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Ausgabe:

1933 Nr. 22

Spalte:

399-400

Autor/Hrsg.:

Grayzel, Solomon

Titel/Untertitel:

The church and the Jews in the XIIIth century 1933

Rezensent:

Fiebig, Paul

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399

Theologische Literaturzeitung 1933 Nr. 22.

400

der deutschen Überlieferung besser und länger gehalten.
Es war, wie der Verf. mit Recht bemerkt, ohne Zweifel
die der Situation Theodors verwandte Lage auf dem
deutschen Missionsfelde (die mit der notwendigen
Rücksichtnahme auf „Häresie" und „heidnischen Barbarismus
" noch nicht vollständig gekennzeichnet ist), die
diesen Unterschied in erster Linie verursacht hat.

Es liegt in der Natur der entsagungsreichen und
soliden Arbeit, daß grundstürzende Ergebnisse für die
Kirchengeschichte von ihr nicht zu erwarten waren. Die
Untersuchung der Wirkung und Ausbreitung der theodorischen
Überlieferung und damit ihre allgemeinere
kulturgeschichtliche' Bedeutung blieb überdies einem
zweiten Band der Arbeit vorbehalten. Die sichere philologische
Grundlegung bedeutet nichtsdestoweniger einen
wirklichen wissenschaftlichen Gewinn, durch den die
ältere Literatur überholt und künftiger Forschung der
Weg in sehr willkommener und dankenswerter Weise
geebnet worden ist.

Göttingen. H. v. Campenhausen.

Baedae: Opera historica. With an english translation by J. E.

King, M. A., D. Litt., I: Ecclesiastical history of the English nation.

Based on the Version of Thomas Stapleton, 1565. Books I. — III.

II. Ecclesiastical history of the English nation. Books IV and V:

Lives of the abbots. Letter to Egbert. London : W. Heinemann 1930.

(XXXV, 505 S. m. 1 Taf. u. 1 Kte, u. IX, 517 S. m. 1 Taf.) kl.

8°. = The Loeb Classical Library, je Lwd. 10 sh; Ldr. 12 sh 6 d.
Die „Loeb classical library" hat sich entschlossen, in zwei schmucken
Bändchen die wichtigsten historischen Werke Bedas einem weiteren Leserkreis
zugänglich zu machen, d. h. in erster Linie die Kirchengeschichte,
die durch die Historia abbatum und die Epistula ad Egbertum ergänzt
wird; die chronologischen Schriften und die Cuthbertviten sind beiseite
gelassen. Der lateinische Text ist im Wesentlichen der Text der ersten
kritischen Ausgabe durch Smith (1722), ergänzt durch kurze Notierung
der Abweichungen bei Plummer (1896). Die englische Uebersetzung
lehnt sich an Thomas Stapleton an, der 1565 den Versuch machte, mit
Bedas Kirchengeschichte Königin Elisabeth für den Katholizismus zu
gewinnen. Gerade eine solche etwas altertümliche sprachliche Fassung
schien dem Hrsg. geeignet, für Bedas Werk die rechte Stimmung zu
bewirken. Eine kurze historische Einleitung, einige knappe Anmerkungen
sowie eine Karte und Register erleichtern die Benutzung. Wie man
sieht, ist die Ausgabe vorab für den englischen Laien berechnet, dem
eine gewisse Kenntnis Bedas einfach zur nationalen Bildung gehört.
Sie dürfte aber auch in Deutschland, zumal heute, jedem willkommen
sein der die klassische Missionsgeschichte eines germanischen Stammes
in einer brauchbaren kleinen Ausgabe zu besitzen wünscht.

Göttingen. H. v. Cam pjen hausen.

Grayzel, Solomon: The church and the Jews in the XIIIth
Century. Philadelphia: The Dropsie College for hebrew and
cognate learning 1933. (377 S.)

84 Seiten dieser Arbeit, mit der sich G. den Dr. phil.
erworben hat, behandeln das Verhältnis der katholischen
Kirche zu den Juden in der Zeit von 1198 bis 1254.
S. 85—338, also der Hauptteil des Buches, bieten die
Quellen, aus denen G. geschöpft hat, im Urtext und in
englischer Übersetzung, versehen mit Anmerkungen. S.
339 ff. folgen dann noch Anhänge und Register. Vielfach
greift G., namentlich in den Anmerkungen des
1. Teils auf frühere Zeiten zurück. Besonders für den
Kirchengeschichtler, überhaupt für den Historiker, ist
G.s Arbeit eine reiche Fundgrube. Als solche tritt sie
neben L. I. Newman, Jewish influence on Christian reform
movements, New York, 1925. Einerseits versuchte
man, die Juden zu Christen zu machen, schonte sie auch
— vgl. über die dogmatischen Motive dafür S. 12 —,
anderseits degradierte und kennzeichnete man sie auf
die mannigfaltigste Weise. Wie Innocenz IV. 1247 im
Namen der christlichen Religion eine blutige Judenverfolgung
für inhumanum et dissonum pietati erklärte, ist
S. 264 f. zu lesen. Für uns Deutsche der Gegenwart ist
es sehr lehrreich, an diesem Buche zu sehen, wie im
Ausland das Dropsie oollege for hebrew and cognate
learning arbeitet und zu arbeiten vermag. Die historische
Abteilung dieses College plant die Veröffentlichung einer

Reihe historischer Quellenbücher über das gegenseitige
Verhältnis von Juden und Nichtjuden.

