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Ausgabe:

1933

Spalte:

98-99

Autor/Hrsg.:

Rudwin, Maximilian

Titel/Untertitel:

The Devil in Legend and Literature 1933

Rezensent:

Merkel, Franz Rudolf

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, beide in Göttingen

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften. Bearbeitet von Lic. Dr. phil. REICH und Mag. theol. H. SEESEMANN, beide in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind auBschliefilich an Professor D. BAUER in Güttingen, Düstere Eichenweg 46, zu senden,
Rezensionsexemplare ausschlieklich an den Verlag. Gewähr für Besprechung oder Rücksendung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, wird nicht übernommen.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1

58. JAHRGANG, NR.6 18. MÄRZ 1933

Spalte

Easton: Christ in the Oospels (Seesemann) 101
Hermann: Verborgene Heilige des griechischen
Ostens (Dörries)........... 103

Jahrbuch für Liturgiewissenschaft (Schian) . 109
Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische
Forschung (Siegfried)...... 106

Jeremias: Der Kosmos von Sumer (Gustavs) 97

Kletler: Johannes Eriugena (Dörries). . . 105

Spalte

König: Zentralkultstätte uud Kultuszentralisierung
im alten Israel (Hertzberg).... 99

Mausbach: Die Ethik des heiligen Augustinus
(Dörries)...............102

Mein hold: Einführung in das Alte Testament
(Eißfeldt)...............100

Niebergall: Jesus im Unterricht (Usener) 110

Resch: La Doctrineascefiqued. Premiers mai-
tres Egyptiens du quatrieme siecle (Dörries) 101

Spalte

Rückert: Die Christianisierung der Germanen
(v. Campenhausen).........103

R u d w i n : The Devil in Legend and Lite-
rature (Merkel)............... 98

Steubing: Naturrecht u. natürliche Theologie
im Protestantismus (Schian).....105

[S t u d i o n): Des heiligen Abtes Theodor von
Studion Martyrbriefe aus der Ostkirche
(Dörries)..................103

Jeremias, Prof. D. Dr. Alfred: Der Kosmos von Sumer. Leipzig
: J. C. Hinrichs 1932. (29 S.) 8°. = Der Alte Orient. Gemein-
verst. Darstellgn. 32. Bd., H. 1. RM 1.30.

Zeichnung „Pansumerismus" übergehen. — Sicher liegen
hier viele und bedeutende Probleme vor. Aber ob
es zur Lösung derselben nicht besser ist, die einzelnen

Jeremias hat im „Alten Orient" Bd. 27, Heft 4 die Texte in gründlicher Kleinarbeit zu durchforschen und
sumerische Weltanschauung kurz dargestellt. Er folgt < erst einmal die vielen Einzelfragen zu lösen, die dabei
einem dringenden an ihn gerichteten Verlangen, wenn j auftauchen, als ein Lehrgebäude zu errichten, von dessen
er im vorliegenden Hefte versucht, die Urlehre der sume- > Tragfähigkeit wohl nur wenige überzeugt sein werden?
rischen Hochkultur als Grundlage dieser Weltanschau- Hiddensee. Arnold Gustavs,

ung zu schildern: den Kosmos von Sumer. Er tut das
in den Abschnitten: I. Das Geheimnis von Himmel und
Erde; IL Die Götterwelt; III. Die eine Madonna:
IV. Der kosmische Sündenfall; V. Fluchzeit und Segenszeit
in den rollenden Äonen; VI. Der Mythos und seine
Motive; VII. Prophet, König, Priester; VIII. Das Gesetz
; IX. Die äonische Welterlösung; X. Gebet, Opfer,
sakramentales Mahl. — Der Verfasser gebraucht hohe

Rudwin, Maximilian: The Devll in Legend and Literature.

