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Ausgabe:

1932 Nr. 25

Spalte:

573-574

Autor/Hrsg.:

Boeckl, Karl

Titel/Untertitel:

Die sieben Gaben des hl. Geistes in ihrer Bedeutung für die Mystik nach der Theologie des 13. u. 14. Jahrh 1932

Rezensent:

Thimme, Wilhelm

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673

Theologische Literaturzeitung 1932 Nr. 25.

574

Bursfeldensis Reformationis deque illius institutione et
loco quo ceperit" zum Abdruck gebracht.

Es ist schade, daß die sehr sorgfältige Arbeit sich
z- T. zu sehr in Einzelheiten verliert und auch von
unnötigen Wiederholungen nicht frei ist. (Die Beihilfe
der Seestädte S. 36. 40. 49, das Zitat über die frühere
Verderbnis der Klöster S. 6. 31. 48 u. a.)
Stuttgart. Ed. Lempp.

Derwein, Herbert: Das Zisterzienserkloster Schönau mit den

Zeichnungen d. 16. Jahrh. a. d. Germanischen Nationalmuseum in
Nürnberg. Frankfurt a. M.: Franzmathes Verl. 1931. (40 S. u. 10
Abb. a. Taf.) 8°. RM 3—.

Der Wert der kleinen Schrift liegt in den Bildern,
die hier zum erstenmal deutlich wiedergegeben und eingehend
und einleuchtend erklärt sind. Dieselben stammen
aus dem 15. Jahrhundert und sind vom kulturgeschichtlichen
und künstlerischen Gesichtspunkt aus sehr
beachtenswert. Um ein lebendiges Verständnis zu ermöglichen
hat der Verfasser eine kurze, mehr populäre
Darstellung der Einrichtungen des Zisterzienserordens
und der Geschichte des Klosters Schönau, für das die
Bilder bestimmt waren, der Erklärung der Bilder vorausgeschickt
, mit dem Ziel eine Art Heimatbuch zu schaffen
für die, die in Schönau wohnen oder dorthin wandern
. Dieses Ziel ist gewiß erreicht.
Stuttgart. Ed. Lempp.

B o e c k 1, Dr. theo!. Karl: Die sieben Gaben des hl. Geistes in ihrer
Bedeutung für die Mystik nach der Theologie des 13. u. 14. Jahrh. Freiburg
i. Br.: Herder 8c Co. 1931. (XV, 182 S.) gr. 8°. RM 6.80.
Eine fleißige dogmengeschichtliche Monographie, die
uns zeigt, wie in dem seit Augustin traditionell gewordenen
Schema der Gabenlehre (7 Gaben des Geistes nach
dem Vulgatatext von Jes. 11, 2 f.) die allmählich aufblühende
Mystik Heimatrecht, eine feste Grundlage und,
mehr als das, auch gewisse Direktiven gewinnt. Denn die
Unterscheidung der beiden höchsten Geistesgaben, in-
tellectus und sapientia, läßt an der in ihnen beschlossenen
mystischen Kontemplation naturgemäß eine mehr
intellektuelle Seite (versteht sich, in intuitivem Sinne
intellektuelle Seite, denn diskursives Denken ist Arbeit
und nicht Gabe) sowie eine mehr gefühlsmäßige Seite
— sapientia von sapere! — hervortreten, welch letztere
als cognitio Dei experimentalis, als liebendes, genießendes
, einigendes Erkennen den Höhepunkt der Frömmigkeit
darstellt. Dieser leitende theologische Gesichtspunkt
hätte freilich etwas kräftiger herausgearbeitet werden
können.

Abgesehen davon werden interessante ideengeschichtliche
Zusammenhänge aufgedeckt, und wir erfahren, wie
eine gelegentliche und recht willkürlich anmutende geistreiche
Konzeption Augustins aus De doctr. Christ., nämlich
die Anordnung der Geistesgaben als Stufenleiter mit
mystischer Spitze, wobei die einzelnen Stufen ihre nähere
Charakteristik durch Zuhilfenahme der entsprechenden

daß er viel handschriftliches Material herangezogen und
alle wichtigeren Stellen im Urtext mitgeteilt hat. In Bezug
auf die geistige Durchdringung des reichen Stoffes
hätte freilich wohl mehr geleistet werden können. Und
noch eine Ausstellung: Der Leser wird etwas dadurch
verwirrt, daß der Begriff der „Tugenden", ohne daß
das genügend hervorgehoben würde, im Lauf der geschilderten
Entwicklung sich ändert; zunächst bei Augustin
und seinen Nachfolgern sind es die in den Seligpreisungen
enthaltenen Tugenden Demut, Sanftmut usw., in der
späteren Scholastik dagegen die 4 Kardinal- und 3 theologischen
Tugenden.

Iburg. W. Th i m me.

