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Ausgabe:

1933

Spalte:

25

Autor/Hrsg.:

Mogk, Eugen

Titel/Untertitel:

Zur Bewertung der Snorra-Edda als religionsgeschichtliche und mythologische Quelle des nordgermanischen Heidentums 1933

Rezensent:

Wolff, Ludwig

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, beide in Göttingen

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vicrteljahrsheften. Bearbeitet von Lic. Dr. phil. REICH und Mag. theol. H. SEESEMANN, beide in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. — Bezugepreis: halbjährlich RM 22.50

Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausBchliefilich an Professor D. BAUER in Göttingen, Düstere Eicbenweg 46, zu senden,
Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. Gewähr für Besprechung oder Rücksendung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, wird nicht Übernommen.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1

58. JAHRGANG, NR.2 21. JANUAR 1933

Spalte

Achelis: Die Bischofchronik von Neapel
(Lother)...................29

B a r n i k o 1: Die vorchristliche und frühchristliche
Zeit des Paulus (Behm).......

— Die drei Jerusalemreisen des Paulus (Ders.)

— Personen-Probleme der Apostelgeschichte: 27
Johannes, Markus, Silas und Titus (Ders.) .

— Römer 15. Letzte Reiseziele des Paulus.
Jerusalem, Rom und Antiochien (Ders.) . .

Spalte

Barnikol: D. nichtpaulin. Ursprung d. Parallelismus
d. Apostel Petrus u. Paulus (Behm) 27
Baumstark: Missale Romanum (Hohlwein) 31
Blanckmeister: Ehrenbuch des Gustav

Adolf-Vereins (Usener)...........38

Daiches: Studies in the Psalms (Galling) . 26
Esselborn: Wilhelm Diehls Leben und)

Wirken (Krüger)...............T37

— Wilhelm Diehl (Ders.)...........j

Spalte

Loisy: Meünoires pour servir ä l'histoire reli-

gieuse de notre temps (Krüger)......33

Lutze: Das Buch vom Gustav Adolf-Verein

(Usener)...................38

Mogk: Zur Bewertung der Snorra-Edda

(Wolff)....................25

Ri viere: LeModernisme dans l'Eglise(Krüger) 33
Schwamm: Magistri Joannis de Ripa O.F.M.

doctrina de praescientia divina (Koch) ... 33

Mogk, Eugen: Zur Bewertung der Snorra-Edda als religionsgeschichtliche
und mythologische Quelle des nordgermanischen Heidentums
. Leipzig: S. Hirzel 1932. (18 S. u. 1 Taf.) gr. 8°. = Berichte
ü.d. Verhandlungen d. Sachs. Akad. d. Wiss., Philol.-hist. Kl. 84. Bd.,
1932 2. Heft. RM —.70.

Ein jeder Versuch etwas über germanische Religion
zu schreiben, steht und fällt mit der Quellenkritik. Es
gilt Untaugliches zurückzuweisen: vielfach glaubt man,
aus allerlei nach der Bekehrung nachweisbaren primitiven
Zügen, die man für heidnische Reste hält, das
Wesen germanischer Religion erschließen zu können,
ungefähr so, wie wenn man das Christentum nach dem
mit religiösen Vorstellungen verknüpften Aberglauben
unserer Tage beurteilen wollte. Aber es ist auch jedes
Zeugnis, das sich wirklich auf germanische Religion bezieht
, vor der Verwertung auf seine Geltung und die bewußte
oder unbewußte Umfärbung und Umbildung des
Zugrundeliegenden durch einen Außenstehenden zu prüfen
. Viele Irrtümer und Schiefheiten, die verbreitet werden
, kommen daher, daß man namentlich christliche Berichte
der Bekehrungszeit, die oft mehr zur Beleuchtung
christlicher Gedankengänge hergeben können, kritiklos
hinnimmt. Obwohl es für den Norden besser steht als
bei uns, ist auch dort öfter christliche Zutat und Verhüllung
abzudecken. Mogk, der dieser Frage in früheren
Arbeiten nachgegangen ist, weist in dem kleinen, aber in

Daiches, Ph. D., Samuel: Studies in the Psalms. The meaning
of DIN p, DIN and Kindred terms, part I. London: Oxford University
Press 1930. (VII, 50 S.) 8°. = Jews' College Publications, Nr. 12. 5 sh.

