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Ausgabe: | 1932 Nr. 13 |
Spalte: | 311 |
Autor/Hrsg.: | Zoellner, Wilh. |
Titel/Untertitel: | Staat und Kirche. Ein Wort von Werdendem 1932 |
Rezensent: | Usener, Wilhelm |
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311 Theologische Literaturzeitung 1932 Nr. 13. 312
Ob dann der „Sieg" kommt und wie er kommt, das liegt ! Theologie. Eine tiefgehende und überzeugende theolo-
nicht in der Menschen Hand. Aber getan werden muß j gische Begründung gibt nun leider auch Wiesenhütter
diese theologische Arbeit. Wenn die Mission in diesen nicht. Er stellt einfach die Behauptung auf, daß die
Kampf auf möglichst vollendeter, geistiger Höhenlage j kultische, ja daß jede wahrhaft religiöse Kunst ein Wort
eintritt, dann werden vielleicht diese freundschaftlichen j Gottes sei. Wodurch die religiöse Kunst sich als Wort
Aussprachen durchaus nicht mehr so friedlich verlaufen, j Gottes autorisiert und wie sich das Wort Gottes in der
Denn dieser Kampf geht um das große Entweder-Oder, j Kunst zu dem „Wort Gottes" im engeren Sinn verhält,
geht darum nicht ohne Polemik ab. Jones stellt im — darüber finden wir bei W. nichts. Dieser Mangel hängt
Grunde eben doch indische Religiosität und christlichen
Glauben zu sehr auf eine Linie. Gandhi ist ihm fast ein
Christ. Und in Wirklichkeit ist Gandhi doch das, was
die Alten sich nicht scheuten, einen Heiden zu nennen.
Es geht eben garnicht um menschliche Frömmigkeit und
damit zusammen, daß W. in keiner Weise die christliche
Kunst von der religiösen unterscheidet und
daß er Wesen und Wirkung nicht auseinanderhält.
Der von W. aufgestellte Begriff der „symbolischen"
Kunst (das Kunstwerk als Träger übersinnlicher Wirhohe
sittliche Qualitäten. In beiden sind sicherlich viele i kung) genügt nicht und ist nicht spezifisch christlich,
fromme und edle Heiden ungezählten „frommen Chri- J Hier würde die von W. als letztes Merkmal religiöser
sten" überlegen. Sondern es geht um den lebendigen, j Kunst kurz erwähnte „dialektische" Spannung zwischen
heiligen Gott und sein Wort an uns, dem wir uns I dem ewigen Inhalt und der endlichen Form weiter führen,
als der alleinigen Wahrheit zu beugen haben. Wenn I Die anderen Merkmale sind nach W. Zeugnis-, Glau-
irgendwo, dann tut es in Indien not, den Abstand von ] bens-, Gegenwarts- und Gemeindecharakter, Simplizität
Gott und Mensch, der auch im christlichen Glauben und Totalität. Hier und an anderen Stellen ist im einzelbleibt
, zu betonen. Denn die Erfahrbarkeit Gottes, vom i nen viel Bedeutsames und Anregendes zu den Fragen
Menschen aus, ja die Identifizierung des Menschen mit i christlicher Kunst gesagt, z. B. auch über den Kirchen-
Gott durch menschlichen Willensakt, ist Indiens Religion, j bau, der ebenfalls symbolisch gefaßt wird, und über die
Und Jones bejaht im Grunde diese verkehrte Grund- i expressionistische Kunst, für die mit Recht geworben
Position. Daher kommt er tatsächlich nur zu einer j wird. (Zu letzterem Thema werde ich in Fortführung
relativ höheren Erfahrung, die den Wahrheitsbeweis meiner vom Verf. nicht beachteten Schrift: „Expressio-
nicht erbringen kann. Das „In keinem andern die Ret- nismus und Religion" und der Arbeit W.'s an ande-
tung" kommt nicht zu seinem Recht. Das Buch ist rer Stelle einiges sagen.) W. unterscheidet vier Kunst-
höchst interessant, aber die obigen kritischen Randbe- j gattungen, je nachdem die Naturform gewahrt, idealisiert
merkungen durften nicht unterdrückt werden. j (verschönert), ins Erhabene gesteigert oder expressiv
Berlin. J.Witte. ! umgestaltet wird. In allen vier Gattungen soll religiöse
Kunst möglich sein. Wird man nicht sagen können,
Zoellner, Gen. Sup. D. Wilh.: Staat und Kirche. Ein Wort von i daß das eigentlich Christliche bei der Veränderung
Werdendem. Potsdam: Stiftungsverlag 1931. (46S.) gr.8°. kart. RM1.80.