Burdach, Konrad: Der Dichter des Ackermann aus Böhmen
und seine Zeit. 1. u. 2. Hälfte. Gesamtregister zu Bernt-Burdach
Ackermann - Ausgabe u. zu Burdach Der Dichter des Ackermann a.
Böhmen u. seine Zeit. Berlin: Weidmann 1926 u. 1932. (X, LXVIII,
553 u. VII, 68 S.) gr. 8°. = Vom Mittelalter z. Reformation, Forschgn.
z. Geschichte der deutschen Bildung, Bd. 3, 2. u. 3. Teil. RM 42.50.
Als die von Alois Bernt u. Burdach besorgte neue
Ausgabe des „Ackermann aus Böhmen" (Text, Glossar,
Einleitung u. Kommentar), im Sommer 1916 im Druck
vollendet, im Mai 1917 im Buchhandel erschien, hatte
der Druck des 2. Teils, der die auf jene Ausgabe sich
gründenden Untersuchungen enthält, bereits eingesetzt;
er wurde vom Sept. 1916 bis März 1918 bewerkstelligt
, 1920 wiederaufgenommen und bis in den Mai
1922 fortgesetzt; 1926 entschloß sich der Verf. auf
Wunsch des Verlags, die ausgedruckten Bogen 1—1/i7
(=S. 1—262) herauszugeben; die ursprünglich für die
Neuausgabe bestimmte „Einführung in das Gesamtwerk:
Vom Mittelalter zur Reformation", datiert: „im August
1916 (2. August 1917)", und ein Vorwort, datiert:
„am 8. Juli 1926", wurden, die Bogen a—(=S.
I —LXVIII) füllend, vorangestellt; den Rest, Bogen
18—1/426 (=S. 263—393), der seit 1917/18 im Fahnensatz
stand, hielt B. zurück, um die verheißenen Exkurse
noch anfügen zu können; jetzt hat er fünf Exkurse,
verfaßt seit dem Herbst 1930, mit den Texten zum
fünften Exkurs, Nachträge und Berichtigungen zur Ausgabe
und zu den Untersuchungen, endlich ein Schlußwort
, datiert: „am 16. Mai 1931", beigegeben und jenen
Rest veröffentlicht. Gleichzeitig ist das Gesamtregister
zur Ausgabe und zu den Untersuchungen erschienen.
Dieser Abschluß ist voll Freude zu begrüßen. Die Wissenschaft
wäre empfindlich geschädigt worden, wenn
dieser dritte Band des Gesamtwerks ein Torso geblieben
wäre.

Man muß die allmähliche, durch längere Pausen
unterbrochene Entstehung des Bandes im Auge behalten,
um die kleinen Unebenheiten' zu verstehen, wie wenn
etwa eine Vermutung, die erst zurückgestellt worden war,
wieder aufgenommen wird, weil sie dem Verf. wahrscheinlicher
geworden ist, oder wenn umgekehrt eine
Hypothese, mit der er sich befreundet hatte, sich hinter-

„Seligkeiten" (nach Matth. 5, 3 ff.), von der frühscho- her doch nicht so bewährt. Letztlich zeigen doch auch
lastischen Theologie mit mehr oder weniger Treue repro- , diese Unebenheiten" nur, mit welch gewissenhafter

duziert wird und wie dann in der Hochscholastik das
systematisierende theologische Denken mit seinen feinen
Unterscheidungen ansetzt, bis etwa in Bonaventuras und
Alberts Schriften ein kunstvolles Gebäude vor uns steht.
Die natürlichen Seelenkräfte des Menschen, sein ratio

Sorgfalt der Verf. den Stoff nach allen Seiten durchgearbeitet
und wie gründlich er sich mit der neuerschienenen
einschlägigen Literatur auseinandergesetzt hat (auch mit
der cechischen, für die im Ganzen gilt, was B S 862
zu der Hußbiographie von Jan Sedläk 1915 bemerkt-

naler, irascibler und konkupisabler Teil, werden gerei- [ „Eine Weltpersi

nigt und recht zubereitet durch die übernatürliche Gna- allgemein anerSS Weic l "Ur in einer der
deneingießung und zwar durch die in ihren Funktionen ! dargestellt werden"! Die A l pracne". wissenschaftlich
sich sauber von einander abhebenden Tugenden, Gaben | bar nicht nur immer wmrW h^""""dy-;htun-g hat offen-
und Seligkeiten, eine gotische Konstruktion, die bereits I m„rforn BZ sJa^T „„„ C°^scnersinn B.s ange-

Thomas vereinfacht hat und die von Duns Scotus und
seinen Schülern großenteils aufgelöst wurde, deren
Grundgedanken aber noch in der deutschen Mystik als
feststehende Wahrheit gelten.

In langer Reihe treten in Boeckls Darstellung die
mittelalterlichen Theologen vor uns hin, und kaum die
Hälfte von ihnen hat zu unserm Thema etwas Bemerkenswertes
zu sagen. Man dankt dem gelehrten Verf.,

regt, sondern sie ist ihm ans Herz gewachsen. Der
jetzt 73jährige Gelehrte ist mit ihr noch nicht fertig,
auch die fünf Exkurse bezeichnet er nur als eine Abschlagszahlung
. Er entdeckt immer neue Beziehungen,
Parallelen, Vorläufer; das sind nicht etwa bloße geistreiche
Einfälle, sondern es hat sich ihm immer verlohnt,
ihnen nachgegangen zu sein. Wenn man nun vollends
erwägt, wie die Dichtung für B. nach der formalen
Seite mit der Schule des Kanzlers Karls IV. Joh. von