Chicago: Open Court Publishing Company 1931. (XI, 354 S.) 8°. $ 3—.
Schon seit Jahren hat der Verfasser eine Reihe von
Studien veröffentlicht, die sich mit dem Thema des zuletzt
erschienenen Buchs mehr oder weniger berühren:
,The Devil Scenes in Medieval German Drama' (1914);
,The Devil in the Religious Drama of Medieval Ger-

Worte. So, wenn er sagt: „Das sumerische Problem j many' (1915); ,Devil Stories: An Anthology' (1912);
erweist sich mehr und mehr als das wichtigste unter .Supernaturalism and Satanisme in Chateaubriand'
allen Problemen der Geistesgeschichte der Menschheit" 1 (1922); ,Satan et le Satanisme dans l'Oeuvre de Victor
(S. 3). In Sumer sieht er „die Höhenlinie innerhalb ; Hugo' (1926); ,Romantisme et Satanisme' (1927). Gern
der Hochkulturbildungen, die gegen Ende der jüngeren j wird man zugeben, daß das weitschichtige Material sorg-
Steinzeit seit etwa 3500 v. Chr. sich innerhalb der „Pa- j fältig gesammelt und sinnentsprechend zusammengestellt
radiese" der Erdkruste gebildet haben" (ebenda). Oder: wurde, beginnend mit „The Legend' of Lucifer" und
„Von Sumer ging ein Strom aus, der in die Christus- endend mit „The Devil in Literature" und „The Sal-
wirklichkeit mündet" (S. 4). „Über die israelitisch-pro- vation of Satan in Modern Poetry", doch vermißt man
phetische Welt führt der wurzelhaft von Sumer aus- so manche fördernde Studie in deutscher Sprache wie
gehende Weg zu Christus und seiner neuen Wirklichkeit" G. Längin ,Die biblischen Vorstellungen vom Teufel
(S. 22). Jeremias redet überhaupt in diesem Büchlein und ihr religiöser Wert' (1890); A. Disselhoff ,Über
in dem Tone eines Mystagogen, der eine Geheimlehre j die Geschichte des Teufels' (1907); und vor allem Har-
verkündet. Nur bleibt fraglich, ob nüchterne Beurteiler , mannus Obendiek ,Satanismus und Dämonie in Ge-
seine Verzückung immer teilen werden. Was er vorträgt, j schichte und Gegenwart' (1928). Überhaupt fällt auf,
ist eine philosophische Erlösungslehre von solcher Ge- j daß einzelne deutsche Werke z. B. G. Roskoff »Geschichte
schlossenheit, daß man immer wieder frägt: in welchem i des Teufels' (1869) wohl zitiert, aber wenig ausgewertet
Texte steht denn das, wenigstens andeutungsweise? Von sind; zumal auf biblischem Gebiet macht sich dies
der Sicherheit seines Gebäudes muß Jeremias wohl i störend fühlbar, da die Entwicklung der Vorstellungsselbst
nicht völlig überzeugt sein; denn er sagt S. 9: J komplexe in den verschiedenen biblischen Schriften dem
„Wieweit das alles schon in Sumer durchschaut ist, Autor kaum bekannt zu sein scheint. Daher mögen
läßt sich nicht sagen. Die Keime sind sicher vorhan- | folgende prinzipielle Feststellungen angefügt werden, da
den." Er scheint immer mehr zu der Anschauung zu j auf Einzelheiten näher einzugehen sich kaum lohnen
kommen, daß das Höchste und1 Beste in der babyloni- j dürfte (weshalb z. B. ist dem Verfasser das 1565 ersehen
Kultur und Religion nicht von den Semiten, son- i schienene wichtige Buch des Aeontius ,De Stratage-

1 matis Satanae' anscheinend völlig unbekannt geblieben?).

dem von den Sumerern stamme. Er möchte sein Buch
„Babylonisches im Neuen Testament" jetzt lieber „Su
merisches im Neuen Testament" nennen (S. 22). So

Die namentlich religionsgeschichtlich äußerst schwierigen
Probleme der Teufelsvorstellungen hätten, um wirklich

dürfte man dann konsequenterweise nicht mehr von : wissenschaftlich fördernd ermittelt zu sein, einer breiteren
„Panbabylonismus" reden, sondern müßte zu der Be- | Grundlage bedurft und der Verfasser hätte bei allem Sam-

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