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Ausgabe:

1933 Nr. 12

Spalte:

213-214

Autor/Hrsg.:

Tausen, Hans

Titel/Untertitel:

Oversaettelse af de fem Mosebøger 1933

Rezensent:

Hirsch, Emanuel

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Theologische Literaturzeitung 1933 Nr. 12.

214

(Petrarca) sähe man gern vertreten. Vokabulare sind
nicht benutzt worden; man wird die Ausschaltung der
Ex-quo-Vokabulare gutheißen müssen, weil in ihnen die
Verwirrung zu groß ist; aber die Aufnahme des Wortbestandes
eines Vocabularius rerum hätte dem Glossar
eine erwünschte sachliche Abrundung gegeben. Das Vorwort
deutet an, daß vornehmlich die Auswahl bestimmt
gewesen ist durch die Absicht, dem Studierenden und
dem Schüler den Weg zu einer Reihe gut gewählter
Dichtungen, Geschichtsquellen und Rechtsdenkmäler zu
bahnen. In der Tat ermöglicht das Glossar einen Einblick
in die wichtigsten Gedankenbezirke und Kunstformen
des mittelalterlichen Schrifttums. Und es wird1
darüber hinaus mit seinen mehr als 14 000 Stichwörtern
auch bei der Lektüre anderer als der hier verarbeiteten
Werke die besten Dienste leisten.

Breslau. J- Klapper.

Tausen, Hans: Oversaettelse af de fem Moseboger. (Det
gamle Testamente.) Udgivet af det Danske Sprog- og Litteraturselskab.
Med Indledning af Björn Kornerup. Kopenhagen: Levin og Munk-
gaard 1932. (80 S. u. 292 Blatt [A 8 4- 4, B 8 -Z 8, a 8 -n 81. kl. 8°.
Unter Verantwortung von Professor Oskar Andersen
und Dr. Markus Christensen und mit einer Einleitung
von Dr. Kornerup wird hier der erste, über die fünf
Mosebücher nicht hinausgehende Ansatz zu einer vollständigen
dänischen Bibelübersetzung durch Faksimiledruck
zugänglich gemacht. Ich wiederhole aus Kornerups
Einleitung die Hauptsache für die dänische Bibelübersetzung
Die vorreformatorische Bibelübersetzung ist in Dänemark
nur schwach entwickelt gewesen. Zwischen 1470
und 1480 hat ein Jüte die acht ersten Bücher des
alten Testaments sklavisch nach der Vulgata wiedergegeben
und dabei sogar die lateinischen Verbalformen, zu
denen es im Dänischen keine Entsprechung gibt, künstlich
nachgebildet; Chr. Molbech hat 1828 den so gut wie
unbekannt gebliebnen Versuch erstmalig gedruckt. 1514
in seinem „Zeitbuch" (Tidebog) und 1515 in seiner
„Postille" hat Christiern Pedersen 50 Psalmen
und alle Perikopen auf dänisch nach der Vulgata in
paraphrastisch erklärender Verbreiterung wiedergegeben.
Das ist alles. Unter dem Beginn der Reformationskrise
hat König Christian II. in Leipzig 1524 eine Übersetzung
des neuen Testaments drucken lassen, welche den Bürgermeister
Hans Mikkelsen, den königlichen Sekretarius
Dr. Christiern Winter und einen Henrik Smith zu Urhebern
hat. Sie bezeichnet sich selbst als nach der Vulgata
gemacht, hat aber Luthers Übersetzung sowie deren
Übertragung ins Niederdeutsche zur Grundlage und benutzt
daneben die lateinische Übersetzung des Erasmus.
Das Dänisch darin ist sogar den Zeitgenossen unmöglich
vorgekommen. 1529 hat dann eben der Christiern
Pedersen, dessen Bemühungen von 1514/15
wir erwähnt haben und der inzwischen zur Reformationsbewegung
getreten ist, und zu dem Kreise um den landflüchtigen
König gehört, durch Herausgabe des Neuen
Testaments dänisch seiner Heimat aus der Ferne zu
dienen gesucht, auch 1531 die Psalmen folgen lassen.
Seine Arbeit ruht beidemale auf Luther und benutzt daneben
Erasmus; ihr Dänisch wird gelobt. Von den im
Lande selbst die Reformationsbewegung weiter Tragenden
hat Frands Vormord1 sen (Wormordus) 1528
die Psalmen auf grund von Luther hoch- und niederdeutsch
sowie von fünf lateinischen Psalterien übertragen
; das Dänisch des Ausländers wird getadelt, und
erschienen ist die Arbeit erst Rostock 1538, also erst
nach der hier zu besprechenden Arbeit von Hans
Tausen. Diese verdankt ihre Entstehung gewissermaßen
der nach dem Tode Friedrich I. 1533 zunächst
drohenden katholischen Reaktion. Hans Tausen schloß
am 17. VIII. 1533 mit dem Bischof von Roskilde einen
Vergleich, der ihm die Predigt in Kopenhagen unter
einschränkenden Bedingungen fortzusetzen gestattete,
und die so ihm werdende größere Stille hat er benutzt,
um die Übersetzung des alten Testaments anzufangen.
Zum ersten Male 1535 ist die Übersetzung bei Melchior

