Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1932 Nr. 7

Spalte:

156

Autor/Hrsg.:

Porush-Glikmann, Elie

Titel/Untertitel:

Konkordanz zum babyl. Talmud 1932

Rezensent:

Duensing, Hugo

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

155

Theologische Literaturzeitung 1932 Nr. 7.

156

tischen, lateinischen und syrischen Übersetzungen auch
die armenische und die äthiopische heranzuziehen, wie
das von Lagarde geplant war und Rahlfs selbst
uns von ihm berichtet hat in seiner Schrift „Paul de
Lagardes wissenschaftliches Lebenswerk", 1928, S. 68.
Aber es fragt sich sehr, ob dann das Ergebnis wesentlich
anders ausgesehen hätte und nicht vielmehr die erneute
Vertagung der Ausgabe ad calendas graecas der einzige
Erfolg gewesen wäre. Gewichtiger scheint mir der von
A. Allgeier in Theol. Rev. 1931, Nr. 6 und in DLZ
1931, Nr. 35; 1932, Nr. 8 gerügte Mangel in der
Behandlung der Altlateiner zu sein. Weiter enthält
das vierte der genannten Prinzipien, die Bevorzugung
von B und S den anderen Zeugen gegenüber, doch
ein stark irrational und subjektiv bestimmtes Moment
, und es wirkt hier doch wohl noch das große,
so aber unberechtigte Zutrauen zu diesen ältesten"
Majuskeln nach. Schließlich wäre es doch wohl gut
gewesen, wenn Rahlfs diesen von der neuen Ausgabe
als erster erscheinenden Band mit einer Abwehr
des von O. Sperber in Verfolg K a h 1 e'scher Gedanken
auf sein Unternehmen gerichteten Generalangriffes
(Septuaginta-Probleme I, 1929) ausgerüstet oder,
falls er seine Ausgabe nicht damit belasten wollte, an
anderer Stelle gleichzeitig eine solche, über seine Anzeige
des Sperber'schen Buches in ThLZ 1930, Sp.
104—106 hinausgehende Erwiderung gegeben hätte. Das
soll nicht heißen, daß jener Angriff als berechtigt anerkannt
würde. Vielmehr liegen die Dinge so, daß Sp erbe
r's Betrachtungsweise, soweit sie überhaupt Anerkennung
verdient, nicht im Gegensatz zu Rahlfs' Arbeit
steht, sondern sie nur ergänzt. Aber eben weil
Rahlfs' Position nicht zu erschüttern ist, wäre es doch
gut, wenn er das auch urbi et orbi dokumentierte.

Indes verblassen solche desideria angesichts des gewaltigen
Fortschritts, den dieser erste Band der neuen
Septuaginta-Ausgabe darstellt. Man lese einmal, um sich
schnell davon zu überzeugen, ein paar Psalmen samt
Apparat im Swete und im Rahlfs nacheinander.
Dort neben bedeutsamen, aber in ihrer Umgebung kaum
zur Geltung kommenden Lesarten der Handschriften
S, A, R, T, U eine Fülle paläographisch oder auch grammatikalisch
interessanter, aber textkritisch unergiebiger
Kleinigkeiten, hier eine aus überreichem Material
sorgsamst ausgelesene reiche Auswahl von Lesarten in
einer Gruppierung, die den Leser alsbald textgeschichtliche
Perspektiven von großer Tragweite erkennen läßt.
Diesem gleich in die Augen springenden Unterschied
hinsichtlich der Apparat-Gestaltung gegenüber tritt der
hinsichtlich des Textes zurück, jedenfalls soweit ich nach
meinen Stichproben zu urteilen vermag. Rahlfs' Text
entfernt sich von dem S w e t e's, also B, nicht sehr
weit; wo er's aber tut, liegt das Recht auf seiner Seite.

So darf man sich freuen, daß die seit 30 und —
wenn man, wie es sich doch geziemt, da ja Rahlfs
trotz starker Korrekturen an dessen Anschauungen auf
Lagarde's Schultern steht, Lagarde's Studien mitrechnet
— seit mehr als 60 Jahren getriebenen Göttinger
Vorarbeiten für eine Septuaginta-Ausgabe nunmehr in
der Ausgabe selbst zum Abschluß gelangen, und man
muß wünschen, daß diese schnell und glücklich vorwärtsschreitet
und daß dabei, soweit der bei den verschiedenen
Büchern ja auch verschiedene Überlieferungsbefund es
irgend zuläßt, im wesentlichen auf der Grundlage weitergebaut
werden kann, die in diesem ersten Band gelegt
worden ist. Dieser letzte Wunsch ist nicht bedeutungslos
. In das sorgsam und scharfsinnig ausgedachte
System von Abkürzungen und Sigeln liest man sich zwar
schnell ein, aber es wäre doch eine Erschwerung des
Gebrauchs der neuen Ausgabe, wenn nun jeder Band
ein neues System von Abkürzungen und Sigeln einführte
.

Halle/Saale. Otto Ei ß fei dt.

