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Ausgabe:

1933 Nr. 1

Spalte:

288-289

Autor/Hrsg.:

Maurer, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Ökumenizität und Partikularismus in der protestantischen Bekenntnisentwicklung 1933

Rezensent:

Wehrung, Georg

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Theologische Literaturzeitung 1933 Nr. 15/16.

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paare führt, 54 adjektivische, 2 adverbiale, 108 verbale;
daß er drei Synonyme 42 mal, vier llmal, fünf lmal
setzt. Die wenigen originalen öder sonst nicht belegten
Wendungen unterstreicht H. besonders. Den Begriff
des Stilmittels faßt er sehr weit, übernimmt im Anschluß
an Mehren auch Figuren der arabischen Rhetorik und
zeigt u. a. ein Mittel „Maß für Maß" auf, das in verschiedenen
Formen die Folge entsprechend der Tathandlung
abmißt; mitgerechnet werden auch solche, die durch
die semitische Grammatik bedingt sind, wie die reimartig
wirkende, sachlich notwendige Wiederholung des
gleichen Possessivsuffixes. Wie liebevoll H. dem Afrahat
nachgeht, beweist, daß er zwar zugibt, die Undeutlich-
keiten Afrahats seien bisweilen mehr Unfähigkeit als
Stilmittel, aber seine Verwendung der üblichen Anspielungen
wie „zeitliche Wohnung" für Stiftshütte, „wahrer
Jordan" für Taufe gewissenhaft verzeichnet. Und obwohl
H. weiß, daß die rhetorische Steigerung bei Afrahat
oft nur Wortschwellung ist, wenn z. B. Mattheus
25, 21 „guter und getreuer Sklave" durch die Einfügung
„und braver" pleonastisch zerdehnt wird, so meint er,
doch einmal rhetorische Abschwächung buchen zu können
, da Afrahat bei Reminiszenz an Mattheus 20, 12
„die Last des Tages" hinzuzusetzen vergaß „und Hitze".

H. sammelt nicht nur, sondern begründet auch und
zeigt, daß Afrahat nicht durch griechische Rhetorik hindurchgegangen
ist und die griechischen Fremdwörter
meist schon durch die syrische Bibelvorlage gegeben
waren, daß er aber mit rabbinischer Dialektik vertraut
ist, sodaß manche Parallelen, zumal bei Philo, herangezogen
werden können. Unter den Dialogen spielt der
mit Juden eine starke Rolle angesichts ihres Verhaltens
während des staatlichen Einschreitens gegen die Christen
. Dagegen lassen sich höchstens vereinzelte Dialogwendungen
als gegen persisches Heidentum gerichtet
vermuten, wie denn trotz der Herkunft Afrahats das
Persische auch sprachlich mit nur 16 Worten wenig
Einfluß zeigt. Mehrere Gleichnisse mögen tatsächliche
Vorgänge meinen, denen in der Verfolgungszeit diese
Deckform zu geben ratsam war. Daß der nur biblizisti-
sche Christ Afrahat von keiner der orientalischen Konfessionen
mit Beschlag belegt werden kann, wird aufs
neue bestätigt; zu Aussagen über Jesus bedient er sich
vorsichtig diplomatischer Ausdrücke' und schlichter Prädikationen
; einen Begriff für Trinität hat er nicht; Maria
erhält, und nur selten, die einfachen Epitheta „selig"
und „Jungfrau", sodaß sich alttestamentliche Gestalten
stärker abheben. Den Einfluß der Antiochener Schule
zeigen die gehäuften Antithesen von alttestamentlichem
Typos und neutestamentlicher Erfüllung. Zum Sarkas-
mus des Humors und zum Pathos kosmischer Gegensätze
steigert sich die zölibatäre Ablehnung des Weibes.
Hamburg. R. Strothmann.

Hölscher, Gustav: Syrische Verskunst. Leipzig: J. C. Hinrichs
1932. (VIII, 206 S.) 8°. = Leipziger. Semitist. Stud. N. F. Hrsg.
v. B. Landsberger u. H. H. Schaeder. Bd. V. RM 19.20.

Der einheimischen Metrik des Jakob bar Schakko

§alt als Prinzip des syrischen Verses einfach die gleiche
ilbenzahl. So lehrten auch die ältesten syrischen Lehrer
Europas, zumeist Maroniten in Rom. Seitdem Hahn die
Frage nach dem Rhythmus aufwarf, hat sie verschiedenste
Antworten gefunden; die Vertreter der Homotonie
setzen den Versiktus mit dem grammatischen Wortdruck
gleich. Hölscher verficht, nachdem er das Problem
historisch dargelegt hat, das schon von Fleischer angedeutete
Alternationsprinzip: Der Vers beruht auf dem
Wechsel von Senkung und Hebung, und zwar gibt es
Drei- bis Siebenheber. Die Silbenzahl ist nur eine Neiben-
ausgestaltung, sodaß der Vierheber acht- oder sieben-
silbig, und im Fall der Synkope bezw. Katalexis auch
sechssilbig sein kann, während andere Achtsilber Fünfheber
, andere Sechssilber, so in den gnostischen Liedern !
der Thomasakten, Dreiheber darstellen. Für die S t r o - j
phe weist H. bei Aphrem 76 Formen nach in so aus- j

