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Ausgabe:

1932 Nr. 5

Spalte:

111-112

Autor/Hrsg.:

Jekeli, Hermann

Titel/Untertitel:

Die Herrnhutische Bewegung in Siebenbürgen 1932

Rezensent:

Renkewitz, Heinz

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Theologische Literaturzeitung 1932 Nr. 5.

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morte Christi, nahe zusammengerückt, auch von Luther
in der Vorlesung über Hosea (W. A. 13, 68), und L. wirft
dann 1532 in seiner Osterpredigt (W. A. 36, 680 ff.) die
Frage nach ihrem Verhältnis zu einander auf. Jetzt gibt
er in seinem Nachwort als eine seiner letzten Arbeiten
und wohl als seine letzte Schriftauslegung überhaupt eine
mit größter Sorgfalt durchgeführte wissenschaftliche
Darlegung und faßt hier das, was ihm immer im Mittelpunkt
seiner Gedanken gestanden hatte und was er un-
zähligemal, auch kurz vorher noch bei der Auslegung
von Jes. 9 geschildert hatte: den Kampf mit den dämonischen
Mächten und den Sieg des Lebens in Christus,
dem Sieger und dem Lebendigen, in einem ganz besondern
, dramatisch gesteigerten Ausdruck höchster Anschaulichkeit
zusammen: sane pulchra prosopopeia: mors
et internus (768). Man wird sich bei solchen, allgemein
bekannte Bildformen voraussetzenden Hinweisen
an die von der Reformation geschaffenen Bilder erinnern
müssen, vor allem an jene häufige und schon frühe,
1537—41 in Wittenberg in große titelholzschnifte, auch
der Bibel übertragene dogrnatisch-typoiogische Darstellung
von Sünde, Tod und Erlösung. Denn man wird
hier wie bei der Interpretation jener anderen Äußerungen
des mit seiner Zeit ganz in konkreter Bildanschauung
lebenden Reformators das letzte, entsprechende Verstehen
seiner Rede, ihrer Mittel und ihrer Wirkung, erst
gewinnen, wenn man sich die ganze Anschauungswirklichkeit
vor die Augen rückt, die einst vor ihm und
seinen Hörern stand.

Halle a. S. .Johannes Ficker.

Jekeli, Dr. Hermann: Die Heirnhutische Bewegung in Siebenbürgen
. Ein ßeitr.i« zur Geschichle des religiösen Lebens im
Sacbsenlande. Hennannsladt: Krafft und Drotleff 1931. (320 S.) 8°.
= Sonderabdruck aus dem Archiv des Vereins für siebenbürgische
Landeskunde Rand XL VI,, Heft 1 u. 2.

In den letzten Jahren mehren sich die Einzeluntersuchungen
über die Herrnhutische Bewegung in den
„Diasporagebieten", wie die Länder von der Brüdergemeine
genannt wurden, in denen man gesinnungsverwandte
Christen teils schon kannte, teils durch besuchende
Brüder gewann. Verf. schildert aufgrund
eines reichen Brief- und Aktenmaterials die Herrnhutische
Bewegung in einem Bezirk, in dem sie, verglichen
mit anderen Gegenden, verhältnismäßig schwach Fuß
gefaßt hat. Nur ein halbes Jahrhundert haben die Brüder
hier besucht und Freunde, nur wenig ausgesprochene
Anhänger unter den Siebenbürgener Sachsen gehabt.
Sie stießen auf sehr erheblichen Widerstand von Seiten
der lutherischen Kirche, obwohl 15 Pfarrer unter den
Brüderfreunden waren. Auch diese wurden in die ausführliche
Untersuchung hineingezogen, die namentlich
1763/4 stattfand. Anders als die Wiedertäufer, die auch
damals Verfolgung auszustehen hatten, zeigten sich die
Anhänger der Brüder mit geringen Ausnahmen wenig
standhaft, weder die Pfarrer noch die kleinen Leute.
Ende des 18. Jahrhunderts kam die Bewegung zum
Stillstand, nachdem sie in der Mitte des Jahrhunderts
ihre Blütezeit gehabt hatte.

Über das spezielle Interesse hinaus, das diese Veröffentlichung
für die Kirchengeschichte Siebenbürgens
hat — Verf. führt den Nachweis, daß das Volk Sehnsucht
nach einer lebendigen Frömmigkeit hatte, wie
eben die Herrnhutische Bewegung beweise —, ist es
lehrreich zu sehen, wie gerade von den Führern der
lutherischen Kirche, dem Bischof G. J. Haner, die Herrn-
huter trotz ihrer stark lutherisch bestimmten Frömmigkeit
als nicht zur Bekenntnisgemeinschaft der A. C. gehörende
Christen angesehen wurden. Hier spiegelt sich
die Lage in Deutschland wider. Gleichwohl haben sie
sich nicht von der Kirche abgesondert, sondern sind
auch in Siebenbürgen dem Diaspora-Plan Zinzendorfs
als der „Gehilfenschaft in den Religionen" treu geblieben
, sodaß nach dem Urteil des Verls die Herrnhutische
Bewegung der Kirche in Siebenbürgen nicht

1 zum Unheil, sondern zur Vertiefung z. B. der Predigt

j gedient hat.

