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Ausgabe:

1932 Nr. 19

Spalte:

435-436

Autor/Hrsg.:

Sandford, K. S.

Titel/Untertitel:

First Report of the Prehistoric Survey Expedition 1932

Rezensent:

Galling, Kurt

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435

Theologische Literaturzeitung 1932 Nr. 19.

436

birmanischen von der goldenen Nordinsel Untschegru.
Es hat nichts zu bedeuten, wenn im biblischen Berichte
das Schlaraffenland und das Goldland getrennt sind.
Das muß eintreten, wenn man die vier Außenwelten
geographisch festlegt. Die Verbindung des Goldes
mit einer Sch 1 ar af f e n ze it (vom Verf. gesperrt
) ist bei Ovid zu finden usw." (S. 79 f.). Gen.
10, 7 und 10, 29 lokalisieren zwar das Land des Goldes
in Arabien, und die Tatsache, daß der Eufrat fließt und
nicht umgibt, erklärt sich doch wohl viel leichter aus
geographischem Wissen, als aus geschichtlichen Kombinationen
. Das goldene Zeitalter des Ovid hat nun
vollends hier nichts zu suchen, da das Adjektivuni
„aureus" nicht auf Materie und Ort zielt, sondern symbolische
Wertbezeichnung ist. Auch dürfte dem israelitischen
Bauern die Vorstellung von einem Paradies von
Gold schwerlich eingegangen sein: es ist nur rechtens,
daß die beiden „Länder" von einander getrennt sind!
Genug der Paradiesesfrage. Man darf abschließend fragen
, warum der Verf. nicht analog den anderen Kapiteln
über das israelitische Weltbild gehandelt hat, wo
ihm beispielsweise in den Arbeiten von A. Jeremias reiches
Material zur Verfügung stand. Die kurzen Ausführungen
zum babylonischen Weltbild befriedigen
gleichfalls nicht. Die sog. babylonische Erdkarte darf
man, wie A. Jeremias, „Handbuch der altorientalischen
Geisteskultur"2 1929 S, 149 f. mit Recht bemerkt,
nicht mit dem theoretischen Weltbild in Parallele oder
Kontrast stellen. Die Karte ist ein Versuch, das Weltreich
des Sargon von Akkad zu zeichnen. Außerhalb des
Ringstromes sind auch nicht acht, sondern nur sieben
Zipfel (Andeutungen ferner Länder) anzusetzen, sodaß
wir zu keiner Neuner-Welt kommen. Das Ideogramm
UB (akkadisch tupukati) bezeichnet nach Meißner,
Babylonien und Assyrien II, S. 111 und Jeremias
a. a. O. die sieben Erd-Etagen, die kibrati sind die
Quadranten der Erde. Aus den tupukati ist also schwerlich
ein Weltbild mit (7—1=) 6 bzw. 12 Himmelsrichtungen
zu belegen. Jeremias, a. a. O. S. 146 leitet die
selten bezeugte Sechszahl des sumerischen Weltbildes
von den vier Weltrichtungen zuzüglich des Oben und
Unten ab. Wer sich bei Meißner und Jeremias über die
ausgedehnte Materie zum altorientalischen Weltbild in
seinen Wandlungen informiert, wird Bedenken haben,
hier mit festem Schema und positiv oder negativ mit bestimmten
Beziehungen „zur Gruppe Elam-Ostasien" zu
rechnen. In diesem Abschnitt betont der Verf. selbst
(S. 111), daß ihn die Ausführungen von Zimmern in
KATS „etwas unsicher gemacht haben".

Fachkenner der anderen vom Verf. behandelten
Gebiete mögen den Wert der dortigen Systeme höher
einschätzen, im ganzen glaube ich urteilen zu müssen,
daß der Verf. sich an eine zu umfassende Aufgabe gewagt
hat. Es wäre der Sache sicher förderlicher, wenn
der geschichtliche Wandel des Weltbildes in einem
Kreise erst einmal sicher gestellt würde! [Das Weltbild
der Saken wird beispielsweise nach einer modernen südkaukasischen
Tradition „hergestellt" und sogleich als
Typus zu anderen Weltbildern eingeordnet, „und es ist
zu verstehen, daß durch sakische Vermittlung das Sphärensystem
bis zu den Nordvölkern gelangt ist" (S. 59).]
Dann erst kann — wenn überhaupt — die Geschichte
des Weltbildes geschrieben werden. So mag das Buch
gerade in seinen Grenzen der Forschung zur Anregung
dienen.

Halle a. S._Kurt Galling.

