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Ausgabe:

1933 Nr. 23

Spalte:

421-423

Autor/Hrsg.:

Hoh, Josef

Titel/Untertitel:

Die kirchliche Buße im II. Jahrhundert 1933

Rezensent:

Koch, Hugo

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Theologische Literaturzeitung 1933 Nr. 23.

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Mac Culloch, J. A., D. D..-The Harrowing of Hell. A com- I ben der Quellenbeherrschung die Unbefangenheit, mit
parative study of an early Christian doctrine. Edinburgh : T. 8t T. Clark der H jeweils zunächst die Zeugnisse sprechen läßt
1930. (XIII, 352 S.) 8°. Ji. ,I2sv' und aus ihnen die Tatsachen erhebt, alle Anerkennung.
Der Verfasser ist ein guter Kenner der mythologi- Er warnt auch selbst immer wieder vor zeitwidrigen
sehen Vorstellungen und Religionen der ganzen Welt. Da- , Schlüssen und Begriffsverwechslungen; so tadelt er S.
von legen insbes. die ersten Kapitel des vorliegenden ; 14f. A t an pin€r Schrift von p x M über die
Buches Zeugnis ab, in denen rehgionsgeschichtliche Vor- Beichte (Dillingen 1909): „Er ist überhaupt sehr Voraussetzungen
für die Anschauungen von der Hollenfahrt eilig das Spätere früh anzusetzen", und beim Hirten
Christi geklärt werden. Ebenso wie diese Kapitel, sind des Hermas sagt er S. 37: „Es ist ganz unmöglich, daß
auch die weiteren in erster Linie Materialdarbietung: der die kirchlichen Vorsteher bisher schon offiziell mit einem
Verf. setzt sich mit wohl allen Äußerungen, die irgendwie i Bußinstitut im Sinne von Lossprechung befaßt waren",
mit der Höllenfahrt Christi zusammenhangen, ausein- s 33. )Seine Bußlehre steht auf einer Indern Ebene als
ander. Von den neutest. Zeugnissen (bes. I Fetr 3, auf der kirchlich sakramentalen, man muß sich

1fl. A A o r-i rra. tinoon Kic Tll rtßn cniroron k ,lrr>h oinfi tot-_ ...

19; 4, 6) angefangen bis zu den späteren Kirchenväter- E^Bta^Tu^'3^« an^rseTts auch

stimmen hin wird alles verzeichnet und eingehend be- damit Recht wenn er „Individualistsehe" Gedanken der

sprechen wobei das Nikodemus-Evangelium mit seinen Neuzeit von> der Deut» , Z^Z^^nZL^n

breiten Schilderungen des Descensus den gebührenden und den christen auch ^ Sünder und Büßer if seinen

Platz erhalt. In dieser reichhaltigeni Stoff sammung liegt Wechselbeziehungen zur Gemeinde und Xer Vorständ-

der Hauptwert des Buches. - Weniger wertvoll und schaft betrachtet sehen will. Aber auch 1^0hX seine

ergiebig sind dagegen die Auseinandersetzungen über : nächsten Ergebnisse zumeist über eine ^

die Vorstellungen von der Hollenfahrt Christ, in ihrer oder einP ^ un5estimmte „kirchliche CKn emng"

^"scnonlar [X mit g-ellschaftlichem Boykott" nicht hinaus""woXi

verr. senon garmenr, uie gnosusenen tiniiusse irgendwie man ]edocn mcnt einsieht, warum sich dieser Bovkott"

zu würdigen Bousset's sorgfa tage Arbeiten (vor , nichtJauch auf die Qebetsl und AbendrtS^tmeiSft

allem „Hauptprobleme der Gnos.s" S 251ff ) werden erstreckt also den Ausschluß aus der Kirch! in sichbe-

durchweg ablehnend besprochen; der Verf. kennt nur iffen haben m Hintendrein odXTischeTurch

eine Beeinflussung des Gnostiz.smus und der gnosttschen |chla t aber dem y f d h e Xoamättsche

Anschauungen von der. .katholischen' her. Das geht auf Gewi|se das ,ihn nun dne . Verbindungömit dem

keinen Fall an; dam, werden die mühsamen Versuche , ateren 'und heuti stand d ßußTs alt suchen

stischer' und .christlicher'Anschauungen aufze.heflcnlich j £ ^^^^^Z^^^t^

denke etwa an Sehl er's „Relig,onsgeschic^ Dieses Einklangsstreben führt auch da und dort 1£

tersuchungen zu den Ignatiusbriefen") völlig falsch be- ziem[ich widerspruchsvollen Ausführungen So kundiS

wertet. Es gibt eben auch eine vorchristliche Gnosis. pr j_n «Ko„ rr0„o„„+Q„ i t„,„„i,i ÄiL■■ j tKU"4i&x

Das ist von MacCulloch verkannt Weiterhin verneint er den eben genannten Umschlag der brüderlichen Zu-

