Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1933 Nr. 3

Spalte:

62-63

Autor/Hrsg.:

Eisenhofer, Ludwig

Titel/Untertitel:

Handbuch der katholischen Liturgik. 1. Bd.: Allgemeine Liturgik 1933

Rezensent:

Schian, Martin

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

61

Theologische Literaturzeitung 1933 Nr. 3.

62

des Textes treten in liebevoller Kleinmalerei deutlich hervor, wie über- | Werk dieser Frage nachsinnen. Er schafft sich und uns

haupt der Text durchaus zu seinem Recht kommt. In diesen akademischen , den Weg ZU solchem Besinnen, daß er in dem ersten er-

Predigrten, die doch ganz Gemeinde-Predigten sind, kommt der ganze I schienenen Band einfach feststellt, was haben bisher die

Ernst und die ganze Freudigkeit des Evangeliums zum Ausdruck. Sicher- ' Führer des Christentums Und die großen „christlichen"

lieh haben sie tiefen Eindruck gemacht und tiefe•WTOnnR ausgeübt , päd Evangelium aus gesagt. C. läßt die

2. Der ..Universitätsgcmeinde in Kie , der Rundfunkhorerschaft in ; ,,=> b , , , ■ c°. , ,

Schleswig-Holstein, den Gemeinden in Mecklenburg-Schwerin" sind Rend- Quellen sprechen M.t der kurzen Ep.SOde aus den

torffs evangelische Reden gewidmet, die wie auch andere Reden desselben ' Evangelien — Luk. 2, 41—52 — hebts an, dann kommt

Verfassers in zweiter Auflage erschienen sind, bei Predigten etwas das KinderevangellUhl Und nun Zieht die ganze große

Seltenes. Im Unterschied von manchen geschätzten Predigern der Gegen- Reihe der christlichen Schriftsteller an Uns vorbei Von

wart führt auch dieser Prediger tief in den Text hinein und sucht Paulus über Tertullian, Origines, Augustinus zu den

ihn auzuschöpfen. Ganz gegenwartsnah sind diese Predigten und stellen ! mittelalterlichen Theologen und „Schulmännern". Dann

wirklich die Gegenwart mit ihren vielen Fragen, Nöten und Gegeben- yor an€m Luther und Johannes Calvin. Die Pietisten

heiten in das Licht des Textes oder, besser gesagt in dasi Licht Jesu ; j und dje Aufklärung. Dazwischen werden auch die Jetl*

christrazenüiKh sind iten nicht vergessen. Der Band endet mit den Posta-

und Kunst manchen feinen Zug zum Verstandis des Schrittworts bei- , & , , . . n ,

bringen. (Vortrefflich gewählte Luthercitate). Den ersten Teil der Samm- j lc-ZZianern, den Neuhumanisten,mit J^™*™* P«
lung bilden Predigten über das Vater Unser, bei der ungezählten Menge

von Predigten darüber ein Wagnis, aber ein wohlgelungenes. Die Predigt
über QaL 6, 2 gibt dem Band den Titel. Die darin beschriebene Lebens-
ordnung dieser „heimlichen Gemeinde" wird in unsere Zeit und in unser
Volk hineingestellt, nur sie kann helfen, „es ist eine Heimliche Wirk-

iner. Aus allen pädagogischen Schriften werden die
Hauptstellen wiedergegeben. Im Anschluß daran die
nötige Literatur aufgezeichnet. Alle fremdsprachlichen
Stücke sind gut übersetzt. Eine Fülle von Material in
diesem Band, das einen geradezu überrascht und immer
lichkeit, aber sie ist da, sie wird erfahren . Ein eigentümliches Zu- , wjeder zu neuer Beschäftigung Und neuem Durch-
sainincntreffen die beiden "^^«Ä.^TLTfloÄ: ! arbeiten zwingt. C. hat sich mit diesem Band, in dem
predigten"" vortrefflichen Reformationsfest- | ^ ^ gn)ßes Verd'ienst er.

