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Ausgabe:

1932

Spalte:

145-148

Autor/Hrsg.:

Unger, Eckehardt

Titel/Untertitel:

Babylon, die heilige Stadt, nach der Beschreibung der Babylonier 1932

Rezensent:

Götze, Albrecht

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN. beide in Göttingen

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften. Bearbeitet von Lic. Dr. phil. REICH und Mag. theol. H. SEESEMANN, beide in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

VUnn.kripte und gelehrte Mitteilungen sind ■ussehliealich an Professor D. BAUER in Güttingen, Datiere Eichenweg 46, su senden,
Rrrrn.ionsexemnlare nusschlie.lich an den Verlag. GewShr fttr Besprechung oder Rücksendung von unverlangt gesandten Reaensions.
exemplaren, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, wird nicht übernommen.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1
57. JAHRGANG. NR. 7 26. MÄRZ 1932

Spalte! Spalte

Bern er: Die rechtliche Natur des Deutschen
Evangelischen Kirchenbundes (Eger) 165

Butler: Benediktinisches Mönchtum
(Dörries)..................159

Fendt: Die alten Perikopen (Hann) ... 166

Hermsmeier: Experimentell-psychologische
Untersuchungen zur Charakterfor-
schung (Neumann) ............1&5

Kaspar: Die Quellen zur Geschichte der
Abtei Münsterschwarzach am Main (Alt) . 160

Spalte

Porush-Glikmann: "ibCD Tltbrib D5"fin
nnrjt: -ido .rra-in rooa (Duensing) . . 156

Keller: Aus meinem Leben (Usener) . . 168Rahlfs: Septuaginta (Eilifeldt)........153

Lortzing: Wie ist die abendländische |Unger: Babylon Götze)..........145

Kirchenspaltung entstanden? (Schmidt). . 160.W i 1 a m owi tz-Moel lendor f f: Der Glaube

l.ütgert: Das Ende des Idealismus im Zeit

alter Bismarcks (Adolph 1.........162

Mittring: Heilswirklichk.b.Paul.(Bultmann) 156

der Hellenen (Pfister)...........148

Zwingliana, Mitteilungen z.Geschichte Zwing-
lis u. d. Reformation (Bossert) ......161

Die Preise der hier angezeigten vor dem 1. VII. 1931 erschienenen deutschen Bücher dürften inzwischen im allgemeinen entsprechend der

Notverordnung'vom 8. XII. 1931 um mindestens 10% gesenkt sein.

Unger, Eckhardt: Babylon, die heilige Stadt, nach der Beschreibung
der Babylonier. Berlin: W. de Gruyter 1931. (XV, 382 S. m.
57 Taf. u. 1 Plan) gr. 8°. RM 29 -; geb. 32—.

Die Ruinen des alten Babylon sind von der Deutschen
Orient Gesellschaft unter der Leitung von R. Kol-
dewey in den J ihren 1899—1917 erforscht worden. Die
Grabung, über deren Ergebnisse Koldewey selbst in dem
Buche „Das wieder erstehende Babylon'- (4. Auflage
1925) berichtet hat, gilt in der ganzen We.t als eine ,
methodisch mustergültige Leistung, wenn nicht geradezu
als der Anfang einer neuen Epoche der Grabungstechnik.
Die hier geleistete Arbeit ging aufs Ganze; sie wollte
von vornherein das Gesamtbild der Stadt erstehen lassen.
So viel im einzelnen noch zu tun wäre, die Grundtatsachen
hat die Grabung jedenfalls endgültig geklärt; der
Plan der Stadt und ihrer wichtigsten Bauwerke liegt vor
uns und läßt uns ahnen, wie Babylon auf der Höhe
seiner Macht zur Zeit des neubabylonischen Reiches ausgesehen
hat. Die Wissenschaft.ic.e Publikation der Grabungsergebnisse
, die Koldewev in den Bänden „Die Tempel
von Babylon und Borsippa" (1911) und „Das Isch-
tar-Tor in Babylon" (1918) begonnen hatte, ist von
Reuther und Wet/el durch die Publikationen „Die Innenstadt
von Babvlon" (1926) und „Die Stadtmauern von
Babylon" (1930) fortgesetzt worden. Keiner der die
Schwierigkeiten des Stoffes und vor allem der Verhaltnisse
zu würdigen weiß, wird hier von einer Verschleppung
reden dürfen, wie es der Verfasser leider immer
wieder tut. Wir haben den Ausgräbern für ihre trefflichen
Arbeiten zu danken und ihnen dadurch den Mut
zur Weiterarbeit zu stärken. Da ich einmal die Spitzen
gegen die Ausgräber, die in Ungers Buch immer wieder
bemerkbar werden, erwähnt habe, so sei es hier gleich
ausgesprochen, daß dar Vorwurf, man habe sich aus Unwissenheit
oder aus böswi.liger Verachtung der Assyrio-
logie um die Urkunden, die in den Bauten stecken, nicht
gekümmert, in dieser Form nicht zutreffen kann. Wozu
sind dann eigentlich jahrelang Keiiscbriftkundige zu dauerndem
oder vorübergehendem Aufentha.t bei den Grabungen
zugegen gewesen? Freilich hat die Grabungsweise
Koldeweys mit ihrem oben schon gekennzeichne- .
tem Ziel von vornherein in berechtigter Opposition !
gegen die Raubgräberei gestanden, der es nur auf repräsentative
Museumsstücke und möglichst viele Schrift- ;
denkmäler ankam.