Das st von MacL-utiocn verkannt, weiternm verneint rechtweisung in eine hierarchische bei Hermas als in der

der Verf. nun aber auch die Beeinflussung der chnst- i 7n|,lmf+ i;„„„„j „„ /c r>A u - , dls 111 uer

liehen Anschauungen über die Höllenfahrt durch Heid- j fhT"hfJ Hnaetretei (^liZJ^Z ^ u^-tZ

nische Gedanken* Er betont immer wieder die Selb- I 1 SCh°n emgetieten (S, 77), nicht weil dies bei ihm
ständigkeit der christlichen Anschauungen, von denen
manche seiner Meinung nach auf Andeutungen Jesu

selbst zurückgehen mögen, andere vielleicht aus dem Ju- , und erfreulicn",~aber S. 28 „nichts anderes;S~dtel3£

dentum übernommen sind. - Eine derartige Losung die- kalyptisch eingeleitete Bestätigungeiner PraxTdie bt

ser schwierigen Fragen ist zu einfach. Ebenso geht es ^ ist gM aber d ^ gelten soll" Und

nicht an, in der Fruhzeit des Christentums schon eine wpnn dip -TrJpn„p Qiruhlnrr •„ A " „.V '■ •

.orthodoxe' Lehre von der Höllenfahrt Christi nachzu- Lehrern" llsTiL^k^n MinZbJ T "ein'g|n

SXlbDrraIChrLTnTif m mannigf3Ch€ StrÖmUnge" ft^jÄ

ausgesprochen wäre, sondern lediglich aufgrund der sonstigen
Stellung des Bischofs in seinen Briefen. Die
Bußverkündigung des Hermas ist S. 27 „überraschend neu

samten Materials zur Höllenfahrt Christi in diesem

Buche auch sein mag, als ganzes kann es nicht befriedigen
.

Göttinnen. H. Seesemann.

S. 57 ist zu Tertullians Zeit „doch ein gewisses Machtbewußtsein
bei den Vorstehern erwacht, man besinnt
sich auf günstige Schriftstellen; die Sache scheint noch
im Werden zu sein u.s.w.". Trotzdem soll in diesem
„Erwachen" des Hierarchischen eine „natürliche, legitime

Höh, Dr. Josef: Die kirchliche Buße im ... Jahrhundert. Eine teS^^^L?^^** fdafflr, ^'^M

Untersuchung d. patrist. Bußzeugnisse von Clemens Romanus bis öenken?-,e 1 rotestanten als Zeugen aufgerufen. Aber der

Ciemens Alexandrinus. Breslau: Müller 8= Seiffert 1932. (VII, 138 s.) verstorbene Erwin Preuschen, der dafür ins Feld geführt

Lex. 8° = Breslauer stud. z. hist. Theologie hrsg. v. F. H. Seppelt, wlra> spricht an der angezogenen Stelle nicht von einer
F. Maier, B. Altaner, Bd. XXII. RM 7.50. , „legitimen Entwicklung", sondern von „praktischen

Höh, Pfarrer in Großkitzighofen (Bayern), der 1919 Gründen", die das kirchliche Amt an die Stelle „enthusia-
eine Arbeit „Die Lehre des hl. Irenäus über das N.T." I stischer Ordnungen" treten ließen. Gewiß war diese

veröffentlicht hat, untersucht in der vorliegenden Schrift Entwicklung „natürlich", aber ihre „Legitimität" ist eine
die Bußzeugnisse des 2. Jahrhunderts, die er gegenüber , andere Sache. Zugleich kann ich, wie bei der Primats-

der späteren Zeit „gerne etwas summarisch abgetan" entwicklung, mein Staunen über eine dogmatische oder

findet. Er gliedert sie in einen italischen Kreis (I Clem., dogmengeschichtliche Genügsamkeit nicht unterdrücken,

Pastor Hermae, II. Clem., Buße des Natalis, Tertullian, die schon zufrieden ist zu Tertullians Zeit ein „Werden",

Hippolyt-Kallist), kleinasiatischen Kreis (Epistula Apo- ein „Sichbesinnen auf günstige Schriftstellen" (S. 57),

stolorum, Ignatius, Polycarp, Justinus, Dionysius von bei Hermas „Keime" des späteren Bußwesens (S. 33)

Korinth, Irenäus und die Märtyrer von Lyon), und entdeckt zu haben, also eines „Sakramentes", das über

palästinisch-alexandrinischen Kreis (Didache, Barnabas- 100 Jahre vorher vom menschgewordenen Gottessohn

brief, Clemens von Alexandrien). Man kann diese Glie- „eingesetzt" oder „gestiftet" worden sein soll. So liest

derung im allgemeinen gelten lassen, wird aber II. Clem. man nämlich sonst in dogmatischen Lehrbüchern, von

nicht zum italischen, sondern wie Dionysius von Korinth Katechismen ganz zu schweigen, nicht von „Keimen",

zum kleinasiatischen Kreis rechnen, da nun einmal c. 7 die Christus gelegt habe, nicht von „günstigen Schrift-

dieser Predigt von Rom weg und nach Korinth hin weist, stellen", auf die man sich später „besinnen" konnte.
Was die Untersuchungen selbst betrifft, so verdient ne- Die Form der Schrift läßt sehr zu wünschen übrig.