Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1933 Nr. 24

Spalte:

440-441

Autor/Hrsg.:

Andersen, J. Oskar (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Kirkehistoriske Samlinger. Første Binds første Hefte 1933

Rezensent:

Achelis, Thomas Otto

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

439

Theologische Literaturzeitung 1933 Nr. 24.

440

bürg 1 400—1 528 und beweist die Universitätsbildung
der im J. 1528 vom Markgrafen von
Brandenburg visierten Geistlichen (1933,
46 f.) unter Benützung der bis jetzt im Druck veröffentlichten
Matrikeln. Das Fehlen der Matrikeln von Basel
und Wien ist fühlbar. Wären sie gedruckt, hätte sich
nicht bloß bei einem Drittel der aufgezählten Geistlichen
das Universitätsstudium nachweisen lassen. Daß manche
Studenten sich nicht nach ihrer Heimat, sondern
nach ihrem Schulort eintragen ließen, hat der Vf. übersehen
. Zu Sixt Reißner (S. 55) ist zu bemerken, daß
1556 seine Witwe im Kürnbacher Taufbuch als Patin
genannt ist. H. Dannenbauer bringt seine Zusammenstellung
über die Nürnberger Landgeistlichen
bis zur zweiten Nürnberger Kirche
nvisitation 156 0/61 zum Abschluß (1931,
27ff., 109ff., 217ff., 1932, 91ff., 221ff.) und gibt eine
Fülle dankenswerter Mitteilungen über die Pfarrer und
Pfarreien. Weitere Beiträge zur Reformationsgeschichte
geben Theobald, Weigel und Clemen. L. Theobald,
veröffentlicht eine seither unbekannte und ungedruckte
Satire gegen Ludher (1931, 141 ff., 1932, 27ff.)
Luther wird in einem fingierten Brief des Sultans als
Schrittmacher des Islam geschildert. Mutmaßlicher Verfasser
ist der Regensburger Mönch Christoph Hoffmann
, der nach dem Bauernkrieg schrieb. Zur Lebensgeschichte
des Thomas Naogeorgus
teilt Theobald (1931, 143 ff.) einzelnes über seinen Aufenthalt
in Regensburg und Nürnberg, seine Hinwendung
zur Reformation zwischen 20. Juli 1525 und 29. Januar
1526 mit und schätzt sein Alter wesentlich höher
ein, als man seither annahm. M. Weigel, Wo ist
der Wittenberger Bibeldrucker Hans Lufft
geboren (1933, 116ff.) macht Amberg als Heimat
Luffts auf Grund brieflicher Nachrichten von 1575
wahrscheinlich. K. Schornbaum, Zur Reformationsgeschichte
im bayrischen Oberland
(1931, 203 ff.) teilt zwei Briefe des Markgrafen Georg
an seine Räte und Beamten mit, die für die wenig bekannte
Reformationsgeschichte im Kulmbachischen, vor
allem in Hof, Aufschluß geben. O. Clemen, Die
Leidensgeschichte der Ursula To bierin
(1932, 83 ff.; 161 ff.) gibt die Akten zu den Leiden einer
Nonne, die von ihren Verwandten zur Ehe mit dem Al-
stedter Prediger Jobst Kern gezwungen wird und wieder
in die Ehelosigkeit zurück will. Pfrenzinger, 100
Jahre Kircnengeschichte von Kaltensond-
heim-Erlach (1932, 170ff.) hellt die Geschichte der
kleinen Pfarrei von 1549 bis 1652 auf.

Das Ringen um die reine Lehre in Nürnberg vor und
während des 30j. Kriegs schildert K. Braun, Der
Nürnberger Prediger Joh. Saubert und die
Augsburger Konfession (1592—1646). Saubert
erzwingt in zähem Ringen die Alleingeltung der Invaria-
ta. Die Gewissensnot der Pfarrerschaft gegenüber der
Forderung der Bekenntnisunterschrift zeigt sich deutlich
in der heimlichen Abänderung der Unterschrift, die
Saubert noch nach 15 Jahren vornahm und die nach
ihrer Entdeckung zu scharfen Auseinandersetzungen mit
dem Rat führte (1931, lff., 74 ff., 145 ff.). In einem
zweiten Aufsatz bespricht Braun den Socinianismus
in Altdorf 1 616 (1933, 65ff.) auf Grund von Nürnberger
Ratsakten und G. G. Zeltners Historia Crypto-
Socinismi.. von 1729. Als heimlichen Anfänger nennt
der Vf. den Mediziner und Physiker Ernst Sonner 11612
und weist seine und seiner Schüler Beziehungen zu
Polen und Leyden nach. In einem dritten Aufsatz schildert
Braun den Einfluß der Nürnberger Geistlichkeit
auf die Beziehungen zwischen Gustav
Adolf und der Reichsstadt (1931,193ff.).
Die Geistlichkeit unterstützte die Schweden mit ihrer
Forderung des Anschlusses an Schweden, mit Fürbitten
und Kollekten. O. Dürr, Philipp Adolf von
Ehrenberg, Fürstbischof von Würzburg
1623—3 1 (1931, 65 ff.) macht uns mit einem Eiferer

