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Ausgabe:

1932 Nr. 1

Spalte:

378-380

Autor/Hrsg.:

Plath, Johannes

Titel/Untertitel:

Liederkunde. Handbuch z. Deutschen Evang. Gesangbuch nebst Rheinisch-Westfal. Sondergut. 1. Bd.: Die Texte 1932

Rezensent:

Usener, Wilhelm

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377

Theologische Literaturzeitung 1932 Nr. 15/16.

378

deutsch-evangelischen Missionswerk voran. Die Zahl der
deutschen Missionsarbeiter ist 1931 gegen 1930 von
1400 auf 1435 gestiegen, die Zahl der getauften Neuchristen
von 990 583 ist auf 1 044 985 angewachsen,
die Zahl der männlichen Schüler von 144 437 auf
153 004, die der weiblichen von 67 362 auf 72 522. Das
ist besonders erfreulich angesichts der Tatsache, daß die
Einnahmen von 11 330 000 auf 10000000 gesunken sind.
Die Einnahmen aus Deutschland zeigen noch eine geringe
Steigerung, von 7 042 904 auf 7 409 244 Mark.
Aus der Zahl der einzelnen Aufsätze seien folgende hervorgehoben
: Professor Paul Althaus schreibt über das
Thema: „Der Wahrheitsgehalt der nichtchristlichen Religionen
und das Evangelium", knapp, klar und die
volle Andersartigkeit des christlichen Heils gut herausarbeitend
, wobei er den Weltreligionen doch gerecht
wird. Pfarrer Karl Müller, der soeben einen wertvollen
Band über die Geschichte der Mission der Brüdergemeine
verfaßt hat, schreibt über „Zinzendorfs Bedeutung
für die evangelische Heidenmission", den wirklich grandiosen
Bahnbrecher der evangelischen Mission voll, aber
nicht übertrieben würdigend. Der langjährige Präses der
Batak-Mission D. Warneck führt aus reicher Erfahrung in
das Ringen der Barmer Mission auf Sumatra, indem er
die Schwierigkeiten schildert, die aus dem Eindringen der
westlichen Zivilisation in das Naturleben der Batak der
Mission bereitet, und das rege Leben schildert, das trotzdem
in dieser größten Volkskirche der deutsch-evangelischen
Mission vorhanden ist (300 000 Christen, 250 000
Mohammedaner, 500 000 Heiden). Daß diese junge
Volkskirche bereits eine eigene Missionsgesellschaft besitzt
(Zending Batak), die sehr rege ist, beweist, wie
lebendig diese Christen ihre Verantwortung fühlen. D.
Johannsen, Superintendent in Essen, der Vorsitzende
des Verbandes der deutschen Missionskonferenzen, erzählt
von seiner jüngst vollzogenen Studienreise nach
Südwestafrika, und zwar von seinem Besuch in dem
Lehrer- und Evangelisten-Seminar in Okahandja, sehr
anschaulich, voll Bewunderung für den Geist und die
Leistungen dieser Anstalt, die eine schwere Aufgabe
zu erfüllen hat. „Mission und Kulturinvasion in China"
(E. Walter), „Kirchliche Fragen im heutigen Indien"
<A. Schosser), „Frau und Christin in Afrika" (Frau
D. Kögel), das sind die Themata der weiteren, anregenden
Beiträge. Eine Übersicht über die gesamte, deutsche
Mission im Jahre 1931 (G. Laiblin), eine Bücherschau
(M. Schlunk), die wichtigsten Adressen bilden den
Schluß. Man kann nur wünschen, daß aus dem Lesen
und Verwerten dieses Jahrbuchs den deutschen Missionen
die Hilfe der Heimat erwächst, die sie so dringend
Brauchen, und die sie trotz der Not der Zeit haben
können, wenn vor allem alle Pfarrer rege werben. Zu
dieser Werbung bietet das Buch gutes Material.

__BerIin;___J- Witte.

prflfer, E.: Wo die Großstadt anfängt. Ein Jahrgang Konfirmandenunterricht
a. d. Bedürfnis d. Gegenwart aufgestellt u. m. einem
Anhang f. d. Hand der Kinder versehen. 2. Aufl. Gütersloh: C.
Bertelsmann 1931. (XI, 330 S.) 8°. RM 10—; geb. 12—.

Ein ausgezeichnetes Buch. Das beweist schon, daß
*s in Kürze eine 2. Auflage nötig hatte. Es gibt unendlich
viele Bücher für den Konfirmandenunterricht.
Aber nur wenig brauchbare. „Benutzen" im Sinn
des Nachmachens kann man ja keins. Denn jeder
Pfarrer, der seine Lehrmethode veröffentlicht, hat sie
mif Grund seiner Gemeinde und der Jugend in seiner
Gemeinde aufgestellt. Auch Prüfer schreibt aus Erfahrung
mit seinen Konfirmanden heraus. Die wohnen da,
»wo die Großstadt anfängt". Und sind erfüllt von „Auf-
kläricht" und Kino, von Gottlosenbewegung und moderner
religiöser Schwärmerei, von „Kameradschaftsehe"
Und strenger Sachlichkeit. Und nun greift in diese
wirre Welt die Verkündigung der Kirche hinein. Hier
setzt Pr. ein und hat seine Forderung: Konfirmandenstunde
muß Verkündigung sein. Nicht Erklärung von
Dogma oder Kirchenlehre. Evangeliumsverkündigung.

