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Ausgabe:

1933

Spalte:

337-339

Autor/Hrsg.:

Jeremias, Joachim

Titel/Untertitel:

Die Passahfeier der Samaritaner und ihre Bedeutung f. d. Verständnis der alttestamentl. Passahüberlieferung 1933

Rezensent:

Schmidt, Hans

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, beide in Göttingen

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljabreheften. Bearbeitet von Lic. Dr. phil. REICH und Lic. H. SEESEMANN, beide in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind a u s s c. h I i e ß 1 i ch an Professor D. BAUER in Gottingen, Düstere Eichenweg 46, au Benden,
Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. Gewähr fUr Besprechung oder Rücksendung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, wird nicht übernommen.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1

58. JAHRGANG, NR. 19 16. SEPTEMBER 1933

Spalte

Al-Nakawa: Menorat ha-maor (Windfuhr) 339

Atlas, Historischer, aus der Provinz Brandenburg
(Peper)................347

Bornkamm: Mythos und Legende (Hennecke
) ....................341

de Bruyne: Les anciennes traduetions la-

Spalte

tines des Machabees (Bickermann) .... 340

Burkitt: Church and Gnosis (Bauer) . . 343
Jeremias: Die Passahfeier der Samari-

taner (Schmidt)............... 337

Just: Das Erzbistum Trier (Lerche). . . . 349

Löhe: Löhes Jugend (Usener)....... 351

Spalte

M e i n e r t: Papsturkunden in Frankreich
(Lerche)...................346

Müntzer: Brandt (Lerche)........347

Pastor: Geschichte der Päpste seit dem
Ausgang des Mittelalters (Hashagen) . . . 348

Zellinger: Augustin und die Volksfrömmigkeit
(Koch)...............345

Jeremias, Prof. D. Dr. Joachim: Die Passahfeier der Samari-

taner und ihre Bedeutung f. d. Verständnis der alttestamentl. Passah-
überlieferung. Gießen: A. Töpelmann 1932. (VII, 109 S. m. 48 Abb.)
gr. s°. = Beihefte z. Zeitschr. f. d. alttestamentl. Wiss.. 59. RM 9—.

Im Jahre 1931 fiel der 15. Nisan samaritanischer
Zeitrechnung — der Tag des Passah — auf einen Sab-
bath. Mit Rücksicht auf das mit Sabbathbeginn, also
gleich nach Sonnenuntergang geltende Arbeitsverbot
mußte das sonst in der beginnenden Dunkelheit und
den ersten Abendstunden des 15. Nisan stattfindende
Schlachten, Zubereiten und Braten der Passahlämmer diesmal
auf die letzten Stunden des 14. Nisan, den Freitag-
Nachmittag, vorverlegt werden. Daraus ergab sich 1931
die einzigartige Gelegenheit, die Vorgänge des samaritanischen
Passahschlachtens und die Feierlichkeiten, die
es umgeben, bei hellem Tageslicht zu sehen und zu
photographieren.

Joachim Jeremias, der um diese Zeit im „deutschen
evangelischen Institut für Altertumswissenschaft
des heiligen Landes" in Jerusalem arbeitete, hat sich das
Verdienst erworben, die seltene Gelegenheit gründlich
wahrgenommen zu haben. Er legt in diesem Buche 45
zum Teil von ihm, zum Teil von dem in Jerusalem
wohnenden arabischen Photographen Ra'ad und dem

