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Ausgabe: | 1932 |
Spalte: | 49-51 |
Autor/Hrsg.: | Sethe, Kurt |
Titel/Untertitel: | Urgeschichte und älteste Religion der Aegypter 1932 |
Rezensent: | Zimmerli, Walther |
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Theologische Literaturzeitung
BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK
unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, beide in Göttingen
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN
Mit Bibliographischem Beiblatt in Vicrteljahrsheften. Bearbeitet von Lic. Dr. phil. REICH und Mag. theol. H. SEESEMANN, beide in Güttingen.
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50
Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind aueschliefilich an Professor D. BAUEK in Göttingen. DUstere Kichenweg 46. zu senden,
Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. Gewähr für Besprechung oder Rücksendung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, wird nicht übernommen.
VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1
57. JAHRGANG, NR. 3 30. JANUAR 1932
Spalte
Baudissin: Kyrios (Bertholct).......52
Buckreis: Die Benediktiner (Lempp) ... 66
Fenn er: Die Krankheit im N.T. (Fascher) 62
Gregory: Mercy and Faithfulness (Windisch) 63
G r ü n e n t h a 1: Das Eugenius - Psalterfrag-
ment (Hofmann) ..............61
Hempel: Altes Testament und völkische
Frage (Wendel)...............59
Spalte
Kirn: Grundriß der Evangelischen Dogmatik
(Schulze)...................68
Meinhold: Das Alte Testament und evangelisches
Christentum (Wendel).......59
Nagel: Eine heilige christliche Kirche (Lerche) 67
Die Schrift (Wendel).............57
Schröder: Die deutsche Einwanderung nach
Südbrasilien bis zum Jahre 1859 (Lerche). 66
Spalte
Sethe: Urgeschichte und älteste Religion
der Aegypter (Zimmerli)..........49
- Die Totenliteratur der alten Ägypter (Ders.) 51
Theiler: Die Vorbtg. d. Neuplatonismus (Koch) 64
Till: Ostcrbrief u. Predigt in achmimischein
Dialekt (Bauer)...............64
W i j k: Geschichte der altkirchenslavischen
Sprache (Hofmann).............65
Die Preise der vor dem 1. VII. 1931 erschienenen deutschen Bücher dürften inzwischen im allgemeinen entsprechend der Notverordnung
vom 8. XII. 1931 um mindestens 10 % gesenkt sein.
Sethe, Kurt: Urgeschichte und älteste Religion der Aegypter. i die Rivalität der beiden. Daß im Streit der beiden Horas Sieger bleibt,
Leipzig: Deutsche Morgenländische Gesellschaft, in Komm, bei F. A.
Brockhaus 1930. (XI, 196 S., 3 Ktn.) gr. 8°. = Abhandlungen f. d.
Kunde d. Morgenlandes hrsg. v. d. DMG unter d. verantwortl. Red.
v. W.Geiger, E. Littmann, G. Steindorff. XVIII. Bd. Nr. 4. RM 16-.
Die Verhältnisse der „geschichtlichen Zeit" des
alten Ägypten sind dem Betrachter von heute immer
deutlicher erkennbar. Aber das Bild dieser geschichtlichen
Zeit ist von allem Anfang an mit Elementen
durchsetzt, die nicht einfach als aus den sichtbaren kultischen
und politischen Zuständen herausgewachsen zu
verstehen sind, sondern offenbar Rudimente älterer Zeit
ist nur erklärlich , wenn einst Unterägypten (U Ä) das Niltal (O Ä)
unter seine Herrschaft gezwungen hat. (Unter Menes geht der Vorgang
in umgekehrter Richtung). Das hiernach anzunehmende großägyptische
Horusreich (von Heliopolis) dürfte aber einen Vorläufer haben in einem
Osirisreich, dessen Katastrophe sich im Osirismythus spiegeln dürfte
(Untergang des Osiris-Herrschers in Abydos im Kampf gegen das rebellische
Sethreich). Die wichtigste Tat des dann folgenden, das Land zu
neuer Einheit führenden heliop. Horusreiches ist (außer Nilmesser und
Kalender) die Bildung der heliopolitanischen Theologie (Neunheit unter
Re-Atum, dem Horas als Re - Harachte bald gleichgesetzt, bald als
„10. Gott" an die Seite gestellt wird). Eine Rebellion von Hermopolis,
in der dieses seine eigene Achtheit bildet (4 Götterpaare, an 4. Stelle
Ein abermaliges Auseinanderbrechen des Reiches vermag die Gemeinsamkeit
der Horusverehrung, die durch intensive Kolonisation des südl. O Ä
von UÄ her im Niital heimisch geworden ist, nicht zu zerbrechen.
darstellen (Gauzeichen, Bedeutsamkeit der verschiedenen i Amun) wird niedergeschlagen, sein System ins heliop. aufgenommen.