Nur ein Teil der aufgedeckten Gebäude kann nach
den an Ort und Stelle gefundenen Urkunden benannt
werden; für einen anderen Teil bleiben die Namen vorerst
unbekannt. Andererseits gibt es zahlreiche Dokumente
über und aus Babylon, die topographische Angaben
enthalten, die so manches über die relative Lage
der Tore Tempel, Kanäle und Straßen zu einander
lehren. Daraus ergibt sich die wissenschaftliche Aufgabe
, durch eine Kombination archäologischer und philologischer
Arbeit den Grabungsbefund und die topographischen
Daten der Schriftquellen mit einander zu
vergleichen und1 dadurch das Stadtbild von Babylon
erst recht herauszuarbeiten.

Schon 1904 hat F. H. Weissbach mit dem Hefte
„Das Stadtbild von Babylon" (Der Alte Orient Bd. 5
Heft 4) einen Versuch in dieser Richtung gemacht. Auf
dem vorgezeichneten Wege folgt E. Unger nun nach,
nur daß ihm entsprechend der Fortschritte, die die Grabung
seitdem gemacht hat, und durch Heranziehung
zahlreicher Texte, die in den letzten 25 Jahren zugänglich
geworden sind, ein ganz bedeutend größeres Material
zur Verfügung steht. Unger verfolgt mit seinem
Buche einen doppe.ten Zweck; einmal stellt er sich die
Aufgabe: „den Leser zu fesseln und mühelos in das neugewonnene
S'.ad bild mit seinen Wunderwerken einzuführen
, ihm das Leben und Treiben der Babylonier, ihre
Anschauungen von der Weit und ihren Göt.ern zu schildern
". N^ben diesem papillären Ziel verfolgt das Buch
auch ein wissenschaft.iches: es will dem Fachmann das
Material zur Topographie Babylons gesichtet und geordnet
vorlegen.

Der doppelte Zweck bringt es mit sich, daß es ohne
Wiederholungen nicht ganz abgeht. Doch wird man
darüber gern wegsehen. Nachdem in den ersten fünf
Kapiteln mehr populär ein Übe.blick gegeben worden ist,
beginnt mit Kaaie! VI die eigentlich wissenschaftliche
Behandlung des Stoffes. Sie schließt sich an das Gerüst
an, das die von Unger in anerkennenswerter Weise aufgespürten
und1 zusammengestellten Reste einer keilschriftlichen
Beschreibung der Stadt bieten. Von den
Toren (Kap. VII) und Pforten (Kap. VIII) schreitet die
Darstellung über die Stadtviertel (Kai. IX) und Vororte
(Kap. X), die Kanäle (Kap. XI) und Straßen
(Kap. VII) zu den Straßenaltären (Kap. XIII) und Heiligtümern
(Kap. XIV ff.) fort und schließt mit den Pa-

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