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Ausgabe:

1933 Nr. 17

Spalte:

313-314

Autor/Hrsg.:

Wentz, Gottfried

Titel/Untertitel:

Das Bistum Havelberg 1933

Rezensent:

Peper, H.

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313

Theologische Literaturzeitung 1933 Nr. 17.

314

der Literatur vermisse ich P. Dörfler, Die Anfänge der Heiligenver- ]
ehrung nach den römischen Inschriften u. Bildwerken, München 1913.
München. _Hugo Koch.

The Monasteries of the Wädi 'n Natrün. Part II: The History
of the monasteries of Nitria and of Scetis. Von Hugh O. Evelyn
White. Hrsg. v. Walter Hauser. New York: Metropolitan Museum
of Art 1932. (XLIV, 495 S. u. 8 Taf.) 4°. — Publications of
the Metropolitan Museum of Art. Egyptian Expedition. Hrsg. v. Albert
Morton Lythgoe. $15—; geb. 17.50.

Das umfangreiche Werk schildert eine Entwickelung,
die nur in ihren Anfängen allgemeiner Anteilnahme begegnet
: die Geschichte des Mönchtums in der nitrischen
und sketischen Wüste, von den Anfängen bis ins 19.
Jahrhundert hinein. Die Anfänge gehören in eine Zeit,
da dieses Mönchtum ein geistiger Mittelpunkt der Kirche
war und die Frommen von weither kamen, um das
neue Leben in der Einöde zu sehen. Dann gab es allerlei
Hemmungen innerer und äußerer Art: aus dem Mittelpunkte
wurde ein Stück Peripherie. Verfasser und Herausgeber
ließen es sich aber nicht verdrießen, auch die
späten Nachfolger der asketischen Klassiker mit Fleiß
und Anteilnahme zu schildern. Reiche Quellen in den
verschiedensten Sprachen wurden aufgestöbert und benutzt
. So entstand ein farbenprächtiges Bild, das nicht
nur für den Erforscher der Kirchengeschichte wichtig
ist, sondern vornehmlich für den der Kulturgeschichte.
Auch allerlei anekdotische Stoffe werden mitgeteilt, wenn
sie Tatbestände treffend beleuchten.

Der schwache Punkt der Darstellung ist das, was
über die Voraussetzungen des altkirchlichen Mönchtums
gesagt wird. Es war nicht notwendig, auf die hier bestehenden
Fragen überhaupt einzugehen. Wenn es aber
geschah, dann mußte die asketische Stimmung mit ihrem
geistigen Untergrunde genauer behandelt werden; dann
durften die sog. Sarapisbüßer nicht mit ein paar Sätzen
erledigt werden, die die neuere Forschung nur ungenügend
berücksichtigen, usw.

Aber bei der Darstellung des nitrischen und sketischen
Mönchtums selbst sind die Verfasser in ihrem
Elemente. Abschließendes können sie natürlich nicht
überall bieten. Eine der Hauptquellen, die Apophtheg-
mata Patrum, kann heute schon deshalb nicht ausgeschöpft
werden, weil eine genügende Ausgabe fehlt.
Doch ist im vorliegenden Werke getan, was getan werden
konnte. Besonderes Lob verdienen die philologischen
und geographischen Einzeluntersuchungen.

Auf 8 Tafeln sind beigegeben: wertvolle Karten;
Porträts des hl. Makarios und des Apa Pschoi (diese
koptischen Porträts bedürften einer zusammenfassenden
Untersuchung); Bilder aus der Wüste; Handschriften-
facsimiles (besonders lehrreich eine alte Polyglotte).
Großpösna b. Leipzig.__J. Lcipoldt.

Wentz, Oottfried: Das Bistum Havelberg. Im Auftr. d. Kaiser-
Wilhelm-Instituts f. deutsche Gesch. bearb. Berlin: W. de Gruyter
& Co. 1933. (XII, 464 S.) gr. 8°. = Germania Sacra. 1. Abt.: Die
Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg, 2. Bd. RM 30—.

Dem 1929 erschienenen 1. Teil des ersten Bandes
(Bistum Brandenburg) folgt jetzt bereits der 2. Band
dieses bedeutenden Werkes; dieser ist dem Bistum Havelberg
gewidmet. Wieder schreibt P. Kehr eine kurze
Einführung und berichtet über den Stand der Arbeiten
an der Germania Sacra. Der zweite Teil des ersten
Bandes ist in Arbeit, auch mit dem Bistum Halberstadt
sowie den Bistümern Merseburg und Naumburg ist begonnen
worden. Das Erzstift Magdeburg hat G. Wentz
übernommen, Hildesheim und Bamberg sowie Konstanz
und Köln sind in Aussicht genommen; doch wenn auch
die Wege vorgezeichnet sind, die die Germania sacra in
den nächsten Jahren gehen wird, der Mangel an verfügbaren
Mitteln und anderes verhindern die Inangriffnahme
eines das ganze Deutschland gleichmäßig umfassenden
Arbeitsprogramms. Dann äußert sich Wentz
über seine Arbeit und ihre Methoden, kann dabei auf
das Vorwort des ersten Bandes verweisen. (Angezeigt:
Theol. Litzeit. 1930, Nr. 19.) Von einer Beigabe von

