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Ausgabe:

1933 Nr. 4

Spalte:

75

Titel/Untertitel:

Bibliographisches Handbuch des Auslanddeutschtums 1933

Rezensent:

Achelis, Thomas Otto

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Seite 1

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76

Theologische Literaturzeitung 1933 Nr. 4.

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(S. 245). Dabei wehrt sich Origenes ausdrücklich gegen
diese von Celsus vorgetragene Ansicht und betont die
Schuld des Menschen (c. Gels. IV, 66), was ihn in den
Homilien zu ernsten Ausführungen veranlaßt. An Stelle
eines durch langjährige Quellenlektüre erworbenen Einzelwissens
treten überall ebenso verschwommene, wie
billige und nichtssagende Formulierungen (z. B.: „Plato
hat sehr viel Gedankenmaterial für die christliche Kirchenlehre
geliefert", S. 244).

Über den Stil dieses „populären" Buches ließe
sich ebenfalls manches sagen. Ich kann es z. B. nicht
geschmackvoll finden, Nero als „dicken Schlemmer" und
„romantischen, alten Lebemann" zu charakterisieren (S.
156), oder vom „Lumpenpack" (S. 48) zu sprechen,
wozu der „Frühlingsblütenteppich" (S. 34) einen seltsamen
Kontrast bildet. Die Zahl der stilistisch verunglückten
Sätze ist auch erstaunlich groß (als Beispiel S.
313: „Raffael in den von ihm geschmückten Zimmern
des Vatikans hat die Konstantinschlacht gemalt"; cf.
S. 127, 165, 246 u. ö.).

Man wird angesichts dieses Tatbestandes nur wünschen
können, daß dieses Buch recht bald der verdienten
Vergessenheit anheimfallen möchte. Wenn es in einer
wissenschaftlichen Zeitschrift so ausführlich besprochen
ist, so geschah es nur aus dem Grunde, weil es
symptomatisch für gewisse Zeitströmungen sein dürfte,
deren Abwehr Pflicht ist.

Halle/Saale. Walther Völker.

Bibliographisches Handbuch des Auslanddeutschtums. In Verbindung
mit dem staatl. Forschungsinstitut für Kultur- u. Universalgeschichte
a. d. Universität Leipzig hrsg. v. Deutschen Ausland-Institut
Stuttgart. Liefg. 1. Stuttgart: Ausland und Heimat-Verlags-A.-O.
1932. (52 S.) gr. 8°. RM 2.50.

Das erste umfassende Handbuch des Schrifttums
über das Auslanddeutschtum wird in 8 Lieferungen erscheinen
und rund 6000 Titel bringen, eine Auswahl
der wichtigsten Bücher und Zeitschriftenaufsätze aus
der umfassenden bibliographischen Zentralnachweiskartei
über die gesamte Auslanddeutschtumliteratur, welche in
der Bücherei des Deutschen Ausland-Instituts Stuttgart
ausgearbeitet wird. Von grundlegender Bedeutung ist sie
für wissenschaftliche Forschung und für praktisches
Berufsleben.

Ich habe auf Grund eigener Arbeiten einiges der
ersten Lieferung, welche außer dem Allgemeinen Dänemark
, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Schweiz und
Österreich-Ungarn umfaßt, genauer prüfen können; ich
freue mich, weithin in meinem Urteil mit den — übrigens
ungenannten — Bearbeitern übereinzustimmen. Ich vermisse
Seitenüberschriften.

Hadersleben.__Th. O. Achelis.

Whitley, W. T., L. L. Dr.: The Doctrine of Grace. Wirb an
Introduction by the Archbishop of York. London: Student Christian
Movement Press 1932. (XII, 396 S.) 8°. 15 sh.

In diesem Sammelband legt die Theologen-Kommission
der Weltkonferenz für Glaube und Verfassung
der Kirchen ihre erste Veröffentlichung
vor.

Die Bedeutung dieses Sammelbandes beruht in erster
Linie auf dem mit und in ihm gegebenen Tatbestand
selbst. D. h. sie beruht darauf, daß eine solche Zusammenarbeit
von Theologen der verschiedensten Kirchen
unter dem Gesichtspunkt und der Fragestellung
der Weltkonferenz für Glaube und Verfassung
der Kirchen überhaupt möglich geworden
ist. Wohl ist eine Zusammenarbeit von Theologen verschiedener
Kirchen durch die Theologenkommission der
Weltkonferenz für praktisches Christentum unter der
Leitung D. Deißmanns schon mehrfach und mit theologisch
außerordentlich förderlichen und lehrreichen Leistungen
erfolgt. Aber das besondere dieses Sammelwerkes
liegt darin, daß hier die Zusammenarbeit ganz
bewußt und ausdrücklich unter dem Gesichtspunkt und
der Fragestellung der Weltkonferenz für Glaube

l und Verfassung der Kirchen durchgeführt worden
! ist — also unter dem Gesichtspunkt, auf der Grundlage
der Herausstellung sowohl der Übereinstimmungen als
der Verschiedenheiten in der Lehrbildung der christlichen
Kirchen eine möglichst weitgehende Verständigung gerade
über die letzten und tiefsten Fragen des christlichen
Glaubens und des durch ihn bedingten kirchlichen
Lebens herbeizuführen. Das bedeutet zweifellos eine
ungemeine Erschwerung der Aufgabe, die sich gerade
bei dem ersten Versuch sehr stark geltend machen
mußte.

