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Ausgabe:

1932

Spalte:

95-96

Autor/Hrsg.:

Heim, Karl

Titel/Untertitel:

Das Wort vom Kreuz. Predigten 1932

Rezensent:

Schowalter, August

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Seite 1

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95 Theologische Literaturzeitung 1932 Nr. 4.

gen Teilnahme am Leben der Gemeinschaft durch das
Leben in der Gemeinschaft, Schaffung von Zuständen,
in denen stärkere Menschen nötig werden — das sind
einige der Regeln, die sich durch das Werk zerstreut
finden. — Es weht durch das Ganze die Luft der Landerziehungsheime
. Vielleicht ist die Polemik gegen Herbart
u. a. auf dem Gebiet der Theorie nicht mehr so
nötig, wie es P. erscheinen läßt, mag auch die Praxis
noch stark auf arten Bahnen gehn. Aber vielleicht ist
auch diese theoretische Position schon zu Gunsten einer
stärkeren Betonung der Autorität des Führers überwunden
, nachdem der gedankliche Erwerb dieser freien
Schulen soweit wie möglich in die staatlichen übernommen
worden ist.
Marburg. Friedrich Niebergall.

Heim, Karl: Das Wort vom Kreuz. Predigten. Tübingen:
Osiandersche Buchhdlg. 1931. (220 S.) kl. 8°. = Oesammelte Predigten
. III. Folge. geb. RM 4.50.
16 Predigten. Wirkliche Predigten, nach Form und
Inhalt, anschaulich und eindringlich, gemeinverständlich
und doch tief. Die Einteilung ist schlicht und natürlich,
ohne daß auf einheitliche thematische Formulierung Gewicht
gelegt ist. Beispiel: Phil. 3, 17—21 Überschriftsthema
: „Der Wandel im Himmel", Thema innerhalb
der Predigt: „Wir wollen von dem Freiheitskampf des
erdgebundenen Menschen um die Freiheit reden, zu der
wir berufen sind", Unterteile: „1. Warum ist dieser
Kampf so schwer? 2. Wie können wir in diesem
Kampfe siegen?" Die Predigten sind in den Jahren
1926 bis 1930 gehalten, zumeist im „gewöhnlichen"
Sonntagsgottesdienst, einige auch bei besonderen Gelegenheiten
(Missionswoche, Kirchweihe, Erntedankfest,
Landesbußtag), alle lebens- und zeitnahe, durchweg
Musterbeispiele der heutigen Predigtweise. Zwei Erwartungen
aber werden m. E. nicht erfüllt, die sich an das
Auftreten des wissenschaftlichen Theologen und zumal
des Systematikers unter den Predigern knüpfen: die Erschließung
neuer Bibelerkenntnis und einer neuen populären
Dogmatik. Ich zitiere die Predigt über „die
erkaltete Kirche" (Off. 3, 14—22): „Wir wollen auf den
Doppelklang achten, der in dem Urteil Jesu enthalten
ist. Er (Jesus?) spricht 1. von der Todesgefahr usw.
Wer Ohren hat zu hören, der höre, was der Geist
den Gemeinden sagt . . . Christus sagt hier etwas,
was kein Pfarrer wagen dürfte zu sagen, wenn Christus
es nicht selbst gesagt hätte" (5. 62. 63). Sollen
wir wirklich die Gemeinde auf dem Standpunkt lassen,
daß hier nur Christus und der Hl. Geist reden, daß auch !
das „Ausspeien" ein Wort des „Heilandes" ist (S. 70)?
Welche Konsequenzen ergäben sich daraus für die Auslegung
der Offenbarung! Oder ist es wirklich eine
Urordnung Gottes", was in der Genesis über die
Jahreszeiten steht und uns „an eine Zukunft erinnert,
da die Erde nicht mehr stehen wird" (S. 87f.)? Ich
sehe keinen Fortschritt in dem, was vom „Wort Gottes"
um S. 165 herum gesagt wird (zu 1. Thess. 2, 9—13),
und keinen Ausgleich zwischen dem Gott in uns und
dem Gott außer uns. Oder wo ist der Ausgleich zwischen
dem Glauben, „wodurch w i r uns an Christum
hängen und mit ihm Gott bezahlen" (S. 133), dem
„Fundament, auf das w i r unser Lebenshaus bauen" (S.
139) und der Tatsache, daß „wir unsere Umkehr nicht
selbst machen, sondern Gott unser Schicksal wendet" (S.
108); wenn wir „nicht bereuen können, wie wir bereuen
sollten" (S. 107)? Der verklärte Leib Jesu wird uns
S. 127 und der Tod S. 119—121 nicht deutlicher, als |
er schon in 1000 Predigten war. Ist es eine Erklärung,
wenn ich sage, es sei nicht bloß sündhafte Weltliebe,
wenn uns vor dem Tode graue, „es hat einen tieferen
Grund. Uns graut vor der Vernichtung dieses Leibes.
Denn wir spüren, daß wir unrein sind. Darum sind

