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Ausgabe:

1933

Spalte:

354-357

Autor/Hrsg.:

Torm, Frederik

Titel/Untertitel:

Die Psychologie der Pseudonymität im Hinblick auf die Literatur des Urchristentums 1933

Rezensent:

Meyer, Arnold

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, beide in Göttingen

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften. Bearbeitet von Lic. Dr. phil. REICH und Lic. H. SEESEMANN, beide in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Profeaaor D. BAUER in Göttingen, DOatere Eichenweg 46, au senden,
Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. Gewähr für Besprechung oder Rücksendung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Güttingen, wird nicht übernommen.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1

58. JAHRGANG, NR. 20 30. SEPTEMBER 1933

Spalte

Bossert: Bossert Bibliographie (Alt) . . . 364
Burkert: Evangelische Religion (Feigel) . 366
Hoppe: Beiträge zur Sprache und Kritik

Tertullians (Koch).............360

Koch: Christliche Symbole (Lerche) .... 367

Spalte

Luther: Vorbereitung und Verbreitung von
Martin Luthers 95 Thesen (Wolf).....363

Mc Giffert: A History of Christian Thought
(Krüger)..................359

Molitor: Die Auferstehung der Christen

Spalte

und NichtChristen nach dem Apostel Paulus
(Fuchs).................357

Schumpp: Das Buch Tobias (Violet). . . 353
Torrn: Die Psychologie der Pseudonymität
im Hinblick auf die Literatur des Urchristentums
(Meyer)..............354

Schumpp, p. Meinrad M., O. P.: Das Buch Tobias. Übersetzt dieser Anordnung ist, daß das Buch, von jenen Exkur-
und erklärt. Münster i. W.: Aschendorff 1933. (LXXXXIX, 292 S.) sen abgesehen, sich schwer liest. Man müßte um ZU

gr. 8U. = Exeget. Handbuch z. A. T. Begr. v. J. Nikel, hrsg. v. A
Schulz. 11. Bd. RM 9.80; geb. 11.80.

Wenn mir, was glücklicherweise nicht der Fall ist,
der Auftrag zuteil geworden wäre, das Buch Tobit zu
bearbeiten, so hätte ich es vermutlich so gemacht oder
zu machen versucht, wie mit dem IV. Esra in meiner
Ausgabe in den griech. christl. Schriftstellern, hrsg. v. d.
Kirchenväter-Kommission der Preuß. Akad. d. W., Bd. 18
(1911) und 32 (1924). Denn die Sachlage ist bei beiden
Büchern zwar nicht gleich, aber ähnlich. Hebräische
oder aramäische Ursprache ist sicher oder doch wahrscheinlich
; mehrfache Übersetzung ins Griechische liegt
bei Tobit vor, ist bei Esra zwar bisher verloren, aber
sicher; von da aus (wahrscheinlich) sind die Bücher in
die Itala (resp. Vulgata), ins Syrische, Koptische, Äthiopische
, Arabische, bei Esra ins Georgische, direkt oder
indirekt, als Enkel oder Urenkel übergegangen, wozu
bei Tobit noch Weiterübersetzungen ins Aramäische und
Hebräische kommen. Freilich ist ein Unterschied dabei,
ein wesentlicher, nämlich, daß für Tobit sehr viele textliche
Vorarbeiten vorhanden waren, für die Esra-Apoka-
lypse aber verhältnismäßig wenige.

Ich hätte auch bei Tobit versucht, den Text nicht
nur mir, sondern auch den Lesern, zunächst in hexa<-
plarischer oder hepta-, vielleicht gar oktaplarischer Gestalt
, griechisch und lateinisch in Urform, die Orientalen
in genauer deutscher oder lateinischer Eigenübersetzung
, soweit mir möglich, vor Augen zu stellen.
Jedem Texte hätte ich wie bei Esra die Textkritik sofort
unten beigegeben. Offensichtlich minderwertige oder ganz
wertlose Textformen hätte man natürlich weggelassen.
— Den sachlichen Kommentar (den ich bei Esra überhaupt
nicht zu geben hatte) hätte ich vom Texte völlig
gesondert.