jungen schwedischen Theologen Giertz, die mit ihm an nen Familien zu einem Gemeindeopferfest am Altar des
der Feier teilgenommen haben, aufgenommene Photo- Zentralheiligtums geworden ist, so hat auch das Passah
graphien des Passahschlachtens und der damit verbünde- | der Samaritaner eine Zentralisierung erfahren; aber sehr
nen gottesdienstlichen Handlungen vor. Hinzugefugt ; spät) nämlich erstmalig entweder in der ersten Hälfte
sind aus einem schwedischen Prachtwerk aus der Kriegs- | des 12. oder in der zweiten Hälfte des 16. nachchrist-
zeit (Samaritanernas päskfest i oxd och bild, Text von ; licnen Jahrhunderts. Indessen auch nach dieser Zentra-
Whiting, Bilder vori Larsson »herausgegeben von S. La- ; Hsferung hat das samaritanische Passah (anders als das
gerlöf und Sw. Hedin) drei 1917 mit Blitzlicht aufge- i in Jerusalem gefeierte) reichliche Spuren der altisraeli-
nommene Photographien des Passah e s se n s, das auch | tisch vordeuteronomischen Weise der Feier erhalten.
1931 in der Dunkelheit stattfand und von dem daher mit j Solche Spuren sind z. B : Vollzug der Schächtung durch
den technischen Mitteln, die diesmal zur Verfügung : Laieri) der Blutritus an den Eingängen der Zelte (wie
standen, Bilder nicht gemacht werden konnten. Jedem i er früher an den Haustüren vollzogen wurde), das Auf-
der 48 Bilder ist ein beschreibender Text hinzugefugt, spießen der Tiere auf Holzspießen, das Braten in einer
der die Bilder in ausgezeichneter Weise deutet und dem mit unbehauenen Steinen ohne Mörtel ausgemauerten
Leser die Beobachtungen der Augenzeugen vermittelt. Grube. Ein alter Zug, in den zwar nicht ein vordeutero-
Wer bei einem neueren Besuch Palästinas einen Ein- > nomischer, aber ein im Judentum auch schon durch
druck gewonnen hat von der schnellen und stetig sich Hillel außer Kraft gesetzter Brauch weiterlebt, ist die
steigernden Überschwemmung des Landes mit westlicher zeitliche Verdrängung der mit dem Passahbrauch geDenkweise
und Lebensform und der damit gegebenen ! gebenen Arbeiten durch den Sabbath. Die samaritani-
Zersetzung alter bodenständiger Sitte, der weiß zu schät- sehe Gemeinde hat sich in diesem Punkte die Hoch-
zen, was uns allein schon diese Bilder geben. Ist es Schätzung des Sabbath erhalten, die wir in unmittelbar
doch mehr als fraglich, ob die kleine Samaritanische Ge- | nachexilischer Zeit beobachten.

337 . 338

meinde, wenn ihr Passah wieder einmal auf einen Sonnabend
fällt, sich noch so darstellen wird, wie an diesem
1. Mai des Jahres 1931. Die Wissenschaft hat augenblicklich
in Palästina kaum eine dringlichere Aufgabe
als die Aufnahme des Bestandes von noch vorhandenem
Gut alten, bodenständigen Volkstums.

Was uns hier geboten wird, ist nun aber ein Stück
Volkstum ganz besonderer Art. Es ist ein kultischer
Vorgang, der sich aus urältester Zeit in einer ganz
erstaunlichen Ursprünglichkeit erhalten hat. Diese Sa-
maritaner von 1931 verhalten sich — das ist die eigentliche
These des Buches — bei ihrem Passahschlachten
und Passahessen fast genau so, wie es die israelitischen
Bewohner des Landes bis zum Jahre 621 v. Chr., bis
zur Kultusreform des Königs Josia, getan haben.

Dem Beweis dieser These gelten die durch die erschöpfende
Auswertung sowohl der jüdischen als der
samaritanischen Quellen wertvollen Ausführungen des
zweiten Teiles (S. 53—109).

Das Bild, das der Verfasser von der Geschichte des
samaritanischen Passahschlachtens gewonnen hat, läßt
sich mit wenigen Worten so nachzeichnen:

Wie im alten Israel im Jahre 621 das Passah aus
einem überall in den einzelnen Ortschaften vom Hausvater
vollzogenen apotropäischen Schutzritus der einzel-

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