — .

Dem Verfasser des vorliegenden Buches, einem Schüler
F. Pfisters, ist es nicht darum zu tun, die Anschauungen
des griechischen Hymnus über Gott und Menschenleben
vergleichend darzustellen, wie man vielleicht
erwarten könnte. Eine solche Arbeit, die die verschiede-

öwann; (ebenso Tip,äv ~ (piletv, (püVetaOai) Pfister nachgewiesen
hat und K. nun reichlich bestätigt. Dabei findet
sich oft Gelegenheit, ansprechende Vorschläge zur
Wiederherstellung des Textes zu machen. Wenn allerdings
S. 37 die Worte des Zauberpapyrus XVII b 18

xöofro? yo-o xöopou veyacag [--mit Wendungen vom Typus

„Buch der Bücher" in Parallele gesetzt werden, so ist
zu fragen, warum hier der Genitiv des Singulars steht.
Zuweilen blickt K. auch auf verwandte Gebiete hinnen
religiösen Strömungen wie den griechischen Götter- , über und findet z. B. im deutschen Kirchenliede An

glauben, den Synkretismus und das Christentum zu be>
rücksichtigen hätte, wäre bei Beschränkung auf eine
einzelne dichterische Ausdrucksform auch wohl wenig
ergiebig. Vielmehr will Keyßner das Typische des
griechischen Hymnus herausarbeiten; denn bei aller Verschiedenheit
der religiösen Hintergründe läßt sich doch
beobachten, wie durch die Jahrhunderte hindurch ein
bestimmtes Gedankengut weitergegeben wird. Gelegentlich
beobachtete Besonderheiten in Sprache und Inhalt
erwähnt K. daher nur nebenbei, im übrigen stellt er eine
»Grundanschauung von gänzlicher Einheitlichkeit", die
Gottesvorstellung und Lebensauffassung durchdringt und
dem Hymnus als Literaturgattung ein einheitliches Gepräge
gibt (S. 169), fest. Der Verfasser geht in seinen
Untersuchungen vom Wort und Ausdruck aus und läßt
alsdann die dahinter stehenden Vorstellungen hervortreten
. Dazu sammelt er aus dem reichen Schatze hym-

klänge an den Hymnus. Freilich neigt er mehr dazu,
bei solchen Übereinstimmungen an autochthones Wachstum
zu denken als an antike Vorbilder (S. 18). Wenn
z. B. Johann Heermann Gott den Brunnquell guter Gaben
nennt, „ohn den nichts ist, was ist, von dem wir
alles haben" (S. 30), so wird man den doppelten Gegensatz
„ohn den — von dem", „nichts — alles" zwar
nicht für eine Entlehnung aus dem Hymnus des Ari-
phron an die Hygieia (7 nexä osto . . . xiftaXt narret xal
XmijTFi Xapixcov ödpoic. oeöev 8e XwQl? ovxic eö8a£|K0V Sepp)

halten, aber doch wohl an ein näher liegendes Vorbild
denken, nämlich den Prolog des Johannesevangeliums:
3 ndvru 8t avxov tyiyexo, xai x^O1? avxov iyevexo op8f ev.
Und ob wirklich die S. 116" angeführten Worte Paul
Gerhardts: „Ja endlich nimmst du unsre Schuld und
wirfst sie in das Meer" (Lied: „Ich singe dir mit Herz
und Mund", Strophe 9; vgl. aus desselben Dichters

nischer Dichtung und aus nahestehenden Gattungen wie j Liede „Nun danket all" Strophe 5: „Er...werf all
Epos, Chorlied, Elegie, Epigramm die Ausdrücke für i Angst, Furcht, Sorg und Schmerz in Meeres Tiefe hin")
Gott als Anfang, Mitte und Ende aller Dinge, für I auf volkstümlichen Vorstellungen beruhen? Liegt nicht
seine Macht, seine Güte und Hülfe, anderseits die auf j vielmehr eine biblische Reminiszenz vor, nämlich an
die Wünsche der Menschen nach Leben, Glück und j Micha 7,19: „Er wird... alle unsere Sünden in die

Tiefen des Meeres werfen"? Mit Weinreich halte ich
es auch für wahrscheinlicher, Stefan Georges Worte:
„Du stets noch Anfang uns und End und Mitte" aus der
antiken Ewigkeitsformel, die Gott als Anfang, Mitte

Freude, ihren Sinn für Familie und Staat, ihr Streben
nach ethischen Werten u. s. w. bezüglichen Wendungen,
und so entsteht eine reichhaltige und übersichtlich geordnete
Materialsammlung. Mit dem Sammeln geht.

wenn nötig, Hand in Hand das Deuten. Besonders gut j und Ende aller Dinge bezeichnet, herzuleiten als an

gelungen scheinen mir hier die Ausführungen über die selbständige Entstehung zu denken (S. 20). Umgekehrt

TiuVjder Götter, deren häufige Gleichsetzung mit der j wird man Keyßner zustimmen, wenn er S. 19 den alten

113 U4