Porush-Gllkmann.ElieN., Rabbi: "'banTiabnbnbiannnsa-ido
•rVD~Q rODE. Frankfurt a. M.: Kauffmann [1930]. (8, 120 S.) gr.
8°. [= Konkordanz zum babyl. Talmud.] RM 5—.

Eine Clavis talmudica in Form einer Sachkonkor-

i danz, vorläufig nur zum Traktat Berakhot. Der Stoff

! ist in 24 Abschnitte geteilt: 1. Schriftzitate, nach den
alttestamentlichen Büchern geordnet, 2. Regeln für die
Toraexegese, 3.-9. Verzeichnis der Halakhot nach Sachgebieten
geordnet (Lesen des Schema', Tephilla, Speisesegen
usw.), 10. Regeln und Verwandtes, 11. Strittiges,
12. Haggadisches, 13. Redewendungen, Scharfsinn, Spott
u.a.m. umfassend, 14. Geschichtliches a) das israeli-

! tische Volk, b) die übrigen Völker betreffend, 15. Weltdinge
: supranaturale, 16. Weltdinge: Stoffe, Tiere,
Bäume usw., 17. Naturprodukte, Krankheit, Heilung,

18. Kunstprodukte, 20.—23. Namen: a) von gewöhnlichen
Menschen, b) Tanna'im und1 der Amoräer, c)

{ Ortsnamen, d) Büchertitel, 24. Epitheta. Hier werden
Begriffe wie Vater, Vater im Himmel „Ort", „Alter an

| Tagen" für Gott, Frommer, Messias, Prophet u. a. m.

1 aufgeführt.

Eine Wortkonkordanz zum Talmud wird des riesigen
Umfangs wegen wohl auf lange hinaus ein pium
! desiderium bleiben. Eine Sachkonkordanz kann ein
I weithin brauchbarer Ersatz sein. Aber was hier geboten
wird, ist nur eine Vorarbeit dazu. Denn angenommen,
diese Arbeit würde auch auf die anderen Traktate aus-
| gedehnt werden, so müßte man irgend eine Sache in
i sämtlichen Registern zu sämtlichen Traktaten aufsuchen.
Wertvoller wäre es gewesen, wenn nicht aus einem
Traktat alles Mögliche gesammelt wäre, sondern über
den ganzen Talmud hin eine Sache, z. B. die Ortsnamen
oder die Personennamen oder, was sehr wertvoll wäre,
j die Fremdwörter nach Sprachen geordnet, verfolgt und
I zusammengestellt worden wären. Dazu kann man das
ernste Bedenken haben, ob nicht die Arbeit, wie so vieles
; Derartige, in den Anfängen stecken bleiben wird. Auf
j S. hebräische 2 und 8 erfahren wir, daß erhebliche
j Spenden zum Druck beigeschlossen sind. Ob für eine
| den ganzen Talmud umfassende Arbeit die nötigen Mittel
I heute überhaupt fiüssig zu machen sind? Und ob dafür
| auch die nötige Spannkraft aufzubringen ist? Die Benutzung
erfordert jedesmal eine genaue logische Einordnung
des Stoffes; so muß man z. B. das Hühnervolk
unter Abschnitt 16 suchen, die zugehörigen Eier unter
17. Wo wird man das unvollkommene „Amen" zu
; suchen haben? Unter „Aggada". Nur für jüdische Inter-
j essenten ist bei den Personennamen erwünscht die An-
I gäbe ihrer Lebenszeit nach der jüdischen aera mundi,
also z. B. Abraham 1948—2123 oder Achitophel gest.
2919; wertvoll auch für andere wäre die Angabe der
Generationen bei den Schriftgelehrten, wenn nicht die
auch hier angewandte jüdische Ära die Benutzung er-
j Schwerte. Einige Stichproben, die ich machte, erwiesen
die Zuverlässigkeit der Arbeit an diesen Stellen.
Goslar/Harz. Hugo Duensing.

Mittring, Lic. theol. Karl: Heilswirklichkeit bei Paulus. Ein

Beitrag z. Verständnis d. unio cum Christo in den Paulusbriefen.
Mit e. Anhang über d. unio cum Christo in Luthers Kreuzes- und
| Auferstehungsverkündg. Gütersloh: C. Bertelsmann 1929. (165 S.)
8°. = Neutestamentliche Forschungen, h. 5. rm 5—.

Der Verf. greift eine zentrale Frage der Paulus-
Interpretation entschlossen an, die Frage, wie Gottes
in Kreuz und Auferstehung Christi geschehenes Han-
i dein im Leben der Glaubenden Gegenwartswirklichkeit
wird, wie eigentlich die Wirklichkeitsqualität des Heils
nach Paulus zu verstehen ist. Im Gegensatz zu idealistischer
und psychologischer Interpretation sucht er ein
■ besseres Verständnis im Anschluß an Gedanken und
Begriffe seines Lehrers O. Schmitz, dem er leider aucli
' in seiner Umständlichkeit Gefolgschaft leistet. Aber wie
die Erfassung einer fruchtbaren Fragestellung anzuerkennen
ist, so ist auch Sorgfalt und Sachlichkeit der
Exegese und der Diskussion mit Forschern der ver-