Manchmal wünschte man wohl eine straffere Dar-

! Stellung und schärfere Charakterisierung der Herrnhuti-
schen Frömmigkeit nach der religionspsychologischen
Seite, aber die ausführlichen Mitteilungen aus den Quel-

i len geben einen guten Einblick in die Frömmigkeit, gerade
auch des einfachen Mannes und in das Schicksal
der standhaften Bekenner. So wird nicht nur die Kir-

I chengeschichtschreibung Siebenbürgens, sondern auch die
der Brüdergemeine für diese Studie dankbar sein.

Herrnhut. Heinz Renkewitz.

Co lern an, E. G.: The Bible in English Drama. New York:
The New York Public Library 1931. (IV, 212 S.). $ 1.

Eine Bibliographie großen Formats, zugleich ein
Katalog über die Bestände der New York Public Library,
1 soweit sie auf das Thema Bibelstoffe im Englischen
; Drama Bezug haben. Ergänzende Einträge stammen aus
I der Privatsammlung des Verfassers, aus der Kongreß-
i Bibliothek, dem Katalog des Brit. Museums und einigen
andern Quellen. Das besondere Interesse des Verf. an
! jüdischer Dramatik und seine Verbindung mit dem Ju-
I denium tritt an vielen Stellen, so in der wertvollen Liste
j über Jewish Festival Plays (ss. 154—166) zu
Tage: Spiele, die außerhalb der Kultstätte entstanden
waren und in den Häusern führender Gemeindemitglieder
zur Darstellung kamen. Stofflich bevorzugen sie
die Esther-Haman Geschichte oder die Erzählung von
j Joseph in Ägypten. — Eine kurze, literargeschichtlich gut
orientierende Einleitung eröffnet das Werk. Der bibliographische
Hauptteil zerfällt in die selbst wieder mehrfach
geteilten Untergruppen: Allgemeines, Sammelwerke,
Mirakel, AT-Stoffe, Apogrypha, Babylonische Gefangenschaft
, Herodes; NT-Stoffe, Fall Jerusalems, Ewiger
Jude, jüdische Festspiele. Den Abschluß bilden mehrere
Indices, die das Ganze von verschiedenen Seiten her
leicht zugänglich machen. Vollständigkeit und Akribie
lassen nichts zu wünschen übrig. Die Einträge legen
nicht nur das betreffende Stück bibliographisch genau
fest, sondern sie skizzieren auch in knappster Form
seinen Inhalt und unterrichten in wichtigen Fällen über
die einschlägige beschreibende und kritische Literatur,
sowie über Aufführungen, Truppen, Darsteller, Illustratoren
u. s. f. (s. z. B. die Zusammenstellungen bei O.
W i 1 d e ' s Salome, s. 97). Man muß dem vortrefflichen
und zuverlässigen Katalog, dessen Preis niedrig gehalten
ist, weiteste Verbreitung wünschen. Er wird dem Philologen
nicht weniger wichtige Dienste leisten als dem
Theologen.

Göttinnen. Hans Hecht.

Holzapfel, Dr. P. Heribert: Katholisch und Protestantisch.

Eine leidenschaftslose Klarstellung. Freiburg i. Br.: Herder & Co. 1930.

(VI, 196 S.) 8°. RM 3.40.

Dieses Buch beruht auf mehreren Voraussetzungen:
1. Daß die beiden christlichen Konfessionen sich zu wenig
kennen in ihrer religiösen Eigenart und sich nicht so
nehmen, wie sie sind. 2. „Der gewöhnliche Katholik
weiß sehr häufig vom Protestantismus so gut wie nichts"
(trotz der katholischen Katechismen?) und neigt darum
zu der Ansicht, daß beides ziemlich gleich sei, wird also
religiös (kann doch höchstens heißen: konfessionell) indifferent
, während der Protestant von Jugend auf anti-
katholisch eingestellt ist. 3. Die Kluft, die zwischen dem
katholischen und protestantischen Volksteil besteht, kann
nur beseitigt werden, wenn die wirklichen Unterschiede
richtig dargestellt werden und so gegenseitiges Verständnis
angebahnt wird. 4. Dem Katholiken ist es „erfahrungsgemäß
" im allgemeinen leichter, die protestantische
Lehre zu verstehen als umgekehrt, er hat eine „höhere
Einfühlungsfähigkeit", darum muß ihm die Entstehung
der katholischen Lehre eingehender dargestellt werden
als dem Katholiken die der evangelischen. 5. Auf diese
Weise wird der Katholik ersehen, „in welchen Punkten