Sandford, k. S., and W. J. Arkell: First Report of the Pre-
historic Survey Expedition. Chicago: The University of Chicago
Press (1928). (XI, 52 S. m. e. Karte u. 29 Abb), gr. 8°. = Oriental
Institute Communications, Nr. 3.
Fisher, ClarenceS.: The Excavation of Armageddon. Chicago:
The University of Chicago Press (1929). (XV, 78 S. m. 2 Taf. u. 53
Abb.) gr. 8°. = Oriental Institute Communications, Nr. 4.
Das vom Ägyptologen J. H. Breasted geleitete orientalische
Institut in Chicago ist durch die ihm zur Ver-

j fügung stehenden Mittel in die Lage versetzt, Ausgra-
! bungen und Forschungen im Alten Orient gleichzeitig an
verschiedenen Stellen durchzuführen (Kleinasien, Palästina
, Ägypten). Den eigentlichen Grabungsberichten,
i die naturgemäß erst Jahre nach dem ersten Spatenstich
i erscheinen können, sind jeweils kurze Vornotizen voran-
! gegeben, die gewöhnlich über den Stand nach Abschluß
einer Kampagne berichten.

Die von Sandford und Arkell unternommenen
prähistorischen und geologischen Untersuchungen am
mittleren Nil, die eine wertvolle Ergänzung zu den
| gleichgerichteten Forschungen Junkers im westlichen
j Nildelta bilden, sind nach dem fachwissenschaftlichen
I Urteil von Prof. Scharff-München, das mir s. Z. freundlichst
gegeben wurde, in der Forschungsmethode subtil
gehandhabt und haben zuverlässige Resultate. Für den
Theologen wichtiger ist der Vorbericht (Nr. 4) über die
Ausgrabung von M e g i d d o. Unglücklich gewählt ist
der Titel: Excavation of Armageddon, da sich die
Gleichsetzung des biblischen (und vorisraelitischen)
Megiddo mit dem apokalyptischen (Apk. 16, 16)
'Ap^uYEÖo'yv nicht stichhaltig begründen läßt, ja, wie J-
Jeremias (ZNW 1932, S. 73—77) kürzlich nachgewiesen
hat, starken Bedenken unterliegt. Die im großen
Stile auf Jahrzehnte angesetzte Grabung plant das gesamte
Stadtareal in Schichten abzudecken, sodaß die
jeweiligen Kampagnen nur geringe Tiefen erreichen.
Andererseits ist gegenüber dem Versuchsgraben-System
der Vorkriegszeit (Schuhmacher) dadurch größere
Sicherheit in der Datierung und größere Anschaulichkeit
einer bestimmten Periode gewährleistet. Die beiden hervorstechendsten
Funde der Grabung sind ein Fragment
einer Sisak-Stele und die Fundamente der Pferdeställe
Salomes (Comm. Nr. 9). I. Kön. 14, 25 weiterführend
zeigt die Stele, daß die Einflußsphäre des Pharao bis
in die Jesreelebene reichte und daß der politische Hintergrund
bei der sog. Reichstrennung, wie ihn I. Kön-
11, 40 andeutet, wahrscheinlich ist. An Einzelfunden
des Berichtes Nr. 4 wären noch zu nennen: Hörneraltäre
aus Kalkstein, ähnlich denen in Sichern gefundenen
(von Sichern aus wird man auch nicht geneigt sein, ohne
weiteres von den Altären auf ein Heiligtum zu schließen),
Reste eines „Tonhäuschens" mit Astartefigur, dem
Schlangenhäuschen von Bethsan vergleichbar, und
schließlich zu dem einen bereits von Schuhmacher
gefundenen „phönikischen" Volutenkapitel drei weitere
gleiche Stücke. Den Beschluß bildet ein Bericht über ein
geplantes Keramik-Corpus.

Halle a. S. Kurt Galling.

D i e 1 s, Hermanus : Doxographi Graeci. Collegit rec. proiegomenis
indicibusque instruxit. Opus academiae litterarum regiae Borussicae
praemio ornatum. Editio iterata. Berlin: W. de Gruyter & Co. 1929.
(X, 854 S.) 4°. RM 28—; geb. 30—-

Anastatischer Neudruck nach 50 Jahren — Beweis
genug, daß das Urteil über das von der Berliner Akademie
preisgekrönte Werk von 1879 noch heute zu
Recht besteht: „Dies hervorragende Werk, welches gleich
sehr der bewundernswerten Gelehrsamkeit, der unermüdlichen
Sorgfalt, dem eindringenden Scharfsinn und der
methodischen Besonnenheit, des Verfassers Ehre macht,
aber freilich auch einen delischen Schwimmer verlangt,
kann eine ungewöhnliche Bedeutung in Anspruch nehmen
" (Fr. Susemihl, Jahresbericht über die Fortschritte
der klassischen Altertumswissenschaft 7, 1 [1881], 289)-
Göttingen. J. B eh m.

Hei gl, Dr. Barthol.: Antike Mysterienreligionen und Urchristentum
. Münster i. w.: Aschendorff 1932. (III, 112 S.) 8°.=
Bibl. Zeitfragen begr. v. J. Nikel u. I. Rohr fortgef. v. P. Heinisch u.
F. w. Maier, 13. Folge, H. 11/12. rm 2.45.

Die vorliegende überaus sorgfältig gearbeitete Schrift
ist ein lebendiges Zeugnis für die Bedeutung religionsgeschichtlicher
Forschung auf dem Gebiet antiker Mysterienreligionen
. Den Ertrag dieser aufschlußreichen
Untersuchungen hat der Verfasser beinahe lückenlos ge-