Daß der Versuch doch — aufs ganze gesehen —
gleich das erste Mal so verhältnismäßig gut geglückt
ist, darf als ein erfreuliches Omen für die Berechtigung
und Notwendigkeit unserer Weltkonferenz und ihrer
Weiterarbeit gelten. Daß freilich die genannten Schwierigkeiten
bei dem ersten Versuch längst nicht völlig
überwunden worden sind, liegt in der Natur der Sache
und wird keinen gerecht Urteilenden überraschen. Uns,
die wir unter dem Vorsitz des Bischofs Headlam in
seinem gastlichen Hause die Probleme unseres Themas
zusammen durchgesprochen haben, sind diese Schwierigkeiten
außerordentlich stark zum Bewußtsein gekommen.
Aber wir haben uns durch sie — wennschon mehrfach
die Gefahr völligen Auseinandergehens drohte — doch
schließlich jedes Mal nur den Willen anspornen lassen,
uns gegenseitig in den Verschiedenheiten unserer Denkweisen
und Stellungnahmen immer besser zu verstehen.
Daß das wenigstens in beträchtlichem Maße gelungen
ist, ist nicht am wenigsten der geschickten Leitung des
Bischofs Headlam zu danken. Er ist für diese Aufgabe
ebenso durch seine umfassende Gelehrsamkeit wie durch
seinen ausgesprochen kirchlichen Sinn ganz besonders
geeignet. Obgleich für seine Person strenger Vertreter
des kirchlich anglikanischen Standpunktes, hat er die
Fähigkeit bewiesen, auch Gedankengänge, die ihm selbst
fremd sind, wie etwa die der reformatorischen Rechtfertigungslehre
, in der Diskussion zu uneingeschränkter
Aussprache und zur vollen Geltung kommen zu lassen.

In dem vorliegenden Sammelwerk treten jene Schwierigkeiten
in zwiefacher Weise, und zwar in entgegengesetzter
Richtung in die Erscheinung. In den vereinbarten
Thesen (S. 24—28) ist durch den Willen, uns
gegenseitig zu verstehen, gelegentlich vielleicht der
Schein entstanden, als ob die vorhandenen Unterschiede
durch begriffliche Formulierungen verdeckt werden sollten
. Aber das wäre doch ein vollständiges Mißverständnis
; denn so sind diese Thesen nicht zustande gekommen
und so sind sie nicht gemeint. Vielmehr belcundet sich
in ihnen das Bemühen, hinter den verschiedenen kirchlich
-dogmatischen Formulierungen und durch sie hindurch
die gemeinsame Glaubensüberzeugung zu erfassen,
wie sie uns vom neutestamentlichen Glaubensstandpunkt
aus erkennbar wurde. Demgemäß ist Sinn und Ab-
zweckung dieser Thesen gerade darin zu sehen, den
eben bezeichneten Weg als den für die Arbeit unserer
Konferenz sachgemäßen anzubahnen. Daß aber dieses
Verfahren immer besser, sorgfältiger und tiefer durchzuführen
ist, bleibt dabei durchaus vorbehalten.

Zu einem anderen Mißverständnis könnte der am
Schluß des Sammelwerkes stehende Aufsatz des Vorsitzenden
unserer Kommission, des Bischofs Headlam,
Anlaß geben. Es könnte auf Grund dieser Stellung des
Aufsatzes die Meinung entstehen, es handele sich hier
um eine übergreifende und zusammenfassende Aufstellung
, für die nicht nur — wie in den übrigen Fällen —
der Verfasser selbst, sondern die ganze Kommission verantwortlich
sei. Aber das ist in gar keiner Weise der
Fall. Für diesen Aufsatz trägt ganz ausschließlich Dr.
Headlam die Verantwortung. Und so gilt eben dies auch
I — ja gerade — für das in diesem Aufsatz gelegentlich
| begegnende eigenartige Urteil über die Lehrbildung der
j Reformation (S. 374). Dies Urteil steht ja im schärfsten
I Gegensatz gegen die Gesamtbetrachtung, die alle voran-
i gehenden Aufsätze der Theologen der Reformations-