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Ausgabe: | 1933 |
Spalte: | 41-43 |
Autor/Hrsg.: | Altheim, Franz |
Titel/Untertitel: | Römische Religionsgeschichte. I: Die älteste Schicht. II: Von der Gründung des kapitolinischen Tempels bis zum Aufkommen der Alleinherrschaft 1933 |
Rezensent: | Rohde, Georg |
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Theologische Literaturzeitung
BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK
unter Mitwirkunj; von Prof. D. HERMANN DÖRRIES und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, beide in Göttingen
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN
Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften. Bearbeitet von Lic. Dr. phil. REICH und Mag. theol. H. SEESEMANN, beide in Göttingen.
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50
Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor I). BAUER in Gottingen, Düstere Eichenweg 46, zu senden,
Reaensioniesemplare ausschließlich an den Verlag. Gewfi.hr für Besprechung oder Rücksendung von unverlangt gesandten Rerensions-
exemplaren, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, wird nicht übernommen.
VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1
58. JAHRGANG, Nr. 3 4. FEBRUAR 1933
Spalte Spalte
a Ith eint: Römische Religionsgeschichte [Eisenhofen Handbuch der katholischen
(Rohde)...................41
Bachinann: Nun aber halte ich dein Wort
(Usener)...................60
Baumgärtel: Die Eigenart d. alttestament-
lichen Frömmigkeit (Wendel)........43
Beiträge zur Hessischen Kirchengeschichte
(Krüger)...................53
Cordier: Evangelische Pädagogik (Haun) . 61
Liturgik (Schian)..............62
Eiert: Morphologie des Luthertums (Tile-
mann)....................53
G o g u e 1: Im Vie de Jesus (Kümmel) .... 47
Hänel: Das Wort Gottes und das Alte
Testament (Wendel).............45
Heinemann: Philons griechische u. jüdi
sehe Bildung (Preisker)...........46
Spalte
Köberle: Christentum und modernes Naturerleben
(Jelke)................60
Oppenheim: Symbolik und religiöse Wertung
des Mönchskleides (Dörries).....52
Rendtorff: Die heiml. Gemeinde (Usener) 60
Schowalter: Vom Reiche Gottes (Usener) 60
Stephany: „Glaubet ihr nicht, so bleibet
ihr nicht" (Usener).............60
A11 h e i m , Franz : Römische Religionsgeschichte. I: Die älteste
Schicht. II: Von der Gründung des kapitolinischen Tempels bis zum
Aufkommen der Alleinherrschaft. Berlin: W. de Gruyter 8t Co. 1931/32.
(114 u. 154 S.) kl. 8°. = Sammlung Göschen, Bd. 1035 und 1052.
Griechischem) gestaltet". Dieser Gedanke wird nun aufgenommen
und weitergeführt: „Es muß innerhalb des
italisch-römischen Bereiches einer veränderten Stellung
zum Griechentum jeweils eine Neuorientierung der eige-
Die beiden Bändchen geben nicht, wie man nach dem
Charakter der Sammlung, in der sie erscheinen, vermuten
könnte, eine bequeme Zusammenstellung bewährten Wissens
; vielmehr wird liier der Versuch gemacht, den seit
Wissowas Hauptwerk „Religion und Kultus der Römer"
je RM 1.62. | nen kulturellen Situation entsprochen haben" (2, 7). So
behandelt denn der zweite Band die Zeit von aer Rezeption
der „homerischen" Götter, die A. (mit Recht, wie
icli glaube) auf einen bewußt ordnenden Willen zurückführt
, bis zum Eindringen des Hellenismus. Mit der
Einführung des Kultes von Ceres, Liber und Libera
(2. Aufl. 1912) fast allgemein geltenden Konventionen (496) durchbricht Rom die religiöse Vorherrschaft
ein Ende zu bereiten. A. unternimmt es, die romische j Etrüriens und findet einen eigenen, unmittelbaren ZuReligion
aus der Isolierung, in die Wissowa sie gebracht gang mm Griechentum; damit geht Hand in Hand die
