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Ausgabe:

1932 Nr. 18

Spalte:

417-418

Autor/Hrsg.:

Harnack, Adolf von

Titel/Untertitel:

Studien zur Geschichte des Neuen Testaments und der alten Kirche. Bd. 1: Zur neutestamentlichen Textkritik 1932

Rezensent:

Bauer, Walter

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417

Theologische Literaturzeitung 1932 Nr. 18.

418

a iWi was Ha- folgen — enthält die Beiträge zur neutestamentlichen

alter hin herrschenden Polytheismus und aiierri was u Te&tkritik) dfe Wsher •„ Aufsätzen zerstreut waren, aber

mit zusammenhängt, und erläutert so aui aas °e um der Fülle der von ihnen ausgegangenen Anregungen

schweren Kampf, den die Propheten und >»re *™dnS| iUen nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Auch der

gegen die Volksreligion Israels zu fuhreni narren i. Aposteldekret (Act. 15,29) und die

70 f.). - Der zweite Teil (the cid onenta perod S ers Hypothese" von 1899 trotz der Retractatio,

72-152) versucht, so weit es das Mate^ ^ spät€r in geiner ApostelgeSchichte
einen geschichtlichen Abriß durch die 's^'"1^" Juu ! igog igoff unter dem Einfluß des jüngeren Resch

sehe Zeit bis zur griechisch-römischen ' erio^e' V^Q_ vornahm, um ihr bis zu seinem Ende treu zu bleiben,

besser gesagt eine Illustrierung dieser Zeit auren c ^..^ Abhandl hat> wenn ich richtig

logische Hinweise. Hier ist dann zHna^%j^ndu "hPdie sehe, viel durchschlagender gewirkt, als das mehrfache

historischen Palästina die Rede, wie: es sie ^ Bekenntnis zu dem später eingenommenen Standpunkt.

Ausgrabungen von Oeser Byblus megmu ■ ■ ^ A Aucn die ^iden folgenden Stücke behandeln das

uns entfaltet. Eine: Fuüe von ^«^ito (M*^ Problem des „westlichen" Textes in der Apostelge-

tarte, Setech Reschef, Meka , Baal^JJy h daß schicht€ zu n, 27. 28, wo in ihm erstmalig das „Wir"

u. s. w. tritt unss entgegen, und es «j^"™ und' daß auftaucht, und zu 18,1-27. Das sind Arbeiten, die

sie m israelitischer Zeit nicht verscnwanucu u j ^ . ^ ----:_ j._ v...

wie sie selber zum Teil mit einander verschmolzen das
Gleiche auch von Jahwe dem Gott Israels galt. Der
Name ,el schaddaj' mag den Gott Israels als Berggott
bezeichnen, wie wir Re als Berggott, wie wir Zeus

A. Jülicher (Einleitung in das Neue Testament" 1906,
413), als „glänzende Untersuchungen" willkommen hieß.

4 bemüht sich um den Nachweis, daß das Magni-
fikat (Luk. 1, 46—55) der Elisabeth gehöre, eine An-

Oreios wie wir den vergötterten Kaiser Elagabalus als sieht, die viele (zuletzt E. Klostermann 1929) überzeugt
Berggott vor uns haben (S. 141). Und es ist wohl mög- und ein ganzes Geschwader von Mitforschern auf den

Plan gerufen hat.

5 erörtert drei Probleme im Texte der LeidensTe-
schichte Jesu: Lk. 22, 43. 44. Lk. 23, 33. 34. Mk. 15, iL

6 werden Stellen aus johanneischen Schriften, über-

daß man in Israel keinen großen Unterschied fand,
Wie das der dritte Teil (das griechisch-römische Zeitalter
b. 153—230) zeigt, auf das schon die Hinweise auf
zeus Oreios und Elagabalus am Schluß von Teil II überleiten
. Von Wert sind hier neben anderem z. B. die Aus- I „ " Ä"J"

Führungen über den solaren Monotheismus, dem Cook Tu^frl.n^ tgA? A w'e,fe .angehorig, untersucht mit

den Sonnenkult des Amentotep X. zur Seite stellt, und T d.ie, Chnstologie dieser Bücher und unter

auch über das Fortleben orientalischer Ideen in Glaube 2 Berücksichtigung der ältesten lateinischen

"nd Kunst der christlichen Kirche (224 ff.). - 39 Bil- ^ ^ru"S und der Vulgata. Es handelt sich dabei

dertafeln - in guter Ausstattung - ermöglichen dem ,™h Jtoh„5' 8 ?"?*.Joh- 3. °F; Joh. 1, ll_i4

l a„„. i,^t I J01!.1» 33-, 34; 1. Joh. 4, 2f. samt 2. Joh. 7; l. j0h[

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Leser die aus dem archäologischen Befunde dem Verf.
sieh ergebenden Schlüsse zu kontrollieren.