Leipzig. Paul F i e b i g.

Calvin, Joh: Psychopannychia. Leipzig: A. Deichert 1932.
(V, 108 S.) 8°. = Quellenschriften z. Gesch d. Protestantismus in Verbdg.
m. a. Fachgenossen hrsg. v. C. Stange, 13. H. RM 3—.

Es ist sehr erfreulich, daß die theologische Erstlingsschrift
Calvins, die in den jetzt erscheinenden Opera
selecta Calvini (München, Kaiser, 1926 ff.) keine Aufnahme
finden konnte, weiteren Kreisen zugänglich ge-
| macht worden ist. Die neue Ausgabe ist nach den einleitenden
Bemerkungen des Herausgebers offenbar veranstaltet
worden, weil die Schrift für das Verständnis von
Calvins „theologischer Anthropologie" von Wichtigkeit
ist. Hoffentlich regt sie dazu an, dieses fast gänzlich
brach liegende Gebiet Calvinischer Theologie zu bearbeiten
!

Der Herausgeber hat sich durch seine Mühe aber
auch ein wissenschaftliches Verdienst erworben. Die
neue Ausgabe der Psychopannychia ist besser als die im
Corpus Reformatorum, auf die man bisher angewiesen
war.

Der Text ist sorgfältig nach dem Erstdruck von
1542 wiedergegeben (S. 49,6 lies: vobis statt nobis).
Die zweite Auflage von 1545 und das CR sind verglichen
worden. Textkritische Anmerkungen geben darüber
Aufschluß. Die Seitenanfänge des CR sind am
Rande vermerkt.

In Fußnoten finden sich Bemerkungen des Herausgebers
, die der Erklärung des Textes dienen. Sehr
wertvoll ist, daß zu diesem Zwecke auch Stellen aus
anderen Werken Calvins angeführt werden.

Leider ist darüber manches andere vernachlässigt
worden. Die Bibelstellen, die Calvin anführt, sind nicht
alle nachgewiesen (s. z. B. S. 70 f.). Dasselbe trifft auf
die Zitate aus den Kirchenvätern und anderen Schriftstellern
zu (s. z. B. S. 23. 27 f. 46 f. 84). Der Herausgeber
hätte mühelos manchen Nachweis in den entsprechenden
Teilen der Neuausgabe der Institutio in den
Opera selecta finden können. — Sehr nachteilig ist auch,
daß bei den Zitaten, deren Fundort Calvin selbst angibt,
nicht angezeigt wird, wo sich diese Stellen in modernen
wissenschaftlichen Ausgaben der betreffenden Schriftsteller
finden. — Calvins Institutio wird noch nach der
Ausgabe im CR angeführt.

Dem Texte wird vom Herausgeber eine Einleitung
voraufgeschickt. Die Hauptgedanken der Psychopannychia
werden in ihr herausgehoben; ferner wird
mitgeteilt, was über die Entstehung der Schrift und ihre
verschiedenen Drucke bekannt ist, und schließlich wird
über die Editionsgrundsätze der neuen Ausgabe Aufschluß
gegeben. — Lies hier S. 1,3: ac solida; S. 13,19:
simile statt similo.

Zum Verständnis der Gegner, mit denen sich Calvin
in der Psychopannychia auseinandersetzt, kann der Herausgeber
nur auf K. Müllers Kirchengeschichte verweisen
. Calvin selbst kannte die Lehre vom Seelenschlaf, die
er bekämpft, auch nur indirekt durch die Mitteilungen
eines Freundes (vgl. sein Vorwort, S. 16,6). Aber er
I hat davon gehört, daß seine Gegner ihre Meinung auf
I Flugblättern verbreiten (S. 16, 5). Es wäre sehr interessant
, wenn diese Dokumente uns einmal bekannt (werden
würden, falls überhaupt noch welche davon erhalten
I sind. Doch diese Nachforschungen konnte der Herausgeber
von Deutschland aus nicht anstellen. Wir hoffen,
[ daß die französische Reformationsforschung bald einmal
! dieser Aufgabe sich annehmen wird, damit wir, Wenn
möglich, ein unmittelbares Bild von den Leuten erhalten,
gegen die sich Calvin wendet.

Wuppertal-Elberfeld. Wilhelm Niesei.

Co urvoisi er, Pastor Lic. Jacques: La Notion d'Eglise chez

Bucer dans son developpement historique. Paris: F. Alcan 1933.
(V, 156 S.) gr. 8° = £tudes d' Histoire et de Philosophie religieuses.