hat, zu befreien und in das Gesamtbild der altitahschen ■ Entfaltung eigener nationaler Art, die dann freilich ihre
Kultur einzuordnen, das durch die italienischen Ausgra- eigentliche Prägung erhält in der Epoche der Trennung
bungen der letzten Jahre immer klarer vor uns autsteigt, j Roms vom Griechentum, im 5. und 4. Jahrhundert. Erst
Die Darstellung beginnt daher mit der prähistori- ! die Einführung des Asklepioskultes (293) stellt die Verschen
Zeit, mit den „begrabenden" und den „verbrennen- j bindung wieder her: Rom, selbst noch, vor allem in reli-
den" Italikern; es zefgt sich, wie auf römischem Boden i giöser Hinsicht, die Merkmale archaischer Kultur an
das religiöse Gut dieser beiden Stämme sich mischt und sich tragend, tritt in Beziehung zum Hellenismus. Beausgleicht
. So erscheint von Anfang an die römische Re- sonders von dem griechischen Unteritalien geht ein
ligion nicht als ein einheitlicher, von fremden Einflüssen [ reicher Strom religiösen Gutes aus, darunter auch das
unberührter Organismus, wie Wissowa ihn konstruierte, j Pythagoreertum, dem ein eigener Abschnitt — im We-
Daher verlieren auch die Begriffe der di indigetes und ; sentlicnen aus einer Interpretation des Enniustraumes
novensides die Bedeutung, die ihnen Wissowa verlieh, aus dem Prooemium der Annalen bestehend — ge-
indem er sein ganzes System der römischen Religion widmet wird. Im letzten Kapitel, das die Aufnahme der
auf ihnen aufbaute; die Scheidung in die zwei sich aus- östlichen Kulte behandelt, ist besonders wichtig die
schließenden üötterkreise der „Einheimischen" und der j Gegenüberstellung des Kultes der Magna Mater und
„Ncueingesessenen" gilt tatsächlich nicht einmal für die j der später eingeführten asiatischen Kulte. Dort eine
älteste Schicht: etruskische und griechische Gottheiten : Gottesverehrung, getragen von der ganzen Würde des
finden sich bereits in den ältesten Teilen des römischen . herrschenden Standes, hier „eine Revolutionierung von
Kalenders. Diese These, ausgeführt in den früher er- unten her, eine Durchdringung der alten Religiosität mit
schienenen Büchern Altheims: „Griechische Götter im | den Instinkten und der Einstellung der niederen Schich-
alten Rom" und „Terra Mater" (RGW 22, 1 und 2) ten" (S. 145). Erst im Kampfe mit den orientalischen
bedarf im Einzelnen noch der Klärung, wenn auch der und orientalisierenden Kulten erwächst das Bewußtsein
Grundgedanke richtig ist. von der Eigenart der römischen Religion: die Achtung
War es die Aufgabe des ersten Bandes, das innige vor dem mos maiorum tritt an Stelle des Offenseins
Verbundensein der ältesten römischen Religion mit der : fremden Einflüssen gegenüber.
Existenz und der besonderen Art der altitalischen Kultur Eine Reihe grundsätzlicher Darlegungen zeichnen
zu zeigen, so soll der zweite das Erwachen der römi- den Band aus. Hervorgehoben seien nur zwei. Einmal
sehen Sonderart darstellen. Schon im ersten Band (S. die Erörterung über die Wirkungsweise der „homeri-
°3) wurde dem Griechentum die Fähigkeit zugeschrieben, sehen" Gottheiten: nicht geschichtliche oder kulturelle
,.bei dem Volke, wo es rezipiert wird, die schlummern- 1 Zufälligkeiten, auf die die moderne Religionsgeschichte
den nationalen Kräfte aufzuwecken und zur Schaffung | gern hinweist, haben ihnen zu ihrer Wirkung verholten,
einer Kultur freizumachen, die sich in gegenseitiger ! sondern die Tatsache, daß sie Gestalten von innerer GeDurchdringung
von Eigenem und Übernommenem (d. h. schlossenheit und Wahrheit sind und' somit bis auf den
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