3. Aus der Oberzeugung, dall es dabei bleibt, daß aus der Predigt j worben. Für jeden, der selbständig in den Fragen der
der Glaube kommt, wird weiter um die rechte Verkündigung im Gottes- j evangelischen Pädagogik arbeiten will, ist das Material

dienst gerungen, aus diesem Ringen sind nach des Verf. Wort an den
Leser die vorliegenden Predigten entstanden. In Nr. 15/16 1932 unseres
Blattes ist Schowalters katechetisches Werk besprochen; von seinen
Predigten liegt mir Lieferung 5/9 vor, auf die sich die Besprechung beschränkt
. Von großer Lebendigkeit und Anschaulichkeit sind diese z. T.

nun gesammelt.

Bonn. Fr. H a u n.

Eisenhofer, Prof. Dr. Ludwig: Handbuch der katholischen
Liturgik. I. Bd.: Allgemeine Liturgik. Freiburg i. Br.: Herder & Co.
recht umfangreichen Predigten, eine große Menge von packenden Bil- J 1932. (XI, 608 S.) gr. 8°. == Theolog. Bibliothek. RM 14—; geb. 16—.

4. Auch die Drucklegung der Predigten von Stephany, dem verstorbenen
Domprediger von Riga, erscheint wegen ihres geistigen Gehalts
gerechtfertigt, auch schon um des Hintergrundes willen, von denen

dem, Zitaten, geschichtlicher Hinweisen — manchmal vielleicht etwas Das 1912 in 2. Auflage erschienene „Handbuch der

reichlich - steht dem Verf. zur Verfügung, sie tragen sehr dazu bei, j katholischen Liturgik" von Thalhofer-Eisenhofer war

die Rede wirkungsvoll zu gestalten, auch hier ausführliche Lutherzitate. , yon vornherein zur größeren Hälfte eigene Arbeit des

Gesicherte Ergebnisse der biblischen Wissenschaft kommen in einer die Herausgebers Eisenhofer; dieser hat jetzt auch die noch
Gemeinde durchaus erbauenden Weise zu ihrem Recht. Der Ernst des t-l. ii. r l -l j n l- j l , •