Es versteht sich von selbst, daß man bei Ausmünzung
eines so großen Stoffes vielfach abweichender Meinung
sein kann, vor allen bei Denkmälern und Münzen,
deren Bedeutung nicht durch eine Legende festgelegt
lst Auch entdeckt der Verf. wohl hier und da Gegenstände
, die ein anderer garnicht sieht — wie das bei
archäologischen Arbeiten nicht selten ist. Manche Gleichungen
sind bedenklich. So z. B. die der Gottheit
»Edom" mit dem ägypt. „Atum" oder die Deutung der
Vision des Sacharja mit den 4 Wagen (Sach. 1 u. 6),
die aus einem Felsental kommen, als käme sie von dem
Glauben her, daß die Götter sich zu dem Sonnengott auf
den Ort der Entscheidung begeben. Auch die Beziehung
von Gen. 6, 1 ff. (die Engelehen) zu der Hermonin-
schrift als läge hier eine uralte Tradition vor, die bezeugt
, daß schon in unvordenklichen Zeiten solche Mythen
den Hermonberg umspielten, nach denen die engel-
j"e'nen Sethiten ihren Sitz auf der Spitze des Hermon
hatten (S. 198 f.), erscheint recht kühn u. a. m. — Bei
aUedem haben wir doch in dem Buch eine köstliche
Gabe, für die wir dem Verfasser zu Dank verpflichtet
sind.

Bonn. J. Mein hold.

Barnack, Adolf von: Studien zur Geschichte des Neuen Testaments
und der alten Kirche. Bd. 1 : Zur neutestamentlichen
Textkritik. Berlin: W. de Gruyter & Co. 1Q31. (IX, 256 S.) gr. 8°.
= Arbeiten z. Kirchengesch., hrsg. v. E. Hirsch u. H. Lietzmann, 19.

RM 11—; geb. 12—.

Im 19. Bande der „Arbeiten zur Kirchengeschichte"
hat eine Sammlung der wichtigsten Studien zur Geschichte
des Neuen Testamentes und der alten Kirche

aus der Feder von Ad v. Harnack zu erscheinen be- (Nr. 7) oder Hebr. 5,7—9 (Nr. 10 b) nach wie vor mit
gönnen Von H. Lietzmann betreut will sie die auf die j einigem Zweifel gegenüber.

2, 17; 1. Joh. 2, 20; 1. Joh. 3, 10; !. Joh. 5, 16f.
Dazu im Anhang um 1. Joh. 5, 20. 1. Joh. 5, 7.

7 befaßt sich mit dem vielerörterten Spruch „Ehre
sei Gott in der Höhe", insonderheit mit dem Wort
edbojcLU (Luk. 2, 14).

8 ist eine Frucht der eingehenden Beschäftigung
mit Marcion und seiner Bibel: „Über 1. Kor. 14, 32ff.
und Rom. 16, 25 ff. nach der ältesten Überlieferung
und der Marcionitischen Bibel".

9. Besonders wertvoll sind die „Studien zur Vulgata
des Hebräerbriefs", auch deshalb, weil in diesem Falle
nicht nur der ursprüngliche Text wieder abgedruckt
wird, sondern eine Bereicherung erfährt. Als v. Harnack
die Studien 1920 erstmalig ausgehen ließ, hatte er
den rekonstruierten griechischen Text der Vorlage des
Hebräerbriefs der Vulgata nicht mitdrucken lassen können
, sondern diese Arbeit in der Handschriftenabteilung
der Preußischen Staatsbibliothek niedergelegt auf bessere
Zeiten. Unserer Neuausgabe ist der griechische Wortlaut
samt Apparat einverleibt. Diese Abhandlung leitet
hinüber zum letzten Stück, das

10. „zwei alte dogmatische Korrekturen im Hebräerbrief
" bespricht: 2, 8—10. 5, 7—9.

v. Harnack liebt es, und das offenbart auch dieser
Band, sich für vernachlässigte Zeugen und mißachtete
Lesarten einzusetzen, um sie gegen die großen Unzialen,
die in der ntl. Textkritik so lange unbeschränkt geherrscht
haben, und gegen den gesammelten Heerbann
der Exegeten zum Siege zu führen. Dabei bringt er
viel Beachtenswertes und Förderliches an den Tag,
freilich ohne in allen Lesern das Gefühl der Sicherheit
angesichts der Ergebnisse wachzurufen, das ihn selbst
erfüllt. Ich stehe z. B. seiner Behandlung von Lk. 2, 14

genannten Gegenstände bezüglichen Untersuchungen
Harnacks von Dauerwert, soweit sie in den Sitzungsberichten
der Berliner Akademie oder in Zeit- und
Festschriften gedruckt worden sind, zu bequemem Gebrauch
vereinigen und ihnen dadurch über den Tod des
Meisters hinaus eine möglichst große Wirkung sichern.
Der erste Band — ihm sollen noch zwei weitere

Ein anderes Merkmal ist das große Interesse für die
lateinische Überlieferung, die Vulgata und ihre Vorläufer
Diese Seite der Arbeit v. Harnacks scheint mir besonders
wirkungsvoll zu sein und geeignet, den Mitforschern
als beherzigenswertes Vorbild zu dienen.
Göttingen. w. Bauer.