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Ausgabe:

1933 Nr. 1

Spalte:

295

Autor/Hrsg.:

Petersen, Carl

Titel/Untertitel:

Handwörterbuch des Grenz- und Ausland-Deutschtums 1933

Rezensent:

Achelis, Thomas Otto

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Seite 1

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295

Theologische Literaturzeitung 1933 Nr. 15/16.

296

Eine Schrift von höchster Gegenwartsbedeutung
Die Judenfrage

von Prof. D. Gerhard Kittel-Tübingen

Zweite Auflage innerhalb 8 Tagen

78 Seiten — RM 1.20

Prof. Kittel, der beste Kenner des Judentums unter
den heute lebenden Theologen, faßt hier scharf und
klar eine für das neue Deutschland schlechthin lebenswichtige
Frage an. Er geht zurück auf die religiösen
Hintergründe des Judenproblems unserer Tage und
zeigt einen Weg zur Lösung der ungeheuren Schwierigkeiten
— einen Weg, der freilich nicht leicht zu gehen
ist, der aber in voller Verantwortung gegenüber den
Tatsachen der Völkergeschichte eingeschlagen werden
muh, wenn anders das deutsche Volk sich nicht selbst
aufgeben will.

Verlag von W.Koblhamnier, Stuttgart

giösen Erlebens, von der Autorität der Kirche, vom
„Beitrag der Wissenschaft zur religiösen Autorität" und
von der Autorität Jesu Christi. Leitlinie des Ganzen ist,
daß die autoritative Geltung großer profetischer Persönlichkeiten
nicht aus- sondern einschließt, daß „Gott sich
direkt jedem Menschen und in jedem Menschen offenbart
". Damit wird die Einsicht verbunden, daß die religiöse
und sittliche Autorität Jesu nicht in der absoluten
Beantwortung unsrer Fragen — das würde heißen, uns
die Freiheit nehmen — sondern in der Anderswendung
unsrer Probleme und damit in der Stellung seelischer
Aufgabe besteht. Demgemäß liegt die Stärke des Buches
nicht in den apologetischen Darbietungen des 3. Teils;
doch sei aus ihnen hervorgehoben, daß Verf. angesichts
der Physik großen Wert auf die Preisgabe des
Gedankens vom streng deterministischen Gesetz legt
und angesichts der Biologie sich mit Julian Huxley darin
eins weiß, daß die Religion ebenso notwendig für
die Entwicklung der Menschheit ist wie die organische
Gestaltung. Die größte Schwierigkeit bereitet dem Verf.
die Auseinandersetzung mit Vertretern einer offenbarungslosen
Religion, denen er den Vorwurf macht, sie
arbeiteten mit einem in der Theologie aufgegebenen Begriff
, wonach durch „nicht-natürliche Mittel" von Gott
Kenntnis gegeben werde. Er wird aber hiermit schwerlich
den gewünschten Eindruck erreichen, da er selbst
im christologischen Teile nicht nur nicht ablehnt sondern
betont, daß in Jesus Gott selbst in die Weltgeschichte
eingetreten ist. Gewicht erhält hier besonders die Sünd-
losigkeit Jesu, die einerseits nicht als eine Mitgift aus
der Präexistenz verstanden werden soll, andererseits sich
in tatsächlicher Freiheit von gewissen Versuchungen und
Schwächen dartut und sowohl eine quantitative wie
qualitative Verschiedenheit von den Menschen bedeutet
(S. 224). „Wir haben in ihm das transzendente geeinte
Individuum", in dem uns ein Moment von Anders-
heit (otherness) erscheint. Dieser Gedanke wird mit dem
wenig klaren Begriff des „Unselbst-bewußtseins" (un-
self-consciousness mit besonderer Sinnwendung) Jesu
fortgesetzt, der sich vielleicht für dialektische Spekulationen
empfehlen ließe, mit dem aber der Verf. nicht viel
anzufangen weiß. Jedenfalls weist das Buch manche
wertvolle Gedankenführungen auf, die in theologischer
Diskussion weitergeführt werden könnten.
Wien._K. Beth.

Handwörterbuch des Grenz- und Ausland-Deutschtums. Unter
Mitwirkung von 800 Mitarbeitern, in Verbindg. m. a. hrsg. v. Carl
Petersen u. Otto Scheel. Probelieferung. Breslau: F. Hirt 1932.
(60 S. u. 1 Kte.) Lex. 8°.

Nach jahrelanger Vorbereitung soll das Handwörterbuch
des Grenz- und Ausland^Deutschtums in fünf Bänden
in Groß-Lexikonformat erscheinen. Es soll 38 Lieferungen
, je 5 Druckbogen stark, umfassen; der Preis
der Lieferung beträgt für Subskribenten 3 Mark. Zunächst
wird der 5. Band1, der das außereuropäische
Deutschtum behandelt, erscheinen, dann werden Bd. 1
bis 4 folgen, welche das Grenz- und Ausland-Deutschtum
im europäischen Raum darstellen. Man kann auch
auf Bd. 1—4 oder auf Bd. 5 für sich abonnieren.

Das Handwörterbuch soll in seiner Gesamtheit alles,
was wissenschaftliche Forschung und praktische Kenntnis
des Grenz- und Ausland-Deutschtums zusammenzutragen
vermochten, umfassen. 800 Mitarbeiter haben
sich zusammengeschlossen, um dieses Nachschlagewerk
zu schaffen, ausführliche Literaturverzeichnisse erleichtern
die Prüfung und ermöglichen die Weiterarbeit.

Es liegt auf der Hand, daß dieses Werk, das ganz
neuartig ist, starkes Interesse für den Kirchenhistoriker
und für den Mann der praktischen kirchlichen Arbeit
hat. Aus dem vorliegenden Hefte sei auf die Artikel
Bibelübersetzungen und Konkordat hingewiesen.

Es soll später auf die einzelnen Bände dieses grundlegenden
Werkes eingegangen werden.

Hadersleben. Th. O. Achelis.

Vor kurzem erschien:

Schleiermachers Predigt

und das homiletische Problem

Von Priv.-Doz. lic. theol. Dr. Wolfgang
Trillhaas, Erlangen

TV, 225 Seiten. 8°.

Trotz des Urteils von Dilthey, daß Schleiermachers
originalste Wirkungen von der Kanzel gewesen seien,
ist die Predigtarbeit Schleiermachers bisher unver.
hältnismäßig im Dunkeln geblieben. Das Buch will
diese Lücke in doppelter Hinsicht ausfüllen. Ein
erster Teil behandelt unter dem Gesichtspunkt „Predigt
und Lehre" die Verflochtenheit des Lehrgehaltes
der Predigten mit der Schleiermacherschen Auffassung
von Verkündigung. Ein zweiter Teil „Predigt und
Text" bemüht sich auf Grund der Textauslegung
Schleiermachers um die Frage des Verstehens und
der Verständlichmachung des Wortes Gottes. Der
ausführlich gebotene historische Stoff wird grund.
sätzlich diskutiert und der Prediger Schleiermacher
als lebendiger Gegenredner in die gegenwärtige praktisch
-theologische Situation hineingestellt.

Preis broschiert RM 7.50

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN
BUCHHANDLUNG IN LEIPZIG C1

Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 19. August 1933.

Verantwortlich: Prof. D. W. Bauer in Göttingen, Düstere Eichenweg 46.
Verlag der J. C. Hi nri ch s'schen Buchhandlung in Leipzig C 1, Scherlstraße 2. — Druckerei Bauer in Marburg.