Karten ist abgesehen worden, da das treffliche Kartenwerk
„Hist. Atlas d. Provinz Brandenburg" die entsprechenden
Karten bringt. Einer Anregung von W.
Holtzmann folgend gibt der Herausgeber aber dankenswerter
Weise eine Erläuterung der im Text genannten
Maß- und Münzeinheiten. Schließlich nennt er die benutzten
Archive und Institute. — Dann wird wie im
ersten Band zunächst das Hochstift selbst ausführlich
historisch-statistisch dargestellt. Die erstrebte Vollständigkeit
der Literaturangaben ist wohl mit Unrecht bemängelt
worden. Der 1. Teil gliedert sich in folgende
Abschnitte: Quellen und Literatur. Archiv. Historische
Übersicht, Bischpfsreihe, die Beamten der Zentralverwaltung
, Pröbste, ein eingehendes Ortsregister des bischöflichen
Grundbesitzes, Patronatskirchen. In gleicher
Gliederung sind dann im zweiten Teil die Stifter,
Klöster und Komtureien der Diözese dargestellt.. Ich
nenne das Prämonstrantenser Domkapitel St. Marien auf
der Burg Havelberg, dann die Prämonstratenser Stifter
Jerichow und Broda, das Kollegiatstift Strelitz, die Zisterziensernonnenklöster
Marienfließ, Lindow, Wanzka,
die Besitzungen des Zisterzienserklosters Dünamünde
(Livland) in der Diözese Havelberg, die Franziskanerklöster
Neubrandenburg, Kyritz, Gransee, die Dominikanerklöster
in der Neustadt Röbel (Mecklenburg) und
Neuruppin, das Karmelitenmönchskloster Perleberg und
die Johanniterkomtureien Miiow, Gardow und Nemerow.
— Im dritten Teil folgt die Rekonstruktion einer Bistumsmatrikel
für die Mitte des 16. Jahrhunderts. —
Es ist nicht möglich im Rahmen einer kurzen Anzeige
die Fülle des in diesem Bande enthaltenen Materials auch
nur anzudeuten. Wenn das Werk auch in erster Linie
für den Kirchenhistoriker bestimmt ist, es ist nicht
minder wertvoll für den Heimatgeschichtsforscher. Auch
der Kulturhistoriker sowie Familienforscher werden manchen
Hinweis finden. Ein ausführliches Register der
Orts- und Personennamen erhöht die Brauchbarkeit des
Werkes beträchtlich.
Bernburg._H. Peper.

Nölkensmeier, P. Dr. Christoph, O. F. M.: Ethische Grundfragen
bei Bonaventura. Leipzig: F. Meiner 1932. (IV, 100 S.)
8°. = Forschgn. z. Geschichte d. Philosophie u. d. Pädagogik. In
Verbdg. m. Th. L. Haering, N. Hartnfann, H. Heimsoeth, hrsg. v.
A. Schneider. V. Bd., H. 2. rm 7.20.

Im Anschluß an die neue Deutung Bonaventuras
durch Gilson hat der Verf. versucht, aus zahlreichen verstreuten
Bemerkungen in B.s Gesamtwerk eine ethische
Prinzipienlehre zu rekonstruieren. In zwei Hauptteilen
wird das bonum als Gegenstand des sittlichen Verhaltens
(S. 5—46) und die bonitas als Eigenschaft des sittlichen
Subjektes (S. 47—90) beschrieben. Der Ternar modus,
species, ordo wird auf die Seins lehre erst im aristotelischen
, dann im augustinischen Verständnis angewandt.
Dann wird gezeigt, wie die gleichen Gesichtspunkte in
der Wertlehre wiederkehren. Gut ist hier vor allem der
Nachweis, wie das bonum morale der Gegenstand des
menschlichen Willens primär um seiner dreifachen Be-
zogenheit auf Gott ist, und nur sekundär unter dem Gesichtspunkte
der beatitudo. Die Verdienstlichkeit darf
also nie Motiv des Guthandelns sein. Der Verf. unterstreicht
ferner die Beobachtung Gilsons, daß die früheren
Werke, z. B. der Sentenzenkommentar, noch stärker auf
dem Boden der Metaphysik stehen (agere secundum
naturam), während später, namentlich in Hexaemeron,
das religiöse Denken (agere secundum Deum) in den
Vordergrund tritt.

Bonaventuras Denken ist wohl nicht in dem Maße
einheitlich, wie es Gilson darstellt. Gleichwohl dürfte
Gilson recht behalten, wenn er die platonisch-augusti-
nische Linie allen aristotelisch-thomistischen Deutungen
gegenüber hervorhebt. Trotzdem der Verf. darin Gilson
recht gibt, verfällt er doch im zweiten Teile wieder gelegentlich
in die traditionelle Deutung. Sowohl das Erkennen
(S. 66 f.) wie auch die Tugendanlage (S. 87)
sind zu formal (ich möchte beinah sagen zu kantisch)