Diese 50 Seiten umfassenden Psalmstudien behandeln
die Ausdrücke d-in, din p, D'onu. ä. in den Psalmen
und geben eine geschlossene Erklärung von Ps. 2. Für
ms p vertritt Daiches die Bedeutung „der Mann
des Besitzes", „der Aristokrat", wodurch sich seiner
Meinung nach der Gegensatz zu den Armen und Gerechten
in Ps. 12, 2; 14, 2 u. a. m. besser verstehen
ließe. Aber dieser Einfall schwebt lexikalisch in der
Luft; denn von Stellen außerhalb des Psalters ganz abgesehen
, bezeichnet ms ja in Ps. 8, 89; 145 den Menschen
schlechtweg. Zudem ist in Ps. 14, 4 ausdrücklich
gesagt: „Sie alle sind abtrünnig, ohne Ausnahme verdorben
. Keinen gibt's, der Gutes tut, auch nicht einen",
was bei einer Beschränkung auf eine soziale Schicht keinen
Sinn ergibt; und in Ps. 12 stehen sich die selbstsicheren
Menschen und die Gottvertrauenden gegenüber,
der Gegensatz ist religiös und nicht vom Stand1 aus bestimmt
. Nicht viel besser steht es mit dem zweiten Vorschlag
, via als „Grundbesitzer" zu fassen. Hier ist der
Ausgangspunkt (Jen 6, 18) verfehlt, da der Text verderbt
ist. Was soll man zu einer Übersetzung, wie dieser,
von Gen. 35, 11 sagen: „Ich bin Gott der Allmächtige.
Sei fruchtbar und mehre dich, Aristokrat (Vocativ!),

haltsreichen Vortrag, der auch den Fernerstehenden sehr ; und eine Schar von Aristokraten soll aus dir entstehen
zu empfehlen ist, anschaulich nach, wie stark in der i und Könige sollen aus deinen Lenden hervorgehen"?

Prosaedda, die trotz ihres nachheidnischen Ursprungs j Auch in Ps. 2 setzt Daiches bei den d^.t und d^rtö die
als Zusammenfassung aller damals bekannten Überlieferungen
auf die meisten neuzeitlichen Darstellungen bestimmenden
Einfluß übt, die ausdeutende, ergänzende
und erfinderische Tätigkeit Snorris am Werk gewesen

ist. Ein wenig überschärfend kommt er zu dem Ergebnis
: so weit das, was Snorri bringt, nicht in seinen
Quellen, den Liedern, nachzuweisen sei, habe seine Darstellung
fast gar keinen religionsgeschichtlichen, ja nicht
einmal mythologischen Wert. Auch die Eddalieder, so
betont er übrigens mit Recht, muß man, soweit sie überhaupt
heidnischen Ursprungs sind, als dichterische oder
philosophierende Schöpfung Einzelner vom Glauben der
Vielheit scheiden, den Mythus von d'er Religion. In das
religiöse Leben gestattet uns die Saga hin und wieder
einen Blick: sie zeigt ein anderes Bild als Snorris götterreicher
nordischer Olymp.

Göttingen. Ludwig Wolff.

Bedeutung „Aristokraten" an. Die Revolution ist dann
eine (historische) innerjüdische Angelegenheit, die „Könige
der Erde", das sind Palästinas Stadtkönige! Die
Verse 8 und 9 sind eine Zusage des Königs an Gott!
Man wird diese „neue Interpretation von Ps. 2" für
ebenso verfehlt halten müssen, wie die Bemerkung auf
S. 50, daß die Psalmen 1—15 eine geschlossene Gruppe
von stilistischer Einheitlichkeit bilden. Hier hat Daiches
von dem oft zitierten GunkeIschen Kommentar
das Grundsätzliche übersehen! Begriffsuntersuchungen
müssen auf viel breiterer Grundlage unternommen werden
, wenn man „Spezialbedeutungen" überhaupt nur
wahrscheinlich machen will. Da diese Studien als Part I
gedruckt sind, mächte man wünschen, daß der Verfasser
sich neue Fragestellungen sucht, um bei seinem reichen
Wissen von Einfällen zu Beobachtungen zu gelangen.
Halle a. S. Kurt Galling.

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