Evangeliums wird deutlich bezeugt, in wirkungsvoller Weise werden die von Thalhofer herrührender. Partien durch neugeschr.e-
Sünden und Schwächen der Zeit und des Zeitgeistes behandelt und der »ene ersetzt und demgemäß nur seinen Namen auf den
Weg zu ihrer Überwindung gezeigt. Titel gesetzt. Da E. bezeugt, daß es sein eifrigstes Bestreben
gewesen sei, den Inhalt im Geist Thalhofers zu
gestalten, und da wichtige Teile des 1. Bandes wie der
über das Kirchenjahr schon früher ganz von E. selbst
sie sich abheben, der furchtbaren Leidenszeit der Ostseeprov.nzen. Die j ycrfaßt waren, SO spürt man den Unterschied der BePredigten
, sehr kurz und allerhand An orderungen an das Mitdenken der | arbeitungen keineswegs sehr stark. Anlage und Glie-
Zuhörer ste end. behande n ausschließlich Texte aus dem Alten Test. , ■ j • „6 , . , , ,. , s. , ,
- St war eine Zeitlang Dozent für altes Testament an der lettischen d<Tung. Slnd lm G™ß™ B«A gebheben; minder wesent-
Universität, dann am Herderinstitut — und umfassen die Jahre von »che Änderungen finden Sich. Die Darstellung ist aber
1903 bis 1921. Manche recht abgelegen erscheinende Texte. Eine zu- erheblich knapper; Bd. 1 hat reichlich 100 Seiten weni-
nächst wunderlich erscheinende Textwahl wie die Geschichte vom golde- ger als in der 2. Auflage. Auch die schriftstellerische
nen Kalb als Himmelfahrtstext rechtfertigt sich durch die Art der Be- Eigenart ist nicht verändert; in ruhigem Gleichmaß, mit
handiung. - St. ist bewußt historisch denkender Theologe; seine Pre- : starkem geschichtlichem Unterbau, in fast erschöpfender
digten beruhen auf gründlicher Exegese Es liegt ein gehaltener schwe- Reichhaltigkeit, ohne Polemik gegen andere Ansichten
rer Ton über ihnen mit t*^"**^*"^ Krnst wcrden fließt die Darstellung dahin. Daß der streng katholisch-
Horer m die Entscheidung gestellt, kein Wunder, wenn wir an die kirchliche Standpunkt newa Iirt ist versteht eich - H-,e o-ilt
Zeit denken, in der sie gehalten sind: Revolution, Kriegszeit,.Bolsche- j Kircnucne btanüpUiiKt gewahrt ist, versteht sich das gilt
wikenzeit, Nachkriegszeit. „Die alten Tafeln sind zerbrochen, sind nun ™cß von den sehr konservativ gehaltenen historischen
die Menschen selig, ist der Paradieseszustand nun da? Jawohl das Darlegungen. Die tur die Liturgie des Opfers und der
Bolschewikenparadies, die Hölle. Sie sind widerlegt durch die Folgen | Sakramente wesentlichen Kultformen sind von Christus
ihres nun erfüllten Sehnens." Um so heller leuchtet, wenn auch in [ selbst angeordnet. Die übrigen Bestandteile des Kultus
gedämpften Lichtern, durch diese Not die Verkündigung der Gottes- ; sind von der Kirche, der Christus die entsprechende
herrschaft. Es ist erfreulich, wenn in der Gegenwart der baltischen . Befugnis Übertragen hat, geordnet (24). Die Apostel
Not, von der ich vor kurzem wieder erschütternde persönliche Nach- ! haben die ihnen yQn jugend auf bekannte Synagogale
richten hatte, die Drucklegung solcher Predigten möglich ist. Gebetsordnung, soweit sie mit dem Glauben an Christus

Pouch b. Bitterfeld.____WiHielm Usener. vereinbar war, übernommen (24). Eine Abhängigkeit

j christlicher Riten von den Mysteriengebräuchen läßt sich

Cordier, Leopold: Evangelische Pädagogik. i. Bd.: Christ- [ durch den Hinweis auf bloße Ähnlichkeiten nicht be-

liche Erziehungsgedanken und christliche Erzieher. Ein Qnellenbuch. i gründen, an direkte Herübernahme ist von vornherein

Schwerin: F. Bahn 1932. (350 S.) gr.8 . RM 12—; geb. 15-. njcbt zu denken (26). Das Taufsymbol heißt Aposto-

Palmer hat die letzte evangelische Pädagogik ge- likum, weil sein Inhalt von den Aposteln herrührt; ob
schrieben. Wenn man das liest, was Cordier in seinem ; der Wortlaut auf die Apostel zurückgeht, ist eine Frage,

Quellenbuch aus Palmer abdruckt, sagt man sich: wir die der historischen Forschung zukommt (180). Übri-

müssen die ganze Frage der evangelischen Pädagogik gens hat E. die Einzelergebnisse liturgischer Forschung

neu durchdenken. Die Fragen der Erziehung werden sehr sorgfältig registriert, die Literatur genau verfolgt,

ja heute schier Tag um Tag neu angefaßt. Wir müssen Die wichtigsten protestantischen Arbeiten sind ange-

sie nun auch vom neuen Verstehen des Evangeliums aus, führt (Achelis, Rietschel), aber mit wenigen Worten;

aas in unsern Tagen erwacht ist, anpacken. Kann man auf die liturgische Entwicklung in den protestantischen

vom Evangelium überhaupt etwas Neues oder Eigen- Kirchen geht E. natürlich nicht ein.

artiges zur Pädagogik sagen? Gibt es der Erziehung Der vorliegende Band 1 bringt als Einleitung zwei

ein anderes Antlitz? Cordier will in einem 3bändigen Kapitel über Kultus und Liturgie sowie über die Liturgik