Lotther in Magdeburg erschienen (292 Blatt); die erhaltenen
Stücke mit den Jahreszahlen 1536 und 1537
stimmen abgesehen von Titelblatt und letzter Seite mit
denen von 1535 überein. Gedacht gewesen ist die Arbeit
als Anfang zur vollständigen Übersetzung des Alten
Testaments. Der Titel heißt auf deutsch: „Das Alte
Testament, mit Treue und Fleiß verdänscht von M.
Hans Taussen, Prediger in Kopenhagen". Schon dem
äußeren Habitus nach gehört der Druck mit den deutschen
Drucken der Lutherbibel damals zusammen. Von
den 31 Holzschnitten haben die dänischen Forscher 15
als aus Luthers Übersetzung des alten Testaments stammend
nachweisen können; bei den andern 16 hat das
ihnen zugängliche Material zur Verifizierung nicht ausgereicht.

Die Untersuchung der Übersetzung selbst hat auch
die dänischen Forscher zu dem Ergebnis geführt,
daß sie im Wesentlichen auf Luther ruht. Sie betonen
daneben daß Tausen gewissenhaft auf grund des hebräischen
Textes und der Vulgata nachgearbeitet hat.
Die von ihnen hervorgehobenen Beispiele zeigen, daß
er in der Tat gelegentlich an Luthers Freiheit, wenn
sie zusammenzog, Anstoß genommen und dann Luthers
Übersetzung im Sinne größerer Wörtlichkeit korrigiert
hat; aber auch das ist klar, daß er Luthers Kühnheit in
der Vergegenwärtigung kulturhistorischer Züge verstanden
, bejaht und gegebnenfalls im Dänischen mit dänischen
Mitteln selbständig nachzubilden gesucht hat. Luthers
Vorrede ist mit übersetzt, unter Weglassen der persönlichen
Schlußbemerkungen über die Übersetzungsarbeit
. Eigentümlich (und in der Einleitung S. 44 nach
seinem Zusammenhang mit Luther nicht erkannt) ist,
daß Tausen Luthers Weise, die gesprochene Sprache
auch formell, durch Zusammenziehung vor allem des
Verbums mit folgenden Fürworten zu verschmolzenen
Kurzformen wiederzugeben, auf Dänisch nachzubilden
gesucht und so freilich dem dänischen Auge und Empfinden
von heut ganz ungewöhnliche, auch in Tausens
übriger Schriftstellerei nicht vorkommende Formen erzeugt
hat (Luther Gen. 21, 26 mirs, Tausen meget —
mig det). Auch hier aber ist die Nachahmung nicht
sklavisch, sondern von selbständigem dänischen Wortgefühl
getragen (Gen. 13, 17 und Exod. 18, 18 z. B. ist
Luthers Zusammenziehung (ichs, kannsts) nachgeahmt,
aber es ist dänischer Wortstellung gemäß Verschmelzung
mit einem andern Worte eingetreten).

Auch der Nichtdäne kann bei der Lektüre empfinden,
daß, was bei Tausen, kraft der Verbindung von Anregungen
Luthers mit der eignen Begabung eines lebendigen
Volksredners zustande gekommen ist, ein einzig schönes
Sprachdenkmal ist, das bei Dänen Stolz und Freude
weckt. Es besteht Grund zu der Annahme (Einleitung
S. 62), daß Hans Tausen die ganze Bibel auf die
gleiche Weise bis 1543 übersetzt hat und sie 1543 mit
königlichem Privilegium für vier Jahre hat drucken
lassen wollen. Aber die damals schon geplante neue
königliche Bibelübersetzung hat den Druck verhindert,
und die Handschrift ist zugrunde gegangen. Zu der
Arbeit an Christians III. Bibel von 1550, der ersten
ganzen dänischen Bibel, hat man ihn nicht herangezogen
. Was er sprachlich gekonnt hat, zeigt der Vergleich
mit dieser dann für Dänemark entscheidend gewordenen
Bibel. Sie trägt, trotz ihrer Anknüpfung an
Luther, einen viel mehr akademischen Charakter, und es
gibt heute Dänen, die bedauern, daß nicht der dänischen
Kirchensprache und Sprache durch Hans Tausen's Mitarbeit
entscheidend mitgeprägt werden durfte.
Göttingen.___E. Hirsch.

Politica tnethodice digesta of Johannes Althuslus (Althaus).
Reprinted from the third edition of 1614. Augmented by the preface
to the first edition of 1603 and by 21 hitherto unpublished letters
of the author. With an introduction by Carl Joachim Friedrich,
Ph. D. Cambridge: Harvard University Press 1932 u. Breslau: M.
& H. Marcus. (CXXXIX, 436 S. m. 1 Bildn.) Lex. 8°. = Harvard
Political Classics. Vol. II. RM 36—,

Die Harvard-Universität gibt eine Reihe „politischer

Klassiker" neu heraus. Als zweiter Band erscheint, in