Kulte u. s. w). — Sethe nun stellt sich die Aufgabe, aus
diesen als „Tradition" von der Geschichte weitergetragenen
Elementen die Etappen der vorgeschichtlichen Ge- ,
schichte Äg.s wiederzuerkennen und, was er in den frühe- : d.e™. ua' vfch der "o™sd'^r (Hauptst Buto daneben Dp, d,e Heimat-
»t . * r. _ ,• , ' t„„j.„ .... ils 1 Stadt der Uraeusschlange wichtig) steht das oa. Reich der Horusdiener
ren Untersuchungen : „Dramatische Texte zu altagypti- gegenüber (Hauptst. nhn, daneben wichtig der Wolfsgott wP-w3. wt von
sehen Mysterienspielen 1928" und „Amun und die 8 Urgenter
von Hermopolis 1929" (vgl. ThLZ 55 [1930] Sp.
508 f.) an einzelnen Punkten verfolgt hatte, hier zu
einer crroRen rirxromtsWizze der Vorgeschichte Äo s aus- «loigt unier uem menes uic „Vw.vuC.,»ciciniguiiB ue
einer großen uesamtskizze der vorgescnicnie Ag.s aus- beiden dje Ptah dem Qott der „eugegründeten Residenz Mem-
ZUbauen. Diese fuhrt bis an die Schwelle der geschieht- ] phis zu Ansehen verhilft — dies der stereotype Vorgang -, der nun
Siut und die Geiergöttin nhb. t von El Kab). Ein oä. Königreich des
Min dürfte die Vorstufe zum oä. Reich der Horasdiener gebildet haben.
Schließlich erfolgt unter dem O Ä Menes die „(Wieder)vereinigung der
liehen Zeit in der Reichseinigung durch Menes. Über den
hypothetischen Charakter solcher Geschichtsrekonstruk
tion aus dem die historischen Zeitabstände verwischen
den Traditionsgewebe heraus ist S. sich klar
als A3-tnn (Urhügei) der heliop. Neunheit voran- und der hermopoli-
tanischen Achtheit oder deren Haupt Nun gleichgesetzt wird.
Die Untersuchung ist aus einer reichen Kenntnis
des Materials geschrieben und muß durch die scharfe
Die Ortskulte (Kulte von Tieren, Pflanzen und Fetischen, die in ! Beobachtung und Auswertung auch kleinster Züge Ufr
vorgeschichtlicher Zeit durch eine Welle der Vermenschlichung in ihrem ! willkürlich fesseln. Die Eigenart ägyptischer Tradition,
Wesen und z. T. in ihrer Gestalt vermenschlicht werden, daneben auch j ihr Werden im steten Kompromiß des Neuen mit dem
Kulte ursprünglich menschengestaltiger Götter: Ptah, Min, Osiris), denen
politisch die Selbständigkeit der Städte entspricht, bilden die Grundlage
der ägyptischen Religionsentwicklung. Der Auseinandersetzung der
Gottheiten durch Berufsdifferenzierung und Familienbildung geht parallel
der Zusammenschluß der Städte zu autonomen Gauen, über deren Kult
Alten wird dadurch besonders eindrücklich, daß S. ganz
klar im Einzelnen versucht, die ineinander verwachsenen
Traditionskreise (z. B. in den Königsnamen und -attri-
buten) sauber voneinander zu lösen und jedem seine
geschichte aus den Gauzeichen interessante Aufschlüsse zu gewinnen j eigene Stufe in der Geschichte zuzuweisen. — Freilich
sind. In deren Zeit dürften auch die Ansätze einfachster kosmischer ' dürfte auch gerade hier der Ort sein, WO S.'s Ausfüh-
Religion zu setzen sein (Geb und Nut als Erzeuger des Re, dazu treten I rungen nicht ganz überzeugen. Was zur Einsicht in
später Schu und Tefnut). | die Vielgestaltigkeit der Tradition höchst instruktiv ist,
Zuerst erfolgt dann im Delta der weitere Zusammenschluß: Der jhre Zerlegung in verschiedene Stufen, ist auf den histo-
Westen (Gau 1-7) sammelt sich um den 3. Gau und seinen Falkengott ; ■ h p*|ß gesehen, der daraus postuliert wird,
SÄ :^ Ga^und^in^GÖt nd. "= Os£ j recht fragwürdig/Die weitläufige das spätere Etebeit^
__. ,' ° c " " , -r.' „ , reich schon mehrmals vorwegnehmende Vorgeschichte
zusammenschließt, vielleicht auf eine asiatische Invasion bei El Kantara y.R. Fr._p al,ftauchen ob nicht die von S zeitlich
zurückgeht. - Ein großes Horus-Deltareich (Hauptst. Bhd. t - viel- lal" dl? tr*£e ^A^^J^,M^MM^.V^.
leicht ist ihm noch ein Reich von Sais (Pfeilgöttin Neith) vorangegangen - I gegeneinander abgesetzten tradit.onsgeschichtlichen Vorsteht
schließlich dem inzwischen unter seinem Gott Seth von Ombos | gänge sich z. T. gleichzeitig von verschiedenen Punkten
zur Einheit geführten Niltal gegenüber. Der Horus-Seth-Mythus spiegelt | aus angebahnt haben, ob nicht die Länge dieser histo-
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3.TÜB.