Als Grundlage für Besprechungen bei Laienschulung
der Natur zum Ausdruck kommt (ein Begriff, der jedoch
nicht auf den Expressionismus eingeengt werden
im Dienst der evangelischen Kirche ist diese Schrift des i darf)?, Das Buch ist durch viel zu viel Zitate belastet,
früheren westfälischen Generalsuperintendenten gedacht, i <*ie allerdings in den etwas matten Stil zuweilen Farbe
Sie gibt in großen Zügen Übersichten, „aus denen Ein- 1 bringen.
sichten erwachsen sollen"; sie will die geistigen Hinter- ! Heidelberg._______Wilhelm Kneveis.
gründe verstehen helfen, die hinter dem Ringen der Zeit | ~ „ .. ~ ;
stehen. Zunächst wird die Aufgabe herausgestellt in j 1 n kurze erscheint:
einer Übergangszeit, da Kirche und Staat noch „wer- J ORIENT UND OCCIDENT. Staat-Gesellschaft-Kirche,
dende 'Sind, lind dann von Wirklich hoher Warte aUS ein ;n Verbindung mit Nicolai Berdjajew und Erwin Reisner und
Uberblick über das Verhältnis der beiden Großen einer Arbeit8gemeinschaft von Deut6cben und Ru8Sen, h voa
geben vom romischen Staat an bis in unsere Zeit. Dieser ■ , . . Dn . _ .... ni:,™ ,„
Uberblick wird unter dem Gedanken der Auseinander- j mz LieD und Haul Schutz, HEbl 1U:
Setzung von Transzendenz- und Immanenzgedanken gestellt
. Dem Verhältnis von Kirche und Staat auf dem
Boden des Immanenzgedankens mit wie immer bei Z.
sehr scharfen, manchmal vielleicht allzuscharf erscheinenden
Formulierungen setzt er die Schilderung dieses
Verhältnisses vom Boden der reformatorischen Verkündigung
aus entgegen, manchmal in gehobener Sprache
von dem redend, worauf es ihm ankommt. Von Anfang
bis zu Ende ist die Schrift packend und interessant geschrieben
. Nach meinen Erfahrungen im Religionsunterricht
der Prima scheint sie mir auch für die Hand des
Religionslehrers und seine Vorbereitung sehr geeignet
Dichtung-Mythus-Offenbarung
Aus dem Inhalt:
H. v. Heiseler: Bemerkungen zu Puschkins
Dramen
V. N. Iljln: Dostojewskij und Gogol
M. Schröter: Mythus und Metaphysik bei
Bachofen und Schölling
E. Reisner: Christologie und Eschatologie in
Schellings Philosophie der Offenbarung
In der Chronik u. a. ein weiterer Bericht über die neueste wirt-
Pouch bei Bitterfeld. Wilhelm Usener. | 8chaftliche Umgestaltung Sowjetrußlands.
Preis des 10. Heftes voraussichtlich . . RM 3.—
Wiesenhütter, Alfred: Das Wort Gottes und die bildende Subskription für OrO 1932 = H. 9—12 . RM 10.—
Kunst. Dresden: C. L. Ungelenk 1931. (164 S. m. Abb.) 8°. = | Prospekt (P. 966) mit Übersicht über den Inhalt
„Kirche und Gegenwart", prakt.-theol. Untersuchungen, hrsg. v. H. ! der früheren OrO Hefte steht zur Verfüeune
Rendtorff und E. Stange, 12. RM 5—. j
Der Verf. will der kultischen bildenden Kunst zu
der ihr gebührenden Stellung in der praktischen Theologie
und zur Einordnung unter die elementaren Funktionen
des kirchlichen Lebens verhelfen. Daß hier bisher
noch keine wirkliche Klärung erfolgt ist, zeigt ein Blick
auf die neuesten Gesamtdarstellungen der praktischen
VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEM
BUCHHANDLUNG IN LEIPZIG C1
Beiliegend das 2. Heft (Jahrg. XI) des .Bibliographischen Beiblattes".
Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 2. Juli 1932.
Verantwortlich: Prof. D. W. Bauer in Göttingen, Düstere Eichenweg 46.
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig C 1, Scherlstraße 2. — Druckerei Bauer in Marburg.