führlichem Schema, daß z. B. beim Vierheber mehrere

Seiten im wesentlichen aus--1---1---1--bestehen,

das zunächst 4, dann 5, dann 6, dann 7, dann 8, dann
10 mal untereinandergesetzt wird, worauf weitere Seiten
in gleicher Weise die Modifikationen durch eindringende
achtsilbige, aber gleichfalls vierhebig bleibende
Verse, oder durch abschließendes dreihebiges Kolon,
sowie durch Zäsurgliederung veranschaulichen. Für das
Verhältnis von Metrum und Sprache stellt H. nicht
nur fest, daß der Versiktus gegen den grammatischen
Wortdruck verstoßen darf, sondern würdigt diese Erscheinung
auch als Kunstmittel an Aphrem, de Epi-
phania 5; die letzten beiden Vershebungen fallen stets
mit dem Wortdruck zusammen. — Voraussetzung ist
für H. die Ultima-Betonung des Syrischen, wie sie von
den Maroniten festgehalten wird für die klassische Dichtung
, während die Nestorianer und Jakobiten auch auf
sie die Paenultima-Betonung ausgedehnt haben. Angesichts
dieses allmählichen Akzentwechsels ist es dankenswert
, daß H. die schwebende Betonung nicht vergißt.
Sie stellt sich schon bei lautem Lesen von Prosatexten
ungezwungen ein und bleibt unsere einzige Möglichkeit
dann, wenn konfessionelle und zeitliche Herkunft unbekannt
sind, wie denn auch nicht-maronitischer Vortrag
dem Ref. als wohllautend in Erinnerung ist. Übereinstimmung
bestand bislang nur in dem Negativen, daß
die syrische Dichtkunst dem Wesen der Sprache entsprechend
nicht quantitierend verfahren kann. Daß auch
für H. noch einige Schwierigkeiten bleiben, ergibt sich
aus den Unstimmigkeiten, mit denen jede syrische Poetik
zu rechnen hat, z. B.:

Bei grundsätzlicher Annahme des steigenden Rhythmus könnte es
als unbequem empfunden werden, daß u. a. der beliebte siebensilbige
Vierheber mit der Hebung beginnt. Weil Vers und Strophe sich oft
nicht dem vorgeschlagenen Schema einfügen wollen, muß H. auf mangelhafte
Textüberlieferung hinweisen und bei Heranziehung der Melodien
Unarten der Sänger voraussetzen. Die These, daß ein Vers nicht weiblich
enden könne, führt mehrfach zur Ansetzung von Synkopen. Andererseits
begegnet gerade an deren Stelle nicht selten Schwa mobile; nun
wird dies auch von H. für den Rhythmus meist übergangen; bisweilen
jedoch benötigt er es als silben-, sogar als hebungsbildend, und zwar
so, daß ein Fünfheber auf S. 189 beginnt: tfquruhäd^') maschltich „Im Frost,
der entblättert" ; d. h. von den beiden an Gewicht gleichen Schwa hat
das erste den Iktus, das zweite bleibt völlig unberücksichtigt.

Angesichts der verworrenen Lage der syrischen Poetik
, die noch heute denselben Vers entgegengesetzt skandiert
, ist der energische Vorstoß dankbar zu begrüßen.
H. hat persönlich bei Syrern in Rom studiert und hatte
bereits zur arabischen Dichtung wertvolle Untersuchungen
angestellt, welche die Einfühlung in die syrische
erleichterten, aber auch den nötigen Abstand sicherten
gegenüber der Angleichung beider durch jüngere arabisch
sprechende Syrer. In grundsätzlichen Fragen der Poetik
folgt H. mehrfach den Studien von Saran. Offensichtlich
wird er unterstützt durch künstlerisches Verständnis, das
aber die philologische Rücksichtnahme auf den mit entscheidenden
Sinngehalt nicht verdrängt hat.
Hamburg. R. Strothmann.

Rade, Martin: Zum Teufelsglauben Luthers.
Maurer, Wilhelm: Ökumenizität und Partikularismus in der
protestantischen Bekenntnisentwicklung. Gotha: L. Klotz
1931. (IV, 43 S.) gr. 8°. = Marburger Theol. Stud., hrsg. v. H. Frick.
Rudolf Otto-Festgruß, 2. H. Protestantica. RM 2-.

Rade geht der eigentümlichen Anwendung der Teufelsvorstellung
Luthers in Bezug auf seine Gegner dm
Abendmahlsstreit (Zwingli und Ökolampad) nach und
erörtert die sich daraus ergebenden Fragen psychologischer
, ethischer, dogmatischer Art: wie derselbe Luther
bald hernach diesen „Besessenen" habe brüderlich begegnen
können? Daß der Teufelsglaube den Streit habe
verrohen, die Nächstenliebe trüben müssen. Daß damit
für den Glaubensgedanken nichts gefördert sei. — Eine
verdienstliche Studie in einer Zeit, wo der Teufelsglaube
überall zu spuken beginnt und überhaupt „des Repri-
stinierens kein Ende abzusehen" ist, — mag diese Be-