9b'

wir alle von Natur, wie Paulus sagt, Feinde des Kreuzes
Christi"? Und widerspricht das nicht dem „verklärenden
Glänze", der über dem Tode der Alten liegt (S.
35)? Ist es eine befriedigende „Theologie" und Christo-
logie, wenn wir auf die Frage: „Wer hat die Vollmacht
über unser ewiges Schicksal?" (S. 127) antworten:
„Unsere Zukunft liegt in Jesu Hand" (S. 130)? Gerade
Heim, der die Beweisbarkeit des Christentums vertritt,
bleibt uns m. E. als Prediger etwas schuldig.
Berlin. A. Schowalter.

Roulin, Dom E.: Linges, Insignes et Vötements liturgiques.

Ouvrage orne de 343 gravures dans le texte et huit hors-texte. Paris:
P. Lethielleux 1930. (XII, 316 S.) 8°. 45 Fr. geb. 55 Fr.

Kein gelehrtes Handbuch, sondern einen praktischen Wegweiser für
den Gemeindeklerus und für die Verfertiger, Käufer und Schenker von
Paramenten will der Verf. bieten. Er tut es vielfach in lockerer und
persönlicher Form; denn die ästhetische Erziehung des Publikums, der
Kampf gegen die zahlreichen Geschmacklosigkeiten auf diesem Gebiet
liegt ihm besonders am Herzen. Die Rückkehr zu einfachen, schlichteren
Schmuckformen wird gewiß allgemeine Zustimmung finden: im übrigen
kann man in der künstlerischen Bewertung freilich oft anderer Meinung
sein. Die zahlreichen, meist allerdings recht bescheidenen Abbildungen
beschränken sich nicht auf das französische Material; ein Werk der
Beuroner Schule bildet beispielsweise das Titelbild.

Deutschland besitzt kleine Führer durch die Paramentenkunde schon
aus der Feder eines hervorragenden Fachmannes auf diesem Gebiet,
Joseph Braun. Aber in Frankreich scheint das Werkchen eine bisher
empfindlich fühlbare Lücke zu schließen und wird somit gewiß freudig
begrüßt werden.

Göttingen. H. v. Campenhausen.

<85röf*toali)er Btubten
5ur 3tut^erforfc^ung

«herausgegeben dop. ber ©reifsroalber ©elcfjrten ©efellfaiafl
für Ctttljerforfdrung unb neuzeitlichen ©eiftesgefrhidite. Okiod.

Soeben erfd)ien:

6. 5)ie religiöfeii ©runbgebanoen bes jungen Luther
unb ihr Verhältnis jtu bem Qdtamismus unb ber
beulfeben ÜTinftth. Von 9teinrjoIb 6eeberg.
36 Seiten. 530)1 3.—

3rüt)er finb erfd)ienen:

1. 3ot)nnnes Cuther, bes Oleformotors öltefter Sohn.

Von3of)onnes eutfjer. 28 Seiten. 1930. 913912.—

2. ©emeinfdtoft unb 3bee. Von Hermann Sdjroar*
17 Seiten. 1930. 01301 1.50.

3. Sie ©nblidtheit bes Vafetns noch 9Rortin §eibegger.
Von Lic.Srbmann Schott. 19 Seiten. 1930. 91301 1.75

4. Vpoftelgefcbiebte 27 in nautifeber Veleucijtung unb
bie oftbeutfebe Vibelüberfetjung bes uTtitteloIters.
Von V3olfgang Stammler.

3u ßutbers ßebre oom unfreien OBinen. Von
31ubolf Hermann. 38 Seiten. 1931. 91301 3.—

5. Von Der Olecbtser&enntnts. ©ine metaobnfifcbe Stnbic.
Von V3. Sdjönf elb. 120 Seiten. 1931. 919)18.—

Vuf bie Vreife gewähren mir lt. Olotoerorbnung einen
91obatt oon 10%.

I *K l915" ,icfcrn untcr Vegugnabme auf biefe Vnjeige unfer
YRr/ Verzeichnis „Sinologie" Roftenlos.

$Mter be Bmpter & Cov Berim w 10

©entijtncr Str. 38

_Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 27. Februar 1932.___

Verantwortlich: Prof. D. W. Bauer in Göttingen, Düstere Eichenweg 46.
Verlag der J. C. H i n ri c h s'schen Buchhandlung in Leipzig C 1, Scherlstraße 2. — Druckerei Bauer in Marburg.