Ob dies buchhändlerisch in der Not der Gegenwart
durchführbar gewesen wäre, weiß ich freilich nicht.

wissen, ob man dieser oder jener Lesart folgen soll,
eigentlich immer erst die ungeheure Arbeit nachmachen,
die Schumpp geleistet hat.

Aber die andere Folge ist, daß das Buch überhaupt
fertig geworden und gedruckt worden ist, wofür wir
dankbar sein wollen. Es enthält große und sehr vielseitige
Gelehrsamkeit und wird sowohl Studenten wie
Forschern, besonders auf katholischer, aber auch auf
evangelischer Seite gute Dienste leisten. Die Textübersetzung
ist sehr hübsch, und die Erklärung sehr lehrreich
.

Berlin. Bruno Violet.

Torrn, Prof. Frederik: Die Psychologie der Pseudonymität im
Hinblick auf die Literatur des Urchristentums. Gütersloh:
C. Bertelsmann 1932. (55 S.) gr. 8°. = Stud. d. Luther-Akademie. Hrsg.
i. Auftr. d. Vorstandes v. C.Stange. 2. H. RM 1.50.

Wie die Fälschung religiöser Texte, im Altertum
psychologisch erklärbar sei und wie die Forderung der
Wahrhaftigkeit, welche damals wie immer bestanden hat,
von den Fälschern beurteilt wurde, wie weit es psychologisch
möglich ist, daß eine tiefergriffene religiöse Persönlichkeit
mit klarem Bewußtsein sich dieser Unwahr-
haftigkeit schuldig machen kann, wie ferner das Altertum
, solche Fälschungen beurteilt habe — diese für die
neutestamentliche Wissenschaft so wichtigen Fragen,
sind, wie Torrn mit Recht bemerkt, bisher zu wenig erörtert
worden. Es ist wirklich auffallend, wie unbekümmert
Kritiker Schriften für unecht erklären, ohne sich
zu fragen, was sich der Verfasser wohl dabei gedacht hat,
wenn er dergleichen wagte und wie die Zeitgenossen ihm
die Fälschung abnahmen. Es ist daher zu begrüßen, daß
der Kopenhagener Prof. Frederik Torrn auf der ersten
Tagung der Luther-Akademie zu Sondershausen diese
Fragen, freilich wie er selbst sagt, in zu großer Kürze

P. Schumpp hat eine andere Darbietung, vielleicht K^tL^ ^ ^ f^iliCh Jf^^'u daß- 'S
u»rM vnriezofren. Nach einer sehr eroiehioen Fin- I |be,n ,dlese Probleme und ihre ethisch-psychologische

Bedeutung ziemlich gleichzeitig mit T. erörtert habe
u. d. T.: Religiöse Pseudepigraphie als ethisch-psychologisches
Problem.1 Da meine Abhandlung, wie auch

mit Recht, vorgezogen. Nach einer sehr ergiebigen Ein
leitung (S.XI-LXXXXVII) bietet er auf 280 Seiten den
Kommentar so, daß er abschnittweise jedesmal seinen
deutschen Text voranstellt und ihn dann textkritisch und

SE Ä ffl Vers bespricht, und zwa in drei ! ™ früherer Aufsatz, der während des Kriegs in der
H XiU l 1 3 17- 4—1213 1 — 14 15 Außerdem schwelz- Zeitschrift „Wissen und Leben" erschien, an
li3t>2Z2^M&- Ä i i übe? hZ n*M ab§el^ner Stelle gestanden hat, so sei mir dieser

bietet er mehrere wertvolle Exkurse, z. B. über Herz
und Leber als Heilmittel zur Vertreibung des Dämons
S. 165 ff., die Heilung der Blindheit des Tobias S.207ff.,
Lehre von den sieben Engeln S. 229 ff. u. a. Die Folge

Hinweis gestattet. Da mein Ergebnis von dem T.s recht

1) Archiv für die gesamte Psychologie, Band 86, Heft 1/2, 1932
Festgabe für E. Wcntscher in Bonn.

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