Konfirmandenunterricht muß „apologetische" Tendenz
haben und Konfirmandenunterricht muß Seelsorge sein.
Daher hat Pr. eine Art Fragekasten für seine Konfirmanden
eingerichtet. Er läßt sich die Fragen unter einem
Kennwort schriftlich einreichen und beantwortet sie
schriftlich. Viele Proben von solchen Fragen und Antworten
stehen in dem Buch und führen ernst und schwer
in die Gedankenwelt unserer Jugendlichen da „wo die
Großstadt anfängt" ein. In diesen drei Forderungen, die
Pr. erhebt und die er für seine Konfirmanden klar und
tief, immer anpackend und aufrüttelnd ausführt, sehe ich
den großen Wert dieses Buches. In 34 Konfirmandenstunden
gibt Pr. seinen Plan. „Warum besuche ich den
Konfirmandenunterricht? Was mir unser Gotteshaus erzählt
" — so hebt es an und „Ein Gang über unsern
Kirchhof" schließt das Ganze. Alle praktischen Arbeiten
der Kirche werden ausgeführt, das Nötige von der Verfassung
erklärt, unser Gegensatz gegen Rom und die
Schwarmgeister der Gegenwart sehr deutlich herausgearbeitet
. Die Gebote sind mir zu ausführlich behandelt.
8 Stunden von 32 behandeln die 10 Gebote, nur 4 den
2. Artikel. Ich kann mich nicht davon lösen, daß der
2. Artikel — oder besser — die Erlösung in Jesus Christus
im Mittelpunkt des Konfirmandenunterrichts stehen
muß und brauche sehr viel Stunden, um der Jugend den
Christus so nahe wie möglich zu bringen. Da wir im
Rheinland glücklicherweise 2 Jahre kirchlichen Unterricht
haben, ist das ja auch leichter. Zudem fürchte ich
immer, da in den Unterklassen der Schulen fast nur
„Gebote" behandelt werden, daß wir der Jugend zuviel
Bekanntes sagen und „wiederholen". Freilich behandelt
Pr. die Gebote als Seelsorger und weiß aus der Praxis
des Pfarrers heraus auch hier viel Neues zu sagen.
Aber beim 2. Gebot das „Gebet" zu behandeln, geht
m. E. nicht. Das Gebet, zumal das Vaterunser gehört
nicht in die Gebote hinein. Ich halte dafür, daß es den
Höhepunkt unseres kirchlichen Unterrichts bilden muß
— und daher ans Ende gerückt werden soll. Wenn wir
den Kindern den ganzen Ernst und die ganze Größe der
Liebe Gottes in Jesus ans Herz gelegt haben, dann ihnen
sagen: „Zu diesem Vater darfst und kannst du beten".
Wir müssen schon die Jugend dazu anleiten, im Gebet
die Reife des Christseins zu sehen und am Gebetsleben
die Echtheit des Glaubens zu überprüfen. S. 99 steht
als Übungsaufgabe: „ich will zwei (oder drei) Tage
(oder bis zur nächsten Konfirmandenstunde) regelmäßig
morgens und abends beten und dabei Gott im Herzen
ansehen (Anmerkung: eine äußerst wichtige Konzentrationsübung
, die möglichst oft zu wiederholen ist). Ich
will von jetzt ab bis — mit eigenen Worten zu beten
versuchen." Soll man es wirklich so machen? Ist das
Gebet nicht zur Konzentrationsübung — zu schade oder
doch zu heilig? Ich verstehe was Pr. will. Aber ich
möchte just das Gebet im Bezirk des Religiösen —
und nicht des Ethischen wissen. Auch bei Kindern
schon. Denn ich fürchte, daß das Gebetsleben verloren
ging, weil wir daraus eine ethische Forderung
machten — und es nicht als eine Gnade Gottes nahmen.

So kann man im Einzelnen über dies und das anderer
Meinung sein und seine Bedenken anmelden. Aber
das verringert die große Bedeutung dieses Buches nicht.
Ich kann nur wünschen, daß möglichst viel Pfarrer
das, was Pr. will, sich zu eigen machten und anfingen
nach seiner „Methode" ihren eigenen Unterricht umzuformen
. Wer sein Eigenstes in die Form, die Pr. bietet,
gießt und nach Pr. Forderungen seinen Unterricht
gestaltet — wird am Ende mit ganz neuer Freudigkeit
seine Konfirmandenstunde erteilen.

Bonn. F. Haun.

Plath, Johannes, u. Johannes Kulp: Liederkunde. Handbuch z.
Deutschen Evangel. Gesangbuch nebst Rheinisch-Westfal. Sondergut.
1. Bd.: Die Texte. Bearb. v. Johannes K u 1 p. Dortmund: W. Crüwell
1931. (384 S.) gr. 8°. geb. RM 10—.

Die vielerwärts in den letzten Jahren neu entstandenen
Gesangbücher mit ihrer Zweiteilung, im ersten Teil