für die katholische Sache bekannt, der sich nicht genug
tun kann in Gegenreformation und Hexenverfolgung.
W. Griesshammer gibt zur Geschichte des
Sachsen-Weimarisehen evang. Konsistoriums
in Würzburg 1630—34 einen erwünschten
Einblick in den Eifer jener Tage, ein evang. Kirchen-
und Schulwesen in einem seither katholischen Land
aufzurichten (1932, 28ff.). Bezzel, Ein evangelischer
fränkischer Feldgeistlicher im
Tü r kenkrieg 1 664 (1932, 178Ff.) teilt die Instruktion
des 24 j. Paul Martin Alberti aus Nürnberg mit.
17 Kirchenlieder sind als bekannt genannt. Gebührende
Rücksicht auf die Päpstlichen wird empfohlen. Die
Namen der die Instruktion ausstellenden Ratsmitglieder
sind in Siglen gegeben, die in einer Anmerkung hätten
aufgelöst werden sollen.

Neue Urkunden zur Geschichte des Pie-
I tismus in Bayern bringt Th. Wotschke in 43
Briefen aus den Jahren 1680—1705 zu allgemeiner
Kenntnis (1931, 38 ff., 234 ff., 1932, 44 ff, 103 ff.,
180 ff.). Breckling, Altdorf, Regensburg und Augsburg
sind Stützpunkte der neuen Bewegung. P. Schattenmann
ergänzt das Bild durch Neues zum Briefwechsel
des Regensburger Superintendenten
Dr. Joh. Ludw. Hartmann (1640—1680),
12 Briefe an und von Spener sind mitgeteilt, ebenso drei
von Hartmanns Nachfolger Seb. Kirchmeier von 1681/2
(1931, 207 ff., 1932, 36 ff.).

E. Hopp, Einführung der allg. Beichte
in der Grafsch aft Pappenheim 1 7 9 2/3 (1931,
164 ff.) gibt die Anordnung des Grafen Pappenheim
und die Beichtformel wieder. Angeordnet wird Beichtrede
und kniendes Beichtbekenntnis. Privatbeichte war
noch möglich für solche, die es wünschen; doch sollte
sie nach der allg. Beichte gehalten werden. Die Verlegung
der allgemeinen Beichte von Samstag auf Sonntag
gab verschiedentlich Anlaß zur Ablehnung der neuen
Einrichtung.

L. Theobald, Ein Brief Döllingers an
Julius Hamberger (1931, 252) zeigt den Wunsch
nach Wiedervereinigung der Kirchen nach dem Vaticanum
, dem der protestantische Religionslehrer Hamberger
in einer Döllinger zugesandten Schrift Ausdruck gab.
Döllinger bedankt sich dafür am 12. Okt. 1871. H.Lier-
mann, Staatsgedanke und Kirchenpolitik
in Bayern seit 187 1 (1931, 129ff.) gibt den Vortrag
auf der Tagung des Vereins für bayr. Kirchengeschichte
wieder. Der Vf. schildert, wie der bayrische
Staat nach Angliederung der evangelischen Gebietsteile
die Staatsautorität auch gegenüber dem Infallibilitäts-
dogma betont, aber seine kirchliche Anerkennung doch
stillschweigend duldet, wie Bayern wesentlich in der
Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche vom
Konstitutionalismus zum Parlamentarismus weiterschreitet
und wie es nach dem preußischen Kulturkampf ein
williges Bindeglied zwischen Berlin und Rom wird unter
Wahrung seiner Sonderrechte.

Horb. O. Bossert.

Kirkehistoriske SamlInger. Sjette R<ekke. Udgivet af Selskabet for
Danmarks Kirkehistorie. Ved J. Oskar Andersen. Forste Binds
forste Hefte. Kopenhagen: O. E. C. Oad 1933. (240 S.) 8°.

Kr. 5—.

„Kirkehistoriske Samlinger" ist der Titel einer alten
dänischen Zeitschrift, die von 1849 bis 1913 in 5 Reihen
erschien (I. Reihe 2 Bände, 2.-5. Reihe je 6 Bände
). Nachdem Holger Rordam1, der seit 1857 die Zeitschrift
redigiert und zum guten Teil geschrieben hatte,
| 1913 gestorben war, ist zwei Jahrzehnte lang kein
| weiteres Heft erschienen, und manche wertvolle kirchen-
| geschichtliche Abhandlung von Männern wie Oskar Andersen
, Peder Severinsen u. a. ist daher in Jahrbüchern
lokalhistorischer Vereine oder ähnlichen Organen ver-

1) Vgl. Th LZ 1932, 543/44.